Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.dennoch das deutsche Volk. Man fragt nicht mehr, ob Dieß oder Jenes gut, zweckmäßig, verständig, - man fragt nur, ob es konstitutionell sei. Hier ist man konstitutionell, indem man bestehenden Verhältnissen Rechnung trägt; dort ist man konstitutionell, indem man bestehende Verhältnisse nicht achtet; hier hält man scheinbar das gegebene Wort, um konstitutionell zu scheinen. Konstitutionell! schreit's in allen Kammern, konstitutionell wispert's an allen Höfen. Auf der Bierbank, hinter dem Ofen, in Eisenbahnwaggons und auf Bauernkarren, überall dreht sich das Gespräch um das Wort konstitutionell; überall fragt man: was ist konstitutionell? Nun wohl denn, Ihr Konstitutionellen, ich will Euch eine Antwort auf Eure Fragen geben, die Hörner und Zähne haben soll! Ich will sie Euch zeigen, diese konstitutionelle Monarchie im Thierreiche, mit dem Alleinherrscher an der Spitze, der sogar seine eigenen Kinder tödtet, um sich auf dem Throne zu erhalten, mit der erblichen Pairie, gestützt auf die Nichtverpflichtung zur Arbeit, mit dem armen, gedrückten Volke, das seine rührende Sorge auf Pflegung der Kinder und Ernährung der Nachkommenschaft richten muß, und das nur zuweilen aus der Sklaverei sich aufrafft, um auf's Neue wieder darin zu versinken! Ich will sie Euch zeigen, diese konstitutionelle Monarchie im Thierreiche, mit den geheimnißvollen Rädern ihres Regierungsorganismus, welche das Licht scheuen, mit ihren periodisch wiederkehrenden Revolutionen, die in der Existenz bevorzugter Stände beruhen, mit ihrer systematischen Verdummung des Volkes, mit ihrer planmäßigen Auferziehung eines verkümmerten, zur Arbeit und zur Entsagung verdammten Proletariats! Ich weiß zwar wohl, daß Ihr darum doch nicht klüger dennoch das deutsche Volk. Man fragt nicht mehr, ob Dieß oder Jenes gut, zweckmäßig, verständig, – man fragt nur, ob es konstitutionell sei. Hier ist man konstitutionell, indem man bestehenden Verhältnissen Rechnung trägt; dort ist man konstitutionell, indem man bestehende Verhältnisse nicht achtet; hier hält man scheinbar das gegebene Wort, um konstitutionell zu scheinen. Konstitutionell! schreit’s in allen Kammern, konstitutionell wispert’s an allen Höfen. Auf der Bierbank, hinter dem Ofen, in Eisenbahnwaggons und auf Bauernkarren, überall dreht sich das Gespräch um das Wort konstitutionell; überall fragt man: was ist konstitutionell? Nun wohl denn, Ihr Konstitutionellen, ich will Euch eine Antwort auf Eure Fragen geben, die Hörner und Zähne haben soll! Ich will sie Euch zeigen, diese konstitutionelle Monarchie im Thierreiche, mit dem Alleinherrscher an der Spitze, der sogar seine eigenen Kinder tödtet, um sich auf dem Throne zu erhalten, mit der erblichen Pairie, gestützt auf die Nichtverpflichtung zur Arbeit, mit dem armen, gedrückten Volke, das seine rührende Sorge auf Pflegung der Kinder und Ernährung der Nachkommenschaft richten muß, und das nur zuweilen aus der Sklaverei sich aufrafft, um auf’s Neue wieder darin zu versinken! Ich will sie Euch zeigen, diese konstitutionelle Monarchie im Thierreiche, mit den geheimnißvollen Rädern ihres Regierungsorganismus, welche das Licht scheuen, mit ihren periodisch wiederkehrenden Revolutionen, die in der Existenz bevorzugter Stände beruhen, mit ihrer systematischen Verdummung des Volkes, mit ihrer planmäßigen Auferziehung eines verkümmerten, zur Arbeit und zur Entsagung verdammten Proletariats! Ich weiß zwar wohl, daß Ihr darum doch nicht klüger <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0063" n="37"/> dennoch das deutsche Volk. Man fragt nicht mehr, ob Dieß oder Jenes gut, zweckmäßig, verständig, – man fragt nur, ob es konstitutionell sei. Hier ist man konstitutionell, indem man bestehenden Verhältnissen Rechnung trägt; dort ist man konstitutionell, indem man bestehende Verhältnisse nicht achtet; hier hält man scheinbar das gegebene Wort, um konstitutionell zu scheinen. Konstitutionell! schreit’s in allen Kammern, konstitutionell wispert’s an allen Höfen. Auf der Bierbank, hinter dem Ofen, in Eisenbahnwaggons und auf Bauernkarren, überall dreht sich das Gespräch um das Wort konstitutionell; überall fragt man: was ist konstitutionell?</p> <p>Nun wohl denn, Ihr Konstitutionellen, ich will Euch eine Antwort auf Eure Fragen geben, die Hörner und Zähne haben soll! Ich will sie Euch zeigen, diese konstitutionelle Monarchie im Thierreiche, mit dem Alleinherrscher an der Spitze, der sogar seine eigenen Kinder tödtet, um sich auf dem Throne zu erhalten, mit der erblichen Pairie, gestützt auf die Nichtverpflichtung zur Arbeit, mit dem armen, gedrückten Volke, das seine rührende Sorge auf Pflegung der Kinder und Ernährung der Nachkommenschaft richten muß, und das nur zuweilen aus der Sklaverei sich aufrafft, um auf’s Neue wieder darin zu versinken! Ich will sie Euch zeigen, diese konstitutionelle Monarchie im Thierreiche, mit den geheimnißvollen Rädern ihres Regierungsorganismus, welche das Licht scheuen, mit ihren periodisch wiederkehrenden Revolutionen, die in der Existenz bevorzugter Stände beruhen, mit ihrer systematischen Verdummung des Volkes, mit ihrer planmäßigen Auferziehung eines verkümmerten, zur Arbeit und zur Entsagung verdammten Proletariats! Ich weiß zwar wohl, daß Ihr darum doch nicht klüger </p> </div> </body> </text> </TEI> [37/0063]
dennoch das deutsche Volk. Man fragt nicht mehr, ob Dieß oder Jenes gut, zweckmäßig, verständig, – man fragt nur, ob es konstitutionell sei. Hier ist man konstitutionell, indem man bestehenden Verhältnissen Rechnung trägt; dort ist man konstitutionell, indem man bestehende Verhältnisse nicht achtet; hier hält man scheinbar das gegebene Wort, um konstitutionell zu scheinen. Konstitutionell! schreit’s in allen Kammern, konstitutionell wispert’s an allen Höfen. Auf der Bierbank, hinter dem Ofen, in Eisenbahnwaggons und auf Bauernkarren, überall dreht sich das Gespräch um das Wort konstitutionell; überall fragt man: was ist konstitutionell?
Nun wohl denn, Ihr Konstitutionellen, ich will Euch eine Antwort auf Eure Fragen geben, die Hörner und Zähne haben soll! Ich will sie Euch zeigen, diese konstitutionelle Monarchie im Thierreiche, mit dem Alleinherrscher an der Spitze, der sogar seine eigenen Kinder tödtet, um sich auf dem Throne zu erhalten, mit der erblichen Pairie, gestützt auf die Nichtverpflichtung zur Arbeit, mit dem armen, gedrückten Volke, das seine rührende Sorge auf Pflegung der Kinder und Ernährung der Nachkommenschaft richten muß, und das nur zuweilen aus der Sklaverei sich aufrafft, um auf’s Neue wieder darin zu versinken! Ich will sie Euch zeigen, diese konstitutionelle Monarchie im Thierreiche, mit den geheimnißvollen Rädern ihres Regierungsorganismus, welche das Licht scheuen, mit ihren periodisch wiederkehrenden Revolutionen, die in der Existenz bevorzugter Stände beruhen, mit ihrer systematischen Verdummung des Volkes, mit ihrer planmäßigen Auferziehung eines verkümmerten, zur Arbeit und zur Entsagung verdammten Proletariats! Ich weiß zwar wohl, daß Ihr darum doch nicht klüger
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Universität Michigan: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |