ist von der runden Zunge ausgefüllt, die meist mit ihrem ganzen Grunde festgewachsen und nur an dem Rande frei ist, deren Anhef- tung aber sich oft sehr verengert, so daß sie dann die Gestalt eines Hutpilzes hat, der mit einem dünnen Stiele auf dem Grunde der Mundhöhle festsitzt.
Fast alle Molche halten sich zeitlebens im Wasser auf, meistens in seichten, schlammigen Sümpfen, seltener in größeren Seen, niemals im Meere; nur die am höchsten ausgebildeten Gattungen leben auf festem Lande, aber auch hier nur an feuchten, schattigen Orten und verlassen ihre Schlupfwinkel nur nach Regen und starkem Thaue, um ihrer aus Insekten und Würmern bestehenden Nahrung nachzuschleichen. Die größeren in Seen und Sümpfen lebenden Arten nähren sich eben- falls von Insekten und Fischen. Der nackten, schlüpfrigen Haut wegen, die bei den auf dem festen Lande lebenden Gattungen noch obenein durch besondere über den ganzen Körper zerstreute Drüsen einen schar- fen, ätzenden Milchsaft absondert, hält der Volksglaube unrichtiger- weise manche dieser Thiere für giftig. Wir unterscheiden folgende Familien:
[Abbildung]
Fig. 1131.
Der Axolotl aus Mexiko (Siredon pisciformis).
Die Kiemenmolche(Sirenida) stellen den niedersten Typus der Ordnung dar. Auf jeder Seite des Halses finden sich zwei oder drei baumförmig verästelte äußere Kiemenbüschel; -- das Auge ist entweder ganz verdeckt oder doch nur sehr klein und ohne Lider; der Kopf ganz niedergedrückt, platt; die Füße sehr klein, durchaus unfähig, den Körper zu tragen, vorn meistens nur mit drei, hinten mit zwei bis fünf rudimentären, unvollständig abgetheilten, kaum ge- gliederten Zehen versehen. Die Thiere leben stets im Wasser, einige, wie der bekannte Olm oder Proteus aus Kärnthen und Krain, nur in unterirdischen Höhlen und können Jahre lang ohne Nahrung aus- halten; sie sind meist nur klein, doch erreicht die größte nordamerika-
iſt von der runden Zunge ausgefüllt, die meiſt mit ihrem ganzen Grunde feſtgewachſen und nur an dem Rande frei iſt, deren Anhef- tung aber ſich oft ſehr verengert, ſo daß ſie dann die Geſtalt eines Hutpilzes hat, der mit einem dünnen Stiele auf dem Grunde der Mundhöhle feſtſitzt.
Faſt alle Molche halten ſich zeitlebens im Waſſer auf, meiſtens in ſeichten, ſchlammigen Sümpfen, ſeltener in größeren Seen, niemals im Meere; nur die am höchſten ausgebildeten Gattungen leben auf feſtem Lande, aber auch hier nur an feuchten, ſchattigen Orten und verlaſſen ihre Schlupfwinkel nur nach Regen und ſtarkem Thaue, um ihrer aus Inſekten und Würmern beſtehenden Nahrung nachzuſchleichen. Die größeren in Seen und Sümpfen lebenden Arten nähren ſich eben- falls von Inſekten und Fiſchen. Der nackten, ſchlüpfrigen Haut wegen, die bei den auf dem feſten Lande lebenden Gattungen noch obenein durch beſondere über den ganzen Körper zerſtreute Drüſen einen ſchar- fen, ätzenden Milchſaft abſondert, hält der Volksglaube unrichtiger- weiſe manche dieſer Thiere für giftig. Wir unterſcheiden folgende Familien:
[Abbildung]
Fig. 1131.
Der Axolotl aus Mexiko (Siredon pisciformis).
Die Kiemenmolche(Sirenida) ſtellen den niederſten Typus der Ordnung dar. Auf jeder Seite des Halſes finden ſich zwei oder drei baumförmig veräſtelte äußere Kiemenbüſchel; — das Auge iſt entweder ganz verdeckt oder doch nur ſehr klein und ohne Lider; der Kopf ganz niedergedrückt, platt; die Füße ſehr klein, durchaus unfähig, den Körper zu tragen, vorn meiſtens nur mit drei, hinten mit zwei bis fünf rudimentären, unvollſtändig abgetheilten, kaum ge- gliederten Zehen verſehen. Die Thiere leben ſtets im Waſſer, einige, wie der bekannte Olm oder Proteus aus Kärnthen und Krain, nur in unterirdiſchen Höhlen und können Jahre lang ohne Nahrung aus- halten; ſie ſind meiſt nur klein, doch erreicht die größte nordamerika-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0224"n="218"/>
iſt von der runden Zunge ausgefüllt, die meiſt mit ihrem ganzen<lb/>
Grunde feſtgewachſen und nur an dem Rande frei iſt, deren Anhef-<lb/>
tung aber ſich oft ſehr verengert, ſo daß ſie dann die Geſtalt eines<lb/>
Hutpilzes hat, der mit einem dünnen Stiele auf dem Grunde der<lb/>
Mundhöhle feſtſitzt.</p><lb/><p>Faſt alle Molche halten ſich zeitlebens im Waſſer auf, meiſtens<lb/>
in ſeichten, ſchlammigen Sümpfen, ſeltener in größeren Seen, niemals<lb/>
im Meere; nur die am höchſten ausgebildeten Gattungen leben auf<lb/>
feſtem Lande, aber auch hier nur an feuchten, ſchattigen Orten und<lb/>
verlaſſen ihre Schlupfwinkel nur nach Regen und ſtarkem Thaue, um<lb/>
ihrer aus Inſekten und Würmern beſtehenden Nahrung nachzuſchleichen.<lb/>
Die größeren in Seen und Sümpfen lebenden Arten nähren ſich eben-<lb/>
falls von Inſekten und Fiſchen. Der nackten, ſchlüpfrigen Haut wegen,<lb/>
die bei den auf dem feſten Lande lebenden Gattungen noch obenein<lb/>
durch beſondere über den ganzen Körper zerſtreute Drüſen einen ſchar-<lb/>
fen, ätzenden Milchſaft abſondert, hält der Volksglaube unrichtiger-<lb/>
weiſe manche dieſer Thiere für giftig. Wir unterſcheiden folgende<lb/>
Familien:</p><lb/><figure><head>Fig. 1131.</head><lb/><p>Der Axolotl aus Mexiko <hirendition="#aq">(Siredon pisciformis)</hi>.</p></figure><lb/><p>Die <hirendition="#b">Kiemenmolche</hi><hirendition="#aq">(<hirendition="#i">Sirenida</hi>)</hi>ſtellen den niederſten Typus der<lb/>
Ordnung dar. Auf jeder Seite des Halſes finden ſich zwei oder<lb/>
drei baumförmig veräſtelte äußere Kiemenbüſchel; — das Auge iſt<lb/>
entweder ganz verdeckt oder doch nur ſehr klein und ohne Lider;<lb/>
der Kopf ganz niedergedrückt, platt; die Füße ſehr klein, durchaus<lb/>
unfähig, den Körper zu tragen, vorn meiſtens nur mit drei, hinten<lb/>
mit zwei bis fünf rudimentären, unvollſtändig abgetheilten, kaum ge-<lb/>
gliederten Zehen verſehen. Die Thiere leben ſtets im Waſſer, einige,<lb/>
wie der bekannte Olm oder Proteus aus Kärnthen und Krain, nur<lb/>
in unterirdiſchen Höhlen und können Jahre lang ohne Nahrung aus-<lb/>
halten; ſie ſind meiſt nur klein, doch erreicht die größte nordamerika-<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[218/0224]
iſt von der runden Zunge ausgefüllt, die meiſt mit ihrem ganzen
Grunde feſtgewachſen und nur an dem Rande frei iſt, deren Anhef-
tung aber ſich oft ſehr verengert, ſo daß ſie dann die Geſtalt eines
Hutpilzes hat, der mit einem dünnen Stiele auf dem Grunde der
Mundhöhle feſtſitzt.
Faſt alle Molche halten ſich zeitlebens im Waſſer auf, meiſtens
in ſeichten, ſchlammigen Sümpfen, ſeltener in größeren Seen, niemals
im Meere; nur die am höchſten ausgebildeten Gattungen leben auf
feſtem Lande, aber auch hier nur an feuchten, ſchattigen Orten und
verlaſſen ihre Schlupfwinkel nur nach Regen und ſtarkem Thaue, um
ihrer aus Inſekten und Würmern beſtehenden Nahrung nachzuſchleichen.
Die größeren in Seen und Sümpfen lebenden Arten nähren ſich eben-
falls von Inſekten und Fiſchen. Der nackten, ſchlüpfrigen Haut wegen,
die bei den auf dem feſten Lande lebenden Gattungen noch obenein
durch beſondere über den ganzen Körper zerſtreute Drüſen einen ſchar-
fen, ätzenden Milchſaft abſondert, hält der Volksglaube unrichtiger-
weiſe manche dieſer Thiere für giftig. Wir unterſcheiden folgende
Familien:
[Abbildung Fig. 1131.
Der Axolotl aus Mexiko (Siredon pisciformis). ]
Die Kiemenmolche (Sirenida) ſtellen den niederſten Typus der
Ordnung dar. Auf jeder Seite des Halſes finden ſich zwei oder
drei baumförmig veräſtelte äußere Kiemenbüſchel; — das Auge iſt
entweder ganz verdeckt oder doch nur ſehr klein und ohne Lider;
der Kopf ganz niedergedrückt, platt; die Füße ſehr klein, durchaus
unfähig, den Körper zu tragen, vorn meiſtens nur mit drei, hinten
mit zwei bis fünf rudimentären, unvollſtändig abgetheilten, kaum ge-
gliederten Zehen verſehen. Die Thiere leben ſtets im Waſſer, einige,
wie der bekannte Olm oder Proteus aus Kärnthen und Krain, nur
in unterirdiſchen Höhlen und können Jahre lang ohne Nahrung aus-
halten; ſie ſind meiſt nur klein, doch erreicht die größte nordamerika-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/224>, abgerufen am 09.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.