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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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ganz kleine, rudimentäre Vorderfüßchen mit fünf Zehen, von denen
eine einen Nagel trägt. Die Thiere leben in Erdlöchern, fast alle
in Amerika, und nähren sich hauptsächlich von Insektenlarven und
Würmern. Die ganze Unterordnung wird nur von einer einzigen
Familie, den Doppelschleichen (Amphisbaenida) gebildet. Amphis-
baena; Blanus; Lepidosternum; Trogonophis; Chirotes
.

Unterordnung der eigentlichen Eidechsen (Autosauria).
Die zahlreichen Familien, welche diese Unterordnung bilden, unter-
scheiden sich von den vorhergehenden hauptsächlich durch die stets be-
schuppte Haut, durch das vollkommen freie Paukenfell und gewöhnlich
auch durch ausgebildete Augenlider, die nur selten fehlen. Bei den
niederstehenden Familien finden sich noch Formen, die durch die äußere
Körpergestalt und die Verkümmerung der Füße und Augenlider den
Schlangen sich annähern, während bei den meisten vier vollständig
ausgebildete Extremitäten, gewöhnlich mit fünf Zehen, vorn und hinten
vorhanden sind.

Die Familie der Nacktaugen (Gymnophthalma) zeigt eine lange

[Abbildung] Fig 1177. Fig. 1178.
[Abbildung] Fig. 1176.

Fig. 1176. Neuholländischer Zweifuß (Hystero-
pus novae Hollandiae)
. Fig. 1177. Die After-
gegend von Unten. Fig. 1178. Der Kopf mit der
ausgestreckten Zunge von Oben.

gestreckte, schlangenartige Körperge-
stalt und entweder gar keine oder
nur sehr mangelhaft ausgebildete
Extremitäten. Die Zunge ist kurz,
dick, vorn ausgeschnitten, das Auge
entweder gänzlich unter der Haut
verborgen, rudimentär und ohne
Präparation unsichtbar, oder durch-
aus nackt und in ähnlicher Weise, wie
bei den Schlangen, mit einer Kapsel
bedeckt, außer welcher sich indeß
meist an dem oberen Augenhöhlen-
rande eine häutige Verlängerung
zeigt, die das Rudiment eines unbe-
weglichen Augenlides darstellt. Der
Rachen ist weit gespalten, das
Paukenfell sichtbar, der Körper durch-
aus mit Schuppen bekleidet, welche
in vieler Beziehung von denjeni-
gen der übrigen Eidechsen bedeutend

ganz kleine, rudimentäre Vorderfüßchen mit fünf Zehen, von denen
eine einen Nagel trägt. Die Thiere leben in Erdlöchern, faſt alle
in Amerika, und nähren ſich hauptſächlich von Inſektenlarven und
Würmern. Die ganze Unterordnung wird nur von einer einzigen
Familie, den Doppelſchleichen (Amphisbaenida) gebildet. Amphis-
baena; Blanus; Lepidosternum; Trogonophis; Chirotes
.

Unterordnung der eigentlichen Eidechſen (Autosauria).
Die zahlreichen Familien, welche dieſe Unterordnung bilden, unter-
ſcheiden ſich von den vorhergehenden hauptſächlich durch die ſtets be-
ſchuppte Haut, durch das vollkommen freie Paukenfell und gewöhnlich
auch durch ausgebildete Augenlider, die nur ſelten fehlen. Bei den
niederſtehenden Familien finden ſich noch Formen, die durch die äußere
Körpergeſtalt und die Verkümmerung der Füße und Augenlider den
Schlangen ſich annähern, während bei den meiſten vier vollſtändig
ausgebildete Extremitäten, gewöhnlich mit fünf Zehen, vorn und hinten
vorhanden ſind.

Die Familie der Nacktaugen (Gymnophthalma) zeigt eine lange

[Abbildung] Fig 1177. Fig. 1178.
[Abbildung] Fig. 1176.

Fig. 1176. Neuholländiſcher Zweifuß (Hystero-
pus novae Hollandiae)
. Fig. 1177. Die After-
gegend von Unten. Fig. 1178. Der Kopf mit der
ausgeſtreckten Zunge von Oben.

geſtreckte, ſchlangenartige Körperge-
ſtalt und entweder gar keine oder
nur ſehr mangelhaft ausgebildete
Extremitäten. Die Zunge iſt kurz,
dick, vorn ausgeſchnitten, das Auge
entweder gänzlich unter der Haut
verborgen, rudimentär und ohne
Präparation unſichtbar, oder durch-
aus nackt und in ähnlicher Weiſe, wie
bei den Schlangen, mit einer Kapſel
bedeckt, außer welcher ſich indeß
meiſt an dem oberen Augenhöhlen-
rande eine häutige Verlängerung
zeigt, die das Rudiment eines unbe-
weglichen Augenlides darſtellt. Der
Rachen iſt weit geſpalten, das
Paukenfell ſichtbar, der Körper durch-
aus mit Schuppen bekleidet, welche
in vieler Beziehung von denjeni-
gen der übrigen Eidechſen bedeutend

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[270/0276] ganz kleine, rudimentäre Vorderfüßchen mit fünf Zehen, von denen eine einen Nagel trägt. Die Thiere leben in Erdlöchern, faſt alle in Amerika, und nähren ſich hauptſächlich von Inſektenlarven und Würmern. Die ganze Unterordnung wird nur von einer einzigen Familie, den Doppelſchleichen (Amphisbaenida) gebildet. Amphis- baena; Blanus; Lepidosternum; Trogonophis; Chirotes. Unterordnung der eigentlichen Eidechſen (Autosauria). Die zahlreichen Familien, welche dieſe Unterordnung bilden, unter- ſcheiden ſich von den vorhergehenden hauptſächlich durch die ſtets be- ſchuppte Haut, durch das vollkommen freie Paukenfell und gewöhnlich auch durch ausgebildete Augenlider, die nur ſelten fehlen. Bei den niederſtehenden Familien finden ſich noch Formen, die durch die äußere Körpergeſtalt und die Verkümmerung der Füße und Augenlider den Schlangen ſich annähern, während bei den meiſten vier vollſtändig ausgebildete Extremitäten, gewöhnlich mit fünf Zehen, vorn und hinten vorhanden ſind. Die Familie der Nacktaugen (Gymnophthalma) zeigt eine lange [Abbildung Fig 1177. Fig. 1178.] [Abbildung Fig. 1176. Fig. 1176. Neuholländiſcher Zweifuß (Hystero- pus novae Hollandiae). Fig. 1177. Die After- gegend von Unten. Fig. 1178. Der Kopf mit der ausgeſtreckten Zunge von Oben.] geſtreckte, ſchlangenartige Körperge- ſtalt und entweder gar keine oder nur ſehr mangelhaft ausgebildete Extremitäten. Die Zunge iſt kurz, dick, vorn ausgeſchnitten, das Auge entweder gänzlich unter der Haut verborgen, rudimentär und ohne Präparation unſichtbar, oder durch- aus nackt und in ähnlicher Weiſe, wie bei den Schlangen, mit einer Kapſel bedeckt, außer welcher ſich indeß meiſt an dem oberen Augenhöhlen- rande eine häutige Verlängerung zeigt, die das Rudiment eines unbe- weglichen Augenlides darſtellt. Der Rachen iſt weit geſpalten, das Paukenfell ſichtbar, der Körper durch- aus mit Schuppen bekleidet, welche in vieler Beziehung von denjeni- gen der übrigen Eidechſen bedeutend

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/276>, abgerufen am 22.11.2024.