Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.[Abbildung]
Fig. 1188. nem Augenringe, der Rachen mit langen, spitzen, pfriemenförmigenRestauration von Pterodactylus. Zähnen besetzt, die in Zahnhöhlen sitzen und die Ersatzzähne in ihrer Höhle bergen. Bei vielen Arten gehen diese Zähne bis nach vorn; bei andern aber finden sie sich nur im hinteren Theile der Kiefer, die nach vorn in eine zahnlose mit einem hornigen Schnabel bekleidete Spitze ausliefen. Der Hals ist lang, stark, der Rumpf kurz, schwach, und nach hinten in einen sehr kurzen, dünnen, stielförmigen Schwanz endigend. Der Schulterapparat ist sehr schwach, aus einem langen, säbelförmigen Schulterblatte, einem dünnen Hakenschlüsselbeine zusam- mengesetzt, ohne Gabelbein, der Oberarm kurz und ziemlich dick, die Unterarmknochen mehr als doppelt so lang. An diesem sitzt nun auf einigen kleinen Mittelhandknochen die merkwürdigste Hand im ganzen Thierreiche; innen vier dünne Krallenfinger, an welche sich nach außen ein ungeheuer langer, starker, säbelförmiger Finger anschließt, aus vier langen Gliedern gebildet. Dieser Finger für sich ist etwa so lang, wie Hals und Rumpf zusammengenommen. Die Hinterfüße sind schwach, mit Krallenfingern versehen, lang und an einem schwachen, kleinen Becken befestigt. Aller Wahrscheinlichkeit nach war zwischen dem säbelförmigen äußeren Finger, der bald aus zwei, bald aus vier Gliedern besteht, und den Seiten des Leibes eine Flughaut ausge- spannt, welche die Flugechsen befähigte, in ähnlicher Weise wie Fleder- mäuse in der Luft umher zu flattern. Ihre Skelette wurden in der That früher bald für Vogel- bald für Fledermausreste gehalten, bis endlich die große Aehnlichkeit im Bau des Schädels, die eingekeilten [Abbildung]
Fig. 1188. nem Augenringe, der Rachen mit langen, ſpitzen, pfriemenförmigenReſtauration von Pterodactylus. Zähnen beſetzt, die in Zahnhöhlen ſitzen und die Erſatzzähne in ihrer Höhle bergen. Bei vielen Arten gehen dieſe Zähne bis nach vorn; bei andern aber finden ſie ſich nur im hinteren Theile der Kiefer, die nach vorn in eine zahnloſe mit einem hornigen Schnabel bekleidete Spitze ausliefen. Der Hals iſt lang, ſtark, der Rumpf kurz, ſchwach, und nach hinten in einen ſehr kurzen, dünnen, ſtielförmigen Schwanz endigend. Der Schulterapparat iſt ſehr ſchwach, aus einem langen, ſäbelförmigen Schulterblatte, einem dünnen Hakenſchlüſſelbeine zuſam- mengeſetzt, ohne Gabelbein, der Oberarm kurz und ziemlich dick, die Unterarmknochen mehr als doppelt ſo lang. An dieſem ſitzt nun auf einigen kleinen Mittelhandknochen die merkwürdigſte Hand im ganzen Thierreiche; innen vier dünne Krallenfinger, an welche ſich nach außen ein ungeheuer langer, ſtarker, ſäbelförmiger Finger anſchließt, aus vier langen Gliedern gebildet. Dieſer Finger für ſich iſt etwa ſo lang, wie Hals und Rumpf zuſammengenommen. Die Hinterfüße ſind ſchwach, mit Krallenfingern verſehen, lang und an einem ſchwachen, kleinen Becken befeſtigt. Aller Wahrſcheinlichkeit nach war zwiſchen dem ſäbelförmigen äußeren Finger, der bald aus zwei, bald aus vier Gliedern beſteht, und den Seiten des Leibes eine Flughaut ausge- ſpannt, welche die Flugechſen befähigte, in ähnlicher Weiſe wie Fleder- mäuſe in der Luft umher zu flattern. Ihre Skelette wurden in der That früher bald für Vogel- bald für Fledermausreſte gehalten, bis endlich die große Aehnlichkeit im Bau des Schädels, die eingekeilten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0289" n="283"/><figure><head>Fig. 1188.</head><lb/><p>Reſtauration von <hi rendition="#aq">Pterodactylus</hi>.<lb/> Die punktirte Linie zeigt die wahrſcheinliche Gränze der Haut und des<lb/> Fallſchirmes an.</p></figure><lb/> nem Augenringe, der Rachen mit langen, ſpitzen, pfriemenförmigen<lb/> Zähnen beſetzt, die in Zahnhöhlen ſitzen und die Erſatzzähne in ihrer<lb/> Höhle bergen. Bei vielen Arten gehen dieſe Zähne bis nach vorn;<lb/> bei andern aber finden ſie ſich nur im hinteren Theile der Kiefer, die<lb/> nach vorn in eine zahnloſe mit einem hornigen Schnabel bekleidete<lb/> Spitze ausliefen. Der Hals iſt lang, ſtark, der Rumpf kurz, ſchwach,<lb/> und nach hinten in einen ſehr kurzen, dünnen, ſtielförmigen Schwanz<lb/> endigend. Der Schulterapparat iſt ſehr ſchwach, aus einem langen,<lb/> ſäbelförmigen Schulterblatte, einem dünnen Hakenſchlüſſelbeine zuſam-<lb/> mengeſetzt, ohne Gabelbein, der Oberarm kurz und ziemlich dick, die<lb/> Unterarmknochen mehr als doppelt ſo lang. An dieſem ſitzt nun auf<lb/> einigen kleinen Mittelhandknochen die merkwürdigſte Hand im ganzen<lb/> Thierreiche; innen vier dünne Krallenfinger, an welche ſich nach außen<lb/> ein ungeheuer langer, ſtarker, ſäbelförmiger Finger anſchließt, aus vier<lb/> langen Gliedern gebildet. Dieſer Finger für ſich iſt etwa ſo lang,<lb/> wie Hals und Rumpf zuſammengenommen. Die Hinterfüße ſind<lb/> ſchwach, mit Krallenfingern verſehen, lang und an einem ſchwachen,<lb/> kleinen Becken befeſtigt. Aller Wahrſcheinlichkeit nach war zwiſchen<lb/> dem ſäbelförmigen äußeren Finger, der bald aus zwei, bald aus vier<lb/> Gliedern beſteht, und den Seiten des Leibes eine Flughaut ausge-<lb/> ſpannt, welche die Flugechſen befähigte, in ähnlicher Weiſe wie Fleder-<lb/> mäuſe in der Luft umher zu flattern. Ihre Skelette wurden in der<lb/> That früher bald für Vogel- bald für Fledermausreſte gehalten, bis<lb/> endlich die große Aehnlichkeit im Bau des Schädels, die eingekeilten<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [283/0289]
[Abbildung Fig. 1188.
Reſtauration von Pterodactylus.
Die punktirte Linie zeigt die wahrſcheinliche Gränze der Haut und des
Fallſchirmes an.]
nem Augenringe, der Rachen mit langen, ſpitzen, pfriemenförmigen
Zähnen beſetzt, die in Zahnhöhlen ſitzen und die Erſatzzähne in ihrer
Höhle bergen. Bei vielen Arten gehen dieſe Zähne bis nach vorn;
bei andern aber finden ſie ſich nur im hinteren Theile der Kiefer, die
nach vorn in eine zahnloſe mit einem hornigen Schnabel bekleidete
Spitze ausliefen. Der Hals iſt lang, ſtark, der Rumpf kurz, ſchwach,
und nach hinten in einen ſehr kurzen, dünnen, ſtielförmigen Schwanz
endigend. Der Schulterapparat iſt ſehr ſchwach, aus einem langen,
ſäbelförmigen Schulterblatte, einem dünnen Hakenſchlüſſelbeine zuſam-
mengeſetzt, ohne Gabelbein, der Oberarm kurz und ziemlich dick, die
Unterarmknochen mehr als doppelt ſo lang. An dieſem ſitzt nun auf
einigen kleinen Mittelhandknochen die merkwürdigſte Hand im ganzen
Thierreiche; innen vier dünne Krallenfinger, an welche ſich nach außen
ein ungeheuer langer, ſtarker, ſäbelförmiger Finger anſchließt, aus vier
langen Gliedern gebildet. Dieſer Finger für ſich iſt etwa ſo lang,
wie Hals und Rumpf zuſammengenommen. Die Hinterfüße ſind
ſchwach, mit Krallenfingern verſehen, lang und an einem ſchwachen,
kleinen Becken befeſtigt. Aller Wahrſcheinlichkeit nach war zwiſchen
dem ſäbelförmigen äußeren Finger, der bald aus zwei, bald aus vier
Gliedern beſteht, und den Seiten des Leibes eine Flughaut ausge-
ſpannt, welche die Flugechſen befähigte, in ähnlicher Weiſe wie Fleder-
mäuſe in der Luft umher zu flattern. Ihre Skelette wurden in der
That früher bald für Vogel- bald für Fledermausreſte gehalten, bis
endlich die große Aehnlichkeit im Bau des Schädels, die eingekeilten
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