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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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erwachte, forderte er, dass man ihn nach Naxos bringe. Nur Acoetes, der Steuermann, wollte seinem Willen nachkommen und ermahnte die Schiffsleute, das Kind, welches er wegen seiner ausserordentlichen Schönheit als ein Götterkind erkannte, nicht weiter hinwegzuführen; doch achteten diese auf des Steuermannes Warnung nicht; da stand das Schiff plötzlich festgewurzelt im Meere, aus dem Kiel wuchsen Wein- und Epheuranken, welche Ruder und Masten umgaben, das Kind verwandelte sich in einen Löwen, welcher die Schiffer m das Meer scheuchte, woselbst sie zu Delphinen wurden; der Steuermann führte nun allein das Schiff gen Naxos und ward der erste Priester des jungen Gottes. - Dieser führte nun überall den Weinbau ein, zog, das Menschengeschlecht beglückend, umher, durch die verschiedensten Länder der Welt, beschenkte überall die Bewohner mit dem Sorgen verscheuchenden Weine, bestrafte diejenigen, welche sich seinen Absichten widersezten, zog durch Thracien, Phrygien, Syrien, Aegypten nach Indien, bald auf einem Tiger, bald auf einem Löwen oder Elephanten reitend, bald in einem
Fig. 48.
Fig. 49.


Fig. 51.
Wagen, der mit Panthern, Luchsen oder Tigern bespannt war, daher ziehend, und ward immer von einem Schwarm lärmender Mänaden, von Thyrsus schwingenden Satyrn, betrunkenen Silenen, begleitet, und erlebte selbst dabei manches Abenteuer. So beschenkte er den Midas, König in Phrygien, der ihn freundlich aufgenommen, auf seine Bitte mit der Gabe, Alles, was er berührte, in Gold zu verwandeln, welcher Wunsch dem König beinahe das Leben kostete, indem auch seine Speisen zu Gold wurden; so bestrafte er Lycurgus und Pentheus, welche sich gegen ihn erklärt, dadurch, dass er sie zerreissen liess, jenen durch Pferde, diesen durch seine eigene, in Raserei versetzte Mutter Agave und die mit ihr schwärmenden Bacchantinnen; so machte er die Weiber von Argos rasend, weil sie sich ihm und seinen Mänaden widersetzt hatten; so verband er sich mit Althäa, Gemahlin des Oeneus, welche die Deianira; mit der Nymphe Chthonophyle, die den Phlias; mit Physcoa, die den Narcäus; mit Nicäa, die die Telete von ihm gebar. Auch Venus gebar ihm mehrere Kinder, den Hymenäus, die Charitinnen und den Priapus. Vermählt war er mit Ariadne, welche, von Theseus auf Naxos treulos verlassen, von dem Gotte gefunden und zu seiner Gemahlin erhoben ward, und ihm den Oenopius, den Evanthes und den Staphylus gebar. Nachdem er den Kreis seiner Thaten auf Erden vollendet, stieg B. in die Unterwelt hinab, um seine Mutter Semele heraufzuholen, worauf diese unter dem Namen Thyone mit ihrem Sohne und Ariadne in den Olymp aufgenommen wurde. - Zu diesem Hauptmythus gesellen sich noch mehrere andere, nach denen ein B. in Indien gelebt, den

erwachte, forderte er, dass man ihn nach Naxos bringe. Nur Acoëtes, der Steuermann, wollte seinem Willen nachkommen und ermahnte die Schiffsleute, das Kind, welches er wegen seiner ausserordentlichen Schönheit als ein Götterkind erkannte, nicht weiter hinwegzuführen; doch achteten diese auf des Steuermannes Warnung nicht; da stand das Schiff plötzlich festgewurzelt im Meere, aus dem Kiel wuchsen Wein- und Epheuranken, welche Ruder und Masten umgaben, das Kind verwandelte sich in einen Löwen, welcher die Schiffer m das Meer scheuchte, woselbst sie zu Delphinen wurden; der Steuermann führte nun allein das Schiff gen Naxos und ward der erste Priester des jungen Gottes. – Dieser führte nun überall den Weinbau ein, zog, das Menschengeschlecht beglückend, umher, durch die verschiedensten Länder der Welt, beschenkte überall die Bewohner mit dem Sorgen verscheuchenden Weine, bestrafte diejenigen, welche sich seinen Absichten widersezten, zog durch Thracien, Phrygien, Syrien, Aegypten nach Indien, bald auf einem Tiger, bald auf einem Löwen oder Elephanten reitend, bald in einem
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Wagen, der mit Panthern, Luchsen oder Tigern bespannt war, daher ziehend, und ward immer von einem Schwarm lärmender Mänaden, von Thyrsus schwingenden Satyrn, betrunkenen Silenen, begleitet, und erlebte selbst dabei manches Abenteuer. So beschenkte er den Midas, König in Phrygien, der ihn freundlich aufgenommen, auf seine Bitte mit der Gabe, Alles, was er berührte, in Gold zu verwandeln, welcher Wunsch dem König beinahe das Leben kostete, indem auch seine Speisen zu Gold wurden; so bestrafte er Lycurgus und Pentheus, welche sich gegen ihn erklärt, dadurch, dass er sie zerreissen liess, jenen durch Pferde, diesen durch seine eigene, in Raserei versetzte Mutter Agave und die mit ihr schwärmenden Bacchantinnen; so machte er die Weiber von Argos rasend, weil sie sich ihm und seinen Mänaden widersetzt hatten; so verband er sich mit Althäa, Gemahlin des Oeneus, welche die Deïanira; mit der Nymphe Chthonophyle, die den Phlias; mit Physcoa, die den Narcäus; mit Nicäa, die die Telete von ihm gebar. Auch Venus gebar ihm mehrere Kinder, den Hymenäus, die Charitinnen und den Priapus. Vermählt war er mit Ariadne, welche, von Theseus auf Naxos treulos verlassen, von dem Gotte gefunden und zu seiner Gemahlin erhoben ward, und ihm den Oenopius, den Evanthes und den Staphylus gebar. Nachdem er den Kreis seiner Thaten auf Erden vollendet, stieg B. in die Unterwelt hinab, um seine Mutter Semele heraufzuholen, worauf diese unter dem Namen Thyone mit ihrem Sohne und Ariadne in den Olymp aufgenommen wurde. – Zu diesem Hauptmythus gesellen sich noch mehrere andere, nach denen ein B. in Indien gelebt, den

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erwachte, forderte er, dass man ihn nach Naxos bringe. Nur Acoëtes, der Steuermann, wollte seinem Willen nachkommen und ermahnte die Schiffsleute, das Kind, welches er wegen seiner ausserordentlichen Schönheit als ein Götterkind erkannte, nicht weiter hinwegzuführen; doch achteten diese auf des Steuermannes Warnung nicht; da stand das Schiff plötzlich festgewurzelt im Meere, aus dem Kiel wuchsen Wein- und Epheuranken, welche Ruder und Masten umgaben, das Kind verwandelte sich in einen Löwen, welcher die Schiffer m das Meer scheuchte, woselbst sie zu Delphinen wurden; der Steuermann führte nun allein das Schiff gen Naxos und ward der erste Priester des jungen Gottes. &#x2013; Dieser führte nun überall den Weinbau ein, zog, das Menschengeschlecht beglückend, umher, durch die verschiedensten Länder der Welt, beschenkte überall die Bewohner mit dem Sorgen verscheuchenden Weine, bestrafte diejenigen, welche sich seinen Absichten widersezten, zog durch Thracien, Phrygien, Syrien, Aegypten nach Indien, bald auf einem Tiger, bald auf einem Löwen oder Elephanten reitend, bald in einem<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0048.jpg"><head>Fig. 48.</head><lb/></figure> <figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0049.jpg"><head>Fig. 49.</head><lb/></figure><lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0051.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 51.</head><lb/></figure><lb/>
Wagen, der mit Panthern, Luchsen oder Tigern bespannt war, daher ziehend, und ward immer von einem Schwarm lärmender Mänaden, von Thyrsus schwingenden Satyrn, betrunkenen Silenen, begleitet, und erlebte selbst dabei manches Abenteuer. So beschenkte er den Midas, König in Phrygien, der ihn freundlich aufgenommen, auf seine Bitte mit der Gabe, Alles, was er berührte, in Gold zu verwandeln, welcher Wunsch dem König beinahe das Leben kostete, indem auch seine Speisen zu Gold wurden; so bestrafte er Lycurgus und Pentheus, welche sich gegen ihn erklärt, dadurch, dass er sie zerreissen liess, jenen durch Pferde, diesen durch seine eigene, in Raserei versetzte Mutter Agave und die mit ihr schwärmenden Bacchantinnen; so machte er die Weiber von Argos rasend, weil sie sich ihm und seinen Mänaden widersetzt hatten; so verband er sich mit Althäa, Gemahlin des Oeneus, welche die Deïanira; mit der Nymphe Chthonophyle, die den Phlias; mit Physcoa, die den Narcäus; mit Nicäa, die die Telete von ihm gebar. Auch Venus gebar ihm mehrere Kinder, den Hymenäus, die Charitinnen und den Priapus. Vermählt war er mit Ariadne, welche, von Theseus auf Naxos treulos verlassen, von dem Gotte gefunden und zu seiner Gemahlin erhoben ward, und ihm den Oenopius, den Evanthes und den Staphylus gebar. Nachdem er den Kreis seiner Thaten auf Erden vollendet, stieg B. in die Unterwelt hinab, um seine Mutter Semele heraufzuholen, worauf diese unter dem Namen Thyone mit ihrem Sohne und Ariadne in den Olymp aufgenommen wurde. &#x2013; Zu diesem Hauptmythus gesellen sich noch mehrere andere, nach denen ein B. in Indien gelebt, den
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[91/0161] erwachte, forderte er, dass man ihn nach Naxos bringe. Nur Acoëtes, der Steuermann, wollte seinem Willen nachkommen und ermahnte die Schiffsleute, das Kind, welches er wegen seiner ausserordentlichen Schönheit als ein Götterkind erkannte, nicht weiter hinwegzuführen; doch achteten diese auf des Steuermannes Warnung nicht; da stand das Schiff plötzlich festgewurzelt im Meere, aus dem Kiel wuchsen Wein- und Epheuranken, welche Ruder und Masten umgaben, das Kind verwandelte sich in einen Löwen, welcher die Schiffer m das Meer scheuchte, woselbst sie zu Delphinen wurden; der Steuermann führte nun allein das Schiff gen Naxos und ward der erste Priester des jungen Gottes. – Dieser führte nun überall den Weinbau ein, zog, das Menschengeschlecht beglückend, umher, durch die verschiedensten Länder der Welt, beschenkte überall die Bewohner mit dem Sorgen verscheuchenden Weine, bestrafte diejenigen, welche sich seinen Absichten widersezten, zog durch Thracien, Phrygien, Syrien, Aegypten nach Indien, bald auf einem Tiger, bald auf einem Löwen oder Elephanten reitend, bald in einem [Abbildung Fig. 48. ] [Abbildung Fig. 49. ] [Abbildung Fig. 51. ] Wagen, der mit Panthern, Luchsen oder Tigern bespannt war, daher ziehend, und ward immer von einem Schwarm lärmender Mänaden, von Thyrsus schwingenden Satyrn, betrunkenen Silenen, begleitet, und erlebte selbst dabei manches Abenteuer. So beschenkte er den Midas, König in Phrygien, der ihn freundlich aufgenommen, auf seine Bitte mit der Gabe, Alles, was er berührte, in Gold zu verwandeln, welcher Wunsch dem König beinahe das Leben kostete, indem auch seine Speisen zu Gold wurden; so bestrafte er Lycurgus und Pentheus, welche sich gegen ihn erklärt, dadurch, dass er sie zerreissen liess, jenen durch Pferde, diesen durch seine eigene, in Raserei versetzte Mutter Agave und die mit ihr schwärmenden Bacchantinnen; so machte er die Weiber von Argos rasend, weil sie sich ihm und seinen Mänaden widersetzt hatten; so verband er sich mit Althäa, Gemahlin des Oeneus, welche die Deïanira; mit der Nymphe Chthonophyle, die den Phlias; mit Physcoa, die den Narcäus; mit Nicäa, die die Telete von ihm gebar. Auch Venus gebar ihm mehrere Kinder, den Hymenäus, die Charitinnen und den Priapus. Vermählt war er mit Ariadne, welche, von Theseus auf Naxos treulos verlassen, von dem Gotte gefunden und zu seiner Gemahlin erhoben ward, und ihm den Oenopius, den Evanthes und den Staphylus gebar. Nachdem er den Kreis seiner Thaten auf Erden vollendet, stieg B. in die Unterwelt hinab, um seine Mutter Semele heraufzuholen, worauf diese unter dem Namen Thyone mit ihrem Sohne und Ariadne in den Olymp aufgenommen wurde. – Zu diesem Hauptmythus gesellen sich noch mehrere andere, nach denen ein B. in Indien gelebt, den

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/161>, abgerufen am 21.11.2024.