Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

wölben, und die doch nur ein Kartenhaus fertig brachten, welches bei dem ersten Manteuffel'schen Hauche, trotz des Stemmens des edlen Gagern zusammenbrach; werden sie nicht von Staunen und Ehrfurcht erfüllt werden, wenn sie diese Thierstaaten betrachten, welche die ungeheuersten Revolutionen durchmachten, und aus Zerstörungen, von deren Furchtbarkeit wir uns keine Vorstellung machen können, aufs Neue wieder sich heranbildeten, unvergänglich in ihrem Wesen, wie in ihrer äußeren Gestaltung? Zu wiederholten Malen hat sich der Schoß der Erde geöffnet, um Berge aus dem Inneren emporsteigen, Länder in den Abgrund versinken zu lassen; Sündfluthen und Feuerausbrüche haben zu wiederholten Malen alle lebenden Wesen vernichtet und das Leichentuch allgemeiner Verwüstung über unseren Planeten ausgebreitet - aber stets hat sich wieder aus diesen entsetzlichen Katastrophen die Idee des Austernstaates, der Quallen-Republik, des Polypen-Phalansteriums, und so vieler anderer staatlichen Formen des denkenden Thierorganismus herausgerettet und aufs Neue ihre gestaltende Verkörperung begonnen. Wird die staatliche Idee der Professoren, die im Kaiser verkörperte deutsche Einheit in gleicher Weise alle Revolutionen überdauern und stets wieder aus den Stürmen der Gegenwart und der Zukunft erstehen, wie der Phönix aus den Flammen? Wir zweifeln daran und senken traurig das Haupt bei diesem Gedanken! Wie die ephemere Erscheinung des Drontenstaates auf Isle Bourbon, oder der Seekuhmonarchie an den Küsten Kamtschatka's ist diese staatliche Idee der besten Männer dahingegangen, zermalmt worden in dem gewaltigen Anprall zwischen Absolutismus und Demokratie. Sie ist verschwunden, um nicht mehr hervorzutreten. Aber wie man aus den Resten der Bäume,

wölben, und die doch nur ein Kartenhaus fertig brachten, welches bei dem ersten Manteuffel’schen Hauche, trotz des Stemmens des edlen Gagern zusammenbrach; werden sie nicht von Staunen und Ehrfurcht erfüllt werden, wenn sie diese Thierstaaten betrachten, welche die ungeheuersten Revolutionen durchmachten, und aus Zerstörungen, von deren Furchtbarkeit wir uns keine Vorstellung machen können, aufs Neue wieder sich heranbildeten, unvergänglich in ihrem Wesen, wie in ihrer äußeren Gestaltung? Zu wiederholten Malen hat sich der Schoß der Erde geöffnet, um Berge aus dem Inneren emporsteigen, Länder in den Abgrund versinken zu lassen; Sündfluthen und Feuerausbrüche haben zu wiederholten Malen alle lebenden Wesen vernichtet und das Leichentuch allgemeiner Verwüstung über unseren Planeten ausgebreitet – aber stets hat sich wieder aus diesen entsetzlichen Katastrophen die Idee des Austernstaates, der Quallen-Republik, des Polypen-Phalansteriums, und so vieler anderer staatlichen Formen des denkenden Thierorganismus herausgerettet und aufs Neue ihre gestaltende Verkörperung begonnen. Wird die staatliche Idee der Professoren, die im Kaiser verkörperte deutsche Einheit in gleicher Weise alle Revolutionen überdauern und stets wieder aus den Stürmen der Gegenwart und der Zukunft erstehen, wie der Phönix aus den Flammen? Wir zweifeln daran und senken traurig das Haupt bei diesem Gedanken! Wie die ephemere Erscheinung des Drontenstaates auf Isle Bourbon, oder der Seekuhmonarchie an den Küsten Kamtschatka’s ist diese staatliche Idee der besten Männer dahingegangen, zermalmt worden in dem gewaltigen Anprall zwischen Absolutismus und Demokratie. Sie ist verschwunden, um nicht mehr hervorzutreten. Aber wie man aus den Resten der Bäume,

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0036" n="10"/>
wölben, und die doch nur ein Kartenhaus fertig brachten, welches bei dem ersten Manteuffel&#x2019;schen Hauche, trotz des Stemmens des edlen Gagern zusammenbrach; werden sie nicht von Staunen und Ehrfurcht erfüllt werden, wenn sie diese Thierstaaten betrachten, welche die ungeheuersten Revolutionen durchmachten, und aus Zerstörungen, von deren Furchtbarkeit wir uns keine Vorstellung machen können, aufs Neue wieder sich heranbildeten, unvergänglich in ihrem Wesen, wie in ihrer äußeren Gestaltung? Zu wiederholten Malen hat sich der Schoß der Erde geöffnet, um Berge aus dem Inneren emporsteigen, Länder in den Abgrund versinken zu lassen; Sündfluthen und Feuerausbrüche haben zu wiederholten Malen alle lebenden Wesen vernichtet und das Leichentuch allgemeiner Verwüstung über unseren Planeten ausgebreitet &#x2013; aber stets hat sich wieder aus diesen entsetzlichen Katastrophen die Idee des Austernstaates, der Quallen-Republik, des Polypen-Phalansteriums, und so vieler anderer staatlichen Formen des denkenden Thierorganismus herausgerettet und aufs Neue ihre gestaltende Verkörperung begonnen. Wird die staatliche Idee der Professoren, die im Kaiser verkörperte deutsche Einheit in gleicher Weise alle Revolutionen überdauern und stets wieder aus den Stürmen der Gegenwart und der Zukunft erstehen, wie der Phönix aus den Flammen? Wir zweifeln daran und senken traurig das Haupt bei diesem Gedanken! Wie die ephemere Erscheinung des Drontenstaates auf Isle Bourbon, oder der Seekuhmonarchie an den Küsten Kamtschatka&#x2019;s ist diese staatliche Idee der besten Männer dahingegangen, zermalmt worden in dem gewaltigen Anprall zwischen Absolutismus und Demokratie. Sie ist verschwunden, um nicht mehr hervorzutreten. Aber wie man aus den Resten der Bäume,
</p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[10/0036] wölben, und die doch nur ein Kartenhaus fertig brachten, welches bei dem ersten Manteuffel’schen Hauche, trotz des Stemmens des edlen Gagern zusammenbrach; werden sie nicht von Staunen und Ehrfurcht erfüllt werden, wenn sie diese Thierstaaten betrachten, welche die ungeheuersten Revolutionen durchmachten, und aus Zerstörungen, von deren Furchtbarkeit wir uns keine Vorstellung machen können, aufs Neue wieder sich heranbildeten, unvergänglich in ihrem Wesen, wie in ihrer äußeren Gestaltung? Zu wiederholten Malen hat sich der Schoß der Erde geöffnet, um Berge aus dem Inneren emporsteigen, Länder in den Abgrund versinken zu lassen; Sündfluthen und Feuerausbrüche haben zu wiederholten Malen alle lebenden Wesen vernichtet und das Leichentuch allgemeiner Verwüstung über unseren Planeten ausgebreitet – aber stets hat sich wieder aus diesen entsetzlichen Katastrophen die Idee des Austernstaates, der Quallen-Republik, des Polypen-Phalansteriums, und so vieler anderer staatlichen Formen des denkenden Thierorganismus herausgerettet und aufs Neue ihre gestaltende Verkörperung begonnen. Wird die staatliche Idee der Professoren, die im Kaiser verkörperte deutsche Einheit in gleicher Weise alle Revolutionen überdauern und stets wieder aus den Stürmen der Gegenwart und der Zukunft erstehen, wie der Phönix aus den Flammen? Wir zweifeln daran und senken traurig das Haupt bei diesem Gedanken! Wie die ephemere Erscheinung des Drontenstaates auf Isle Bourbon, oder der Seekuhmonarchie an den Küsten Kamtschatka’s ist diese staatliche Idee der besten Männer dahingegangen, zermalmt worden in dem gewaltigen Anprall zwischen Absolutismus und Demokratie. Sie ist verschwunden, um nicht mehr hervorzutreten. Aber wie man aus den Resten der Bäume,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/36
Zitationshilfe: Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851, S. 10. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_thierstaaten_1851/36>, abgerufen am 23.11.2024.