ausgebildet sind. Bei den Schuppenlurchen ist das Kiemengerüste durchaus so, wie bei den Knochenfischen gebildet, bei den Kiemenmol- chen findet sich ein starker Zungenbeinbogen mit mittlerem Körper, dem nach hinten mehrere Kiemenbogen angeheftet sind, die den Schä- del nicht erreichen; bei den froschartigen Thieren ist das Zungenbein sehr breit, knorpelig, durch ein Paar lange Knorpelstäbe an dem Schädel befestigt und noch mit mehreren kürzeren, den Schädel nicht erreichenden, seitlichen Fortsätzen versehen, welche aus den ursprüng- lichen Kiemenbogen der Larve hervorgegangen sind.
Die Extremitäten bestehen, insofern sie vorhanden sind, stets aus dem Schulter- oder Beckengürtel und den eigentlichen Extremitä- ten, nur den Blindwühlen fehlen dieselben gänzlich, während bei manchen Kiemenmolchen nur Vorderfüße vorhanden sind und die Hin- terfüße gänzlich fehlen. Nur bei den Schuppenlurchen ist der aus stielförmigem Schulterblatte und breitem, spatelartigem Schlüsselbeine gebildete Schultergürtel noch an dem Schädel selbst aufgehängt; bei allen übrigen dagegen weiter nach hinten an der Halswirbelsäule be- festigt. Bei den Molchen ist er stets nur theilweise verknöchert und besteht aus einem Schulterblatte, einem breiten Schlüsselbeine und da- hinterliegendem Rabenbeine, zwischen welche sich oft noch ein unpaares Brustbein einschiebt. Bei den Fröschen wird ein breiter Brustkorb von dem Schultergürtel gebildet, der aus vielen Stücken besteht, welche oft nur theilweise verknöchern und in ihrer Deutung manche Schwie- rigkeiten machen. Der Vorderfuß selbst besteht immer aus einem ein- fachen Oberarme, zwei zuweilen verschmolzenen Vorderarmknochen, einer oft knorpelig bleibenden Handwurzel und aus Zehen, deren Zahl meist vier, selten drei beträgt. Der Beckengürtel ist bei den Molchen nur unbedeutend und die Kreuzbeinwirbel kaum in ihrer Struktur von den übrigen Wirbeln verschieden. Das Becken bleibt bei diesen Thieren außerdem meist knorpelig und besteht nur aus zwei Darmbeinen, welche durch einen Mittelknochen mit einander verbunden sind. Um so ausgezeichneter ist die Bildung des Beckens bei den Fröschen, wo dasselbe den starken Sprungbeinen als Stützpunkt und ihren Muskeln zum Ansatze dienen muß. Die langen, stabförmigen Darmbeine sind an die breiten Grifffortsätze des schwertförmigen Kreuz- beines geheftet und krümmen sich nach hinten gegen den After zusam- men, wo sie mit dem Säbelknochen des Kreuzbeines und den Sitz- beinen sich verbinden, während zugleich noch die Schambeine diese Verbindung vervollständigen und alle drei Knochen die Gelenkpfanne
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ausgebildet ſind. Bei den Schuppenlurchen iſt das Kiemengerüſte durchaus ſo, wie bei den Knochenfiſchen gebildet, bei den Kiemenmol- chen findet ſich ein ſtarker Zungenbeinbogen mit mittlerem Körper, dem nach hinten mehrere Kiemenbogen angeheftet ſind, die den Schä- del nicht erreichen; bei den froſchartigen Thieren iſt das Zungenbein ſehr breit, knorpelig, durch ein Paar lange Knorpelſtäbe an dem Schädel befeſtigt und noch mit mehreren kürzeren, den Schädel nicht erreichenden, ſeitlichen Fortſätzen verſehen, welche aus den urſprüng- lichen Kiemenbogen der Larve hervorgegangen ſind.
Die Extremitäten beſtehen, inſofern ſie vorhanden ſind, ſtets aus dem Schulter- oder Beckengürtel und den eigentlichen Extremitä- ten, nur den Blindwühlen fehlen dieſelben gänzlich, während bei manchen Kiemenmolchen nur Vorderfüße vorhanden ſind und die Hin- terfüße gänzlich fehlen. Nur bei den Schuppenlurchen iſt der aus ſtielförmigem Schulterblatte und breitem, ſpatelartigem Schlüſſelbeine gebildete Schultergürtel noch an dem Schädel ſelbſt aufgehängt; bei allen übrigen dagegen weiter nach hinten an der Halswirbelſäule be- feſtigt. Bei den Molchen iſt er ſtets nur theilweiſe verknöchert und beſteht aus einem Schulterblatte, einem breiten Schlüſſelbeine und da- hinterliegendem Rabenbeine, zwiſchen welche ſich oft noch ein unpaares Bruſtbein einſchiebt. Bei den Fröſchen wird ein breiter Bruſtkorb von dem Schultergürtel gebildet, der aus vielen Stücken beſteht, welche oft nur theilweiſe verknöchern und in ihrer Deutung manche Schwie- rigkeiten machen. Der Vorderfuß ſelbſt beſteht immer aus einem ein- fachen Oberarme, zwei zuweilen verſchmolzenen Vorderarmknochen, einer oft knorpelig bleibenden Handwurzel und aus Zehen, deren Zahl meiſt vier, ſelten drei beträgt. Der Beckengürtel iſt bei den Molchen nur unbedeutend und die Kreuzbeinwirbel kaum in ihrer Struktur von den übrigen Wirbeln verſchieden. Das Becken bleibt bei dieſen Thieren außerdem meiſt knorpelig und beſteht nur aus zwei Darmbeinen, welche durch einen Mittelknochen mit einander verbunden ſind. Um ſo ausgezeichneter iſt die Bildung des Beckens bei den Fröſchen, wo daſſelbe den ſtarken Sprungbeinen als Stützpunkt und ihren Muskeln zum Anſatze dienen muß. Die langen, ſtabförmigen Darmbeine ſind an die breiten Grifffortſätze des ſchwertförmigen Kreuz- beines geheftet und krümmen ſich nach hinten gegen den After zuſam- men, wo ſie mit dem Säbelknochen des Kreuzbeines und den Sitz- beinen ſich verbinden, während zugleich noch die Schambeine dieſe Verbindung vervollſtändigen und alle drei Knochen die Gelenkpfanne
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ausgebildet ſind. Bei den Schuppenlurchen iſt das Kiemengerüſte
durchaus ſo, wie bei den Knochenfiſchen gebildet, bei den Kiemenmol-
chen findet ſich ein ſtarker Zungenbeinbogen mit mittlerem Körper,
dem nach hinten mehrere Kiemenbogen angeheftet ſind, die den Schä-
del nicht erreichen; bei den froſchartigen Thieren iſt das Zungenbein
ſehr breit, knorpelig, durch ein Paar lange Knorpelſtäbe an dem
Schädel befeſtigt und noch mit mehreren kürzeren, den Schädel nicht
erreichenden, ſeitlichen Fortſätzen verſehen, welche aus den urſprüng-
lichen Kiemenbogen der Larve hervorgegangen ſind.
Die Extremitäten beſtehen, inſofern ſie vorhanden ſind, ſtets
aus dem Schulter- oder Beckengürtel und den eigentlichen Extremitä-
ten, nur den Blindwühlen fehlen dieſelben gänzlich, während bei
manchen Kiemenmolchen nur Vorderfüße vorhanden ſind und die Hin-
terfüße gänzlich fehlen. Nur bei den Schuppenlurchen iſt der aus
ſtielförmigem Schulterblatte und breitem, ſpatelartigem Schlüſſelbeine
gebildete Schultergürtel noch an dem Schädel ſelbſt aufgehängt; bei
allen übrigen dagegen weiter nach hinten an der Halswirbelſäule be-
feſtigt. Bei den Molchen iſt er ſtets nur theilweiſe verknöchert und
beſteht aus einem Schulterblatte, einem breiten Schlüſſelbeine und da-
hinterliegendem Rabenbeine, zwiſchen welche ſich oft noch ein unpaares
Bruſtbein einſchiebt. Bei den Fröſchen wird ein breiter Bruſtkorb
von dem Schultergürtel gebildet, der aus vielen Stücken beſteht, welche
oft nur theilweiſe verknöchern und in ihrer Deutung manche Schwie-
rigkeiten machen. Der Vorderfuß ſelbſt beſteht immer aus einem ein-
fachen Oberarme, zwei zuweilen verſchmolzenen Vorderarmknochen,
einer oft knorpelig bleibenden Handwurzel und aus Zehen, deren
Zahl meiſt vier, ſelten drei beträgt. Der Beckengürtel iſt bei den
Molchen nur unbedeutend und die Kreuzbeinwirbel kaum in ihrer
Struktur von den übrigen Wirbeln verſchieden. Das Becken bleibt
bei dieſen Thieren außerdem meiſt knorpelig und beſteht nur aus zwei
Darmbeinen, welche durch einen Mittelknochen mit einander verbunden
ſind. Um ſo ausgezeichneter iſt die Bildung des Beckens bei den
Fröſchen, wo daſſelbe den ſtarken Sprungbeinen als Stützpunkt und
ihren Muskeln zum Anſatze dienen muß. Die langen, ſtabförmigen
Darmbeine ſind an die breiten Grifffortſätze des ſchwertförmigen Kreuz-
beines geheftet und krümmen ſich nach hinten gegen den After zuſam-
men, wo ſie mit dem Säbelknochen des Kreuzbeines und den Sitz-
beinen ſich verbinden, während zugleich noch die Schambeine dieſe
Verbindung vervollſtändigen und alle drei Knochen die Gelenkpfanne
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/201>, abgerufen am 23.11.2024.
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