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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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kommen nach dem Tode in seine Gesellschaft, um von ihm auf die sinnreichste Weise gequält zu werden.


Azabe-Kaberi, nach dem Koran eine Strafe der Bösen, die sie schon im Grabe erdulden; ihr Gesellschafter ist ein gräuliches Ungeheuer, mit welchem sie unter fortwährenden Geisselungen durch Engel des Gerichts die Zeit bis zur Auferstehung aushalten müssen, bei welcher sie dann sogleich in die Hölle gestossen werden.


Azad, nach den Religionslehren der Orientalen die erste Erzeugung des allerhöchsten Wesens, das Grundwesen der Vernunft, welches ganz Lichtglanz ist. Die zweite Erzeugung, der Geist, geht von dieser ersten aus.


Azan (Gr. M.), Sohn des Arcas, von welchem die Landschaft Arcadiens, die ihm als Erbe zufiel, den Namen Azanien erhielt.


Azear, ein Götzenbild, das Abrahams Vater Tharah verehrte. Weil Abraham dieses und andere Götzenbilder zerbrach, ward er vom Vater bei dem Fürsten Nembrod verklagt, und als Gotteslästerer in einen glühenden Ofen geworfen, was ihn jedoch nicht verletzte.


Azara, ein Heiligthum der Mitra, der persischen Artemis, in dem alten Susiana.


Azaziel (Muham. Rel.), gewaltige Geister, die dem Throne des höchsten Gottes zunächst stehen.


Azesia (Gr. M.), Beiname sowohl der Ceres, als der Proserpina.


Azeus (Gr. M.), Sohn des Clymenus aus Orchomenus, Vater des Actor; zog mit seinen Brüdern, unter Anführung des ältesten, Erginus, gegen Theben, um Blutrache wegen ihres von den Thebanern erschlagenen Vaters zu nehmen.


Azizus (Syrische M.), zu Edessa in Syrien wurde der Sonnengott mit Monimus, welcher Mercur, und mit A., welcher Mars sein soll, als ihm verbundenen Gottheiten verehrt. Durch Monimus scheint Wechsel, durch A. Stärke der Sonne angedeutet zu sein.


Azoni (Gr. M.), nennt Servius, der Erklärer des Virgil, Götter, die nicht einzelne Zonen des Himmels hätten, sondern allgemein und überall verehrt würden. Als Beispiel führt er die Göttermutter Cybele an.


Azorus (Gr. M.), soll Steuermann der Argonauten gewesen sein. Man schreibt ihm die Erbauung der Stadt A. in Pelagonien, einer Landschaft Macedoniens, zu.


Azozescht, ein Vogel, den die Parsen vergötterten; er ist ein Diener des Bahman, und vermag das himmlische Wort zu sprechen.


Azrail, nach dem Talmud der Todesengel. Weil er die Bitten der Erde nicht erhörte, welche wünschte, dass nicht ein Theil ihres Stoffes gen Himmel gebracht werde, da sie wusste, dass Gott Menschen daraus formen und sie um derentwillen verflucht werden würde, sondern der Engel, ohne ihr Flehen vor den Thron des Höchsten zu tragen, seinen Auftrag hartherzig erfüllte, übergab ihm Gott das Amt des Todesengels. Die Araber nennen ihn Abu Jahja, die Persen Mordad.


Azran, Tochter des Adam, Abels Braut. Kain verliebte sich in sie und erschlug den Abel desswegen.


B.

Baal Fig. 41 (Syr.-phönic.-babyl. M.) Ursprünglich bloss Name für Herr, und im weitern Sinne der höchste


Fig. 41.
Beherrscher der Welt, König des Himmels und vorzugsweise Sonnengott. Ueber seine Verehrung in Babylon haben wir durch griechische Schriftsteller, die den Namen in der Form Belus (s. d.) auffassten, manche Nachrichten erhalten, während wir über seine Anbetung in Phönicien fast nur auf die Angaben des alten Testamentes beschränkt sind. Der Hauptsitz der Verehrung dieses Gottes war in Phönicien Tyrus, und die Phönicier verbreiteten dessen Cultus über ganz Kleinasien, Carthago und alle anderen Colonien, vornehmlich auch nach Sicilien und Sardinien. In Sicilien ist der bekannte Stier des Phalaris gewiss nur ein letzter Ausläufer des vor der griechischen Colonisation hier herrschend gewesenen und vornehmlich durch Menschenopfer gefeierten B.-Dienstes. Aus Sardinien soll der Name "sardonisches Gelächter" für ein krampfhaftes Lachen in dem Sinne herstammen, dass man ursprünglich die Gesichtsverzerrungen der unglücklichen Schlachtopfer, während sie den Feuertod erlitten, als Lachen deutete, um die Vorstellung des Schrecklichen von dem Gottesdienste fern zu halten. Dass die Carthager bis an's Ende ihres Staates Menschenopfer beibehielten, ist natürlich auch bloss Folge davon, dass der Dienst des B. als erster und heiligster, von ihren Stammeltern, den Phöniciern, auf sie übergegangen war. Da B. Herr, Moloch König bedeuten und die Verehrung dieser beiden Götter gleicher Weise aus Phönicien gemeldet wird, so ist sicher anzunehmen, dass sie wesentlich Eins sind. (S. Moloch.) - Ein grässliches, stierköpfiges Bild, von Erz gegossen, mit empor gestreckten Armen, um die Opfer zu empfangen, sollte den Baal vorstellen; es war hohl, und hatte vor der Brust eine Oeffnung, gross genug, um ein Kind hinein fallen zu lassen. Das Götzenbild ward glühend gemacht, und das arme Geschöpf, welches dem Ungeheuer bestimmt war, auf die Arme des Götzen gelegt; die Mutter des Kindes musste bei dem Opfer zugegen sein und in die freudigen Gesänge der roth gekleideten Priester, welche um den Altar her tanzten, einstimmen. Die schmerzhaften Zuckungen des Kindes wurden für Wonne ausdrückende Geberden gehalten; durch seine eigenen Bewegungen rollte es endlich in den glühenden Schlund des Ofens hinab. Um das fürchterliche Schauspiel weit umher sichtbar zu machen, waren die Opferstätten gewöhnlich auf Bergen angelegt.


kommen nach dem Tode in seine Gesellschaft, um von ihm auf die sinnreichste Weise gequält zu werden.


Azabe-Kaberi, nach dem Koran eine Strafe der Bösen, die sie schon im Grabe erdulden; ihr Gesellschafter ist ein gräuliches Ungeheuer, mit welchem sie unter fortwährenden Geisselungen durch Engel des Gerichts die Zeit bis zur Auferstehung aushalten müssen, bei welcher sie dann sogleich in die Hölle gestossen werden.


Azad, nach den Religionslehren der Orientalen die erste Erzeugung des allerhöchsten Wesens, das Grundwesen der Vernunft, welches ganz Lichtglanz ist. Die zweite Erzeugung, der Geist, geht von dieser ersten aus.


Azan (Gr. M.), Sohn des Arcas, von welchem die Landschaft Arcadiens, die ihm als Erbe zufiel, den Namen Azanien erhielt.


Azear, ein Götzenbild, das Abrahams Vater Tharah verehrte. Weil Abraham dieses und andere Götzenbilder zerbrach, ward er vom Vater bei dem Fürsten Nembrod verklagt, und als Gotteslästerer in einen glühenden Ofen geworfen, was ihn jedoch nicht verletzte.


Azara, ein Heiligthum der Mitra, der persischen Artemis, in dem alten Susiana.


Azaziel (Muham. Rel.), gewaltige Geister, die dem Throne des höchsten Gottes zunächst stehen.


Azesia (Gr. M.), Beiname sowohl der Ceres, als der Proserpina.


Azeus (Gr. M.), Sohn des Clymenus aus Orchomenus, Vater des Actor; zog mit seinen Brüdern, unter Anführung des ältesten, Erginus, gegen Theben, um Blutrache wegen ihres von den Thebanern erschlagenen Vaters zu nehmen.


Azizus (Syrische M.), zu Edessa in Syrien wurde der Sonnengott mit Monimus, welcher Mercur, und mit A., welcher Mars sein soll, als ihm verbundenen Gottheiten verehrt. Durch Monimus scheint Wechsel, durch A. Stärke der Sonne angedeutet zu sein.


Azoni (Gr. M.), nennt Servius, der Erklärer des Virgil, Götter, die nicht einzelne Zonen des Himmels hätten, sondern allgemein und überall verehrt würden. Als Beispiel führt er die Göttermutter Cybele an.


Azorus (Gr. M.), soll Steuermann der Argonauten gewesen sein. Man schreibt ihm die Erbauung der Stadt A. in Pelagonien, einer Landschaft Macedoniens, zu.


Azozescht, ein Vogel, den die Parsen vergötterten; er ist ein Diener des Bahman, und vermag das himmlische Wort zu sprechen.


Azrail, nach dem Talmud der Todesengel. Weil er die Bitten der Erde nicht erhörte, welche wünschte, dass nicht ein Theil ihres Stoffes gen Himmel gebracht werde, da sie wusste, dass Gott Menschen daraus formen und sie um derentwillen verflucht werden würde, sondern der Engel, ohne ihr Flehen vor den Thron des Höchsten zu tragen, seinen Auftrag hartherzig erfüllte, übergab ihm Gott das Amt des Todesengels. Die Araber nennen ihn Abu Jahja, die Persen Mordad.


Azran, Tochter des Adam, Abels Braut. Kain verliebte sich in sie und erschlug den Abel desswegen.


B.

Baal Fig. 41 (Syr.-phönic.-babyl. M.) Ursprünglich bloss Name für Herr, und im weitern Sinne der höchste


Fig. 41.
Beherrscher der Welt, König des Himmels und vorzugsweise Sonnengott. Ueber seine Verehrung in Babylon haben wir durch griechische Schriftsteller, die den Namen in der Form Belus (s. d.) auffassten, manche Nachrichten erhalten, während wir über seine Anbetung in Phönicien fast nur auf die Angaben des alten Testamentes beschränkt sind. Der Hauptsitz der Verehrung dieses Gottes war in Phönicien Tyrus, und die Phönicier verbreiteten dessen Cultus über ganz Kleinasien, Carthago und alle anderen Colonien, vornehmlich auch nach Sicilien und Sardinien. In Sicilien ist der bekannte Stier des Phalaris gewiss nur ein letzter Ausläufer des vor der griechischen Colonisation hier herrschend gewesenen und vornehmlich durch Menschenopfer gefeierten B.-Dienstes. Aus Sardinien soll der Name »sardonisches Gelächter« für ein krampfhaftes Lachen in dem Sinne herstammen, dass man ursprünglich die Gesichtsverzerrungen der unglücklichen Schlachtopfer, während sie den Feuertod erlitten, als Lachen deutete, um die Vorstellung des Schrecklichen von dem Gottesdienste fern zu halten. Dass die Carthager bis an's Ende ihres Staates Menschenopfer beibehielten, ist natürlich auch bloss Folge davon, dass der Dienst des B. als erster und heiligster, von ihren Stammeltern, den Phöniciern, auf sie übergegangen war. Da B. Herr, Moloch König bedeuten und die Verehrung dieser beiden Götter gleicher Weise aus Phönicien gemeldet wird, so ist sicher anzunehmen, dass sie wesentlich Eins sind. (S. Moloch.) – Ein grässliches, stierköpfiges Bild, von Erz gegossen, mit empor gestreckten Armen, um die Opfer zu empfangen, sollte den Baal vorstellen; es war hohl, und hatte vor der Brust eine Oeffnung, gross genug, um ein Kind hinein fallen zu lassen. Das Götzenbild ward glühend gemacht, und das arme Geschöpf, welches dem Ungeheuer bestimmt war, auf die Arme des Götzen gelegt; die Mutter des Kindes musste bei dem Opfer zugegen sein und in die freudigen Gesänge der roth gekleideten Priester, welche um den Altar her tanzten, einstimmen. Die schmerzhaften Zuckungen des Kindes wurden für Wonne ausdrückende Geberden gehalten; durch seine eigenen Bewegungen rollte es endlich in den glühenden Schlund des Ofens hinab. Um das fürchterliche Schauspiel weit umher sichtbar zu machen, waren die Opferstätten gewöhnlich auf Bergen angelegt.


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[87/0157] kommen nach dem Tode in seine Gesellschaft, um von ihm auf die sinnreichste Weise gequält zu werden. Azabe-Kaberi, nach dem Koran eine Strafe der Bösen, die sie schon im Grabe erdulden; ihr Gesellschafter ist ein gräuliches Ungeheuer, mit welchem sie unter fortwährenden Geisselungen durch Engel des Gerichts die Zeit bis zur Auferstehung aushalten müssen, bei welcher sie dann sogleich in die Hölle gestossen werden. Azad, nach den Religionslehren der Orientalen die erste Erzeugung des allerhöchsten Wesens, das Grundwesen der Vernunft, welches ganz Lichtglanz ist. Die zweite Erzeugung, der Geist, geht von dieser ersten aus. Azan (Gr. M.), Sohn des Arcas, von welchem die Landschaft Arcadiens, die ihm als Erbe zufiel, den Namen Azanien erhielt. Azear, ein Götzenbild, das Abrahams Vater Tharah verehrte. 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Aus Sardinien soll der Name »sardonisches Gelächter« für ein krampfhaftes Lachen in dem Sinne herstammen, dass man ursprünglich die Gesichtsverzerrungen der unglücklichen Schlachtopfer, während sie den Feuertod erlitten, als Lachen deutete, um die Vorstellung des Schrecklichen von dem Gottesdienste fern zu halten. Dass die Carthager bis an's Ende ihres Staates Menschenopfer beibehielten, ist natürlich auch bloss Folge davon, dass der Dienst des B. als erster und heiligster, von ihren Stammeltern, den Phöniciern, auf sie übergegangen war. Da B. Herr, Moloch König bedeuten und die Verehrung dieser beiden Götter gleicher Weise aus Phönicien gemeldet wird, so ist sicher anzunehmen, dass sie wesentlich Eins sind. (S. Moloch.) – Ein grässliches, stierköpfiges Bild, von Erz gegossen, mit empor gestreckten Armen, um die Opfer zu empfangen, sollte den Baal vorstellen; es war hohl, und hatte vor der Brust eine Oeffnung, gross genug, um ein Kind hinein fallen zu lassen. Das Götzenbild ward glühend gemacht, und das arme Geschöpf, welches dem Ungeheuer bestimmt war, auf die Arme des Götzen gelegt; die Mutter des Kindes musste bei dem Opfer zugegen sein und in die freudigen Gesänge der roth gekleideten Priester, welche um den Altar her tanzten, einstimmen. Die schmerzhaften Zuckungen des Kindes wurden für Wonne ausdrückende Geberden gehalten; durch seine eigenen Bewegungen rollte es endlich in den glühenden Schlund des Ofens hinab. Um das fürchterliche Schauspiel weit umher sichtbar zu machen, waren die Opferstätten gewöhnlich auf Bergen angelegt.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/157>, abgerufen am 21.11.2024.