Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.Wie ist es möglich, daß der Besitz der Herrschaft so unendlich zerstörend auf Geist und Charakter wirken, die guten Eigenschaften unterdrücken, die bösen entwickeln kann? Das einfache Kind des Volkes, das seine Lust an der Arbeit, seinen Genuß in der Liebe und Pflege der Jungen gefunden haben würde, die neidlose Arbeiterbiene, welche still und emsig auf Blumen Honig und Blüthenstaub gesammelt, Zellen gebaut, Würmchen besorgt und gefüttert, ihre Königin verehrt haben würde, - ist durch den Besitz des Thrones in ein genußsüchtiges, eitles Wesen umgewandelt, welches jeder Arbeit abhold, keine Nebenbuhlerin duldet, die Liebe zu Eltern, Geschwistern, Kindern in ihrem Busen erstickt hat - in ein Wesen, das nur Rache, Eifersucht und Herrschbegierde kennt! Welche entsetzliche Umwandlung! Welch' trauriges Spiegelbild menschlicher Verhältnisse! Menschen! Menschen! Ihr wundert Euch, wenn der einfache Mann des Volkes, der für die Freiheit wirkt und stritt, wenn dieser ein Despot, ein Tyrann wird, indem er die Zügel der Regierung ergreift? Blickt her auf den Bienenstaat und hüllt dann das Haupt in Trauer um Jeden, der in eine Regierung eintritt. Er ist verloren. Dem ewigen Naturgesetze entzieht sich Keiner - schaut hin auf die langen Reihen Eurer Freunde, welche in diese Feuerprobe eingingen - die Freiheit hat in diesem Augenblicke den Todtenhügel über ihrem früheren Wirken gethürmt und das Trauerkreuz auf denselben gesetzt. Die Freiheit beklagt sie als todt - und in ihrem Dienste gibt es keine Auferstehung!*) *) Wir reden aus Erfahrung. Eine vierzehntägige Nicht-Regierung in der Regentschaft hatte uns schon bedeutend angesteckt. Wir
Wie ist es möglich, daß der Besitz der Herrschaft so unendlich zerstörend auf Geist und Charakter wirken, die guten Eigenschaften unterdrücken, die bösen entwickeln kann? Das einfache Kind des Volkes, das seine Lust an der Arbeit, seinen Genuß in der Liebe und Pflege der Jungen gefunden haben würde, die neidlose Arbeiterbiene, welche still und emsig auf Blumen Honig und Blüthenstaub gesammelt, Zellen gebaut, Würmchen besorgt und gefüttert, ihre Königin verehrt haben würde, – ist durch den Besitz des Thrones in ein genußsüchtiges, eitles Wesen umgewandelt, welches jeder Arbeit abhold, keine Nebenbuhlerin duldet, die Liebe zu Eltern, Geschwistern, Kindern in ihrem Busen erstickt hat – in ein Wesen, das nur Rache, Eifersucht und Herrschbegierde kennt! Welche entsetzliche Umwandlung! Welch’ trauriges Spiegelbild menschlicher Verhältnisse! Menschen! Menschen! Ihr wundert Euch, wenn der einfache Mann des Volkes, der für die Freiheit wirkt und stritt, wenn dieser ein Despot, ein Tyrann wird, indem er die Zügel der Regierung ergreift? Blickt her auf den Bienenstaat und hüllt dann das Haupt in Trauer um Jeden, der in eine Regierung eintritt. Er ist verloren. Dem ewigen Naturgesetze entzieht sich Keiner – schaut hin auf die langen Reihen Eurer Freunde, welche in diese Feuerprobe eingingen – die Freiheit hat in diesem Augenblicke den Todtenhügel über ihrem früheren Wirken gethürmt und das Trauerkreuz auf denselben gesetzt. Die Freiheit beklagt sie als todt – und in ihrem Dienste gibt es keine Auferstehung!*) *) Wir reden aus Erfahrung. Eine vierzehntägige Nicht-Regierung in der Regentschaft hatte uns schon bedeutend angesteckt. Wir
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Wie ist es möglich, daß der Besitz der Herrschaft so unendlich zerstörend auf Geist und Charakter wirken, die guten Eigenschaften unterdrücken, die bösen entwickeln kann? Das einfache Kind des Volkes, das seine Lust an der Arbeit, seinen Genuß in der Liebe und Pflege der Jungen gefunden haben würde, die neidlose Arbeiterbiene, welche still und emsig auf Blumen Honig und Blüthenstaub gesammelt, Zellen gebaut, Würmchen besorgt und gefüttert, ihre Königin verehrt haben würde, – ist durch den Besitz des Thrones in ein genußsüchtiges, eitles Wesen umgewandelt, welches jeder Arbeit abhold, keine Nebenbuhlerin duldet, die Liebe zu Eltern, Geschwistern, Kindern in ihrem Busen erstickt hat – in ein Wesen, das nur Rache, Eifersucht und Herrschbegierde kennt! Welche entsetzliche Umwandlung! Welch’ trauriges Spiegelbild menschlicher Verhältnisse! Menschen! Menschen! Ihr wundert Euch, wenn der einfache Mann des Volkes, der für die Freiheit wirkt und stritt, wenn dieser ein Despot, ein Tyrann wird, indem er die Zügel der Regierung ergreift? Blickt her auf den Bienenstaat und hüllt dann das Haupt in Trauer um Jeden, der in eine Regierung eintritt. Er ist verloren. Dem ewigen Naturgesetze entzieht sich Keiner – schaut hin auf die langen Reihen Eurer Freunde, welche in diese Feuerprobe eingingen – die Freiheit hat in diesem Augenblicke den Todtenhügel über ihrem früheren Wirken gethürmt und das Trauerkreuz auf denselben gesetzt. Die Freiheit beklagt sie als todt – und in ihrem Dienste gibt es keine Auferstehung! *)
*) Wir reden aus Erfahrung. Eine vierzehntägige Nicht-Regierung in der Regentschaft hatte uns schon bedeutend angesteckt. Wir
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