verschiedenen Knochenhechten, welche die großen Flüße Nordamerikas bewohnen. Der Kopf dieser Fische ist kegelförmig, oft in eine lange, spitze Schnauze ausgezogen, welche gänzlich, oben wie unten, mit doppelten Reihen von Zähnen besetzt ist. Es finden sich nämlich in den ungemein langen Kiefern einzelne große, spitze, kegelförmige Fang- zähne, die auf besonderen Sockeln stehen und zwischen welchen zahl- reiche kleine Bürstenzähnchen zerstreut sind. Die großen Zähne sind der Länge nach gestreift, und untersucht man ihre Struktur genauer, so findet man, daß diese Streifen durch Faltungen der Zahnsubstanz entstehen, welche wie ein grobes Tuch im Umkreise der Zahnhöhle ein- und ausgebogen ist. Die Nasenlöcher befinden sich ganz vorn an der Spitze der Schnauze, die kleinen runden Augen auf der Seite in geringer Höhe über dem Mundwinkel. Ein Spritzloch fehlt durch- aus, die Kiemenhaut enthält drei getrennte Strahlen auf jeder Seite, der Oberkiefer ist in viele einzelne zahntragende Stücke getheilt; an dem langen, gestreckten Leibe stehen die Flossen weit nach hinten, so daß eine gewisse Aehnlichkeit mit der Schwanzform unseres gewöhn- lichen Hechtes existirt. Die Rückenwirbel sind mit einander durch Gelenkköpfe und Pfannen eingelenkt, die Schwimmblase einfach, aber stark zellig und auf ihrem ganzen Umfange mit Muskelbalken versehen; sie öffnet sich in die hintere Wand des Schlundes. (Lepidosteus; Me- galichthys; Saurichthys). Bei den Doppelzeilern mit homocerker Schwanzflosse oder den Lepidoiden(Lepidotus; Semionotus; Nota- gogus; Propterus; Caturus; Macrosemius) zeigen sich ebenfalls meist schlanke Körperformen, aber stets nur Bürsten- oder einfache Haken- zähne, niemals solche einzelstehende Fangzähne mit Faltenbildungen, wie sie den Knochenhechten zukommen.
[Abbildung]
Fig. 1040.
Fig. 1040. Restauration von Pycnodus.
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Fig. 1041.
Fig. 1041. Gaumen eines Fisches derselben Gattung.
Die Familie der Plattzähner(Pycnodontida), welche von dem Kupferschiefer an bis zur Tertiärzeit sich in den verschiedenen Erd- schichten finden, in der Jetztwelt aber spurlos verschwunden sind, zeigt
verſchiedenen Knochenhechten, welche die großen Flüße Nordamerikas bewohnen. Der Kopf dieſer Fiſche iſt kegelförmig, oft in eine lange, ſpitze Schnauze ausgezogen, welche gänzlich, oben wie unten, mit doppelten Reihen von Zähnen beſetzt iſt. Es finden ſich nämlich in den ungemein langen Kiefern einzelne große, ſpitze, kegelförmige Fang- zähne, die auf beſonderen Sockeln ſtehen und zwiſchen welchen zahl- reiche kleine Bürſtenzähnchen zerſtreut ſind. Die großen Zähne ſind der Länge nach geſtreift, und unterſucht man ihre Struktur genauer, ſo findet man, daß dieſe Streifen durch Faltungen der Zahnſubſtanz entſtehen, welche wie ein grobes Tuch im Umkreiſe der Zahnhöhle ein- und ausgebogen iſt. Die Naſenlöcher befinden ſich ganz vorn an der Spitze der Schnauze, die kleinen runden Augen auf der Seite in geringer Höhe über dem Mundwinkel. Ein Spritzloch fehlt durch- aus, die Kiemenhaut enthält drei getrennte Strahlen auf jeder Seite, der Oberkiefer iſt in viele einzelne zahntragende Stücke getheilt; an dem langen, geſtreckten Leibe ſtehen die Floſſen weit nach hinten, ſo daß eine gewiſſe Aehnlichkeit mit der Schwanzform unſeres gewöhn- lichen Hechtes exiſtirt. Die Rückenwirbel ſind mit einander durch Gelenkköpfe und Pfannen eingelenkt, die Schwimmblaſe einfach, aber ſtark zellig und auf ihrem ganzen Umfange mit Muskelbalken verſehen; ſie öffnet ſich in die hintere Wand des Schlundes. (Lepidosteus; Me- galichthys; Saurichthys). Bei den Doppelzeilern mit homocerker Schwanzfloſſe oder den Lepidoiden(Lepidotus; Semionotus; Nota- gogus; Propterus; Caturus; Macrosemius) zeigen ſich ebenfalls meiſt ſchlanke Körperformen, aber ſtets nur Bürſten- oder einfache Haken- zähne, niemals ſolche einzelſtehende Fangzähne mit Faltenbildungen, wie ſie den Knochenhechten zukommen.
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Fig. 1040.
Fig. 1040. Reſtauration von Pycnodus.
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Fig. 1041.
Fig. 1041. Gaumen eines Fiſches derſelben Gattung.
Die Familie der Plattzähner(Pycnodontida), welche von dem Kupferſchiefer an bis zur Tertiärzeit ſich in den verſchiedenen Erd- ſchichten finden, in der Jetztwelt aber ſpurlos verſchwunden ſind, zeigt
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verſchiedenen Knochenhechten, welche die großen Flüße Nordamerikas
bewohnen. Der Kopf dieſer Fiſche iſt kegelförmig, oft in eine lange,
ſpitze Schnauze ausgezogen, welche gänzlich, oben wie unten, mit
doppelten Reihen von Zähnen beſetzt iſt. Es finden ſich nämlich in
den ungemein langen Kiefern einzelne große, ſpitze, kegelförmige Fang-
zähne, die auf beſonderen Sockeln ſtehen und zwiſchen welchen zahl-
reiche kleine Bürſtenzähnchen zerſtreut ſind. Die großen Zähne ſind
der Länge nach geſtreift, und unterſucht man ihre Struktur genauer,
ſo findet man, daß dieſe Streifen durch Faltungen der Zahnſubſtanz
entſtehen, welche wie ein grobes Tuch im Umkreiſe der Zahnhöhle
ein- und ausgebogen iſt. Die Naſenlöcher befinden ſich ganz vorn
an der Spitze der Schnauze, die kleinen runden Augen auf der Seite
in geringer Höhe über dem Mundwinkel. Ein Spritzloch fehlt durch-
aus, die Kiemenhaut enthält drei getrennte Strahlen auf jeder Seite,
der Oberkiefer iſt in viele einzelne zahntragende Stücke getheilt; an
dem langen, geſtreckten Leibe ſtehen die Floſſen weit nach hinten, ſo
daß eine gewiſſe Aehnlichkeit mit der Schwanzform unſeres gewöhn-
lichen Hechtes exiſtirt. Die Rückenwirbel ſind mit einander durch
Gelenkköpfe und Pfannen eingelenkt, die Schwimmblaſe einfach, aber
ſtark zellig und auf ihrem ganzen Umfange mit Muskelbalken verſehen;
ſie öffnet ſich in die hintere Wand des Schlundes. (Lepidosteus; Me-
galichthys; Saurichthys). Bei den Doppelzeilern mit homocerker
Schwanzfloſſe oder den Lepidoiden (Lepidotus; Semionotus; Nota-
gogus; Propterus; Caturus; Macrosemius) zeigen ſich ebenfalls meiſt
ſchlanke Körperformen, aber ſtets nur Bürſten- oder einfache Haken-
zähne, niemals ſolche einzelſtehende Fangzähne mit Faltenbildungen,
wie ſie den Knochenhechten zukommen.
[Abbildung Fig. 1040.
Fig. 1040. Reſtauration von Pycnodus. ]
[Abbildung Fig. 1041.
Fig. 1041. Gaumen eines Fiſches derſelben Gattung. ]
Die Familie der Plattzähner (Pycnodontida), welche von dem
Kupferſchiefer an bis zur Tertiärzeit ſich in den verſchiedenen Erd-
ſchichten finden, in der Jetztwelt aber ſpurlos verſchwunden ſind, zeigt
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/140>, abgerufen am 23.11.2024.
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