Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

Steuern, Anleihen, Zuschlägen und Erhöhungen; Ihr habt noch lange nicht den äußersten Punkt erreicht und so lange der Vetter von Rußland euch ebenso die Stange hält, wie der König von Frankreich dem Raubritter von Monaco, so mögt ihr zu einer Höhe von Abgaben gelangen, von welchen frühere Generationen keine Ahnung besessen haben.

Das Land des Fürstenthums ist ein wahrer Garten, ein ununterbrochener Citronen- und Olivenwald, der die herrlichsten Früchte des Südens in seltener Vollendung reift. Oel und Citronen, die beiden Hauptprodukte des Landes, lassen sich unmittelbar zu Schiffe laden und nach dem Norden verführen. Der Prinz wollte leben. Was war natürlicher, als daß er die Produkte des Landes besteuerte? Eine Grundsteuer verstand sich von selbst, sie bildet überall das erste Kapitel der Finanzwissenschaft. Man zahlte Grundsteuer. Oliven- und Citronenbäume müssen begossen und gedüngt werden, um Ertrag zu liefern; das Wasser, das mit völligem Rechte von allen Mineralogen zu den mineralischen Stoffen gezählt wird, bildete als solcher um der Wissenschaft willen ein Regal. Man zahlte Steuer für das Wasser, welches die Wurzeln der Bäume einsogen; für jedes Triebrad, für jede Cisterne, für jede Bodenrinne ward eine Abgabe erhoben. Viehzucht hatte das Land nicht und Liebig's künstlicher Dünger war noch nicht erfunden; das einzige, Dünger produzirende Thier war der Mensch. Man zahlte Steuer für das Resultat der Verdauungsthätigkeit und damit die Bewohner des Fürstenthums nicht auf den Gedanken kämen, sich diese Funktion abzugewöhnen, wie der Gemeindebulle von Griesheim, so ließ die Obrigkeit den Rauminhalt der Kloaken abschätzen und bestimmte, immer vermöge des göttlichen Rechtes, den Kubikinhalt, den

Steuern, Anleihen, Zuschlägen und Erhöhungen; Ihr habt noch lange nicht den äußersten Punkt erreicht und so lange der Vetter von Rußland euch ebenso die Stange hält, wie der König von Frankreich dem Raubritter von Monaco, so mögt ihr zu einer Höhe von Abgaben gelangen, von welchen frühere Generationen keine Ahnung besessen haben.

Das Land des Fürstenthums ist ein wahrer Garten, ein ununterbrochener Citronen- und Olivenwald, der die herrlichsten Früchte des Südens in seltener Vollendung reift. Oel und Citronen, die beiden Hauptprodukte des Landes, lassen sich unmittelbar zu Schiffe laden und nach dem Norden verführen. Der Prinz wollte leben. Was war natürlicher, als daß er die Produkte des Landes besteuerte? Eine Grundsteuer verstand sich von selbst, sie bildet überall das erste Kapitel der Finanzwissenschaft. Man zahlte Grundsteuer. Oliven- und Citronenbäume müssen begossen und gedüngt werden, um Ertrag zu liefern; das Wasser, das mit völligem Rechte von allen Mineralogen zu den mineralischen Stoffen gezählt wird, bildete als solcher um der Wissenschaft willen ein Regal. Man zahlte Steuer für das Wasser, welches die Wurzeln der Bäume einsogen; für jedes Triebrad, für jede Cisterne, für jede Bodenrinne ward eine Abgabe erhoben. Viehzucht hatte das Land nicht und Liebig’s künstlicher Dünger war noch nicht erfunden; das einzige, Dünger produzirende Thier war der Mensch. Man zahlte Steuer für das Resultat der Verdauungsthätigkeit und damit die Bewohner des Fürstenthums nicht auf den Gedanken kämen, sich diese Funktion abzugewöhnen, wie der Gemeindebulle von Griesheim, so ließ die Obrigkeit den Rauminhalt der Kloaken abschätzen und bestimmte, immer vermöge des göttlichen Rechtes, den Kubikinhalt, den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0251" n="221"/>
Steuern, Anleihen, Zuschlägen und Erhöhungen; Ihr habt noch lange nicht den äußersten Punkt erreicht und so lange der Vetter von Rußland euch ebenso die Stange hält, wie der König von Frankreich dem Raubritter von Monaco, so mögt ihr zu einer Höhe von Abgaben gelangen, von welchen frühere Generationen keine Ahnung besessen haben.</p>
        <p>Das Land des Fürstenthums ist ein wahrer Garten, ein ununterbrochener Citronen- und Olivenwald, der die herrlichsten Früchte des Südens in seltener Vollendung reift. Oel und Citronen, die beiden Hauptprodukte des Landes, lassen sich unmittelbar zu Schiffe laden und nach dem Norden verführen. Der Prinz wollte leben. Was war natürlicher, als daß er die Produkte des Landes besteuerte? Eine Grundsteuer verstand sich von selbst, sie bildet überall das erste Kapitel der Finanzwissenschaft. Man zahlte Grundsteuer. Oliven- und Citronenbäume müssen begossen und gedüngt werden, um Ertrag zu liefern; das Wasser, das mit völligem Rechte von allen Mineralogen zu den mineralischen Stoffen gezählt wird, bildete als solcher um der Wissenschaft willen ein Regal. Man zahlte Steuer für das Wasser, welches die Wurzeln der Bäume einsogen; für jedes Triebrad, für jede Cisterne, für jede Bodenrinne ward eine Abgabe erhoben. Viehzucht hatte das Land nicht und Liebig&#x2019;s künstlicher Dünger war noch nicht erfunden; das einzige, Dünger produzirende Thier war der Mensch. Man zahlte Steuer für das Resultat der Verdauungsthätigkeit und damit die Bewohner des Fürstenthums nicht auf den Gedanken kämen, sich diese Funktion abzugewöhnen, wie der Gemeindebulle von Griesheim, so ließ die Obrigkeit den Rauminhalt der Kloaken abschätzen und bestimmte, immer vermöge des göttlichen Rechtes, den Kubikinhalt, den
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[221/0251] Steuern, Anleihen, Zuschlägen und Erhöhungen; Ihr habt noch lange nicht den äußersten Punkt erreicht und so lange der Vetter von Rußland euch ebenso die Stange hält, wie der König von Frankreich dem Raubritter von Monaco, so mögt ihr zu einer Höhe von Abgaben gelangen, von welchen frühere Generationen keine Ahnung besessen haben. Das Land des Fürstenthums ist ein wahrer Garten, ein ununterbrochener Citronen- und Olivenwald, der die herrlichsten Früchte des Südens in seltener Vollendung reift. Oel und Citronen, die beiden Hauptprodukte des Landes, lassen sich unmittelbar zu Schiffe laden und nach dem Norden verführen. Der Prinz wollte leben. Was war natürlicher, als daß er die Produkte des Landes besteuerte? Eine Grundsteuer verstand sich von selbst, sie bildet überall das erste Kapitel der Finanzwissenschaft. Man zahlte Grundsteuer. Oliven- und Citronenbäume müssen begossen und gedüngt werden, um Ertrag zu liefern; das Wasser, das mit völligem Rechte von allen Mineralogen zu den mineralischen Stoffen gezählt wird, bildete als solcher um der Wissenschaft willen ein Regal. Man zahlte Steuer für das Wasser, welches die Wurzeln der Bäume einsogen; für jedes Triebrad, für jede Cisterne, für jede Bodenrinne ward eine Abgabe erhoben. Viehzucht hatte das Land nicht und Liebig’s künstlicher Dünger war noch nicht erfunden; das einzige, Dünger produzirende Thier war der Mensch. Man zahlte Steuer für das Resultat der Verdauungsthätigkeit und damit die Bewohner des Fürstenthums nicht auf den Gedanken kämen, sich diese Funktion abzugewöhnen, wie der Gemeindebulle von Griesheim, so ließ die Obrigkeit den Rauminhalt der Kloaken abschätzen und bestimmte, immer vermöge des göttlichen Rechtes, den Kubikinhalt, den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/251
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/251>, abgerufen am 22.11.2024.