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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Menschen (Anitis) besondere Wesen seien, welche die Zurückgebliebenen plagen; daher stellt man Blumentöpfe oder Körbe neben die Leiche und bittet die Seele, sich darin niederzulassen; man sucht sie auch durch Fasten von sich fern zu halten, weil sie, wenn sonst nicht, so doch wenigstens im Traume, die Menschen auf das Sinnreichste zu quälen wissen.


Anius (Gr. M.). 1) Staphylus, Sohn des Bacchus und der Ariadne, hatte von seiner Gattin Chrysothemis drei Töchter, Molpadia, Rhöo und Parthenus. Apollo liebte Rhöo, und der Vater, welcher die Folgen dieser Neigung entdeckte, ohne zu glauben, dass ein Gott der Urheber derselben sei, liess die Tochter in einen Kasten sperren und in das Meer werfen. Apollo lenkte denselben nach Delos, wo er auf das Ufer getragen und Rhöo gerettet wurde, welche bald darauf einen Knaben gebar. Sie nannte denselben A. und weihete ihn dem Apollo, den Gott bittend, sich seiner anzunehmen, wenn er der Vater wäre. Apollo verlieh ihm die Weissagekunst und machte ihn zum Beherrscher von Delos. A. vermählte sich mit der Nymphe Dorippe auf Delos, und sie gebar ihm einen Sohn, Andrus, und vier Töchter: Lavinia, Spermo, Oeno und Elais. Lavinia ward durch Apollo's Gunst eine Seherin, vermählte sich mit dem auf der Insel landenden Aeneas, gebar ihm einen Sohn A. und ging mit ihm nach Italien, wo sie starb. Die drei andern Töchter des A. wurden von Bacchus mit herrlichen Gaben beschenkt; sie konnten, was sie wollten, in Wein, Oel oder Getreide verwandeln, so dass A. aus den so hervorgebrachten Vorräthen das Griechenheer vor Troja, wahrend der neun ersten Jahre dieses Feldzuges, mit den genannten Lebensmitteln versorgt haben soll. - 2) A., ein sonst unbekannter Schutzgott, den man zu Elis verehrte.


Anka (Morgenl. M.), ein ungeheurer Vogel, mit Vernunft und Sprache begabt; er wohnt auf dem Gebirge Kaf und war schon vor Adam auf der Welt (wie nach der mosaischen Urkunde alle Thiere). Die Perser nennen ihn Simorg, der Talmud Jukneh.


Anacus (Phön. Sage). Man vermuthet in A. den Henoch der Bibel; nach den syrischen Mythen war er ein König dieses Landes, ward 300 Jahre alt, lebte vor Deucalion und sagte, durch göttliche Offenbarung, die grosse Wasserfluth vorher, indem er zur Besserung und Busse ermahnte. Die Götter nahmen ihn lebendig in den Himmel auf.


Annan (Ind. M.), ein gelehrter Schüler des Buddha, der mit einem Freunde, gleich hochberühmt und gelehrt, Buddha's Religions- und Moral-Gesetze in ein Buch gesammelt hat, welches Foki Kio, das Buch schöner Blumen, heisst. Die Bilder beider Weisen stehen in den Buddha-Tempeln immer neben dem Bilde des erhabenen Stifters.


Anna Perenna (Röm. M.), eine Göttin oder Nymphe, welche die Römer durch ein fröhliches Fest ehrten, das auf den 15. März fiel, wird oft mit Anna, Schwester der Dido, verwechselt, oder ihre Geschichte mit der jener Fürstin vereinigt. Man erzählt, als nach dem Tode der Dido der König der Gätuler, Jarbas, Carthago eingenommen, sei A. zu Battus, König von Malta, geflohen, und als ihr Bruder Pygmalion sie und Battus mit Krieg bedrohte, von da nach Italien zu Aeneas, der sie freundlich in sein Haus aufnahm; doch auch hier drohte ihr Gefahr von der Eifersucht der Lavinia. Durch Dido, welche ihr im Traume erschien, gewarnt, stürzte sich A. in den Fluss Numicius, und ward nun als Nymphe dieses Flusses unter dem Namen A. P. verehrt. Auch soll, als bei der Flucht des römischen Volkes auf den heiligen Berg Mangel an Nahrungsmitteln entstand, eine alte Frau aus einem benachbarten Orte, Namens A., Brod unter das Volk ausgetheilt haben, und ihr dafür nach der Rückkehr in die Stadt ein Heiligthum errichtet worden sein. Andere halten die A. P. für die Mondsgöttin, Andere für eine Nymphe, die den Jupiter ernährt. Da indessen A. nur die weibliche Form des Wortes annus (das Jahr) ist, welches auch in dem zusammengesetzten Beinamen P., der übrigens Fortdauer bedeutet, wieder enthalten ist, so ist sie wohl ursprünglich nur eine altitalische Gottheit des immer wiederkehrenden Jahres: ihr Fest, das in den Frühlingsanfang fällt, von wo an das Jahr wieder Nahrung zu spenden beginnt, lässt schliessen, dass jener Zug der Sage, wornach sie Brod austheilt, zu den ältesten Vorstellungen von ihrem Wesen gehört, und dass ihre Auffassung als Flussnymphe die befruchtende Kraft des Wassers andeutet, so dass ihre Vermengung mit der carthagischen A. nur als willkürliches Spiel dichterischer Einbildungskraft erscheint.


Annedoti (Anidoti) (Chald. M.), vier heilige Wesen, zur Hälfte von Menschen-, zur Hälfte von Thiergestalt, welche aus dem Meere an die Ufer in der Nähe von Babylon kamen, um die Menschen zu belehren. Das erste derselben hiess Oannes und unterrichtete sie in Gott gefälligen Dingen, gab ihnen Religion, Gesetze, Wissenschaft und Cultur; die anderen suchten durch Wiederholung dieser Lehren die Menschen in ihren Fortschritten zu erhalten.


Annenberg (Germ. Alterth.), ein Berg bei Schöningen im Braunschweigischen, welcher einen heidnischen Opferaltar trägt; der Aberglaube des Volkes sieht dort, wie auf dem Brocken, die Geister der Vorältern ihre nächtlichen Reigentänze halten, und viele Fabeln von Erscheinungen derselben sind in der Umgegend zu hören.


Anninga (Grönl. M.), der personificirte Mond, der Bruder der Malina (Sonne). Wie beinahe alle Götter der Grönländer, so waren auch diese einst Menschen; A. verliebte sich in seine schöne Schwester, und um ihr unerkannt nahen zu können, löschte er bei Spielen, welche er nebst seinen Freunden häufig veranstaltete, alle Lampen aus, und suchte dann Malina auf. Diese, um ihren unbekannten Liebhaber zu entdecken, schwärzte einst ihre Hände mit Russ und fuhr dem sie in die Arme Schliessenden über das Gesicht und den schönen, weissen Seehundspelz; darauf eilte sie aus der Hütte und zündete Moos an, um den Geschwärzten zu sehen; dieser aber eilte ihr nach, und sie musste entfliehen, da sie ihn erkannte und er seine bisherigen Freuden nicht aufgeben wollte. Das brennende Moos beleuchtete ihren Pfad; ein Büschel desselben, das er anzündete, um ihr zu folgen, verlöschte bald, so dass er nur bei ihrem Lichte ihr nachkam, daher der Mond weniger leuchtet, als die Sonne; sie erhob sich endlich zum Himmel und ward zur Sonne, während er, sie stets umkreisend, zum Monde ward. Von seiner Leidenschaft gequält, vergisst er Essen und Trinken und wird mager (letztes Viertel), bis er ganz verschwindet (Neumond); dann geht er auf den Seehundsfang und kommt darauf, stärker werdend von der genossenen Nahrung, wieder zurück (erstes Viertel), bis er wieder in all' seiner Schönheit und Fettigkeit dasteht (Vollmond). Die Flecken desselben sind die Striche von Russ, die ihm Malina auf das Gesicht und den Pelz gemacht hat, und das Aufglühen seines Moosbüschels, welches nicht brennt, aber auch nicht völlig verlöscht, macht, dass er zuweilen glühend roth erscheint.


Annona (Röm. M.), die Segensgöttin des Jahresertrages; sie wurde um reiche Gaben des Feldes und wohlfeile Preise der Lebensmittel angerufen; abgebildet wurde sie als weibliche Gestalt, die rechte Schulter mit dem Arm entblösst, übrigens bekleidet, in der Rechten einen Aehrenbüschel, in der Linken das Füllhorn.


Anogon (Gr. M.), Sohn des Castor und der Hilaira, der Tochter des Leucippus, Bruder des Anaxias und des Mnasinus.


Anonymus (Gr. M.), Sohn der Erde, ein Gigant, furchtbar und ungeheuer an Gestalt, der mit Pyripnous der Juno nachstellte und von Hercules getödtet wurde.


Anos (Chald. Phil.), nebst Illinos und Aos eine der drei Urkräfte, denen Alles seine Entstehung verdankt: alle drei waren von Kisara und Asoron erzeugt, welche selbst dem Nichts entsprungen sind.


Anosia (Gr. M.), s. Androphonus. Nach dem dort erzählten Mord bauten die thessalischen Frauen der Venus Anosia (Frevlerin) einen Tempel zur Sühnung der Frevelthat.


Anschanum (Ind. M.), ein Fürst aus der berühmten Dynastie der Mondskinder, Sohn des Kukurajen, zeichnete sich durch eine Unzahl der tapfersten Thaten aus.


Ansewa (Ansowa) (Ind. M.), Tochter des Kartamen (eines der indischen Alt- oder Urväter), war mit Atri vermählt, doch so keusch, dass sie ihrem Gatten nie gestattete, sie zu berühren, daher Wischnu, Brama und Schiwa sie mit dreien Kindern beschenkten, welche sie ohne Zeugung, durch Beschattung des Geistes dieser Gottheiten, empfing. Brama's Sohn war Schandra, Wischnu's Tibaterien, und Schiwa's Daruwassen. A. soll mit Anussuya (s. d.) eins sein.


Menschen (Anitis) besondere Wesen seien, welche die Zurückgebliebenen plagen; daher stellt man Blumentöpfe oder Körbe neben die Leiche und bittet die Seele, sich darin niederzulassen; man sucht sie auch durch Fasten von sich fern zu halten, weil sie, wenn sonst nicht, so doch wenigstens im Traume, die Menschen auf das Sinnreichste zu quälen wissen.


Anius (Gr. M.). 1) Staphylus, Sohn des Bacchus und der Ariadne, hatte von seiner Gattin Chrysothemis drei Töchter, Molpadia, Rhöo und Parthenus. Apollo liebte Rhöo, und der Vater, welcher die Folgen dieser Neigung entdeckte, ohne zu glauben, dass ein Gott der Urheber derselben sei, liess die Tochter in einen Kasten sperren und in das Meer werfen. Apollo lenkte denselben nach Delos, wo er auf das Ufer getragen und Rhöo gerettet wurde, welche bald darauf einen Knaben gebar. Sie nannte denselben A. und weihete ihn dem Apollo, den Gott bittend, sich seiner anzunehmen, wenn er der Vater wäre. Apollo verlieh ihm die Weissagekunst und machte ihn zum Beherrscher von Delos. A. vermählte sich mit der Nymphe Dorippe auf Delos, und sie gebar ihm einen Sohn, Andrus, und vier Töchter: Lavinia, Spermo, Oeno und Elaïs. Lavinia ward durch Apollo's Gunst eine Seherin, vermählte sich mit dem auf der Insel landenden Aeneas, gebar ihm einen Sohn A. und ging mit ihm nach Italien, wo sie starb. Die drei andern Töchter des A. wurden von Bacchus mit herrlichen Gaben beschenkt; sie konnten, was sie wollten, in Wein, Oel oder Getreide verwandeln, so dass A. aus den so hervorgebrachten Vorräthen das Griechenheer vor Troja, wahrend der neun ersten Jahre dieses Feldzuges, mit den genannten Lebensmitteln versorgt haben soll. – 2) A., ein sonst unbekannter Schutzgott, den man zu Elis verehrte.


Anka (Morgenl. M.), ein ungeheurer Vogel, mit Vernunft und Sprache begabt; er wohnt auf dem Gebirge Kaf und war schon vor Adam auf der Welt (wie nach der mosaischen Urkunde alle Thiere). Die Perser nennen ihn Simorg, der Talmud Jukneh.


Anacus (Phön. Sage). Man vermuthet in A. den Henoch der Bibel; nach den syrischen Mythen war er ein König dieses Landes, ward 300 Jahre alt, lebte vor Deucalion und sagte, durch göttliche Offenbarung, die grosse Wasserfluth vorher, indem er zur Besserung und Busse ermahnte. Die Götter nahmen ihn lebendig in den Himmel auf.


Annan (Ind. M.), ein gelehrter Schüler des Buddha, der mit einem Freunde, gleich hochberühmt und gelehrt, Buddha's Religions- und Moral-Gesetze in ein Buch gesammelt hat, welches Foki Kio, das Buch schöner Blumen, heisst. Die Bilder beider Weisen stehen in den Buddha-Tempeln immer neben dem Bilde des erhabenen Stifters.


Anna Perenna (Röm. M.), eine Göttin oder Nymphe, welche die Römer durch ein fröhliches Fest ehrten, das auf den 15. März fiel, wird oft mit Anna, Schwester der Dido, verwechselt, oder ihre Geschichte mit der jener Fürstin vereinigt. Man erzählt, als nach dem Tode der Dido der König der Gätuler, Jarbas, Carthago eingenommen, sei A. zu Battus, König von Malta, geflohen, und als ihr Bruder Pygmalion sie und Battus mit Krieg bedrohte, von da nach Italien zu Aeneas, der sie freundlich in sein Haus aufnahm; doch auch hier drohte ihr Gefahr von der Eifersucht der Lavinia. Durch Dido, welche ihr im Traume erschien, gewarnt, stürzte sich A. in den Fluss Numicius, und ward nun als Nymphe dieses Flusses unter dem Namen A. P. verehrt. Auch soll, als bei der Flucht des römischen Volkes auf den heiligen Berg Mangel an Nahrungsmitteln entstand, eine alte Frau aus einem benachbarten Orte, Namens A., Brod unter das Volk ausgetheilt haben, und ihr dafür nach der Rückkehr in die Stadt ein Heiligthum errichtet worden sein. Andere halten die A. P. für die Mondsgöttin, Andere für eine Nymphe, die den Jupiter ernährt. Da indessen A. nur die weibliche Form des Wortes annus (das Jahr) ist, welches auch in dem zusammengesetzten Beinamen P., der übrigens Fortdauer bedeutet, wieder enthalten ist, so ist sie wohl ursprünglich nur eine altitalische Gottheit des immer wiederkehrenden Jahres: ihr Fest, das in den Frühlingsanfang fällt, von wo an das Jahr wieder Nahrung zu spenden beginnt, lässt schliessen, dass jener Zug der Sage, wornach sie Brod austheilt, zu den ältesten Vorstellungen von ihrem Wesen gehört, und dass ihre Auffassung als Flussnymphe die befruchtende Kraft des Wassers andeutet, so dass ihre Vermengung mit der carthagischen A. nur als willkürliches Spiel dichterischer Einbildungskraft erscheint.


Annedoti (Anidoti) (Chald. M.), vier heilige Wesen, zur Hälfte von Menschen-, zur Hälfte von Thiergestalt, welche aus dem Meere an die Ufer in der Nähe von Babylon kamen, um die Menschen zu belehren. Das erste derselben hiess Oannes und unterrichtete sie in Gott gefälligen Dingen, gab ihnen Religion, Gesetze, Wissenschaft und Cultur; die anderen suchten durch Wiederholung dieser Lehren die Menschen in ihren Fortschritten zu erhalten.


Annenberg (Germ. Alterth.), ein Berg bei Schöningen im Braunschweigischen, welcher einen heidnischen Opferaltar trägt; der Aberglaube des Volkes sieht dort, wie auf dem Brocken, die Geister der Vorältern ihre nächtlichen Reigentänze halten, und viele Fabeln von Erscheinungen derselben sind in der Umgegend zu hören.


Anninga (Grönl. M.), der personificirte Mond, der Bruder der Malina (Sonne). Wie beinahe alle Götter der Grönländer, so waren auch diese einst Menschen; A. verliebte sich in seine schöne Schwester, und um ihr unerkannt nahen zu können, löschte er bei Spielen, welche er nebst seinen Freunden häufig veranstaltete, alle Lampen aus, und suchte dann Malina auf. Diese, um ihren unbekannten Liebhaber zu entdecken, schwärzte einst ihre Hände mit Russ und fuhr dem sie in die Arme Schliessenden über das Gesicht und den schönen, weissen Seehundspelz; darauf eilte sie aus der Hütte und zündete Moos an, um den Geschwärzten zu sehen; dieser aber eilte ihr nach, und sie musste entfliehen, da sie ihn erkannte und er seine bisherigen Freuden nicht aufgeben wollte. Das brennende Moos beleuchtete ihren Pfad; ein Büschel desselben, das er anzündete, um ihr zu folgen, verlöschte bald, so dass er nur bei ihrem Lichte ihr nachkam, daher der Mond weniger leuchtet, als die Sonne; sie erhob sich endlich zum Himmel und ward zur Sonne, während er, sie stets umkreisend, zum Monde ward. Von seiner Leidenschaft gequält, vergisst er Essen und Trinken und wird mager (letztes Viertel), bis er ganz verschwindet (Neumond); dann geht er auf den Seehundsfang und kommt darauf, stärker werdend von der genossenen Nahrung, wieder zurück (erstes Viertel), bis er wieder in all' seiner Schönheit und Fettigkeit dasteht (Vollmond). Die Flecken desselben sind die Striche von Russ, die ihm Malina auf das Gesicht und den Pelz gemacht hat, und das Aufglühen seines Moosbüschels, welches nicht brennt, aber auch nicht völlig verlöscht, macht, dass er zuweilen glühend roth erscheint.


Annona (Röm. M.), die Segensgöttin des Jahresertrages; sie wurde um reiche Gaben des Feldes und wohlfeile Preise der Lebensmittel angerufen; abgebildet wurde sie als weibliche Gestalt, die rechte Schulter mit dem Arm entblösst, übrigens bekleidet, in der Rechten einen Aehrenbüschel, in der Linken das Füllhorn.


Anogon (Gr. M.), Sohn des Castor und der Hilaïra, der Tochter des Leucippus, Bruder des Anaxias und des Mnasinus.


Anonymus (Gr. M.), Sohn der Erde, ein Gigant, furchtbar und ungeheuer an Gestalt, der mit Pyripnous der Juno nachstellte und von Hercules getödtet wurde.


Anos (Chald. Phil.), nebst Illinos und Aos eine der drei Urkräfte, denen Alles seine Entstehung verdankt: alle drei waren von Kisara und Asoron erzeugt, welche selbst dem Nichts entsprungen sind.


Anosia (Gr. M.), s. Androphonus. Nach dem dort erzählten Mord bauten die thessalischen Frauen der Venus Anosia (Frevlerin) einen Tempel zur Sühnung der Frevelthat.


Anschanum (Ind. M.), ein Fürst aus der berühmten Dynastie der Mondskinder, Sohn des Kukurajen, zeichnete sich durch eine Unzahl der tapfersten Thaten aus.


Ansewa (Ansowa) (Ind. M.), Tochter des Kartamen (eines der indischen Alt- oder Urväter), war mit Atri vermählt, doch so keusch, dass sie ihrem Gatten nie gestattete, sie zu berühren, daher Wischnu, Brama und Schiwa sie mit dreien Kindern beschenkten, welche sie ohne Zeugung, durch Beschattung des Geistes dieser Gottheiten, empfing. Brama's Sohn war Schandra, Wischnu's Tibaterien, und Schiwa's Daruwassen. A. soll mit Anussuya (s. d.) eins sein.


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[49/0119] Menschen (Anitis) besondere Wesen seien, welche die Zurückgebliebenen plagen; daher stellt man Blumentöpfe oder Körbe neben die Leiche und bittet die Seele, sich darin niederzulassen; man sucht sie auch durch Fasten von sich fern zu halten, weil sie, wenn sonst nicht, so doch wenigstens im Traume, die Menschen auf das Sinnreichste zu quälen wissen. Anius (Gr. M.). 1) Staphylus, Sohn des Bacchus und der Ariadne, hatte von seiner Gattin Chrysothemis drei Töchter, Molpadia, Rhöo und Parthenus. Apollo liebte Rhöo, und der Vater, welcher die Folgen dieser Neigung entdeckte, ohne zu glauben, dass ein Gott der Urheber derselben sei, liess die Tochter in einen Kasten sperren und in das Meer werfen. Apollo lenkte denselben nach Delos, wo er auf das Ufer getragen und Rhöo gerettet wurde, welche bald darauf einen Knaben gebar. Sie nannte denselben A. und weihete ihn dem Apollo, den Gott bittend, sich seiner anzunehmen, wenn er der Vater wäre. Apollo verlieh ihm die Weissagekunst und machte ihn zum Beherrscher von Delos. A. vermählte sich mit der Nymphe Dorippe auf Delos, und sie gebar ihm einen Sohn, Andrus, und vier Töchter: Lavinia, Spermo, Oeno und Elaïs. Lavinia ward durch Apollo's Gunst eine Seherin, vermählte sich mit dem auf der Insel landenden Aeneas, gebar ihm einen Sohn A. und ging mit ihm nach Italien, wo sie starb. Die drei andern Töchter des A. wurden von Bacchus mit herrlichen Gaben beschenkt; sie konnten, was sie wollten, in Wein, Oel oder Getreide verwandeln, so dass A. aus den so hervorgebrachten Vorräthen das Griechenheer vor Troja, wahrend der neun ersten Jahre dieses Feldzuges, mit den genannten Lebensmitteln versorgt haben soll. – 2) A., ein sonst unbekannter Schutzgott, den man zu Elis verehrte. Anka (Morgenl. M.), ein ungeheurer Vogel, mit Vernunft und Sprache begabt; er wohnt auf dem Gebirge Kaf und war schon vor Adam auf der Welt (wie nach der mosaischen Urkunde alle Thiere). Die Perser nennen ihn Simorg, der Talmud Jukneh. Anacus (Phön. Sage). Man vermuthet in A. den Henoch der Bibel; nach den syrischen Mythen war er ein König dieses Landes, ward 300 Jahre alt, lebte vor Deucalion und sagte, durch göttliche Offenbarung, die grosse Wasserfluth vorher, indem er zur Besserung und Busse ermahnte. Die Götter nahmen ihn lebendig in den Himmel auf. Annan (Ind. M.), ein gelehrter Schüler des Buddha, der mit einem Freunde, gleich hochberühmt und gelehrt, Buddha's Religions- und Moral-Gesetze in ein Buch gesammelt hat, welches Foki Kio, das Buch schöner Blumen, heisst. Die Bilder beider Weisen stehen in den Buddha-Tempeln immer neben dem Bilde des erhabenen Stifters. Anna Perenna (Röm. M.), eine Göttin oder Nymphe, welche die Römer durch ein fröhliches Fest ehrten, das auf den 15. März fiel, wird oft mit Anna, Schwester der Dido, verwechselt, oder ihre Geschichte mit der jener Fürstin vereinigt. Man erzählt, als nach dem Tode der Dido der König der Gätuler, Jarbas, Carthago eingenommen, sei A. zu Battus, König von Malta, geflohen, und als ihr Bruder Pygmalion sie und Battus mit Krieg bedrohte, von da nach Italien zu Aeneas, der sie freundlich in sein Haus aufnahm; doch auch hier drohte ihr Gefahr von der Eifersucht der Lavinia. Durch Dido, welche ihr im Traume erschien, gewarnt, stürzte sich A. in den Fluss Numicius, und ward nun als Nymphe dieses Flusses unter dem Namen A. P. verehrt. Auch soll, als bei der Flucht des römischen Volkes auf den heiligen Berg Mangel an Nahrungsmitteln entstand, eine alte Frau aus einem benachbarten Orte, Namens A., Brod unter das Volk ausgetheilt haben, und ihr dafür nach der Rückkehr in die Stadt ein Heiligthum errichtet worden sein. Andere halten die A. P. für die Mondsgöttin, Andere für eine Nymphe, die den Jupiter ernährt. Da indessen A. nur die weibliche Form des Wortes annus (das Jahr) ist, welches auch in dem zusammengesetzten Beinamen P., der übrigens Fortdauer bedeutet, wieder enthalten ist, so ist sie wohl ursprünglich nur eine altitalische Gottheit des immer wiederkehrenden Jahres: ihr Fest, das in den Frühlingsanfang fällt, von wo an das Jahr wieder Nahrung zu spenden beginnt, lässt schliessen, dass jener Zug der Sage, wornach sie Brod austheilt, zu den ältesten Vorstellungen von ihrem Wesen gehört, und dass ihre Auffassung als Flussnymphe die befruchtende Kraft des Wassers andeutet, so dass ihre Vermengung mit der carthagischen A. nur als willkürliches Spiel dichterischer Einbildungskraft erscheint. Annedoti (Anidoti) (Chald. M.), vier heilige Wesen, zur Hälfte von Menschen-, zur Hälfte von Thiergestalt, welche aus dem Meere an die Ufer in der Nähe von Babylon kamen, um die Menschen zu belehren. Das erste derselben hiess Oannes und unterrichtete sie in Gott gefälligen Dingen, gab ihnen Religion, Gesetze, Wissenschaft und Cultur; die anderen suchten durch Wiederholung dieser Lehren die Menschen in ihren Fortschritten zu erhalten. Annenberg (Germ. Alterth.), ein Berg bei Schöningen im Braunschweigischen, welcher einen heidnischen Opferaltar trägt; der Aberglaube des Volkes sieht dort, wie auf dem Brocken, die Geister der Vorältern ihre nächtlichen Reigentänze halten, und viele Fabeln von Erscheinungen derselben sind in der Umgegend zu hören. Anninga (Grönl. M.), der personificirte Mond, der Bruder der Malina (Sonne). Wie beinahe alle Götter der Grönländer, so waren auch diese einst Menschen; A. verliebte sich in seine schöne Schwester, und um ihr unerkannt nahen zu können, löschte er bei Spielen, welche er nebst seinen Freunden häufig veranstaltete, alle Lampen aus, und suchte dann Malina auf. Diese, um ihren unbekannten Liebhaber zu entdecken, schwärzte einst ihre Hände mit Russ und fuhr dem sie in die Arme Schliessenden über das Gesicht und den schönen, weissen Seehundspelz; darauf eilte sie aus der Hütte und zündete Moos an, um den Geschwärzten zu sehen; dieser aber eilte ihr nach, und sie musste entfliehen, da sie ihn erkannte und er seine bisherigen Freuden nicht aufgeben wollte. Das brennende Moos beleuchtete ihren Pfad; ein Büschel desselben, das er anzündete, um ihr zu folgen, verlöschte bald, so dass er nur bei ihrem Lichte ihr nachkam, daher der Mond weniger leuchtet, als die Sonne; sie erhob sich endlich zum Himmel und ward zur Sonne, während er, sie stets umkreisend, zum Monde ward. Von seiner Leidenschaft gequält, vergisst er Essen und Trinken und wird mager (letztes Viertel), bis er ganz verschwindet (Neumond); dann geht er auf den Seehundsfang und kommt darauf, stärker werdend von der genossenen Nahrung, wieder zurück (erstes Viertel), bis er wieder in all' seiner Schönheit und Fettigkeit dasteht (Vollmond). Die Flecken desselben sind die Striche von Russ, die ihm Malina auf das Gesicht und den Pelz gemacht hat, und das Aufglühen seines Moosbüschels, welches nicht brennt, aber auch nicht völlig verlöscht, macht, dass er zuweilen glühend roth erscheint. Annona (Röm. M.), die Segensgöttin des Jahresertrages; sie wurde um reiche Gaben des Feldes und wohlfeile Preise der Lebensmittel angerufen; abgebildet wurde sie als weibliche Gestalt, die rechte Schulter mit dem Arm entblösst, übrigens bekleidet, in der Rechten einen Aehrenbüschel, in der Linken das Füllhorn. Anogon (Gr. M.), Sohn des Castor und der Hilaïra, der Tochter des Leucippus, Bruder des Anaxias und des Mnasinus. Anonymus (Gr. M.), Sohn der Erde, ein Gigant, furchtbar und ungeheuer an Gestalt, der mit Pyripnous der Juno nachstellte und von Hercules getödtet wurde. Anos (Chald. Phil.), nebst Illinos und Aos eine der drei Urkräfte, denen Alles seine Entstehung verdankt: alle drei waren von Kisara und Asoron erzeugt, welche selbst dem Nichts entsprungen sind. Anosia (Gr. M.), s. Androphonus. Nach dem dort erzählten Mord bauten die thessalischen Frauen der Venus Anosia (Frevlerin) einen Tempel zur Sühnung der Frevelthat. Anschanum (Ind. M.), ein Fürst aus der berühmten Dynastie der Mondskinder, Sohn des Kukurajen, zeichnete sich durch eine Unzahl der tapfersten Thaten aus. Ansewa (Ansowa) (Ind. M.), Tochter des Kartamen (eines der indischen Alt- oder Urväter), war mit Atri vermählt, doch so keusch, dass sie ihrem Gatten nie gestattete, sie zu berühren, daher Wischnu, Brama und Schiwa sie mit dreien Kindern beschenkten, welche sie ohne Zeugung, durch Beschattung des Geistes dieser Gottheiten, empfing. Brama's Sohn war Schandra, Wischnu's Tibaterien, und Schiwa's Daruwassen. A. soll mit Anussuya (s. d.) eins sein.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/119>, abgerufen am 24.11.2024.