mit Ausnahme einer einzigen Gattung haben kurze, krumme Zehen an den Vorderfüßen, ohne Erweiterung oder Kletterballen. Die dicken Drüsenmassen hinter dem Auge in der Halsgegend, die warzige Haut sind zwar bei unseren inländischen Kröten allgemein vorhanden, kom- men aber auch einigen Froschgattungen zu und fehlen den meisten aus- ländischen Gattungen, die eine eben so glatte Haut haben, wie unsere inländischen Frösche. Fast alle Kröten sind nächtliche Thiere, welche ungemein lange ohne Nahrung ausdauern können, sobald ihr Zu- fluchtsort nur für Luft und Feuchtigkeit zugänglich ist. Die Ein- schließung von Kröten in engen Steinhöhlen, wo sie unter den ange- gebenen Bedingungen lange lebten, ist eine Thatsache, Fabel dagegen, wenn man behauptet, daß diese Einschließung eine hermetische gewesen und seit dem Beginne des Absatzes der Steinmasse gedauert habe. Bufo; Breviceps; Engystoma; Rhinophryne; Uperodon; Phryniscus; Dendrobates; Hylaedactylus.
Die Familie der Frösche(Ranida) stellt den vollendetsten Typus der Gattung dar, indem bei ihnen meist die Hinterfüße sehr stark ent- wickelt, bedeutend lang und muskulös sind und zu großen Sprüngen befähigen. Die Körperhaut ist meist glatt, aber selbst bei einigen in- ländischen Gattungen, die im gewöhnlichen Leben als Kröten bezeichnet werden, wie z. B. bei der Unke (Bombinator), mit dicken Drüsenrei- hen besetzt. Der Oberkiefer ist stets gezähnt, der Gaumen trägt meistens, der Unterkiefer nur sehr selten Zähne. Die Zunge ist bald gänzlich, bald nur vorn zwischen den Unterkiefern befestigt und hinten frei. Wir unterscheiden zwei Unterfamilien: die eigentlichen Frösche (Rani- da), mit spitzen, vorn freien Zehen, kurzen, gedrängten Vorderfüßen und langen Hinterfüßen, deren Zehen durch eine Schwimmhaut verbun- den sind. Sie halten sich nur auf der Erde, meist in sumpfigen Gegenden und in der Nähe des Wassers auf, in das sie bei Ge- fahr flüchten und die Männchen haben gewöhnlich Kehlblasen (Rana; Pelobates; Ceratophrys; Cystignathus; Pseudis; Alytes; Bombinator; Leiuperes.) und die Laubfrösche (Hylida), deren meist vorn und hinten freie Zehen an ihrem Ende mit breiten Kletter- ballen versehen sind, die oft förmlich die Gestalt von Saugnäpfen haben, einen klebrigen Saft absondern und beim Hüpfen auf Bäumen
mit Ausnahme einer einzigen Gattung haben kurze, krumme Zehen an den Vorderfüßen, ohne Erweiterung oder Kletterballen. Die dicken Drüſenmaſſen hinter dem Auge in der Halsgegend, die warzige Haut ſind zwar bei unſeren inländiſchen Kröten allgemein vorhanden, kom- men aber auch einigen Froſchgattungen zu und fehlen den meiſten aus- ländiſchen Gattungen, die eine eben ſo glatte Haut haben, wie unſere inländiſchen Fröſche. Faſt alle Kröten ſind nächtliche Thiere, welche ungemein lange ohne Nahrung ausdauern können, ſobald ihr Zu- fluchtsort nur für Luft und Feuchtigkeit zugänglich iſt. Die Ein- ſchließung von Kröten in engen Steinhöhlen, wo ſie unter den ange- gebenen Bedingungen lange lebten, iſt eine Thatſache, Fabel dagegen, wenn man behauptet, daß dieſe Einſchließung eine hermetiſche geweſen und ſeit dem Beginne des Abſatzes der Steinmaſſe gedauert habe. Bufo; Breviceps; Engystoma; Rhinophryne; Uperodon; Phryniscus; Dendrobates; Hylaedactylus.
Die Familie der Fröſche(Ranida) ſtellt den vollendetſten Typus der Gattung dar, indem bei ihnen meiſt die Hinterfüße ſehr ſtark ent- wickelt, bedeutend lang und muskulös ſind und zu großen Sprüngen befähigen. Die Körperhaut iſt meiſt glatt, aber ſelbſt bei einigen in- ländiſchen Gattungen, die im gewöhnlichen Leben als Kröten bezeichnet werden, wie z. B. bei der Unke (Bombinator), mit dicken Drüſenrei- hen beſetzt. Der Oberkiefer iſt ſtets gezähnt, der Gaumen trägt meiſtens, der Unterkiefer nur ſehr ſelten Zähne. Die Zunge iſt bald gänzlich, bald nur vorn zwiſchen den Unterkiefern befeſtigt und hinten frei. Wir unterſcheiden zwei Unterfamilien: die eigentlichen Fröſche (Rani- da), mit ſpitzen, vorn freien Zehen, kurzen, gedrängten Vorderfüßen und langen Hinterfüßen, deren Zehen durch eine Schwimmhaut verbun- den ſind. Sie halten ſich nur auf der Erde, meiſt in ſumpfigen Gegenden und in der Nähe des Waſſers auf, in das ſie bei Ge- fahr flüchten und die Männchen haben gewöhnlich Kehlblaſen (Rana; Pelobates; Ceratophrys; Cystignathus; Pseudis; Alytes; Bombinator; Leiuperes.) und die Laubfröſche (Hylida), deren meiſt vorn und hinten freie Zehen an ihrem Ende mit breiten Kletter- ballen verſehen ſind, die oft förmlich die Geſtalt von Saugnäpfen haben, einen klebrigen Saft abſondern und beim Hüpfen auf Bäumen
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mit Ausnahme einer einzigen Gattung haben kurze, krumme Zehen
an den Vorderfüßen, ohne Erweiterung oder Kletterballen. Die dicken
Drüſenmaſſen hinter dem Auge in der Halsgegend, die warzige Haut
ſind zwar bei unſeren inländiſchen Kröten allgemein vorhanden, kom-
men aber auch einigen Froſchgattungen zu und fehlen den meiſten aus-
ländiſchen Gattungen, die eine eben ſo glatte Haut haben, wie unſere
inländiſchen Fröſche. Faſt alle Kröten ſind nächtliche Thiere, welche
ungemein lange ohne Nahrung ausdauern können, ſobald ihr Zu-
fluchtsort nur für Luft und Feuchtigkeit zugänglich iſt. Die Ein-
ſchließung von Kröten in engen Steinhöhlen, wo ſie unter den ange-
gebenen Bedingungen lange lebten, iſt eine Thatſache, Fabel dagegen,
wenn man behauptet, daß dieſe Einſchließung eine hermetiſche geweſen
und ſeit dem Beginne des Abſatzes der Steinmaſſe gedauert habe.
Bufo; Breviceps; Engystoma; Rhinophryne; Uperodon; Phryniscus;
Dendrobates; Hylaedactylus.
Die Familie der Fröſche (Ranida) ſtellt den vollendetſten Typus
der Gattung dar, indem bei ihnen meiſt die Hinterfüße ſehr ſtark ent-
wickelt, bedeutend lang und muskulös ſind und zu großen Sprüngen
befähigen. Die Körperhaut iſt meiſt glatt, aber ſelbſt bei einigen in-
ländiſchen Gattungen, die im gewöhnlichen Leben als Kröten bezeichnet
werden, wie z. B. bei der Unke (Bombinator), mit dicken Drüſenrei-
hen beſetzt. Der Oberkiefer iſt ſtets gezähnt, der Gaumen trägt
meiſtens, der Unterkiefer nur ſehr ſelten Zähne. Die Zunge iſt bald
gänzlich, bald nur vorn zwiſchen den Unterkiefern befeſtigt und hinten frei.
Wir unterſcheiden zwei Unterfamilien: die eigentlichen Fröſche (Rani-
da), mit ſpitzen, vorn freien Zehen, kurzen, gedrängten Vorderfüßen
und langen Hinterfüßen, deren Zehen durch eine Schwimmhaut verbun-
den ſind. Sie halten ſich nur auf der Erde, meiſt in ſumpfigen
Gegenden und in der Nähe des Waſſers auf, in das ſie bei Ge-
fahr flüchten und die Männchen haben gewöhnlich Kehlblaſen
(Rana; Pelobates; Ceratophrys; Cystignathus; Pseudis; Alytes;
Bombinator; Leiuperes.) und die Laubfröſche (Hylida), deren
meiſt vorn und hinten freie Zehen an ihrem Ende mit breiten Kletter-
ballen verſehen ſind, die oft förmlich die Geſtalt von Saugnäpfen
haben, einen klebrigen Saft abſondern und beim Hüpfen auf Bäumen
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 224. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/230>, abgerufen am 23.11.2024.
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