Die Hautbedeckungen sind nach verschiedenen Typen gestaltet. Bei einigen Familien der Eidechsen und zwar namentlich bei den Skinken kommen noch wahre Schuppen, ähnlich denen der Fische vor, dünne Knochenblättchen, die eine Hornschicht als Unterlage haben, ein- ander dachziegelförmig decken und in Taschen der verdünnten Haut- gebilde eingeschlossen sind. Bei den übrigen Eidechsen und Schlangen spricht man zwar auch von Schuppen, darf indeß unter diesem Aus- drucke nicht dieselbe Bildung verstehen. Die Haut sondert sich hier deutlich in zwei Schichten, die aus Fasern gebildete Lederhaut und die einem erhärteten Firnisse ähnliche Oberhaut, welche von Zeit zu Zeit im Ganzen abgestreift wird. Die Lederhaut bildet nun bald einfache körnige Erhabenheiten, bald Wärzchen, bald auch nach hinten freie Erhöhungen von schuppenähnlicher Gestalt, über welche die Oberhaut sich eng anliegend wegzieht und mit dünneren Einsenkungen in die Falten der Warzen und Erhöhungen sich einbiegt. In diesen Erhö- hungen entstehen bei den Krokodilen echte Knochenschider, die in die Dicke der Haut selbst eingesenkt sind, deren Fäden sich in die zahlrei- chen Löcher der Knochenschilder fortsetzen; bei den Schildkröten ver- wachsen diese Knochenproduktionen der Haut sogar sehr frühzeitig mit denjenigen des Skelettes zum Rücken- und Bauchschilde, während die Oberhaut auf diesem Schilde sich stark hornig verdickt und so das Schildpatt bildet. Besondere Drüsen der Haut kommen häufig vor, wenn auch nur auf einzelne Stellen beschränkt; -- so findet sich bei den Schildkröten jederseits eine kleine Drüse unmittelbar unter dem Rückenschilde, die sich gewöhnlich in dem seitlichem Falze nach außen öffnet. Bei den Krokodilen liegen solche einen moschusartigen Geruch verbreitende Drüsen vielfach zerstreut in der Haut und am Unter- kiefer und bei den meisten Eidechsen kommt eine Querreihe solcher Bälge vor, welche quer über das Deckschild des Afters herüberläuft, an der Innenseite des Schenkels gegen das Bein hinab sich erstreckt und unter dem Namen der Schenkelporen bekannt ist.
Das Skelett der Reptilien zeigt stets in seinen wesentlichen Theilen eine vollständige Verknöcherung. Die embryonalen Formen, die Wirbelsaite wie der knorpelige Urschädel, sind von nun an bei den erwachsenen Wirbelthieren vollständig verschwunden und kommen nur noch bei dem Embryo in frühester Zeit der Skelettbildung vor. Die Zusammensetzung der einzelnen Theile des Skelettes ändert indessen sehr bei den verschiedenen Ordnungen, so daß es schwierig hält, ein
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Die Hautbedeckungen ſind nach verſchiedenen Typen geſtaltet. Bei einigen Familien der Eidechſen und zwar namentlich bei den Skinken kommen noch wahre Schuppen, ähnlich denen der Fiſche vor, dünne Knochenblättchen, die eine Hornſchicht als Unterlage haben, ein- ander dachziegelförmig decken und in Taſchen der verdünnten Haut- gebilde eingeſchloſſen ſind. Bei den übrigen Eidechſen und Schlangen ſpricht man zwar auch von Schuppen, darf indeß unter dieſem Aus- drucke nicht dieſelbe Bildung verſtehen. Die Haut ſondert ſich hier deutlich in zwei Schichten, die aus Faſern gebildete Lederhaut und die einem erhärteten Firniſſe ähnliche Oberhaut, welche von Zeit zu Zeit im Ganzen abgeſtreift wird. Die Lederhaut bildet nun bald einfache körnige Erhabenheiten, bald Wärzchen, bald auch nach hinten freie Erhöhungen von ſchuppenähnlicher Geſtalt, über welche die Oberhaut ſich eng anliegend wegzieht und mit dünneren Einſenkungen in die Falten der Warzen und Erhöhungen ſich einbiegt. In dieſen Erhö- hungen entſtehen bei den Krokodilen echte Knochenſchider, die in die Dicke der Haut ſelbſt eingeſenkt ſind, deren Fäden ſich in die zahlrei- chen Löcher der Knochenſchilder fortſetzen; bei den Schildkröten ver- wachſen dieſe Knochenproduktionen der Haut ſogar ſehr frühzeitig mit denjenigen des Skelettes zum Rücken- und Bauchſchilde, während die Oberhaut auf dieſem Schilde ſich ſtark hornig verdickt und ſo das Schildpatt bildet. Beſondere Drüſen der Haut kommen häufig vor, wenn auch nur auf einzelne Stellen beſchränkt; — ſo findet ſich bei den Schildkröten jederſeits eine kleine Drüſe unmittelbar unter dem Rückenſchilde, die ſich gewöhnlich in dem ſeitlichem Falze nach außen öffnet. Bei den Krokodilen liegen ſolche einen moſchusartigen Geruch verbreitende Drüſen vielfach zerſtreut in der Haut und am Unter- kiefer und bei den meiſten Eidechſen kommt eine Querreihe ſolcher Bälge vor, welche quer über das Deckſchild des Afters herüberläuft, an der Innenſeite des Schenkels gegen das Bein hinab ſich erſtreckt und unter dem Namen der Schenkelporen bekannt iſt.
Das Skelett der Reptilien zeigt ſtets in ſeinen weſentlichen Theilen eine vollſtändige Verknöcherung. Die embryonalen Formen, die Wirbelſaite wie der knorpelige Urſchädel, ſind von nun an bei den erwachſenen Wirbelthieren vollſtändig verſchwunden und kommen nur noch bei dem Embryo in früheſter Zeit der Skelettbildung vor. Die Zuſammenſetzung der einzelnen Theile des Skelettes ändert indeſſen ſehr bei den verſchiedenen Ordnungen, ſo daß es ſchwierig hält, ein
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Die Hautbedeckungen ſind nach verſchiedenen Typen geſtaltet.
Bei einigen Familien der Eidechſen und zwar namentlich bei den
Skinken kommen noch wahre Schuppen, ähnlich denen der Fiſche vor,
dünne Knochenblättchen, die eine Hornſchicht als Unterlage haben, ein-
ander dachziegelförmig decken und in Taſchen der verdünnten Haut-
gebilde eingeſchloſſen ſind. Bei den übrigen Eidechſen und Schlangen
ſpricht man zwar auch von Schuppen, darf indeß unter dieſem Aus-
drucke nicht dieſelbe Bildung verſtehen. Die Haut ſondert ſich hier
deutlich in zwei Schichten, die aus Faſern gebildete Lederhaut und die
einem erhärteten Firniſſe ähnliche Oberhaut, welche von Zeit zu Zeit
im Ganzen abgeſtreift wird. Die Lederhaut bildet nun bald einfache
körnige Erhabenheiten, bald Wärzchen, bald auch nach hinten freie
Erhöhungen von ſchuppenähnlicher Geſtalt, über welche die Oberhaut
ſich eng anliegend wegzieht und mit dünneren Einſenkungen in die
Falten der Warzen und Erhöhungen ſich einbiegt. In dieſen Erhö-
hungen entſtehen bei den Krokodilen echte Knochenſchider, die in die
Dicke der Haut ſelbſt eingeſenkt ſind, deren Fäden ſich in die zahlrei-
chen Löcher der Knochenſchilder fortſetzen; bei den Schildkröten ver-
wachſen dieſe Knochenproduktionen der Haut ſogar ſehr frühzeitig mit
denjenigen des Skelettes zum Rücken- und Bauchſchilde, während die
Oberhaut auf dieſem Schilde ſich ſtark hornig verdickt und ſo das
Schildpatt bildet. Beſondere Drüſen der Haut kommen häufig vor,
wenn auch nur auf einzelne Stellen beſchränkt; — ſo findet ſich bei
den Schildkröten jederſeits eine kleine Drüſe unmittelbar unter dem
Rückenſchilde, die ſich gewöhnlich in dem ſeitlichem Falze nach außen
öffnet. Bei den Krokodilen liegen ſolche einen moſchusartigen Geruch
verbreitende Drüſen vielfach zerſtreut in der Haut und am Unter-
kiefer und bei den meiſten Eidechſen kommt eine Querreihe ſolcher
Bälge vor, welche quer über das Deckſchild des Afters herüberläuft,
an der Innenſeite des Schenkels gegen das Bein hinab ſich erſtreckt
und unter dem Namen der Schenkelporen bekannt iſt.
Das Skelett der Reptilien zeigt ſtets in ſeinen weſentlichen
Theilen eine vollſtändige Verknöcherung. Die embryonalen Formen,
die Wirbelſaite wie der knorpelige Urſchädel, ſind von nun an bei den
erwachſenen Wirbelthieren vollſtändig verſchwunden und kommen nur
noch bei dem Embryo in früheſter Zeit der Skelettbildung vor. Die
Zuſammenſetzung der einzelnen Theile des Skelettes ändert indeſſen
ſehr bei den verſchiedenen Ordnungen, ſo daß es ſchwierig hält, ein
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/233>, abgerufen am 23.11.2024.
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