Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

Socialismus, ihr Konstitutionellen? Er hat durchaus keinen haltbaren Grund. Man könnte auch den Bienenstaat eine social-demokratische Monarchie mit erblichen Kasten-Einrichtungen nennen, wenn man nicht fürchten müßte, das konstitutionelle Staatsbewußtsein der besten Männer Deutschlands dadurch auf das Tiefste zu erschüttern. Unsern Staatsweisen ist schon die Existenz einer demokratischen Monarchie mit allgemeinem Stimmrecht unbegreiflich - sie verlangen einen gewissen Census, Garantien gewisser Rechte dem Volke gegenüber, gezwungene Anleihen, gesetzlichen Steuerzwang, Beschränkung der Preßfreiheit, des Vereinsrechts, Garantie des Eigenthums und des Erbrechtes - wie sollten sie gar eine kommunistische Monarchie ohne eigentliche starke Regierung mit steter Selbstbetheiligung und freiwilliger Selbstbesteuerung des Bürgers begreifen? Schonen wir darum das Bewußtsein der besten Männer, der Edlen, welche berufen sind, durch ihr konstitutionelles System das deutsche Volk zu retten und das Reich deutscher Nation wieder herzustellen. Sie könnten irre werden an sich selbst - sie könnten die bodenlose Leere ihres konstitutionellen Hirnkastens in schauderhafter Nacktheit erblicken - sie könnten sogar, nach dem Prinzip, daß die Pflicht nicht weiter gehe als die Möglichkeit, den hellen Schmuck der Volksvertretung, das unabwendbare Steuerverweigerungsrecht gegenüber drängender Nothwendigkeit, aufgeben - und wie sollte, nach solcher Erkenntniß, das deutsche Volk gerettet werden? Die besten Männer sind das Salz Deutschlands - womit aber soll man salzen, wenn das Salz dumm geworden ist?

Nein, nein, sagt ihnen nichts vom Bienenstaate, nichts von der kommunistischen Basis dieser thierischen Monarchie! Sie sollen's nicht erfahren - sie sollen ihr Ideal ihres

Socialismus, ihr Konstitutionellen? Er hat durchaus keinen haltbaren Grund. Man könnte auch den Bienenstaat eine social-demokratische Monarchie mit erblichen Kasten-Einrichtungen nennen, wenn man nicht fürchten müßte, das konstitutionelle Staatsbewußtsein der besten Männer Deutschlands dadurch auf das Tiefste zu erschüttern. Unsern Staatsweisen ist schon die Existenz einer demokratischen Monarchie mit allgemeinem Stimmrecht unbegreiflich – sie verlangen einen gewissen Census, Garantien gewisser Rechte dem Volke gegenüber, gezwungene Anleihen, gesetzlichen Steuerzwang, Beschränkung der Preßfreiheit, des Vereinsrechts, Garantie des Eigenthums und des Erbrechtes – wie sollten sie gar eine kommunistische Monarchie ohne eigentliche starke Regierung mit steter Selbstbetheiligung und freiwilliger Selbstbesteuerung des Bürgers begreifen? Schonen wir darum das Bewußtsein der besten Männer, der Edlen, welche berufen sind, durch ihr konstitutionelles System das deutsche Volk zu retten und das Reich deutscher Nation wieder herzustellen. Sie könnten irre werden an sich selbst – sie könnten die bodenlose Leere ihres konstitutionellen Hirnkastens in schauderhafter Nacktheit erblicken – sie könnten sogar, nach dem Prinzip, daß die Pflicht nicht weiter gehe als die Möglichkeit, den hellen Schmuck der Volksvertretung, das unabwendbare Steuerverweigerungsrecht gegenüber drängender Nothwendigkeit, aufgeben – und wie sollte, nach solcher Erkenntniß, das deutsche Volk gerettet werden? Die besten Männer sind das Salz Deutschlands – womit aber soll man salzen, wenn das Salz dumm geworden ist?

Nein, nein, sagt ihnen nichts vom Bienenstaate, nichts von der kommunistischen Basis dieser thierischen Monarchie! Sie sollen’s nicht erfahren – sie sollen ihr Ideal ihres

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0106" n="80"/>
Socialismus, ihr Konstitutionellen? Er hat durchaus keinen haltbaren Grund. Man könnte auch den Bienenstaat eine social-demokratische Monarchie mit erblichen Kasten-Einrichtungen nennen, wenn man nicht fürchten müßte, das konstitutionelle Staatsbewußtsein der besten Männer Deutschlands dadurch auf das Tiefste zu erschüttern. Unsern Staatsweisen ist schon die Existenz einer demokratischen Monarchie mit allgemeinem Stimmrecht unbegreiflich &#x2013; sie verlangen einen gewissen Census, Garantien gewisser Rechte dem Volke gegenüber, gezwungene Anleihen, gesetzlichen Steuerzwang, Beschränkung der Preßfreiheit, des Vereinsrechts, Garantie des Eigenthums und des Erbrechtes &#x2013; wie sollten sie gar eine kommunistische Monarchie ohne eigentliche starke Regierung mit steter Selbstbetheiligung und freiwilliger Selbstbesteuerung des Bürgers begreifen? Schonen wir darum das Bewußtsein der besten Männer, der Edlen, welche berufen sind, durch <hi rendition="#g">ihr</hi> konstitutionelles System das deutsche Volk zu retten und das Reich deutscher Nation wieder herzustellen. Sie könnten irre werden an sich selbst &#x2013; sie könnten die bodenlose Leere ihres konstitutionellen Hirnkastens in schauderhafter Nacktheit erblicken &#x2013; sie könnten sogar, nach dem Prinzip, daß die Pflicht nicht weiter gehe als die Möglichkeit, den hellen Schmuck der Volksvertretung, das unabwendbare Steuerverweigerungsrecht gegenüber drängender Nothwendigkeit, aufgeben &#x2013; und wie sollte, nach solcher Erkenntniß, das deutsche Volk gerettet werden? Die besten Männer sind das Salz Deutschlands &#x2013; womit aber soll man salzen, wenn das Salz dumm geworden ist?</p>
        <p>Nein, nein, sagt ihnen nichts vom Bienenstaate, nichts von der kommunistischen Basis dieser thierischen Monarchie! Sie sollen&#x2019;s nicht erfahren &#x2013; sie sollen ihr Ideal ihres
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[80/0106] Socialismus, ihr Konstitutionellen? Er hat durchaus keinen haltbaren Grund. Man könnte auch den Bienenstaat eine social-demokratische Monarchie mit erblichen Kasten-Einrichtungen nennen, wenn man nicht fürchten müßte, das konstitutionelle Staatsbewußtsein der besten Männer Deutschlands dadurch auf das Tiefste zu erschüttern. Unsern Staatsweisen ist schon die Existenz einer demokratischen Monarchie mit allgemeinem Stimmrecht unbegreiflich – sie verlangen einen gewissen Census, Garantien gewisser Rechte dem Volke gegenüber, gezwungene Anleihen, gesetzlichen Steuerzwang, Beschränkung der Preßfreiheit, des Vereinsrechts, Garantie des Eigenthums und des Erbrechtes – wie sollten sie gar eine kommunistische Monarchie ohne eigentliche starke Regierung mit steter Selbstbetheiligung und freiwilliger Selbstbesteuerung des Bürgers begreifen? Schonen wir darum das Bewußtsein der besten Männer, der Edlen, welche berufen sind, durch ihr konstitutionelles System das deutsche Volk zu retten und das Reich deutscher Nation wieder herzustellen. Sie könnten irre werden an sich selbst – sie könnten die bodenlose Leere ihres konstitutionellen Hirnkastens in schauderhafter Nacktheit erblicken – sie könnten sogar, nach dem Prinzip, daß die Pflicht nicht weiter gehe als die Möglichkeit, den hellen Schmuck der Volksvertretung, das unabwendbare Steuerverweigerungsrecht gegenüber drängender Nothwendigkeit, aufgeben – und wie sollte, nach solcher Erkenntniß, das deutsche Volk gerettet werden? Die besten Männer sind das Salz Deutschlands – womit aber soll man salzen, wenn das Salz dumm geworden ist? Nein, nein, sagt ihnen nichts vom Bienenstaate, nichts von der kommunistischen Basis dieser thierischen Monarchie! Sie sollen’s nicht erfahren – sie sollen ihr Ideal ihres

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/106
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/106>, abgerufen am 27.11.2024.