Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

Fußen ausdehnen können, senken sich allmälig von der Basis der Schluckmäuler in das Wasser hinab. Sie spielen auf und nieder, hin und her, wie gelöste Haare, die im Winde flattern, wie Spinnwebenfäden, an denen die Elfen von Blüthe zu Blüthe, von Halm zu Halm sich schaukeln. Das sind die Maschinen, die Seile und Schnüre, an welchen die tauchenden Proletarier sich dem Elemente anvertrauen. Diese wackern Fischer selbst sind meistens so klein, daß sie von dem unbewaffneten Auge nur in Gestalt unbedeutender Körnchen gesehen werden, die gewöhnlich in eine einfache röthliche oder bräunliche Farbe gekleidet sind; aber ihre Organisation ist bewunderungswürdig dem Zwecke angepaßt, zu dem sie bestimmt sind. An außerordentlich feinen, schnellenden Fädchen hängend erscheinen sie als Kapseln, aus deren vorderem Ende ein Schleuderschlauch hervortritt, der überall mit Spitzchen, feinen Dornen und Härchen besetzt ist. Die Kapsel selbst ist eine Ansammlung der verschiedensten Waffen zum Festhalten und Durchbohren der Beute. Lanzen- und Pfeilspitzen der mannigfaltigsten Form, aus krystallenem spröden Stoffe gebildet, Haken, Giftbläschen und Spiralfäden liegen in diesem seltsamen Arsenale und können durch eine eigene Vorrichtung hervorgeschnellt und gegen das Opfer geschleudert werden. Wehe auch dem armen Krebschen, dem kleinen Wasserflohe, der Schneckenlarve, welche eine unvorsichtige Bewegung in den Bereich dieser furchtbaren Fangmaschinen führt! Im Nu ist das Thierchen von hundert Schleuderfäden umschlungen, gefesselt, eingesponnen, wie eine von der Spinne gehaschte Fliege; Hunderte von Hornspitzen, Giftstacheln bohren sich in seinen Körper ein, dessen krampfhafte Zuckungen bald das Entweichen des fliehenden Lebens verkünden. Nun ziehen sich

Fußen ausdehnen können, senken sich allmälig von der Basis der Schluckmäuler in das Wasser hinab. Sie spielen auf und nieder, hin und her, wie gelöste Haare, die im Winde flattern, wie Spinnwebenfäden, an denen die Elfen von Blüthe zu Blüthe, von Halm zu Halm sich schaukeln. Das sind die Maschinen, die Seile und Schnüre, an welchen die tauchenden Proletarier sich dem Elemente anvertrauen. Diese wackern Fischer selbst sind meistens so klein, daß sie von dem unbewaffneten Auge nur in Gestalt unbedeutender Körnchen gesehen werden, die gewöhnlich in eine einfache röthliche oder bräunliche Farbe gekleidet sind; aber ihre Organisation ist bewunderungswürdig dem Zwecke angepaßt, zu dem sie bestimmt sind. An außerordentlich feinen, schnellenden Fädchen hängend erscheinen sie als Kapseln, aus deren vorderem Ende ein Schleuderschlauch hervortritt, der überall mit Spitzchen, feinen Dornen und Härchen besetzt ist. Die Kapsel selbst ist eine Ansammlung der verschiedensten Waffen zum Festhalten und Durchbohren der Beute. Lanzen- und Pfeilspitzen der mannigfaltigsten Form, aus krystallenem spröden Stoffe gebildet, Haken, Giftbläschen und Spiralfäden liegen in diesem seltsamen Arsenale und können durch eine eigene Vorrichtung hervorgeschnellt und gegen das Opfer geschleudert werden. Wehe auch dem armen Krebschen, dem kleinen Wasserflohe, der Schneckenlarve, welche eine unvorsichtige Bewegung in den Bereich dieser furchtbaren Fangmaschinen führt! Im Nu ist das Thierchen von hundert Schleuderfäden umschlungen, gefesselt, eingesponnen, wie eine von der Spinne gehaschte Fliege; Hunderte von Hornspitzen, Giftstacheln bohren sich in seinen Körper ein, dessen krampfhafte Zuckungen bald das Entweichen des fliehenden Lebens verkünden. Nun ziehen sich

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0244" n="214"/>
Fußen ausdehnen können, senken sich allmälig von der Basis der Schluckmäuler in das Wasser hinab. Sie spielen auf und nieder, hin und her, wie gelöste Haare, die im Winde flattern, wie Spinnwebenfäden, an denen die Elfen von Blüthe zu Blüthe, von Halm zu Halm sich schaukeln. Das sind die Maschinen, die Seile und Schnüre, an welchen die tauchenden Proletarier sich dem Elemente anvertrauen. Diese wackern Fischer selbst sind meistens so klein, daß sie von dem unbewaffneten Auge nur in Gestalt unbedeutender Körnchen gesehen werden, die gewöhnlich in eine einfache röthliche oder bräunliche Farbe gekleidet sind; aber ihre Organisation ist bewunderungswürdig dem Zwecke angepaßt, zu dem sie bestimmt sind. An außerordentlich feinen, schnellenden Fädchen hängend erscheinen sie als Kapseln, aus deren vorderem Ende ein Schleuderschlauch hervortritt, der überall mit Spitzchen, feinen Dornen und Härchen besetzt ist. Die Kapsel selbst ist eine Ansammlung der verschiedensten Waffen zum Festhalten und Durchbohren der Beute. Lanzen- und Pfeilspitzen der mannigfaltigsten Form, aus krystallenem spröden Stoffe gebildet, Haken, Giftbläschen und Spiralfäden liegen in diesem seltsamen Arsenale und können durch eine eigene Vorrichtung hervorgeschnellt und gegen das Opfer geschleudert werden. Wehe auch dem armen Krebschen, dem kleinen Wasserflohe, der Schneckenlarve, welche eine unvorsichtige Bewegung in den Bereich dieser furchtbaren Fangmaschinen führt! Im Nu ist das Thierchen von hundert Schleuderfäden umschlungen, gefesselt, eingesponnen, wie eine von der Spinne gehaschte Fliege; Hunderte von Hornspitzen, Giftstacheln bohren sich in seinen Körper ein, dessen krampfhafte Zuckungen bald das Entweichen des fliehenden Lebens verkünden. Nun ziehen sich
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[214/0244] Fußen ausdehnen können, senken sich allmälig von der Basis der Schluckmäuler in das Wasser hinab. Sie spielen auf und nieder, hin und her, wie gelöste Haare, die im Winde flattern, wie Spinnwebenfäden, an denen die Elfen von Blüthe zu Blüthe, von Halm zu Halm sich schaukeln. Das sind die Maschinen, die Seile und Schnüre, an welchen die tauchenden Proletarier sich dem Elemente anvertrauen. Diese wackern Fischer selbst sind meistens so klein, daß sie von dem unbewaffneten Auge nur in Gestalt unbedeutender Körnchen gesehen werden, die gewöhnlich in eine einfache röthliche oder bräunliche Farbe gekleidet sind; aber ihre Organisation ist bewunderungswürdig dem Zwecke angepaßt, zu dem sie bestimmt sind. An außerordentlich feinen, schnellenden Fädchen hängend erscheinen sie als Kapseln, aus deren vorderem Ende ein Schleuderschlauch hervortritt, der überall mit Spitzchen, feinen Dornen und Härchen besetzt ist. Die Kapsel selbst ist eine Ansammlung der verschiedensten Waffen zum Festhalten und Durchbohren der Beute. Lanzen- und Pfeilspitzen der mannigfaltigsten Form, aus krystallenem spröden Stoffe gebildet, Haken, Giftbläschen und Spiralfäden liegen in diesem seltsamen Arsenale und können durch eine eigene Vorrichtung hervorgeschnellt und gegen das Opfer geschleudert werden. Wehe auch dem armen Krebschen, dem kleinen Wasserflohe, der Schneckenlarve, welche eine unvorsichtige Bewegung in den Bereich dieser furchtbaren Fangmaschinen führt! Im Nu ist das Thierchen von hundert Schleuderfäden umschlungen, gefesselt, eingesponnen, wie eine von der Spinne gehaschte Fliege; Hunderte von Hornspitzen, Giftstacheln bohren sich in seinen Körper ein, dessen krampfhafte Zuckungen bald das Entweichen des fliehenden Lebens verkünden. Nun ziehen sich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/244
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/244>, abgerufen am 24.11.2024.