Vogt, Carl: Untersuchungen über Thierstaaten. Frankfurt (Main), 1851.so nimmt die revolutionäre Agitation zu. Die Proletarier erhalten Einsicht in ihre Lage. Sie arbeiten nicht mehr, sie füttern die Jungen nicht, sie bauen keine Waben, sie beachten die Königin nicht. Scharf summend sitzen sie in Haufen beisammen. Entsetzen ergreift die Drohnen. Das königliche Prinzip genießt keine Achtung mehr - verlassen und hungrig kriecht die Königin an den leeren Waben umher. Die ausfliegenden Laufmägde kehren ohne Höschen heim - sie geben keinen überflüssigen Honig ab - sie emanzipiren sich und wollen nur für sich selbst arbeiten. Die Steuerzahlung von süßem Honig an die Königin hört nach und nach auf; die früher so ergebenen Unterthanen schweifen selbstständig, ohne heimzukehren, in Feld und Wald umher - die jungen Würmer verhungern elend. Die Königin wird matter und matter, die Zahl der Unterthanen geringer. Aber auch jetzt, in diesem Stadium der höchsten Gefahr, zeigen sich die Drohnen ohne Aufopferungsfähigkeit, ohne Hingebung für den Thron. Endlich stirbt die Königin, das konstitutionelle Thierstaatsprinzip, durch die Steuerverweigerung des Honigs vor Hunger und Elend. Die letzten Proletarier, die allenfalls noch treu waren und im Stocke ausharrten, zerstreuen sich; die Drohnen haben schon längst den Staat verlassen, und sich mit ihren Renten in anderweitige blühende Auen zurückgezogen. Die Arbeiter schwärmen frei, anarchisch auf Feldern und Wiesen, in Thälern und Gründen umher, freuen sich des Honigs und des Blumenstaubs, den die üppige Natur ihnen bietet, und lösen sich endlich, wenn das Ziel ihres Lebens erreicht ist, als freie Thiere in dem Kosmos auf, aus dem sie entsprungen sind. So endet der konstitutionelle Thierstaat, sobald das so nimmt die revolutionäre Agitation zu. Die Proletarier erhalten Einsicht in ihre Lage. Sie arbeiten nicht mehr, sie füttern die Jungen nicht, sie bauen keine Waben, sie beachten die Königin nicht. Scharf summend sitzen sie in Haufen beisammen. Entsetzen ergreift die Drohnen. Das königliche Prinzip genießt keine Achtung mehr – verlassen und hungrig kriecht die Königin an den leeren Waben umher. Die ausfliegenden Laufmägde kehren ohne Höschen heim – sie geben keinen überflüssigen Honig ab – sie emanzipiren sich und wollen nur für sich selbst arbeiten. Die Steuerzahlung von süßem Honig an die Königin hört nach und nach auf; die früher so ergebenen Unterthanen schweifen selbstständig, ohne heimzukehren, in Feld und Wald umher – die jungen Würmer verhungern elend. Die Königin wird matter und matter, die Zahl der Unterthanen geringer. Aber auch jetzt, in diesem Stadium der höchsten Gefahr, zeigen sich die Drohnen ohne Aufopferungsfähigkeit, ohne Hingebung für den Thron. Endlich stirbt die Königin, das konstitutionelle Thierstaatsprinzip, durch die Steuerverweigerung des Honigs vor Hunger und Elend. Die letzten Proletarier, die allenfalls noch treu waren und im Stocke ausharrten, zerstreuen sich; die Drohnen haben schon längst den Staat verlassen, und sich mit ihren Renten in anderweitige blühende Auen zurückgezogen. Die Arbeiter schwärmen frei, anarchisch auf Feldern und Wiesen, in Thälern und Gründen umher, freuen sich des Honigs und des Blumenstaubs, den die üppige Natur ihnen bietet, und lösen sich endlich, wenn das Ziel ihres Lebens erreicht ist, als freie Thiere in dem Kosmos auf, aus dem sie entsprungen sind. So endet der konstitutionelle Thierstaat, sobald das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0083" n="57"/> so nimmt die revolutionäre Agitation zu. Die Proletarier erhalten Einsicht in ihre Lage. Sie arbeiten nicht mehr, sie füttern die Jungen nicht, sie bauen keine Waben, sie beachten die Königin nicht. Scharf summend sitzen sie in Haufen beisammen. Entsetzen ergreift die Drohnen. Das königliche Prinzip genießt keine Achtung mehr – verlassen und hungrig kriecht die Königin an den leeren Waben umher. Die ausfliegenden Laufmägde kehren ohne Höschen heim – sie geben keinen überflüssigen Honig ab – sie emanzipiren sich und wollen nur für sich selbst arbeiten. Die Steuerzahlung von süßem Honig an die Königin hört nach und nach auf; die früher so ergebenen Unterthanen schweifen selbstständig, ohne heimzukehren, in Feld und Wald umher – die jungen Würmer verhungern elend. Die Königin wird matter und matter, die Zahl der Unterthanen geringer. Aber auch jetzt, in diesem Stadium der höchsten Gefahr, zeigen sich die Drohnen ohne Aufopferungsfähigkeit, ohne Hingebung für den Thron. Endlich stirbt die Königin, das konstitutionelle Thierstaatsprinzip, durch die Steuerverweigerung des Honigs vor Hunger und Elend. Die letzten Proletarier, die allenfalls noch treu waren und im Stocke ausharrten, zerstreuen sich; die Drohnen haben schon längst den Staat verlassen, und sich mit ihren Renten in anderweitige blühende Auen zurückgezogen. Die Arbeiter schwärmen frei, anarchisch auf Feldern und Wiesen, in Thälern und Gründen umher, freuen sich des Honigs und des Blumenstaubs, den die üppige Natur ihnen bietet, und lösen sich endlich, wenn das Ziel ihres Lebens erreicht ist, als freie Thiere in dem Kosmos auf, aus dem sie entsprungen sind.</p> <p>So endet der konstitutionelle Thierstaat, sobald das </p> </div> </body> </text> </TEI> [57/0083]
so nimmt die revolutionäre Agitation zu. Die Proletarier erhalten Einsicht in ihre Lage. Sie arbeiten nicht mehr, sie füttern die Jungen nicht, sie bauen keine Waben, sie beachten die Königin nicht. Scharf summend sitzen sie in Haufen beisammen. Entsetzen ergreift die Drohnen. Das königliche Prinzip genießt keine Achtung mehr – verlassen und hungrig kriecht die Königin an den leeren Waben umher. Die ausfliegenden Laufmägde kehren ohne Höschen heim – sie geben keinen überflüssigen Honig ab – sie emanzipiren sich und wollen nur für sich selbst arbeiten. Die Steuerzahlung von süßem Honig an die Königin hört nach und nach auf; die früher so ergebenen Unterthanen schweifen selbstständig, ohne heimzukehren, in Feld und Wald umher – die jungen Würmer verhungern elend. Die Königin wird matter und matter, die Zahl der Unterthanen geringer. Aber auch jetzt, in diesem Stadium der höchsten Gefahr, zeigen sich die Drohnen ohne Aufopferungsfähigkeit, ohne Hingebung für den Thron. Endlich stirbt die Königin, das konstitutionelle Thierstaatsprinzip, durch die Steuerverweigerung des Honigs vor Hunger und Elend. Die letzten Proletarier, die allenfalls noch treu waren und im Stocke ausharrten, zerstreuen sich; die Drohnen haben schon längst den Staat verlassen, und sich mit ihren Renten in anderweitige blühende Auen zurückgezogen. Die Arbeiter schwärmen frei, anarchisch auf Feldern und Wiesen, in Thälern und Gründen umher, freuen sich des Honigs und des Blumenstaubs, den die üppige Natur ihnen bietet, und lösen sich endlich, wenn das Ziel ihres Lebens erreicht ist, als freie Thiere in dem Kosmos auf, aus dem sie entsprungen sind.
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