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Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

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bedarf es also sichtlich schon längerer Erziehung, größerer Anstrengung von Seite der Erziehenden. Ist es ein Wunder, wenn die Professoren, die weisen Bildner der Jugend, sich diese doppelte Anstrengung auch mit doppelten Louisd'oren bezahlen ließen?

Die Königin eines neuen Staates legt anfangs nur Arbeiter-Eier, so daß die Volkszahl stets zunimmt und neue Kräfte dem Stocke zugeführt werden. Später bauen die Arbeiter größere Zellen, die indessen ganz die Form der Arbeiterzellen haben. In dieser wachsen die Würmer der Drohnen auf, deren Eier nach den Arbeitereiern gelegt werden. Endlich bauen die Arbeiter an unbestimmten Stellen ungeheure, flaschenähnliche Zellen mit engem Halse, deren Oeffnung nach unten schaut und die bald, wie Tropfsteine, unten an den Waben hängen, bald auch auf die Vorrathszellen aufgeklebt sind. Diese Zellen sind die Brutstätten der Königinnen, deren höchstens 12-20 ausgebrütet werden. Die Königliche Made hängt in diesen Zellen mit dem Kopfe nach unten und wird, wie die Drohnen, mit einem ganz besondern Kindsbrei gefüttert.

Die tiefere Einsicht in das konstitutionelle Staatsleben der Bienen wird uns besonders durch die genauere Betrachtung des Lebens der Königin selbst geboten, da diese ja der verkörperte Inbegriff des Volkes ist. Wir werden sehen, daß sie zugleich den Gegensatz zu diesem Volke bildet, und daß durch die Eigenschaften, welche der Krone inhäriren und deßhalb bei jeder Kronenträgerin hervortreten, die Prärogative der Krone sowohl, wie die Berechtigung des Volkes in das genaueste Gleichgewicht gebracht sind. So besitzt die Königin das absolute Veto, welches sie indessen den Drohnen gegenüber niemals, den Arbeitern gegenüber nur

bedarf es also sichtlich schon längerer Erziehung, größerer Anstrengung von Seite der Erziehenden. Ist es ein Wunder, wenn die Professoren, die weisen Bildner der Jugend, sich diese doppelte Anstrengung auch mit doppelten Louisd’oren bezahlen ließen?

Die Königin eines neuen Staates legt anfangs nur Arbeiter-Eier, so daß die Volkszahl stets zunimmt und neue Kräfte dem Stocke zugeführt werden. Später bauen die Arbeiter größere Zellen, die indessen ganz die Form der Arbeiterzellen haben. In dieser wachsen die Würmer der Drohnen auf, deren Eier nach den Arbeitereiern gelegt werden. Endlich bauen die Arbeiter an unbestimmten Stellen ungeheure, flaschenähnliche Zellen mit engem Halse, deren Oeffnung nach unten schaut und die bald, wie Tropfsteine, unten an den Waben hängen, bald auch auf die Vorrathszellen aufgeklebt sind. Diese Zellen sind die Brutstätten der Königinnen, deren höchstens 12–20 ausgebrütet werden. Die Königliche Made hängt in diesen Zellen mit dem Kopfe nach unten und wird, wie die Drohnen, mit einem ganz besondern Kindsbrei gefüttert.

Die tiefere Einsicht in das konstitutionelle Staatsleben der Bienen wird uns besonders durch die genauere Betrachtung des Lebens der Königin selbst geboten, da diese ja der verkörperte Inbegriff des Volkes ist. Wir werden sehen, daß sie zugleich den Gegensatz zu diesem Volke bildet, und daß durch die Eigenschaften, welche der Krone inhäriren und deßhalb bei jeder Kronenträgerin hervortreten, die Prärogative der Krone sowohl, wie die Berechtigung des Volkes in das genaueste Gleichgewicht gebracht sind. So besitzt die Königin das absolute Veto, welches sie indessen den Drohnen gegenüber niemals, den Arbeitern gegenüber nur

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[77/0103] bedarf es also sichtlich schon längerer Erziehung, größerer Anstrengung von Seite der Erziehenden. Ist es ein Wunder, wenn die Professoren, die weisen Bildner der Jugend, sich diese doppelte Anstrengung auch mit doppelten Louisd’oren bezahlen ließen? Die Königin eines neuen Staates legt anfangs nur Arbeiter-Eier, so daß die Volkszahl stets zunimmt und neue Kräfte dem Stocke zugeführt werden. Später bauen die Arbeiter größere Zellen, die indessen ganz die Form der Arbeiterzellen haben. In dieser wachsen die Würmer der Drohnen auf, deren Eier nach den Arbeitereiern gelegt werden. Endlich bauen die Arbeiter an unbestimmten Stellen ungeheure, flaschenähnliche Zellen mit engem Halse, deren Oeffnung nach unten schaut und die bald, wie Tropfsteine, unten an den Waben hängen, bald auch auf die Vorrathszellen aufgeklebt sind. Diese Zellen sind die Brutstätten der Königinnen, deren höchstens 12–20 ausgebrütet werden. Die Königliche Made hängt in diesen Zellen mit dem Kopfe nach unten und wird, wie die Drohnen, mit einem ganz besondern Kindsbrei gefüttert. Die tiefere Einsicht in das konstitutionelle Staatsleben der Bienen wird uns besonders durch die genauere Betrachtung des Lebens der Königin selbst geboten, da diese ja der verkörperte Inbegriff des Volkes ist. Wir werden sehen, daß sie zugleich den Gegensatz zu diesem Volke bildet, und daß durch die Eigenschaften, welche der Krone inhäriren und deßhalb bei jeder Kronenträgerin hervortreten, die Prärogative der Krone sowohl, wie die Berechtigung des Volkes in das genaueste Gleichgewicht gebracht sind. So besitzt die Königin das absolute Veto, welches sie indessen den Drohnen gegenüber niemals, den Arbeitern gegenüber nur

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/103>, abgerufen am 27.11.2024.