Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.Ordnung der Rundmäuler. (Cyclostomata.) Die wurmförmige gestreckte Gestalt, die fast gleichmäßige Dicke [Abbildung]
Fig. 1013. des Körpers in seiner ganzen Länge, die derbe,Längsdurchschnitt der Lamprete schuppenlose, aber meist sehr schleimige Haut, die ungenügend ausgebildeten, senkrechten, fast strahlenlosen Flossen und das Fehlen jeder Spur von paarigen Flossen lassen diese Fische schon auf den ersten Blick erkennen. Das Ske- lett der Rundmäuler ist vollkommen knorpelig, die Wirbelsäule wird durch eine einfache Saite ersetzt, an welcher keine Spur von Rippen oder unteren besonderen Bogen vorhanden sind, deren Scheide vielmehr sich nach oben in ein zweites zusammenhängendes Rohr fortsetzt, wel- ches das Rückenmark umhüllt. Der Schädel zeigt noch ganz die embryonale Bildung mit der unmittelbar eindringenden Chorda, zu deren beiden Seiten sich die Ohrblasen und die eigen- thümlichen Knorpelleisten entwickeln, welche die zusammenhängende Kapsel des Gehirnes stützen. Kiefer und ihnen entsprechende Bildungen fehlen gänzlich, dagegen sind die Lippen des meist trichterförmigen oder gespaltenen Saugmundes so wie die Bärtel, welche häufig herumstehen, durch ein besonderes System von Lippenknor- peln unterstützt, die oft eine weit bedeutendere Ausdehnung und Entwickelung als die Kopf- knorpel des eigentlichen Schädels zeigen. An der vorderen Spitze des Schädels befindet sich die einfache Nasenöffnung, welche sich nach hinten in einen röhrenartigen Sack fortsetzt, der zwischen der Schädelbasis und dem häuti- [Abbildung]
Fig. 1014. Das Maul des Neunauges, Petromyzon marinus. Ordnung der Rundmäuler. (Cyclostomata.) Die wurmförmige geſtreckte Geſtalt, die faſt gleichmäßige Dicke [Abbildung]
Fig. 1013. des Körpers in ſeiner ganzen Länge, die derbe,Längsdurchſchnitt der Lamprete ſchuppenloſe, aber meiſt ſehr ſchleimige Haut, die ungenügend ausgebildeten, ſenkrechten, faſt ſtrahlenloſen Floſſen und das Fehlen jeder Spur von paarigen Floſſen laſſen dieſe Fiſche ſchon auf den erſten Blick erkennen. Das Ske- lett der Rundmäuler iſt vollkommen knorpelig, die Wirbelſäule wird durch eine einfache Saite erſetzt, an welcher keine Spur von Rippen oder unteren beſonderen Bogen vorhanden ſind, deren Scheide vielmehr ſich nach oben in ein zweites zuſammenhängendes Rohr fortſetzt, wel- ches das Rückenmark umhüllt. Der Schädel zeigt noch ganz die embryonale Bildung mit der unmittelbar eindringenden Chorda, zu deren beiden Seiten ſich die Ohrblaſen und die eigen- thümlichen Knorpelleiſten entwickeln, welche die zuſammenhängende Kapſel des Gehirnes ſtützen. Kiefer und ihnen entſprechende Bildungen fehlen gänzlich, dagegen ſind die Lippen des meiſt trichterförmigen oder geſpaltenen Saugmundes ſo wie die Bärtel, welche häufig herumſtehen, durch ein beſonderes Syſtem von Lippenknor- peln unterſtützt, die oft eine weit bedeutendere Ausdehnung und Entwickelung als die Kopf- knorpel des eigentlichen Schädels zeigen. An der vorderen Spitze des Schädels befindet ſich die einfache Naſenöffnung, welche ſich nach hinten in einen röhrenartigen Sack fortſetzt, der zwiſchen der Schädelbaſis und dem häuti- [Abbildung]
Fig. 1014. Das Maul des Neunauges, Petromyzon marinus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0111" n="105"/> <div n="4"> <head> <hi rendition="#b">Ordnung der Rundmäuler. <hi rendition="#aq">(Cyclostomata.)</hi></hi> </head><lb/> <p>Die wurmförmige geſtreckte Geſtalt, die faſt gleichmäßige Dicke<lb/><figure><head>Fig. 1013.</head><lb/><p>Längsdurchſchnitt der Lamprete<lb/><hi rendition="#aq">(Petromyzon)</hi>.<lb/><hi rendition="#aq">a</hi> Mund. <hi rendition="#aq">b</hi> Zunge.<lb/><hi rendition="#aq">c</hi> Naſenrohr. <hi rendition="#aq">d</hi> Hirn,<lb/> davor das Auge. <hi rendition="#aq">e</hi> Ohr-<lb/> blaſe. <hi rendition="#aq">f</hi> Kiemenſchlauch.<lb/><hi rendition="#aq">g</hi> Herz. <hi rendition="#aq">h</hi> Chorda. <hi rendition="#aq">i</hi> Le-<lb/> ber. <hi rendition="#aq">k</hi> Darm. <hi rendition="#aq">l</hi> Rücken-<lb/> mark. <hi rendition="#aq">m</hi> Hode. <hi rendition="#aq">n</hi> Nieren.<lb/><hi rendition="#aq">o</hi> After. <hi rendition="#aq">p</hi> Muskelſchich-<lb/> ten. <hi rendition="#aq">q</hi>′ u. <hi rendition="#aq">q</hi>″ Rückenfloſ-<lb/> ſen. <hi rendition="#aq">r</hi> Schwanzfloſſe. <hi rendition="#aq">s</hi> Af-<lb/> terfloſſe. <hi rendition="#aq">t</hi> Schlund.</p></figure><lb/> des Körpers in ſeiner ganzen Länge, die derbe,<lb/> ſchuppenloſe, aber meiſt ſehr ſchleimige Haut,<lb/> die ungenügend ausgebildeten, ſenkrechten, faſt<lb/> ſtrahlenloſen Floſſen und das Fehlen jeder<lb/> Spur von paarigen Floſſen laſſen dieſe Fiſche<lb/> ſchon auf den erſten Blick erkennen. Das <hi rendition="#g">Ske-<lb/> lett</hi> der Rundmäuler iſt vollkommen knorpelig,<lb/> die Wirbelſäule wird durch eine einfache Saite<lb/> erſetzt, an welcher keine Spur von Rippen oder<lb/> unteren beſonderen Bogen vorhanden ſind,<lb/> deren Scheide vielmehr ſich nach oben in ein<lb/> zweites zuſammenhängendes Rohr fortſetzt, wel-<lb/> ches das Rückenmark umhüllt. Der Schädel<lb/> zeigt noch ganz die embryonale Bildung mit<lb/> der unmittelbar eindringenden Chorda, zu deren<lb/> beiden Seiten ſich die Ohrblaſen und die eigen-<lb/> thümlichen Knorpelleiſten entwickeln, welche die<lb/> zuſammenhängende Kapſel des Gehirnes ſtützen.<lb/> Kiefer und ihnen entſprechende Bildungen fehlen<lb/> gänzlich, dagegen ſind die Lippen des meiſt<lb/> trichterförmigen oder geſpaltenen Saugmundes<lb/> ſo wie die Bärtel, welche häufig herumſtehen,<lb/> durch ein beſonderes Syſtem von Lippenknor-<lb/> peln unterſtützt, die oft eine weit bedeutendere<lb/> Ausdehnung und Entwickelung als die Kopf-<lb/> knorpel des eigentlichen Schädels zeigen. An<lb/> der vorderen Spitze des Schädels befindet ſich<lb/> die einfache <hi rendition="#g">Naſenöffnung</hi>, welche ſich nach<lb/> hinten in einen röhrenartigen Sack fortſetzt,<lb/> der zwiſchen der Schädelbaſis und dem häuti-<lb/><figure><head>Fig. 1014.</head><lb/><p>Das Maul des Neunauges, <hi rendition="#aq">Petromyzon marinus</hi>.</p></figure><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [105/0111]
Ordnung der Rundmäuler. (Cyclostomata.)
Die wurmförmige geſtreckte Geſtalt, die faſt gleichmäßige Dicke
[Abbildung Fig. 1013.
Längsdurchſchnitt der Lamprete
(Petromyzon).
a Mund. b Zunge.
c Naſenrohr. d Hirn,
davor das Auge. e Ohr-
blaſe. f Kiemenſchlauch.
g Herz. h Chorda. i Le-
ber. k Darm. l Rücken-
mark. m Hode. n Nieren.
o After. p Muskelſchich-
ten. q′ u. q″ Rückenfloſ-
ſen. r Schwanzfloſſe. s Af-
terfloſſe. t Schlund.]
des Körpers in ſeiner ganzen Länge, die derbe,
ſchuppenloſe, aber meiſt ſehr ſchleimige Haut,
die ungenügend ausgebildeten, ſenkrechten, faſt
ſtrahlenloſen Floſſen und das Fehlen jeder
Spur von paarigen Floſſen laſſen dieſe Fiſche
ſchon auf den erſten Blick erkennen. Das Ske-
lett der Rundmäuler iſt vollkommen knorpelig,
die Wirbelſäule wird durch eine einfache Saite
erſetzt, an welcher keine Spur von Rippen oder
unteren beſonderen Bogen vorhanden ſind,
deren Scheide vielmehr ſich nach oben in ein
zweites zuſammenhängendes Rohr fortſetzt, wel-
ches das Rückenmark umhüllt. Der Schädel
zeigt noch ganz die embryonale Bildung mit
der unmittelbar eindringenden Chorda, zu deren
beiden Seiten ſich die Ohrblaſen und die eigen-
thümlichen Knorpelleiſten entwickeln, welche die
zuſammenhängende Kapſel des Gehirnes ſtützen.
Kiefer und ihnen entſprechende Bildungen fehlen
gänzlich, dagegen ſind die Lippen des meiſt
trichterförmigen oder geſpaltenen Saugmundes
ſo wie die Bärtel, welche häufig herumſtehen,
durch ein beſonderes Syſtem von Lippenknor-
peln unterſtützt, die oft eine weit bedeutendere
Ausdehnung und Entwickelung als die Kopf-
knorpel des eigentlichen Schädels zeigen. An
der vorderen Spitze des Schädels befindet ſich
die einfache Naſenöffnung, welche ſich nach
hinten in einen röhrenartigen Sack fortſetzt,
der zwiſchen der Schädelbaſis und dem häuti-
[Abbildung Fig. 1014.
Das Maul des Neunauges, Petromyzon marinus.]
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