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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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verwundet; Proloe, welche sieben Mal im Zweikampf gesiegt, war die dritte, und Euryböa, welche nie des Beistandes bedurfte, unterlag, auch jetzt Beistand verschmähend, als die vierte. Celäno, Eurybia und Phöbe, sonst trefflich im Werfen des Speeres, fehlten diessmal ihres Zieles und wurden, da sie einander gegenseitig mit ihren Schilden zu decken suchten, von Hercules niedergemacht. Es kam nun Deianira, Marpe, Asteria, Tecmessa, Alcippe und endlich auch die Anführerin Melanippe an die Reihe; alle fielen von der Hand des Hercules, bis auf die Letztere, welche gefangen und gegen das Wehrgehäng der Königin wieder ausgewechselt wurde. Eine der A., Antiope, schenkte Hercules dem Theseus; nach Anderen war es Hippolyta, die Königin selbst, von welcher der unglückliche Hippolytus stammte. Durch diesen Krieg war das Volk seiner Heldinnen beraubt und so entkräftet worden, dass es von den Nachbarn nicht mehr geachtet und aus Rache für die früheren Unbilden bekriegt wurde, bis endlich selbst der Name des Amazonenstammes vertilgt war. Noch eine Heldin, Penthesilea, zeichnete sich aus in der mythischen Geschichte der A.; sie kämpfte, nachdem sie ihr Vaterland, dessen Beherrscherin sie war, eines Mordes wegen verlassen, für Troja, nach Hectors Fall, tödtete viele der Griechen, indem sie mit dem höchsten männlichen Muthe die grösste Kraft verband, und fiel von Achilles' Händen. Herodot erzählt unter Anderem noch Folgendes von den A.: "Als die Hellenen kriegten wider die A., so schifften sie, nachdem sie gesiegt in der Schlacht am Thermodon, von dannen und nahmen mit auf dreien Fahrzeugen Alles, was sie von A. lebendig gefangen. Diese aber legten auf der hohen See Hand an die Männer und brachten sie um; sie kannten aber keine Schiffe und verstanden weder den Gebrauch des Steuers, noch der Ruder, sondern nachdem sie die Männer umgebracht, liessen sie sich treiben von Wind und Wellen und gelangten nach Cremni an dem See Mäotis im Lande der Scythen. Die Letzteren konnten sich die Sache gar nicht erklären, denn weder das Volk, noch die Sprache, noch die Kleidung war ihnen bekannt; sie waren daher sehr verwundert, wo jene hergekommen, glaubten auch, es wären lauter Männer, welche gegen sie stritten, aber aus dem Streit bekamen die Scythen etliche Todte in ihre Hand, und da sahen sie, dass es Weiber waren. Da beschlossen sie, fürder auf keine Art sie zu tödten, sondern die jüngsten aus ihren Leuten, und eben so viele, als es der Frauen waren, an sie abzuschicken; diess sollten sich in ihrer Nähe lagern und alles thun, was sie jene thun sähen, und wenn sie von ihnen verfolgt wurden,


Fig. 17.
sollten sie nicht kämpfen, sondern fliehen, und wenn sie nachliessen, sich ihnen wieder nähern und ihr Lager aufschlagen. Diess beschlossen die Scythen in der Absicht, Nachkömmlinge von jenen tapfern Weibern zu erhalten. Als die A. merkten, dass die Jünglinge nicht in feindlicher Absicht gekommen waren, bekümmerten sie sich nicht um jene; ein Lager kam aber dem andern von Tag zu Tag näher, auch lebten beide auf demselben Fusse, nämlich von Jagd und Raub. Nun zerstreuten sich die A. zur Mittagszeit immer zu eins und zwei, und entfernten sich nach allen Seiten; als auch diess die Scythen gemerkt, thaten sie gerade so, und einer machte sich an ein Mädchen, das ganz allein war; die A. sträubte sich nicht, bedeutete ihm auch, er solle des andern Tages wieder an den nämlichen Ort kommen und noch einen Jüngling mitbringen, sie würde dessgleichen thun. Diess geschah auch, und die A. wartete schon mit einer andern an dem bestimmten Ort. Die übrigen Jünglinge, als sie diess erfuhren, machten die Mädchen auch zahm, sie vereinigten ihre beiden Lager, und jeder behielt diejenige A. zum Weibe, welche er zuerst kennen gelernt. - Nun wollten die Jünglinge mit den also Genommenen in ihre Heimat zurückkehren; diese aber erwiderten ihnen: "Wir werden mit euren Weibern nicht leben können, denn sie haben nicht dieselben Sitten, wie wir. Wir würden uns also nicht mit ihnen vertragen können; aber wenn ihr uns zu euren Weibern haben wollt, so gehet zu euren Aeltern, holet euch von euren Gütern euer Theil, und dann kommt her, dann wollen wir für uns selber leben." Die Jünglinge thaten also, und, nachdem sie von ihren Gütern erhalten, was ihnen zukam, kehrten sie zurück zu den A. Die Weiber aber sprachen zu ihnen: "Wir sind in Furcht und Angst, dass wir in diesem Lande hier leben sollen, weil wir euch eurer Väter beraubt, und eurem Lande vielen Schaden zugefügt; lasst uns aufbrechen, über den Tanais ziehen und allda wohnen. Auch darin gehorchten die Jünglinge; sie gingen über den Tanais; und als sie in die Gegend kamen, da sie jetzt wohnen, schlugen sie daselbst ihre Zelte auf, und daher haben die Weiber der Sauromaten noch ihre alten Sitten, und gehen zu Pferde auf die Jagd aus, mit den Männern und ohne die Männer, und gehen in den Krieg, und haben dieselbige Kleidung, wie die Männer." - Strabo sagt von den A.: "Die Geschichte der A. zeigt viel Eigenthümliches; in allen andern Fällen kann man das Wahre von dem Falschen ziemlich leicht unterscheiden, dahingegen wird von den A. noch jetzt eben dasselbe berichtet, wie vor alten Zeiten, obgleich diese Erzählungen so

verwundet; Proloë, welche sieben Mal im Zweikampf gesiegt, war die dritte, und Euryböa, welche nie des Beistandes bedurfte, unterlag, auch jetzt Beistand verschmähend, als die vierte. Celäno, Eurybia und Phöbe, sonst trefflich im Werfen des Speeres, fehlten diessmal ihres Zieles und wurden, da sie einander gegenseitig mit ihren Schilden zu decken suchten, von Hercules niedergemacht. Es kam nun Deïanira, Marpe, Asteria, Tecmessa, Alcippe und endlich auch die Anführerin Melanippe an die Reihe; alle fielen von der Hand des Hercules, bis auf die Letztere, welche gefangen und gegen das Wehrgehäng der Königin wieder ausgewechselt wurde. Eine der A., Antiope, schenkte Hercules dem Theseus; nach Anderen war es Hippolyta, die Königin selbst, von welcher der unglückliche Hippolytus stammte. Durch diesen Krieg war das Volk seiner Heldinnen beraubt und so entkräftet worden, dass es von den Nachbarn nicht mehr geachtet und aus Rache für die früheren Unbilden bekriegt wurde, bis endlich selbst der Name des Amazonenstammes vertilgt war. Noch eine Heldin, Penthesilea, zeichnete sich aus in der mythischen Geschichte der A.; sie kämpfte, nachdem sie ihr Vaterland, dessen Beherrscherin sie war, eines Mordes wegen verlassen, für Troja, nach Hectors Fall, tödtete viele der Griechen, indem sie mit dem höchsten männlichen Muthe die grösste Kraft verband, und fiel von Achilles' Händen. Herodot erzählt unter Anderem noch Folgendes von den A.: »Als die Hellenen kriegten wider die A., so schifften sie, nachdem sie gesiegt in der Schlacht am Thermodon, von dannen und nahmen mit auf dreien Fahrzeugen Alles, was sie von A. lebendig gefangen. Diese aber legten auf der hohen See Hand an die Männer und brachten sie um; sie kannten aber keine Schiffe und verstanden weder den Gebrauch des Steuers, noch der Ruder, sondern nachdem sie die Männer umgebracht, liessen sie sich treiben von Wind und Wellen und gelangten nach Cremni an dem See Mäotis im Lande der Scythen. Die Letzteren konnten sich die Sache gar nicht erklären, denn weder das Volk, noch die Sprache, noch die Kleidung war ihnen bekannt; sie waren daher sehr verwundert, wo jene hergekommen, glaubten auch, es wären lauter Männer, welche gegen sie stritten, aber aus dem Streit bekamen die Scythen etliche Todte in ihre Hand, und da sahen sie, dass es Weiber waren. Da beschlossen sie, fürder auf keine Art sie zu tödten, sondern die jüngsten aus ihren Leuten, und eben so viele, als es der Frauen waren, an sie abzuschicken; diess sollten sich in ihrer Nähe lagern und alles thun, was sie jene thun sähen, und wenn sie von ihnen verfolgt wurden,


Fig. 17.
sollten sie nicht kämpfen, sondern fliehen, und wenn sie nachliessen, sich ihnen wieder nähern und ihr Lager aufschlagen. Diess beschlossen die Scythen in der Absicht, Nachkömmlinge von jenen tapfern Weibern zu erhalten. Als die A. merkten, dass die Jünglinge nicht in feindlicher Absicht gekommen waren, bekümmerten sie sich nicht um jene; ein Lager kam aber dem andern von Tag zu Tag näher, auch lebten beide auf demselben Fusse, nämlich von Jagd und Raub. Nun zerstreuten sich die A. zur Mittagszeit immer zu eins und zwei, und entfernten sich nach allen Seiten; als auch diess die Scythen gemerkt, thaten sie gerade so, und einer machte sich an ein Mädchen, das ganz allein war; die A. sträubte sich nicht, bedeutete ihm auch, er solle des andern Tages wieder an den nämlichen Ort kommen und noch einen Jüngling mitbringen, sie würde dessgleichen thun. Diess geschah auch, und die A. wartete schon mit einer andern an dem bestimmten Ort. Die übrigen Jünglinge, als sie diess erfuhren, machten die Mädchen auch zahm, sie vereinigten ihre beiden Lager, und jeder behielt diejenige A. zum Weibe, welche er zuerst kennen gelernt. – Nun wollten die Jünglinge mit den also Genommenen in ihre Heimat zurückkehren; diese aber erwiderten ihnen: »Wir werden mit euren Weibern nicht leben können, denn sie haben nicht dieselben Sitten, wie wir. Wir würden uns also nicht mit ihnen vertragen können; aber wenn ihr uns zu euren Weibern haben wollt, so gehet zu euren Aeltern, holet euch von euren Gütern euer Theil, und dann kommt her, dann wollen wir für uns selber leben.« Die Jünglinge thaten also, und, nachdem sie von ihren Gütern erhalten, was ihnen zukam, kehrten sie zurück zu den A. Die Weiber aber sprachen zu ihnen: »Wir sind in Furcht und Angst, dass wir in diesem Lande hier leben sollen, weil wir euch eurer Väter beraubt, und eurem Lande vielen Schaden zugefügt; lasst uns aufbrechen, über den Tanaïs ziehen und allda wohnen. Auch darin gehorchten die Jünglinge; sie gingen über den Tanaïs; und als sie in die Gegend kamen, da sie jetzt wohnen, schlugen sie daselbst ihre Zelte auf, und daher haben die Weiber der Sauromaten noch ihre alten Sitten, und gehen zu Pferde auf die Jagd aus, mit den Männern und ohne die Männer, und gehen in den Krieg, und haben dieselbige Kleidung, wie die Männer.« – Strabo sagt von den A.: »Die Geschichte der A. zeigt viel Eigenthümliches; in allen andern Fällen kann man das Wahre von dem Falschen ziemlich leicht unterscheiden, dahingegen wird von den A. noch jetzt eben dasselbe berichtet, wie vor alten Zeiten, obgleich diese Erzählungen so

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verwundet; Proloë, welche sieben Mal im Zweikampf gesiegt, war die dritte, und Euryböa, welche nie des Beistandes bedurfte, unterlag, auch jetzt Beistand verschmähend, als die vierte. Celäno, Eurybia und Phöbe, sonst trefflich im Werfen des Speeres, fehlten diessmal ihres Zieles und wurden, da sie einander gegenseitig mit ihren Schilden zu decken suchten, von Hercules niedergemacht. Es kam nun Deïanira, Marpe, Asteria, Tecmessa, Alcippe und endlich auch die Anführerin Melanippe an die Reihe; alle fielen von der Hand des Hercules, bis auf die Letztere, welche gefangen und gegen das Wehrgehäng der Königin wieder ausgewechselt wurde. Eine der A., Antiope, schenkte Hercules dem Theseus; nach Anderen war es Hippolyta, die Königin selbst, von welcher der unglückliche Hippolytus stammte. Durch diesen Krieg war das Volk seiner Heldinnen beraubt und so entkräftet worden, dass es von den Nachbarn nicht mehr geachtet und aus Rache für die früheren Unbilden bekriegt wurde, bis endlich selbst der Name des Amazonenstammes vertilgt war. Noch eine Heldin, Penthesilea, zeichnete sich aus in der mythischen Geschichte der A.; sie kämpfte, nachdem sie ihr Vaterland, dessen Beherrscherin sie war, eines Mordes wegen verlassen, für Troja, nach Hectors Fall, tödtete viele der Griechen, indem sie mit dem höchsten männlichen Muthe die grösste Kraft verband, und fiel von Achilles' Händen. Herodot erzählt unter Anderem noch Folgendes von den A.: »Als die Hellenen kriegten wider die A., so schifften sie, nachdem sie gesiegt in der Schlacht am Thermodon, von dannen und nahmen mit auf dreien Fahrzeugen Alles, was sie von A. lebendig gefangen. Diese aber legten auf der hohen See Hand an die Männer und brachten sie um; sie kannten aber keine Schiffe und verstanden weder den Gebrauch des Steuers, noch der Ruder, sondern nachdem sie die Männer umgebracht, liessen sie sich treiben von Wind und Wellen und gelangten nach Cremni an dem See Mäotis im Lande der Scythen. Die Letzteren konnten sich die Sache gar nicht erklären, denn weder das Volk, noch die Sprache, noch die Kleidung war ihnen bekannt; sie waren daher sehr verwundert, wo jene hergekommen, glaubten auch, es wären lauter Männer, welche gegen sie stritten, aber aus dem Streit bekamen die Scythen etliche Todte in ihre Hand, und da sahen sie, dass es Weiber waren. Da beschlossen sie, fürder auf keine Art sie zu tödten, sondern die jüngsten aus ihren Leuten, und eben so viele, als es der Frauen waren, an sie abzuschicken; diess sollten sich in ihrer Nähe lagern und alles thun, was sie jene thun sähen, und wenn sie von ihnen verfolgt wurden,<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0017.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 17.</head><lb/></figure><lb/>
sollten sie nicht kämpfen, sondern fliehen, und wenn sie nachliessen, sich ihnen wieder nähern und ihr Lager aufschlagen. Diess beschlossen die Scythen in der Absicht, Nachkömmlinge von jenen tapfern Weibern zu erhalten. Als die A. merkten, dass die Jünglinge nicht in feindlicher Absicht gekommen waren, bekümmerten sie sich nicht um jene; ein Lager kam aber dem andern von Tag zu Tag näher, auch lebten beide auf demselben Fusse, nämlich von Jagd und Raub. Nun zerstreuten sich die A. zur Mittagszeit immer zu eins und zwei, und entfernten sich nach allen Seiten; als auch diess die Scythen gemerkt, thaten sie gerade so, und einer machte sich an ein Mädchen, das ganz allein war; die A. sträubte sich nicht, bedeutete ihm auch, er solle des andern Tages wieder an den nämlichen Ort kommen und noch einen Jüngling mitbringen, sie würde dessgleichen thun. Diess geschah auch, und die A. wartete schon mit einer andern an dem bestimmten Ort. Die übrigen Jünglinge, als sie diess erfuhren, machten die Mädchen auch zahm, sie vereinigten ihre beiden Lager, und jeder behielt diejenige A. zum Weibe, welche er zuerst kennen gelernt. &#x2013; Nun wollten die Jünglinge mit den also Genommenen in ihre Heimat zurückkehren; diese aber erwiderten ihnen: »Wir werden mit euren Weibern nicht leben können, denn sie haben nicht dieselben Sitten, wie wir. Wir würden uns also nicht mit ihnen vertragen können; aber wenn ihr uns zu euren Weibern haben wollt, so gehet zu euren Aeltern, holet euch von euren Gütern euer Theil, und dann kommt her, dann wollen wir für uns selber leben.« Die Jünglinge thaten also, und, nachdem sie von ihren Gütern erhalten, was ihnen zukam, kehrten sie zurück zu den A. Die Weiber aber sprachen zu ihnen: »Wir sind in Furcht und Angst, dass wir in diesem Lande hier leben sollen, weil wir euch eurer Väter beraubt, und eurem Lande vielen Schaden zugefügt; lasst uns aufbrechen, über den Tanaïs ziehen und allda wohnen. Auch darin gehorchten die Jünglinge; sie gingen über den Tanaïs; und als sie in die Gegend kamen, da sie jetzt wohnen, schlugen sie daselbst ihre Zelte auf, und daher haben die Weiber der Sauromaten noch ihre alten Sitten, und gehen zu Pferde auf die Jagd aus, <hi rendition="#g">mit</hi> den Männern und <hi rendition="#g">ohne</hi> die Männer, und gehen in den Krieg, und haben dieselbige Kleidung, wie die Männer.« &#x2013; Strabo sagt von den A.: »Die Geschichte der A. zeigt viel Eigenthümliches; in allen andern Fällen kann man das Wahre von dem Falschen ziemlich leicht unterscheiden, dahingegen wird von den A. noch jetzt eben dasselbe berichtet, wie vor alten Zeiten, obgleich diese Erzählungen so
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[33/0103] verwundet; Proloë, welche sieben Mal im Zweikampf gesiegt, war die dritte, und Euryböa, welche nie des Beistandes bedurfte, unterlag, auch jetzt Beistand verschmähend, als die vierte. Celäno, Eurybia und Phöbe, sonst trefflich im Werfen des Speeres, fehlten diessmal ihres Zieles und wurden, da sie einander gegenseitig mit ihren Schilden zu decken suchten, von Hercules niedergemacht. Es kam nun Deïanira, Marpe, Asteria, Tecmessa, Alcippe und endlich auch die Anführerin Melanippe an die Reihe; alle fielen von der Hand des Hercules, bis auf die Letztere, welche gefangen und gegen das Wehrgehäng der Königin wieder ausgewechselt wurde. Eine der A., Antiope, schenkte Hercules dem Theseus; nach Anderen war es Hippolyta, die Königin selbst, von welcher der unglückliche Hippolytus stammte. Durch diesen Krieg war das Volk seiner Heldinnen beraubt und so entkräftet worden, dass es von den Nachbarn nicht mehr geachtet und aus Rache für die früheren Unbilden bekriegt wurde, bis endlich selbst der Name des Amazonenstammes vertilgt war. Noch eine Heldin, Penthesilea, zeichnete sich aus in der mythischen Geschichte der A.; sie kämpfte, nachdem sie ihr Vaterland, dessen Beherrscherin sie war, eines Mordes wegen verlassen, für Troja, nach Hectors Fall, tödtete viele der Griechen, indem sie mit dem höchsten männlichen Muthe die grösste Kraft verband, und fiel von Achilles' Händen. Herodot erzählt unter Anderem noch Folgendes von den A.: »Als die Hellenen kriegten wider die A., so schifften sie, nachdem sie gesiegt in der Schlacht am Thermodon, von dannen und nahmen mit auf dreien Fahrzeugen Alles, was sie von A. lebendig gefangen. Diese aber legten auf der hohen See Hand an die Männer und brachten sie um; sie kannten aber keine Schiffe und verstanden weder den Gebrauch des Steuers, noch der Ruder, sondern nachdem sie die Männer umgebracht, liessen sie sich treiben von Wind und Wellen und gelangten nach Cremni an dem See Mäotis im Lande der Scythen. Die Letzteren konnten sich die Sache gar nicht erklären, denn weder das Volk, noch die Sprache, noch die Kleidung war ihnen bekannt; sie waren daher sehr verwundert, wo jene hergekommen, glaubten auch, es wären lauter Männer, welche gegen sie stritten, aber aus dem Streit bekamen die Scythen etliche Todte in ihre Hand, und da sahen sie, dass es Weiber waren. Da beschlossen sie, fürder auf keine Art sie zu tödten, sondern die jüngsten aus ihren Leuten, und eben so viele, als es der Frauen waren, an sie abzuschicken; diess sollten sich in ihrer Nähe lagern und alles thun, was sie jene thun sähen, und wenn sie von ihnen verfolgt wurden, [Abbildung Fig. 17. ] sollten sie nicht kämpfen, sondern fliehen, und wenn sie nachliessen, sich ihnen wieder nähern und ihr Lager aufschlagen. Diess beschlossen die Scythen in der Absicht, Nachkömmlinge von jenen tapfern Weibern zu erhalten. Als die A. merkten, dass die Jünglinge nicht in feindlicher Absicht gekommen waren, bekümmerten sie sich nicht um jene; ein Lager kam aber dem andern von Tag zu Tag näher, auch lebten beide auf demselben Fusse, nämlich von Jagd und Raub. Nun zerstreuten sich die A. zur Mittagszeit immer zu eins und zwei, und entfernten sich nach allen Seiten; als auch diess die Scythen gemerkt, thaten sie gerade so, und einer machte sich an ein Mädchen, das ganz allein war; die A. sträubte sich nicht, bedeutete ihm auch, er solle des andern Tages wieder an den nämlichen Ort kommen und noch einen Jüngling mitbringen, sie würde dessgleichen thun. Diess geschah auch, und die A. wartete schon mit einer andern an dem bestimmten Ort. Die übrigen Jünglinge, als sie diess erfuhren, machten die Mädchen auch zahm, sie vereinigten ihre beiden Lager, und jeder behielt diejenige A. zum Weibe, welche er zuerst kennen gelernt. – Nun wollten die Jünglinge mit den also Genommenen in ihre Heimat zurückkehren; diese aber erwiderten ihnen: »Wir werden mit euren Weibern nicht leben können, denn sie haben nicht dieselben Sitten, wie wir. Wir würden uns also nicht mit ihnen vertragen können; aber wenn ihr uns zu euren Weibern haben wollt, so gehet zu euren Aeltern, holet euch von euren Gütern euer Theil, und dann kommt her, dann wollen wir für uns selber leben.« Die Jünglinge thaten also, und, nachdem sie von ihren Gütern erhalten, was ihnen zukam, kehrten sie zurück zu den A. Die Weiber aber sprachen zu ihnen: »Wir sind in Furcht und Angst, dass wir in diesem Lande hier leben sollen, weil wir euch eurer Väter beraubt, und eurem Lande vielen Schaden zugefügt; lasst uns aufbrechen, über den Tanaïs ziehen und allda wohnen. Auch darin gehorchten die Jünglinge; sie gingen über den Tanaïs; und als sie in die Gegend kamen, da sie jetzt wohnen, schlugen sie daselbst ihre Zelte auf, und daher haben die Weiber der Sauromaten noch ihre alten Sitten, und gehen zu Pferde auf die Jagd aus, mit den Männern und ohne die Männer, und gehen in den Krieg, und haben dieselbige Kleidung, wie die Männer.« – Strabo sagt von den A.: »Die Geschichte der A. zeigt viel Eigenthümliches; in allen andern Fällen kann man das Wahre von dem Falschen ziemlich leicht unterscheiden, dahingegen wird von den A. noch jetzt eben dasselbe berichtet, wie vor alten Zeiten, obgleich diese Erzählungen so

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/103>, abgerufen am 21.11.2024.