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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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besessen haben muß, während man auf der anderen Seite ebenso sicher
aus der Existenz von Hufen und diesen entsprechenden Bildungen
der Fußknochen nachweisen kann, daß das Thier, welchem diese Reste
angehörten, wenig entwickelte Schädelkämme und ein Gebiß gehabt
haben müsse, welches nur auf Pflanzennahrung hindeutete. Die Ver-
folgung dieser Beziehungen, in welchen die einzelnen Abtheilungen
des Skelettes zu einander stehen, wird besonders wichtig für die Un-
tersuchung und Bestimmung fossiler Ueberreste, bei welchen es darauf
ankommt, die einzelnen Knochen zu erkennen, aus ihren eigenthümli-
chen Formen durch Vergleichung zu ermitteln, in die Nähe welcher
lebender Geschöpfe die ausgestorbene Gattung gehört habe und aus
diesen Thatsachen dann so viel als möglich das ganze Thier seiner
äußeren Gestalt und seinem inneren Baue nach wiederherzustellen.

[Abbildung] Fig. 1324. Fig. 1326. Fig. 1325.

Fig. 1324. Gehirn des Jagdhundes von der Basis. Fig. 1325. Dasselbe von oben. Fig. 1326. Gehirn
der Wanderratte (Mus decumanus) von oben.
Die furchenlosen Hemisphären decken Vierhügel und Zirbel nicht. a Riech-
kolben. b Große Hemisphären. c Mitteltheil (Wurm des kleinen Gehirns).
d Seitentheile desselben. e Verlängertes Mark. f Zirbeldrüse. g Vierhügel.
h Kreuzung (chiasma) der Sehnerven. i Hirnanhang (hypophysis). k Brücke.

An dem Centralnervensysteme der Säugethiere tritt beson-
ders im Verhältnisse zu den früher betrachteten Thierklassen die bedeu-

beſeſſen haben muß, während man auf der anderen Seite ebenſo ſicher
aus der Exiſtenz von Hufen und dieſen entſprechenden Bildungen
der Fußknochen nachweiſen kann, daß das Thier, welchem dieſe Reſte
angehörten, wenig entwickelte Schädelkämme und ein Gebiß gehabt
haben müſſe, welches nur auf Pflanzennahrung hindeutete. Die Ver-
folgung dieſer Beziehungen, in welchen die einzelnen Abtheilungen
des Skelettes zu einander ſtehen, wird beſonders wichtig für die Un-
terſuchung und Beſtimmung foſſiler Ueberreſte, bei welchen es darauf
ankommt, die einzelnen Knochen zu erkennen, aus ihren eigenthümli-
chen Formen durch Vergleichung zu ermitteln, in die Nähe welcher
lebender Geſchöpfe die ausgeſtorbene Gattung gehört habe und aus
dieſen Thatſachen dann ſo viel als möglich das ganze Thier ſeiner
äußeren Geſtalt und ſeinem inneren Baue nach wiederherzuſtellen.

[Abbildung] Fig. 1324. Fig. 1326. Fig. 1325.

Fig. 1324. Gehirn des Jagdhundes von der Baſis. Fig. 1325. Daſſelbe von oben. Fig. 1326. Gehirn
der Wanderratte (Mus decumanus) von oben.
Die furchenloſen Hemiſphären decken Vierhügel und Zirbel nicht. a Riech-
kolben. b Große Hemiſphären. c Mitteltheil (Wurm des kleinen Gehirns).
d Seitentheile deſſelben. e Verlängertes Mark. f Zirbeldrüſe. g Vierhügel.
h Kreuzung (chiasma) der Sehnerven. i Hirnanhang (hypophysis). k Brücke.

An dem Centralnervenſyſteme der Säugethiere tritt beſon-
ders im Verhältniſſe zu den früher betrachteten Thierklaſſen die bedeu-

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[404/0410] beſeſſen haben muß, während man auf der anderen Seite ebenſo ſicher aus der Exiſtenz von Hufen und dieſen entſprechenden Bildungen der Fußknochen nachweiſen kann, daß das Thier, welchem dieſe Reſte angehörten, wenig entwickelte Schädelkämme und ein Gebiß gehabt haben müſſe, welches nur auf Pflanzennahrung hindeutete. Die Ver- folgung dieſer Beziehungen, in welchen die einzelnen Abtheilungen des Skelettes zu einander ſtehen, wird beſonders wichtig für die Un- terſuchung und Beſtimmung foſſiler Ueberreſte, bei welchen es darauf ankommt, die einzelnen Knochen zu erkennen, aus ihren eigenthümli- chen Formen durch Vergleichung zu ermitteln, in die Nähe welcher lebender Geſchöpfe die ausgeſtorbene Gattung gehört habe und aus dieſen Thatſachen dann ſo viel als möglich das ganze Thier ſeiner äußeren Geſtalt und ſeinem inneren Baue nach wiederherzuſtellen. [Abbildung Fig. 1324. Fig. 1326. Fig. 1325. Fig. 1324. Gehirn des Jagdhundes von der Baſis. Fig. 1325. Daſſelbe von oben. Fig. 1326. Gehirn der Wanderratte (Mus decumanus) von oben. Die furchenloſen Hemiſphären decken Vierhügel und Zirbel nicht. a Riech- kolben. b Große Hemiſphären. c Mitteltheil (Wurm des kleinen Gehirns). d Seitentheile deſſelben. e Verlängertes Mark. f Zirbeldrüſe. g Vierhügel. h Kreuzung (chiasma) der Sehnerven. i Hirnanhang (hypophysis). k Brücke. ] An dem Centralnervenſyſteme der Säugethiere tritt beſon- ders im Verhältniſſe zu den früher betrachteten Thierklaſſen die bedeu-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 404. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/410>, abgerufen am 22.11.2024.