knorpelartigen Schuppe überwölbt, theilweise bedeckt und oft noch von einer Wachshaut umgeben sind. Fast immer findet man an dem Kopfe verschieden gelegene nackte Stellen, sowie Kämme und Fleisch- auswüchse, die aus einem erektilen Gewebe gebildet sind und sich im Zorne mit Blut strotzend anfüllen. Die Flügel der Hühnervögel sind verhältnißmäßig kurz, der Flug daher schwer, selten anhaltend, ge- wöhnlich sehr geräuschvoll und niedrig; das Gefieder ist straff, oft mit sehr reichen Farben und lebhaftem Metallglanze geziert, der Schwanz oft ungemein entwickelt und fähig, fächerartig gespreizt und entfaltet zu werden. Die Beine sind von mittlerer Höhe, sehr stark und kräftig, bis zur Fußbeuge, zuweilen selbst bis zu den Zehen hinab befiedert; stets finden sich drei kräftige Vorderzehen mit stum- pfen, meist platten Nägeln, die entweder ganz frei oder nur am Grunde durch eine kurze Haut verbunden sind; die vierte Zehe ist stets nach hinten gerichtet, meist klein, schwach und rudimentär und in ähnlicher Weise, wie die Afterklaue mancher Säugethiere, in eini- ger Höhe über dem Boden angeheftet. Nur bei denjenigen Gattungen, welche vorzugsweise gern auf Bäumen leben und seltener auf die Erde kommen, steht eine kräftigere vierte Zehe im gleichen Niveau mit den übrigen. Bei den Männchen der meisten Gattungen findet sich außer- dem noch in einiger Höhe über dem Boden ein starker, oft sehr spitzer und scharfer Sporn vor, der nach innen und hinten gewendet ist und den Thieren vorzugsweise als Waffe dient. Die meisten Vögel dieser Ordnung halten sich stets auf der Erde, meist auf Hai- den und in niederen Holzbeständen auf, wo sie ihr kunstloses Nest gewöhnlich auf flacher Erde anlegen. Der Hahn hat eine größere Anzahl von Hennen um sich, welche einzig das Brütegeschäft vollzie- hen. Die Jungen nähren sich anfangs mehr von Insekten und Wür- mern, während sie später härtere Sämereien vorziehen, die meistens mit den starken Füßen aus der Erde hervorgescharrt werden. Fast alle Arten sind äußerst leicht zähmbar und werden sowohl des wohl- schmeckenden Fleisches, als der Eier wegen, vielfach als Hausgeflügel gezogen. Wir unterscheiden folgende Familien:
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knorpelartigen Schuppe überwölbt, theilweiſe bedeckt und oft noch von einer Wachshaut umgeben ſind. Faſt immer findet man an dem Kopfe verſchieden gelegene nackte Stellen, ſowie Kämme und Fleiſch- auswüchſe, die aus einem erektilen Gewebe gebildet ſind und ſich im Zorne mit Blut ſtrotzend anfüllen. Die Flügel der Hühnervögel ſind verhältnißmäßig kurz, der Flug daher ſchwer, ſelten anhaltend, ge- wöhnlich ſehr geräuſchvoll und niedrig; das Gefieder iſt ſtraff, oft mit ſehr reichen Farben und lebhaftem Metallglanze geziert, der Schwanz oft ungemein entwickelt und fähig, fächerartig geſpreizt und entfaltet zu werden. Die Beine ſind von mittlerer Höhe, ſehr ſtark und kräftig, bis zur Fußbeuge, zuweilen ſelbſt bis zu den Zehen hinab befiedert; ſtets finden ſich drei kräftige Vorderzehen mit ſtum- pfen, meiſt platten Nägeln, die entweder ganz frei oder nur am Grunde durch eine kurze Haut verbunden ſind; die vierte Zehe iſt ſtets nach hinten gerichtet, meiſt klein, ſchwach und rudimentär und in ähnlicher Weiſe, wie die Afterklaue mancher Säugethiere, in eini- ger Höhe über dem Boden angeheftet. Nur bei denjenigen Gattungen, welche vorzugsweiſe gern auf Bäumen leben und ſeltener auf die Erde kommen, ſteht eine kräftigere vierte Zehe im gleichen Niveau mit den übrigen. Bei den Männchen der meiſten Gattungen findet ſich außer- dem noch in einiger Höhe über dem Boden ein ſtarker, oft ſehr ſpitzer und ſcharfer Sporn vor, der nach innen und hinten gewendet iſt und den Thieren vorzugsweiſe als Waffe dient. Die meiſten Vögel dieſer Ordnung halten ſich ſtets auf der Erde, meiſt auf Hai- den und in niederen Holzbeſtänden auf, wo ſie ihr kunſtloſes Neſt gewöhnlich auf flacher Erde anlegen. Der Hahn hat eine größere Anzahl von Hennen um ſich, welche einzig das Brütegeſchäft vollzie- hen. Die Jungen nähren ſich anfangs mehr von Inſekten und Wür- mern, während ſie ſpäter härtere Sämereien vorziehen, die meiſtens mit den ſtarken Füßen aus der Erde hervorgeſcharrt werden. Faſt alle Arten ſind äußerſt leicht zähmbar und werden ſowohl des wohl- ſchmeckenden Fleiſches, als der Eier wegen, vielfach als Hausgeflügel gezogen. Wir unterſcheiden folgende Familien:
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knorpelartigen Schuppe überwölbt, theilweiſe bedeckt und oft noch
von einer Wachshaut umgeben ſind. Faſt immer findet man an dem
Kopfe verſchieden gelegene nackte Stellen, ſowie Kämme und Fleiſch-
auswüchſe, die aus einem erektilen Gewebe gebildet ſind und ſich im
Zorne mit Blut ſtrotzend anfüllen. Die Flügel der Hühnervögel ſind
verhältnißmäßig kurz, der Flug daher ſchwer, ſelten anhaltend, ge-
wöhnlich ſehr geräuſchvoll und niedrig; das Gefieder iſt ſtraff, oft
mit ſehr reichen Farben und lebhaftem Metallglanze geziert, der
Schwanz oft ungemein entwickelt und fähig, fächerartig geſpreizt und
entfaltet zu werden. Die Beine ſind von mittlerer Höhe, ſehr ſtark
und kräftig, bis zur Fußbeuge, zuweilen ſelbſt bis zu den Zehen
hinab befiedert; ſtets finden ſich drei kräftige Vorderzehen mit ſtum-
pfen, meiſt platten Nägeln, die entweder ganz frei oder nur am
Grunde durch eine kurze Haut verbunden ſind; die vierte Zehe iſt
ſtets nach hinten gerichtet, meiſt klein, ſchwach und rudimentär und
in ähnlicher Weiſe, wie die Afterklaue mancher Säugethiere, in eini-
ger Höhe über dem Boden angeheftet. Nur bei denjenigen Gattungen,
welche vorzugsweiſe gern auf Bäumen leben und ſeltener auf die Erde
kommen, ſteht eine kräftigere vierte Zehe im gleichen Niveau mit den
übrigen. Bei den Männchen der meiſten Gattungen findet ſich außer-
dem noch in einiger Höhe über dem Boden ein ſtarker, oft ſehr
ſpitzer und ſcharfer Sporn vor, der nach innen und hinten gewendet
iſt und den Thieren vorzugsweiſe als Waffe dient. Die meiſten
Vögel dieſer Ordnung halten ſich ſtets auf der Erde, meiſt auf Hai-
den und in niederen Holzbeſtänden auf, wo ſie ihr kunſtloſes Neſt
gewöhnlich auf flacher Erde anlegen. Der Hahn hat eine größere
Anzahl von Hennen um ſich, welche einzig das Brütegeſchäft vollzie-
hen. Die Jungen nähren ſich anfangs mehr von Inſekten und Wür-
mern, während ſie ſpäter härtere Sämereien vorziehen, die meiſtens
mit den ſtarken Füßen aus der Erde hervorgeſcharrt werden. Faſt
alle Arten ſind äußerſt leicht zähmbar und werden ſowohl des wohl-
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/377>, abgerufen am 22.11.2024.
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