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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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wässer Mitteleuropas bewohnen, einen Mittelpunkt aufzustellen, von
welchem aus sich diese Fische in die verschiedenen Flußgebiete verbreitet
hätten, zwischen welchen kein für sie praktikabler Uebergang vorhanden
ist. Die Forelle der höhern Bergbäche des Donaugebietes ist ganz
dieselbe, wie die Forelle auf den südlichen Abhängen der ligurischen
Alpen und dennoch ist zwischen beiden kein Uebergang, auch nicht durch
die Zwischenstationen der übrigen Gebirge möglich. Schon diese ein-
fache Betrachtung widerlegt aufs Bündigste die absurde Ansicht von
der Entstehung der einzelnen Thierarten aus einem einzigen Paare,
welche aus sonstigen ökonomischen Gründen der Thierwelt eine reine
Unmöglichkeit ist. Bei der mindesten Einsicht in diesen ökonomisch-
socialen Zusammenhang der einzelnen Thierarten unter einander kann
sich jeder leicht sagen, daß ein einziges Tigerpaar alle pflanzenfressen-
den Arten der ganzen ostindischen Fauna hätte verzehren müssen, bevor
es denselben möglich gewesen wäre, sich fortzupflanzen und läßt sich
durch diese, wie andere Beispiele leicht zeigen, daß die jetzige, wie alle
früheren Schöpfungen in einem numerischen Verhältnisse aufreten muß-
ten, welches dem jetzt bestehenden bis auf kleine Abweichungen hin
ähnlich sein mußte, indem das harmonische Verhältniß zwischen fleisch-
fressenden und als Nahrung dienenden Thieren nur geringe Abwei-
chungen erlaubt.

Es wurde schon oben angeführt, daß wir bei der Betrachtung
der geographischen Verbreitung der Thiere Festland und Meer wesent-
lich von einander halten müssen, indem beide durchaus verschiedene
Bewohner aufzuweisen haben und daß man auf dem Festlande ebenso
wesentlich nach zwei Richtungen hin unterscheiden müsse, indem die
Faunen sich sowohl nach horizontaler Erstreckung, wie auch nach ver-
tikaler unterscheiden. Betrachtet man in letzterer Beziehung die Ver-
theilung des thierischen Lebens auf der Erde, so zeigt sich, daß die
Uferzone des Meeres in jeder Beziehung die reichste ist an Mannig-
faltigkeit der Formen, wie an Zahl der Individuen und daß diesen
beiden Beziehungen nach das Thierleben um so mehr abnimmt, als
man in die Höhe oder in die Tiefe kommt, eine Erscheinung, die
übrigens mit denjenigen in der Pflanzenwelt in vollkommenem Ein-
klange steht. Zu den vielen Raubthieren, namentlich Vögeln, welche
zwar das feste Land bewohnen, aber auf dem Meere schwimmend ihre
Nahrung suchen, gesellen sich die zahlreichen Bewohner des Strandes
und weiter in das Land hinein die eigenthümliche Bevölkerung der
Tiefebenen mit ihren Sümpfen, Morästen und Lagunen, in welchen

wäſſer Mitteleuropas bewohnen, einen Mittelpunkt aufzuſtellen, von
welchem aus ſich dieſe Fiſche in die verſchiedenen Flußgebiete verbreitet
hätten, zwiſchen welchen kein für ſie praktikabler Uebergang vorhanden
iſt. Die Forelle der höhern Bergbäche des Donaugebietes iſt ganz
dieſelbe, wie die Forelle auf den ſüdlichen Abhängen der liguriſchen
Alpen und dennoch iſt zwiſchen beiden kein Uebergang, auch nicht durch
die Zwiſchenſtationen der übrigen Gebirge möglich. Schon dieſe ein-
fache Betrachtung widerlegt aufs Bündigſte die abſurde Anſicht von
der Entſtehung der einzelnen Thierarten aus einem einzigen Paare,
welche aus ſonſtigen ökonomiſchen Gründen der Thierwelt eine reine
Unmöglichkeit iſt. Bei der mindeſten Einſicht in dieſen ökonomiſch-
ſocialen Zuſammenhang der einzelnen Thierarten unter einander kann
ſich jeder leicht ſagen, daß ein einziges Tigerpaar alle pflanzenfreſſen-
den Arten der ganzen oſtindiſchen Fauna hätte verzehren müſſen, bevor
es denſelben möglich geweſen wäre, ſich fortzupflanzen und läßt ſich
durch dieſe, wie andere Beiſpiele leicht zeigen, daß die jetzige, wie alle
früheren Schöpfungen in einem numeriſchen Verhältniſſe aufreten muß-
ten, welches dem jetzt beſtehenden bis auf kleine Abweichungen hin
ähnlich ſein mußte, indem das harmoniſche Verhältniß zwiſchen fleiſch-
freſſenden und als Nahrung dienenden Thieren nur geringe Abwei-
chungen erlaubt.

Es wurde ſchon oben angeführt, daß wir bei der Betrachtung
der geographiſchen Verbreitung der Thiere Feſtland und Meer weſent-
lich von einander halten müſſen, indem beide durchaus verſchiedene
Bewohner aufzuweiſen haben und daß man auf dem Feſtlande ebenſo
weſentlich nach zwei Richtungen hin unterſcheiden müſſe, indem die
Faunen ſich ſowohl nach horizontaler Erſtreckung, wie auch nach ver-
tikaler unterſcheiden. Betrachtet man in letzterer Beziehung die Ver-
theilung des thieriſchen Lebens auf der Erde, ſo zeigt ſich, daß die
Uferzone des Meeres in jeder Beziehung die reichſte iſt an Mannig-
faltigkeit der Formen, wie an Zahl der Individuen und daß dieſen
beiden Beziehungen nach das Thierleben um ſo mehr abnimmt, als
man in die Höhe oder in die Tiefe kommt, eine Erſcheinung, die
übrigens mit denjenigen in der Pflanzenwelt in vollkommenem Ein-
klange ſteht. Zu den vielen Raubthieren, namentlich Vögeln, welche
zwar das feſte Land bewohnen, aber auf dem Meere ſchwimmend ihre
Nahrung ſuchen, geſellen ſich die zahlreichen Bewohner des Strandes
und weiter in das Land hinein die eigenthümliche Bevölkerung der
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[578/0584] wäſſer Mitteleuropas bewohnen, einen Mittelpunkt aufzuſtellen, von welchem aus ſich dieſe Fiſche in die verſchiedenen Flußgebiete verbreitet hätten, zwiſchen welchen kein für ſie praktikabler Uebergang vorhanden iſt. Die Forelle der höhern Bergbäche des Donaugebietes iſt ganz dieſelbe, wie die Forelle auf den ſüdlichen Abhängen der liguriſchen Alpen und dennoch iſt zwiſchen beiden kein Uebergang, auch nicht durch die Zwiſchenſtationen der übrigen Gebirge möglich. Schon dieſe ein- fache Betrachtung widerlegt aufs Bündigſte die abſurde Anſicht von der Entſtehung der einzelnen Thierarten aus einem einzigen Paare, welche aus ſonſtigen ökonomiſchen Gründen der Thierwelt eine reine Unmöglichkeit iſt. Bei der mindeſten Einſicht in dieſen ökonomiſch- ſocialen Zuſammenhang der einzelnen Thierarten unter einander kann ſich jeder leicht ſagen, daß ein einziges Tigerpaar alle pflanzenfreſſen- den Arten der ganzen oſtindiſchen Fauna hätte verzehren müſſen, bevor es denſelben möglich geweſen wäre, ſich fortzupflanzen und läßt ſich durch dieſe, wie andere Beiſpiele leicht zeigen, daß die jetzige, wie alle früheren Schöpfungen in einem numeriſchen Verhältniſſe aufreten muß- ten, welches dem jetzt beſtehenden bis auf kleine Abweichungen hin ähnlich ſein mußte, indem das harmoniſche Verhältniß zwiſchen fleiſch- freſſenden und als Nahrung dienenden Thieren nur geringe Abwei- chungen erlaubt. Es wurde ſchon oben angeführt, daß wir bei der Betrachtung der geographiſchen Verbreitung der Thiere Feſtland und Meer weſent- lich von einander halten müſſen, indem beide durchaus verſchiedene Bewohner aufzuweiſen haben und daß man auf dem Feſtlande ebenſo weſentlich nach zwei Richtungen hin unterſcheiden müſſe, indem die Faunen ſich ſowohl nach horizontaler Erſtreckung, wie auch nach ver- tikaler unterſcheiden. Betrachtet man in letzterer Beziehung die Ver- theilung des thieriſchen Lebens auf der Erde, ſo zeigt ſich, daß die Uferzone des Meeres in jeder Beziehung die reichſte iſt an Mannig- faltigkeit der Formen, wie an Zahl der Individuen und daß dieſen beiden Beziehungen nach das Thierleben um ſo mehr abnimmt, als man in die Höhe oder in die Tiefe kommt, eine Erſcheinung, die übrigens mit denjenigen in der Pflanzenwelt in vollkommenem Ein- klange ſteht. Zu den vielen Raubthieren, namentlich Vögeln, welche zwar das feſte Land bewohnen, aber auf dem Meere ſchwimmend ihre Nahrung ſuchen, geſellen ſich die zahlreichen Bewohner des Strandes und weiter in das Land hinein die eigenthümliche Bevölkerung der Tiefebenen mit ihren Sümpfen, Moräſten und Lagunen, in welchen

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 578. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/584>, abgerufen am 22.11.2024.