Höckern versehen, während ein eigentlicher Reißzahn fehlt; Vorder- und Hinterfüße haben eine vollständige fleischige Schwielensohle mit fünf Zehen, die ganz vollkommen getrennt sind und von einander etwas entfernt werden können; der Hinterfuß namentlich gleicht in seiner Gestalt sehr dem Fuße des Menschen, unterscheidet sich indessen, wie leicht begreiflich, durch die scharfen Krallennägel, welche an allen Zehen entwickelt sind. Cercoleptes.
Die Entwickelung der fossilen Raubthiere erreicht ihren Höhe- punkt in der Diluvialzeit, wo die Thiere am größten, ihre Anzahl an Individuen am bedeutendsten und die Formen am mannigfaltigsten waren. Von den ältesten Tertiärschichten, in denen nur wenige kleine Fleischfresser vorkommen, steigt ihre Entwickelung bis zu der angegebe- nen Epoche und sinkt wieder in unserer Zeit zurück, indem uns eine Menge von Formen fehlen, welche namentlich als Mittelglieder zwi- schen die einzelnen Familien traten und diese durch Uebergänge mit einander verbanden.
Reihe der Säugethiere mit scheibenförmigem Mutterkuchen.
Bei wechselndem Charakter des Zahnsystemes ist es hauptsächlich in dieser Reihe die Entwickelung der Extremitäten, die Ausbildung der Vorderfüße zu wahren Händen, welche die Aufmerksamkeit auf sich zieht; und man kann nicht mit Unrecht behaupten, daß das Ver- hältniß der einzelnen Gruppen zu einander weit mehr durch die Bil- dung der Extremitäten, als durch andere Charaktere bestimmt werde. Im Ganzen haben die Säugethiere dieser Reihe nur eine geringe Größe und Masse und so wie der Mensch ihnen allen an Ausbildung seiner einzelnen Theile vorangeht, so übertrifft er sie auch sämmtlich hinsichtlich seiner Größe. In Betreff des Zahnsystemes erblicken wir zwei verschiedene Richtungen der Ausbildung, indem einerseits die Thiere mehr auf animalische Kost angewiesen sind und deßhalb spitze Eckzähne und spitzhöckerige Backzähne besitzen, während andererseits die Bezahnung auf ausschließliche Pflanzenkost hinweist und deßhalb scharf schneidende Vorderzähne und Backzähne mit platter Mahlkrone
Höckern verſehen, während ein eigentlicher Reißzahn fehlt; Vorder- und Hinterfüße haben eine vollſtändige fleiſchige Schwielenſohle mit fünf Zehen, die ganz vollkommen getrennt ſind und von einander etwas entfernt werden können; der Hinterfuß namentlich gleicht in ſeiner Geſtalt ſehr dem Fuße des Menſchen, unterſcheidet ſich indeſſen, wie leicht begreiflich, durch die ſcharfen Krallennägel, welche an allen Zehen entwickelt ſind. Cercoleptes.
Die Entwickelung der foſſilen Raubthiere erreicht ihren Höhe- punkt in der Diluvialzeit, wo die Thiere am größten, ihre Anzahl an Individuen am bedeutendſten und die Formen am mannigfaltigſten waren. Von den älteſten Tertiärſchichten, in denen nur wenige kleine Fleiſchfreſſer vorkommen, ſteigt ihre Entwickelung bis zu der angegebe- nen Epoche und ſinkt wieder in unſerer Zeit zurück, indem uns eine Menge von Formen fehlen, welche namentlich als Mittelglieder zwi- ſchen die einzelnen Familien traten und dieſe durch Uebergänge mit einander verbanden.
Reihe der Säugethiere mit ſcheibenförmigem Mutterkuchen.
Bei wechſelndem Charakter des Zahnſyſtemes iſt es hauptſächlich in dieſer Reihe die Entwickelung der Extremitäten, die Ausbildung der Vorderfüße zu wahren Händen, welche die Aufmerkſamkeit auf ſich zieht; und man kann nicht mit Unrecht behaupten, daß das Ver- hältniß der einzelnen Gruppen zu einander weit mehr durch die Bil- dung der Extremitäten, als durch andere Charaktere beſtimmt werde. Im Ganzen haben die Säugethiere dieſer Reihe nur eine geringe Größe und Maſſe und ſo wie der Menſch ihnen allen an Ausbildung ſeiner einzelnen Theile vorangeht, ſo übertrifft er ſie auch ſämmtlich hinſichtlich ſeiner Größe. In Betreff des Zahnſyſtemes erblicken wir zwei verſchiedene Richtungen der Ausbildung, indem einerſeits die Thiere mehr auf animaliſche Koſt angewieſen ſind und deßhalb ſpitze Eckzähne und ſpitzhöckerige Backzähne beſitzen, während andererſeits die Bezahnung auf ausſchließliche Pflanzenkoſt hinweiſt und deßhalb ſcharf ſchneidende Vorderzähne und Backzähne mit platter Mahlkrone
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Höckern verſehen, während ein eigentlicher Reißzahn fehlt; Vorder-
und Hinterfüße haben eine vollſtändige fleiſchige Schwielenſohle mit
fünf Zehen, die ganz vollkommen getrennt ſind und von einander
etwas entfernt werden können; der Hinterfuß namentlich gleicht in
ſeiner Geſtalt ſehr dem Fuße des Menſchen, unterſcheidet ſich indeſſen,
wie leicht begreiflich, durch die ſcharfen Krallennägel, welche an allen
Zehen entwickelt ſind. Cercoleptes.
Die Entwickelung der foſſilen Raubthiere erreicht ihren Höhe-
punkt in der Diluvialzeit, wo die Thiere am größten, ihre Anzahl
an Individuen am bedeutendſten und die Formen am mannigfaltigſten
waren. Von den älteſten Tertiärſchichten, in denen nur wenige kleine
Fleiſchfreſſer vorkommen, ſteigt ihre Entwickelung bis zu der angegebe-
nen Epoche und ſinkt wieder in unſerer Zeit zurück, indem uns eine
Menge von Formen fehlen, welche namentlich als Mittelglieder zwi-
ſchen die einzelnen Familien traten und dieſe durch Uebergänge mit
einander verbanden.
Reihe der Säugethiere mit ſcheibenförmigem Mutterkuchen.
Bei wechſelndem Charakter des Zahnſyſtemes iſt es hauptſächlich
in dieſer Reihe die Entwickelung der Extremitäten, die Ausbildung
der Vorderfüße zu wahren Händen, welche die Aufmerkſamkeit auf
ſich zieht; und man kann nicht mit Unrecht behaupten, daß das Ver-
hältniß der einzelnen Gruppen zu einander weit mehr durch die Bil-
dung der Extremitäten, als durch andere Charaktere beſtimmt werde.
Im Ganzen haben die Säugethiere dieſer Reihe nur eine geringe
Größe und Maſſe und ſo wie der Menſch ihnen allen an Ausbildung
ſeiner einzelnen Theile vorangeht, ſo übertrifft er ſie auch ſämmtlich
hinſichtlich ſeiner Größe. In Betreff des Zahnſyſtemes erblicken wir
zwei verſchiedene Richtungen der Ausbildung, indem einerſeits die
Thiere mehr auf animaliſche Koſt angewieſen ſind und deßhalb ſpitze
Eckzähne und ſpitzhöckerige Backzähne beſitzen, während andererſeits
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ſcharf ſchneidende Vorderzähne und Backzähne mit platter Mahlkrone
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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/506>, abgerufen am 23.11.2024.
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