Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.und Detailhändler der Wissenschaft im Ausverkauf über die Straße, ist alles Dichten und Trachten dieser Epiciers nur darauf gerichtet, so viele Käufer als möglich in ihre Bude zu locken, oder sich ein Monopol geben zu lassen, vermöge dessen nur sie allein an diesem oder jenem Zapfen der kastalischen Quelle ausschenken können. "Die Landeskinder sollen zwei Jahre auf der Landesuniversität zubringen und nur auf erhaltene spezielle Erlaubniß hin im Auslande studiren können. Unsere jungen Leute werden im Auslande verdorben und entweder vermaledeite Pietisten in Halle oder persönliche Feinde Jehova's in Berlin bei den Bauers", schreit der Eine, um sicher zu sein, daß die der Schule entlassenen Jünglinge seinem platten Rationalismus und nicht einer abweichenden Richtung im Auslande die Dukaten in die Schublade rollen lassen. "Die gegenwärtige Generation ergibt sich zu sehr den Fachstudien und vernachlässigt die allgemeinen Wissenschaften" klagt ein Anderer. "Befiehl ihnen, o Ministerium, daß sie Logik und Geschichte und Mathematik hören und sich allgemeine Menschenbildung erwerben (denn ich lese Logik, mein Gevatter Geschichte und mein zukünftiger Schwager Mathematik und wir haben alle drei leere Hörsäle und folgerichtig auch leere Taschen...)", "Jugend hat keine Tugend", eifert der Dritte, "man muß sie gewähren lassen und darf Studenten nicht wie Schulbuben behandeln! Laßt ihnen jegliche Freiheit, in Biergelagen und anderen Ausschweifungen ihre jugendliche Kraft auszutoben! Was thut's, wenn sie den Philister rüpeln, eine besondere Kaste bilden und allen nur erdenklichen Unsinn treiben? Wenn sie sich ausgetobt haben, werden sie später nur um so brauchbarer. Ich bin für Freiheit, für viel Freiheit." - Man klatscht dem freiheitspredigenden und Detailhändler der Wissenschaft im Ausverkauf über die Straße, ist alles Dichten und Trachten dieser Epiciers nur darauf gerichtet, so viele Käufer als möglich in ihre Bude zu locken, oder sich ein Monopol geben zu lassen, vermöge dessen nur sie allein an diesem oder jenem Zapfen der kastalischen Quelle ausschenken können. „Die Landeskinder sollen zwei Jahre auf der Landesuniversität zubringen und nur auf erhaltene spezielle Erlaubniß hin im Auslande studiren können. Unsere jungen Leute werden im Auslande verdorben und entweder vermaledeite Pietisten in Halle oder persönliche Feinde Jehova’s in Berlin bei den Bauers“, schreit der Eine, um sicher zu sein, daß die der Schule entlassenen Jünglinge seinem platten Rationalismus und nicht einer abweichenden Richtung im Auslande die Dukaten in die Schublade rollen lassen. „Die gegenwärtige Generation ergibt sich zu sehr den Fachstudien und vernachlässigt die allgemeinen Wissenschaften“ klagt ein Anderer. „Befiehl ihnen, o Ministerium, daß sie Logik und Geschichte und Mathematik hören und sich allgemeine Menschenbildung erwerben (denn ich lese Logik, mein Gevatter Geschichte und mein zukünftiger Schwager Mathematik und wir haben alle drei leere Hörsäle und folgerichtig auch leere Taschen…)“, „Jugend hat keine Tugend“, eifert der Dritte, „man muß sie gewähren lassen und darf Studenten nicht wie Schulbuben behandeln! Laßt ihnen jegliche Freiheit, in Biergelagen und anderen Ausschweifungen ihre jugendliche Kraft auszutoben! Was thut’s, wenn sie den Philister rüpeln, eine besondere Kaste bilden und allen nur erdenklichen Unsinn treiben? Wenn sie sich ausgetobt haben, werden sie später nur um so brauchbarer. Ich bin für Freiheit, für viel Freiheit.“ – Man klatscht dem freiheitspredigenden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0231" n="201"/> und Detailhändler der Wissenschaft im Ausverkauf über die Straße, ist alles Dichten und Trachten dieser Epiciers nur darauf gerichtet, so viele Käufer als möglich in ihre Bude zu locken, oder sich ein Monopol geben zu lassen, vermöge dessen nur sie allein an diesem oder jenem Zapfen der kastalischen Quelle ausschenken können. „Die Landeskinder sollen zwei Jahre auf der Landesuniversität zubringen und nur auf erhaltene spezielle Erlaubniß hin im Auslande studiren können. Unsere jungen Leute werden im Auslande verdorben und entweder vermaledeite Pietisten in Halle oder persönliche Feinde Jehova’s in Berlin bei den Bauers“, schreit der Eine, um sicher zu sein, daß die der Schule entlassenen Jünglinge seinem platten Rationalismus und nicht einer abweichenden Richtung im Auslande die Dukaten in die Schublade rollen lassen. „Die gegenwärtige Generation ergibt sich zu sehr den Fachstudien und vernachlässigt die allgemeinen Wissenschaften“ klagt ein Anderer. „Befiehl ihnen, o Ministerium, daß sie Logik und Geschichte und Mathematik hören und sich allgemeine Menschenbildung erwerben (denn ich lese Logik, mein Gevatter Geschichte und mein zukünftiger Schwager Mathematik und wir haben alle drei leere Hörsäle und folgerichtig auch leere Taschen…)“, „Jugend hat keine Tugend“, eifert der Dritte, „man muß sie gewähren lassen und darf Studenten nicht wie Schulbuben behandeln! Laßt ihnen jegliche Freiheit, in Biergelagen und anderen Ausschweifungen ihre jugendliche Kraft auszutoben! Was thut’s, wenn sie den Philister rüpeln, eine besondere Kaste bilden und allen nur erdenklichen Unsinn treiben? Wenn sie sich ausgetobt haben, werden sie später nur um so brauchbarer. Ich bin für Freiheit, für viel Freiheit.“ – Man klatscht dem freiheitspredigenden </p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0231]
und Detailhändler der Wissenschaft im Ausverkauf über die Straße, ist alles Dichten und Trachten dieser Epiciers nur darauf gerichtet, so viele Käufer als möglich in ihre Bude zu locken, oder sich ein Monopol geben zu lassen, vermöge dessen nur sie allein an diesem oder jenem Zapfen der kastalischen Quelle ausschenken können. „Die Landeskinder sollen zwei Jahre auf der Landesuniversität zubringen und nur auf erhaltene spezielle Erlaubniß hin im Auslande studiren können. Unsere jungen Leute werden im Auslande verdorben und entweder vermaledeite Pietisten in Halle oder persönliche Feinde Jehova’s in Berlin bei den Bauers“, schreit der Eine, um sicher zu sein, daß die der Schule entlassenen Jünglinge seinem platten Rationalismus und nicht einer abweichenden Richtung im Auslande die Dukaten in die Schublade rollen lassen. „Die gegenwärtige Generation ergibt sich zu sehr den Fachstudien und vernachlässigt die allgemeinen Wissenschaften“ klagt ein Anderer. „Befiehl ihnen, o Ministerium, daß sie Logik und Geschichte und Mathematik hören und sich allgemeine Menschenbildung erwerben (denn ich lese Logik, mein Gevatter Geschichte und mein zukünftiger Schwager Mathematik und wir haben alle drei leere Hörsäle und folgerichtig auch leere Taschen…)“, „Jugend hat keine Tugend“, eifert der Dritte, „man muß sie gewähren lassen und darf Studenten nicht wie Schulbuben behandeln! Laßt ihnen jegliche Freiheit, in Biergelagen und anderen Ausschweifungen ihre jugendliche Kraft auszutoben! Was thut’s, wenn sie den Philister rüpeln, eine besondere Kaste bilden und allen nur erdenklichen Unsinn treiben? Wenn sie sich ausgetobt haben, werden sie später nur um so brauchbarer. Ich bin für Freiheit, für viel Freiheit.“ – Man klatscht dem freiheitspredigenden
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