in irgend einer anderen Ordnung, indem sich wenigstens dreizehn, in der Regel etwa zwanzig und in manchen Fällen bis zu vierzig finden. Der Schwanz ist gewöhnlich kurz, aber kräftig und hat in der Regel zwölf, seltener mehr Steuerfedern, deren Zahl indeß bis zu zwei und dreißig ansteigen kann. Die kurzen, kräftigen Füße sind stets bis zur Fußbeuge befiedert, der Lauf kurz, von den Zehen stets nur drei nach vorn gerichtete vollständig ausgebildet, indem die Hinterzehe bald gänz- lich fehlt, bald nur ein kurzer, mit einer kleinen Kralle bewaffneter Stummel ist; nur in sehr seltenen Fällen wird die Hinterzehe länger, dreht sich dann quer nach innen und wird mit den übrigen Zehen durch eine breite Schwimmhaut verbunden. Die drei Vorderzehen sind gewöhnlich bis zur Kralle durch breite Schwimmhäute mit einander verbunden, zuweilen sind diese Schwimmhäute tiefer eingeschnitten und in seltenen Ausnahmsfällen erscheinen die Zehen durchaus frei, aber auf beiden Seiten mit breiten, häutigen Schwimmrändern gesäumt. Diese Schwimmfüße bilden das einzige Ruderwerkzeug beim Schwim- men und Tauchen und erscheinen um so mehr nach hinten gerückt, je mehr die Flügel verkümmert und das Schwimmtauchen ausgebildet ist. In diesen Fällen nimmt auch der Körper beim Gehen eine mehr senk- rechte Stellung an, wie dieß namentlich bei den Pinguinen der Fall ist, wo die Füße ganz gerade unter dem Hintertheile stehen und der Körper vollkommen aufrecht getragen wird, während bei denjenigen Wasservögeln, wo das Flugvermögen stark ausgebildet ist, der Körper beim Gehen mehr wagerecht getragen wird. Alle Wasservögel schwim- men sehr geschickt auf der Oberfläche des Wassers, wobei gewöhnlich mehr als die Hälfte des Körpers unter dem Wasserspiegel gehalten wird; die meisten können beim Schwimmen unmittelbar untertauchen und bis auf große Tiefen hinab rudern, wie denn z. B. die Eiderente ihre gewöhnliche Nahrung, die aus Klaffmuscheln besteht, aus mehreren hundert Faden Tiefe hervorholt; andere Gattungen mit ausgebildetem Flugvermögen können nur stoßend tauchen, indem sie sich mit großer Schnelligkeit aus bedeutender Höhe auf ihre Beute herabstürzen. Die meisten Wasservögel leben gesellig, oft in ungeheueren Schwärmen am Meere und ziehen besonders felsige Ufer vor, an denen sie ihr kunst- loses Nest aufbauen. Einige höhlen sogar tiefe Löcher aus und an- dere wissen ihr Nest so zu flechten, daß es auf dem Wasserspiegel an Pflanzen festgehalten schwimmt. Die meisten von ihnen werden theils ihrer Eier und ihres Fleisches wegen, theils auch um ihrer Flaumen und Federn willen gezagt oder gezähmt. Wir unterscheiden folgende Familien:
in irgend einer anderen Ordnung, indem ſich wenigſtens dreizehn, in der Regel etwa zwanzig und in manchen Fällen bis zu vierzig finden. Der Schwanz iſt gewöhnlich kurz, aber kräftig und hat in der Regel zwölf, ſeltener mehr Steuerfedern, deren Zahl indeß bis zu zwei und dreißig anſteigen kann. Die kurzen, kräftigen Füße ſind ſtets bis zur Fußbeuge befiedert, der Lauf kurz, von den Zehen ſtets nur drei nach vorn gerichtete vollſtändig ausgebildet, indem die Hinterzehe bald gänz- lich fehlt, bald nur ein kurzer, mit einer kleinen Kralle bewaffneter Stummel iſt; nur in ſehr ſeltenen Fällen wird die Hinterzehe länger, dreht ſich dann quer nach innen und wird mit den übrigen Zehen durch eine breite Schwimmhaut verbunden. Die drei Vorderzehen ſind gewöhnlich bis zur Kralle durch breite Schwimmhäute mit einander verbunden, zuweilen ſind dieſe Schwimmhäute tiefer eingeſchnitten und in ſeltenen Ausnahmsfällen erſcheinen die Zehen durchaus frei, aber auf beiden Seiten mit breiten, häutigen Schwimmrändern geſäumt. Dieſe Schwimmfüße bilden das einzige Ruderwerkzeug beim Schwim- men und Tauchen und erſcheinen um ſo mehr nach hinten gerückt, je mehr die Flügel verkümmert und das Schwimmtauchen ausgebildet iſt. In dieſen Fällen nimmt auch der Körper beim Gehen eine mehr ſenk- rechte Stellung an, wie dieß namentlich bei den Pinguinen der Fall iſt, wo die Füße ganz gerade unter dem Hintertheile ſtehen und der Körper vollkommen aufrecht getragen wird, während bei denjenigen Waſſervögeln, wo das Flugvermögen ſtark ausgebildet iſt, der Körper beim Gehen mehr wagerecht getragen wird. Alle Waſſervögel ſchwim- men ſehr geſchickt auf der Oberfläche des Waſſers, wobei gewöhnlich mehr als die Hälfte des Körpers unter dem Waſſerſpiegel gehalten wird; die meiſten können beim Schwimmen unmittelbar untertauchen und bis auf große Tiefen hinab rudern, wie denn z. B. die Eiderente ihre gewöhnliche Nahrung, die aus Klaffmuſcheln beſteht, aus mehreren hundert Faden Tiefe hervorholt; andere Gattungen mit ausgebildetem Flugvermögen können nur ſtoßend tauchen, indem ſie ſich mit großer Schnelligkeit aus bedeutender Höhe auf ihre Beute herabſtürzen. Die meiſten Waſſervögel leben geſellig, oft in ungeheueren Schwärmen am Meere und ziehen beſonders felſige Ufer vor, an denen ſie ihr kunſt- loſes Neſt aufbauen. Einige höhlen ſogar tiefe Löcher aus und an- dere wiſſen ihr Neſt ſo zu flechten, daß es auf dem Waſſerſpiegel an Pflanzen feſtgehalten ſchwimmt. Die meiſten von ihnen werden theils ihrer Eier und ihres Fleiſches wegen, theils auch um ihrer Flaumen und Federn willen gezagt oder gezähmt. Wir unterſcheiden folgende Familien:
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[358/0364]
in irgend einer anderen Ordnung, indem ſich wenigſtens dreizehn, in
der Regel etwa zwanzig und in manchen Fällen bis zu vierzig finden.
Der Schwanz iſt gewöhnlich kurz, aber kräftig und hat in der Regel
zwölf, ſeltener mehr Steuerfedern, deren Zahl indeß bis zu zwei und
dreißig anſteigen kann. Die kurzen, kräftigen Füße ſind ſtets bis zur
Fußbeuge befiedert, der Lauf kurz, von den Zehen ſtets nur drei nach
vorn gerichtete vollſtändig ausgebildet, indem die Hinterzehe bald gänz-
lich fehlt, bald nur ein kurzer, mit einer kleinen Kralle bewaffneter
Stummel iſt; nur in ſehr ſeltenen Fällen wird die Hinterzehe länger,
dreht ſich dann quer nach innen und wird mit den übrigen Zehen
durch eine breite Schwimmhaut verbunden. Die drei Vorderzehen ſind
gewöhnlich bis zur Kralle durch breite Schwimmhäute mit einander
verbunden, zuweilen ſind dieſe Schwimmhäute tiefer eingeſchnitten und
in ſeltenen Ausnahmsfällen erſcheinen die Zehen durchaus frei, aber
auf beiden Seiten mit breiten, häutigen Schwimmrändern geſäumt.
Dieſe Schwimmfüße bilden das einzige Ruderwerkzeug beim Schwim-
men und Tauchen und erſcheinen um ſo mehr nach hinten gerückt, je
mehr die Flügel verkümmert und das Schwimmtauchen ausgebildet iſt.
In dieſen Fällen nimmt auch der Körper beim Gehen eine mehr ſenk-
rechte Stellung an, wie dieß namentlich bei den Pinguinen der Fall
iſt, wo die Füße ganz gerade unter dem Hintertheile ſtehen und der
Körper vollkommen aufrecht getragen wird, während bei denjenigen
Waſſervögeln, wo das Flugvermögen ſtark ausgebildet iſt, der Körper
beim Gehen mehr wagerecht getragen wird. Alle Waſſervögel ſchwim-
men ſehr geſchickt auf der Oberfläche des Waſſers, wobei gewöhnlich
mehr als die Hälfte des Körpers unter dem Waſſerſpiegel gehalten
wird; die meiſten können beim Schwimmen unmittelbar untertauchen und
bis auf große Tiefen hinab rudern, wie denn z. B. die Eiderente ihre
gewöhnliche Nahrung, die aus Klaffmuſcheln beſteht, aus mehreren
hundert Faden Tiefe hervorholt; andere Gattungen mit ausgebildetem
Flugvermögen können nur ſtoßend tauchen, indem ſie ſich mit großer
Schnelligkeit aus bedeutender Höhe auf ihre Beute herabſtürzen. Die
meiſten Waſſervögel leben geſellig, oft in ungeheueren Schwärmen am
Meere und ziehen beſonders felſige Ufer vor, an denen ſie ihr kunſt-
loſes Neſt aufbauen. Einige höhlen ſogar tiefe Löcher aus und an-
dere wiſſen ihr Neſt ſo zu flechten, daß es auf dem Waſſerſpiegel an
Pflanzen feſtgehalten ſchwimmt. Die meiſten von ihnen werden theils
ihrer Eier und ihres Fleiſches wegen, theils auch um ihrer Flaumen
und Federn willen gezagt oder gezähmt. Wir unterſcheiden folgende
Familien:
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/364>, abgerufen am 22.11.2024.
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