aber vor der Schnauzenspitze zusammenstoßen, so daß die an den äu- ßeren Rand dieser vorderen und hinteren Trageknochen angehefteten Flossenstrahlen eine breite Scheibe darstellen, welche horizontal zu bei- den Seiten des Körpers sich erstreckt. Die Bauchflossen sind stets vorhanden und unter allen Umständen weit nach hinten in die Nähe des Afters gerückt, so daß sich also in der ganzen Ordnung weder Kehl- noch Brustflosser finden. Bei den Männchen sind die Bauch- flossen an der inneren Seite mit besonderen cylindrischen Knorpelan- hängen versehen, die als Klammerorgane zu dienen scheinen und als äußerer Charakter der Geschlechtsverschiedenheit benutzt werden können. Ueberall zeigen sich die senkrechten Flossen und mit Ausnahme der Brustflossen der Rochen, auch die paarigen Flossen von einer ungemein großen Menge horniger, faseriger Strahlen gestützt, die durchaus keine Aehnlichkeit mit den Flossenstrahlen der übrigen Fische zeigen. Außerdem kommen an den Rückenflossen und einzig an diesen zuweilen stachelige Strahlen von höchst eigenthümlicher Bildung vor. Eine jede Flosse be- sitzt nämlich dann nur einen einzigen, großen, starken, spitzen, meist säbel- förmig gekrümmten und an der hinteren Kante sägeartig gezähnten Stachel, der aus förmlicher Zahnsubstanz gebildet, innen hohl und nach unten wie eine Schreibfeder zugeschnitten ist. Mit dieser kiel- artigen Basis sitzt der Stachel auf einem zuweilen beweglichen Knor- pelzapfen auf, in ähnlicher Weise wie das hohle Horn eines Ochsen auf dem Knochenzapfen, der es trägt. Bei vielen Rochen stehen diese Stacheln in Form gerader, pfeilähnlicher Waffen mit Widerhaken an dem Schwanze isolirt und bilden eine gefürchtete Waffe, die gerissene Wunden schlägt, welche schwer heilen. Da die Knorpelfische bei Versteinerung einzig nur ihre Zähne und diese, in höchst charakteristi- scher Weise von ächter Zahnsubstanz mit Markkanälen und verzweigten Zahnröhrchen gebildeten Flossenstacheln hinterlassen, so ist die Kennt- niß der letzteren ebenfalls von besonderer Wichtigkeit für die Pe- trefaktenkunde, in der man sie unter dem Namen Ichthyodoruliten bezeichnete.
Die Haut der Knorpelfische ist entweder ganz nackt oder mit einer eigenthümlichen Art harter Gebilde bekleidet, welche sie von allen übrigen Fischen unterscheidet. In einzelnen Fällen sind diese Haut- bedeckungen nagelartige, gekrümmte Dornen, die aus ächter Zahnsub- stanz bestehen und in eine Unterlage von schwammigem Gewebe ein- gesenkt sind, welches mit netzförmigen Knochenbalken durchzogener Knorpel ist. Diese Nageldornen kommen namentlich bei den Rochen
aber vor der Schnauzenſpitze zuſammenſtoßen, ſo daß die an den äu- ßeren Rand dieſer vorderen und hinteren Trageknochen angehefteten Floſſenſtrahlen eine breite Scheibe darſtellen, welche horizontal zu bei- den Seiten des Körpers ſich erſtreckt. Die Bauchfloſſen ſind ſtets vorhanden und unter allen Umſtänden weit nach hinten in die Nähe des Afters gerückt, ſo daß ſich alſo in der ganzen Ordnung weder Kehl- noch Bruſtfloſſer finden. Bei den Männchen ſind die Bauch- floſſen an der inneren Seite mit beſonderen cylindriſchen Knorpelan- hängen verſehen, die als Klammerorgane zu dienen ſcheinen und als äußerer Charakter der Geſchlechtsverſchiedenheit benutzt werden können. Ueberall zeigen ſich die ſenkrechten Floſſen und mit Ausnahme der Bruſtfloſſen der Rochen, auch die paarigen Floſſen von einer ungemein großen Menge horniger, faſeriger Strahlen geſtützt, die durchaus keine Aehnlichkeit mit den Floſſenſtrahlen der übrigen Fiſche zeigen. Außerdem kommen an den Rückenfloſſen und einzig an dieſen zuweilen ſtachelige Strahlen von höchſt eigenthümlicher Bildung vor. Eine jede Floſſe be- ſitzt nämlich dann nur einen einzigen, großen, ſtarken, ſpitzen, meiſt ſäbel- förmig gekrümmten und an der hinteren Kante ſägeartig gezähnten Stachel, der aus förmlicher Zahnſubſtanz gebildet, innen hohl und nach unten wie eine Schreibfeder zugeſchnitten iſt. Mit dieſer kiel- artigen Baſis ſitzt der Stachel auf einem zuweilen beweglichen Knor- pelzapfen auf, in ähnlicher Weiſe wie das hohle Horn eines Ochſen auf dem Knochenzapfen, der es trägt. Bei vielen Rochen ſtehen dieſe Stacheln in Form gerader, pfeilähnlicher Waffen mit Widerhaken an dem Schwanze iſolirt und bilden eine gefürchtete Waffe, die geriſſene Wunden ſchlägt, welche ſchwer heilen. Da die Knorpelfiſche bei Verſteinerung einzig nur ihre Zähne und dieſe, in höchſt charakteriſti- ſcher Weiſe von ächter Zahnſubſtanz mit Markkanälen und verzweigten Zahnröhrchen gebildeten Floſſenſtacheln hinterlaſſen, ſo iſt die Kennt- niß der letzteren ebenfalls von beſonderer Wichtigkeit für die Pe- trefaktenkunde, in der man ſie unter dem Namen Ichthyodoruliten bezeichnete.
Die Haut der Knorpelfiſche iſt entweder ganz nackt oder mit einer eigenthümlichen Art harter Gebilde bekleidet, welche ſie von allen übrigen Fiſchen unterſcheidet. In einzelnen Fällen ſind dieſe Haut- bedeckungen nagelartige, gekrümmte Dornen, die aus ächter Zahnſub- ſtanz beſtehen und in eine Unterlage von ſchwammigem Gewebe ein- geſenkt ſind, welches mit netzförmigen Knochenbalken durchzogener Knorpel iſt. Dieſe Nageldornen kommen namentlich bei den Rochen
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aber vor der Schnauzenſpitze zuſammenſtoßen, ſo daß die an den äu-
ßeren Rand dieſer vorderen und hinteren Trageknochen angehefteten
Floſſenſtrahlen eine breite Scheibe darſtellen, welche horizontal zu bei-
den Seiten des Körpers ſich erſtreckt. Die Bauchfloſſen ſind ſtets
vorhanden und unter allen Umſtänden weit nach hinten in die Nähe
des Afters gerückt, ſo daß ſich alſo in der ganzen Ordnung weder
Kehl- noch Bruſtfloſſer finden. Bei den Männchen ſind die Bauch-
floſſen an der inneren Seite mit beſonderen cylindriſchen Knorpelan-
hängen verſehen, die als Klammerorgane zu dienen ſcheinen und als
äußerer Charakter der Geſchlechtsverſchiedenheit benutzt werden können.
Ueberall zeigen ſich die ſenkrechten Floſſen und mit Ausnahme der
Bruſtfloſſen der Rochen, auch die paarigen Floſſen von einer ungemein
großen Menge horniger, faſeriger Strahlen geſtützt, die durchaus keine
Aehnlichkeit mit den Floſſenſtrahlen der übrigen Fiſche zeigen. Außerdem
kommen an den Rückenfloſſen und einzig an dieſen zuweilen ſtachelige
Strahlen von höchſt eigenthümlicher Bildung vor. Eine jede Floſſe be-
ſitzt nämlich dann nur einen einzigen, großen, ſtarken, ſpitzen, meiſt ſäbel-
förmig gekrümmten und an der hinteren Kante ſägeartig gezähnten
Stachel, der aus förmlicher Zahnſubſtanz gebildet, innen hohl und
nach unten wie eine Schreibfeder zugeſchnitten iſt. Mit dieſer kiel-
artigen Baſis ſitzt der Stachel auf einem zuweilen beweglichen Knor-
pelzapfen auf, in ähnlicher Weiſe wie das hohle Horn eines Ochſen
auf dem Knochenzapfen, der es trägt. Bei vielen Rochen ſtehen dieſe
Stacheln in Form gerader, pfeilähnlicher Waffen mit Widerhaken an
dem Schwanze iſolirt und bilden eine gefürchtete Waffe, die geriſſene
Wunden ſchlägt, welche ſchwer heilen. Da die Knorpelfiſche bei
Verſteinerung einzig nur ihre Zähne und dieſe, in höchſt charakteriſti-
ſcher Weiſe von ächter Zahnſubſtanz mit Markkanälen und verzweigten
Zahnröhrchen gebildeten Floſſenſtacheln hinterlaſſen, ſo iſt die Kennt-
niß der letzteren ebenfalls von beſonderer Wichtigkeit für die Pe-
trefaktenkunde, in der man ſie unter dem Namen Ichthyodoruliten
bezeichnete.
Die Haut der Knorpelfiſche iſt entweder ganz nackt oder mit
einer eigenthümlichen Art harter Gebilde bekleidet, welche ſie von allen
übrigen Fiſchen unterſcheidet. In einzelnen Fällen ſind dieſe Haut-
bedeckungen nagelartige, gekrümmte Dornen, die aus ächter Zahnſub-
ſtanz beſtehen und in eine Unterlage von ſchwammigem Gewebe ein-
geſenkt ſind, welches mit netzförmigen Knochenbalken durchzogener
Knorpel iſt. Dieſe Nageldornen kommen namentlich bei den Rochen
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/116>, abgerufen am 27.11.2024.
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