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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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noch zwei andere berühmte Tempel in den beiden Städten Comana in Pontus und in Cappadocien.


Bellonarii (Röm. Gottesdienst), die Priester der Bellona (s. d.), welche die Göttin mit wilden Geberden verehrten, sich bluthig ritzten, und dann sich und Andere mit dem Blute zu besprengen, es als Opfer darzubringen oder selbst zu trinken pflegten. Diese Feier, die auch mit Weissagungen verbunden war, fand besonders am 24. März Statt, der daher Bluttag hiess.


Bellum (polemos), bei den Griechen und Römern der personificirte Krieg; ein Ungeheuer, das mit hundert eisernen Riegeln verwahrt werden musste, oder auch gefesselt mit auf den Rücken gebundenen Händen gedacht wurde.


Belomantia (Gr. M.), eine eigene Art der Wahrsagung aus geheiligten, mit allerlei Charakteren versehenen Pfeilen. Sie wurden entweder in einem geweihten Köcher gemischt und dann wie ein Loos gezogen, oder es ward ein einzelner in die Luft geworfen und der Richtung der Spitze gefolgt.


Belone (Gr. M.), die Erfinderin der Nähnadeln.


Belus (Orient. M.). Das Wort bedeutet bei den Morgenländern Herr und ist der Beiname von Göttern und Königen. So hiess bei den Babyloniern die Sonne B. S. Baal. Mythische Personen, welche diesen Namen führten, sind uns drei bekannt: 1) B., der erste König von Assyrien, welcher die Cultur dieses Landes begründet hat; er trocknete die Sümpfe aus, leitete stehende Gewässer ab, grub Canäle und machte dadurch das Land bewohnbar und fruchtbar; er bestimmte die Zeitrechnung und liess seine Beobachtungen, in gebrannte Thontafeln eingegraben, in dem sogenannten babylonischen Thurme aufbewahren. Dieser scheint häufig mit dem Gott Baal identificirt oder verwechselt zu sein. - 2) B., der bekannte ägyptische, nach der griechischen Sage Sohn des Neptun und der Libya, Vater des Danaus und des Aegyptus, nach Einigen auch des Cepheus und des Phineus. Dieser B. führte nach Diodor eine Colonie nach Babylon, und könnte daher wohl eins sein mit dem vorher angeführten. - 3) B., der Vater der Dido und der Anna, so wie des Pygmalion.


Bemilucius (Celt. M.), wird von Einigen als gallische Nationalgottheit, von Andern als örtlicher Beiname Jupiters aufgeführt. Es ist bei Flamigny in Burgund eine Statue gefunden worden welche diesen Namen eingegraben trug.


Ben (Nord. M.), der Meeresgott der alten Angeln und Sachsen.


Benan Hascha (Orient. M.), "die Gesellschaft Gottes"; die Araber verstehen darunter alle die Götter, welche sie vor der Stiftung des Islam durch Mahomet anbeteten.


Bendis (Gr. M.), eine Mondgöttin in Thracien, bald mit Diana, bald mit Proserpina zusammengestellt. Sie führte den Beinamen Dilonchos, "die Göttin mit dem doppelten Speere", weil sie im Laufe mit zwei Speeren in der Hand abgebildet war. Ihr Dienst verbreitete sich von Thracien aus über Lemnos nach dem übrigen Griechenland; im Piräus bei Athen feierte man ihr jährlich am 4. Junius ein Fest, Bendidea genannt.


Benseiten (Jap. M.), Göttin der Blumen und Früchte, der zu Ehren man die Pfirsichfeste feiert, deren eines bei der Blüthe dieses Baumes, das andere aber bei Reife der Früchte beginnt, und mit heiteren Spielen, Festgelagen und Tänzen mehrere Tage dauert.


Benthesicyme (Gr. M.), Tochter Neptuns und der Amphitrite, ward die Erzieherin des Eumolpus, eines Sohnes des Neptun von Chione, der Tochter des Boreas, welche das Kind, um der Schande zu entgehen, ins Meer warf, aus dem es aber durch den Vater gerettet und der B. zur Erziehung übergeben ward. Sie hatte sich mit einem Libyer vermählt und hatte zwei Töchter von demselben, deren eine Eumolpus zur Gattin erhielt und den Ismarus mit ihr erzeugte.


Bentis (Slav. M.), eine Gottheit der Polen, der sich die Reisenden durch Opfer und Gelübde empfahlen.


Berecynthia (Gr. M.), gewöhnlicher Beiname der Cybele, von dem Gebirge Berecynthus in Phrygien, wo sie hauptsächlich verehrt wurde.


Beren (Jura) (Ind. M.), der Jäger, welcher Krischna, ohne es zu wissen, tödtete, indem der Gott, unter einem Baume schlafend, vergessen hatte, die leuchtenden Zeichen seiner Göttlichkeit unter den Fusssohlen durch Sandalen zu verbergen, und Jura, nach diesem Scheine zielend, so Wischnu, in seiner höchsten Verkörperung, des Lebens beraubte.


Berenice (Gr. M.). Tochter des Königs Ptolemäus Philadelphus von Aegypten und der Arsinoe, ward mit ihrem Bruder Ptolemäus Euergetes vermählt. Als dieser nach Syrien in den Krieg zog, gelobte B., welche ihn innig liebte, der Venus ihr Haupthaar, wenn er glücklich wiederkehren würde, und als diess erfolgte, schnitt sie dasselbe wirklich ab, und legte es im Tempel der Aphrodite Zephyritis nieder. Folgenden Tags ward dasselbe vermisst, und der samische Astronom Conon sagte, es sei unter die Sterne versetzt. Dort findet man unter dem Namen "Haupthaar der B." eine Sterngruppe nahe am Schweife des Löwen, am nördlichen Himmel von 176° bis zu 203° gerader Aufsteigung und von 16° zu 33° nördlicher Abweichung; es hat nur Sterne von vierter Grösse an abwärts, und viele Nebelflecken.


Berezeseng (Pers. M.), eine der fünf Arten von Feuer, das in allen Geschöpfen Ormuzds sowohl, als in der Erde, den Bergen, den Naphtaquellen etc. verbreitet ist. Dieses Feuer war es vorzüglich, dessen Cultus sich über einen grossen Theil von Asien ausschliesslich verbreitet hatte, und wovon Strahlen bis nach Indien, Tübet, der Mongolei und der Türkei drangen. Baku mit seinen Naphtaquellen scheint der Hauptsitz der Feueranbeter gewesen zu sein.


Berge. Der Glaube, dass man auf Bergen dem Himmel näher stände, machte sie schon frühe bei vielen Völkern zum Gegenstande der Verehrung. So verehrten die Indier den Meru, die Perser den Albordi; so wurde Baal auf Höhen verehrt, so war bei den Griechen der Olymp Wohnsitz der Götter, so war bei den Juden der Ararat hochheilig, und wird noch jetzt von den Armeniern und Türken verehrt; so ist der Ramaberg (Adamspic) auf Ceylon, der Himalaja und der Caucasus noch verehrt, ja selbst in Deutschland wird der Brocken noch mit scheuer Ehrfurcht, wenigstens von dem Volke, betrachtet. Aus dieser alten, tiefgewurzelten Sitte entstand auch die Gewohnheit, Tempel und Kirchen auf erhöhten Plätzen anzulegen.


Bergelmer (Nord. M.). Sohn Aurgelmers, ein gewaltiger Rhimthusse, Bergriese. Lange vor Erschaffung der Welt lebte schon dieser mächtige vornjotnische Gott, bis die Erde durch Ymers Blut überschwemmt war, und das ganze Rhimthussengeschlecht unterging. Er war der Einzige, welcher sich mit seiner Gattin in einem Boot rettete und nachher die Welt wieder bevölkerte.


Berggeist. S. Bergmännchen und Rübezahl.


Bergimus (Celt. M.), ein nur aus einigen Inschriften bekannter Gott der Cenomanen, einer celtischen oder gallischen Völkerschaft. Weil jene Inschriften in der Nähe von Bergamo gefunden wurden, so schliesst man, dass diese Stadt von demselben ihren Namen erhalten hat.


Bergion (Gr. M.), Anführer der Ligurer, die er mit seinem Bruder Alebion gegen Hercules bei dessen Rückkehr mit den geraubten Rindern des Geryon mit so grosser Kühnheit führte, dass dieser zu seiner Vertheidigung sich von Jupiter Hülfe erbat, worauf neben ihm mächtige Steine niederfielen, mit denen er die Feinde zurücktrieb. Ein Feld bei Marseille, mit Steinen übersäet, wird für den Kampfplatz gehalten.


Bergmännchen oder Berggeister. An ihr Dasein glauben die Bergleute allenthalben: ein Aberglaube, worin sie sich nicht stören lassen, ja den sie für ächt christlich halten, so dass sie denjenigen, welcher nicht daran glaubt, für einen Unchristen ansehen, und ihm nicht gestatten, ihr Bergwerk zu befahren, indem der Teufel ihm dasselbe über dem Haupte zusammenstürzen würde. Das B. ist ein altes graues Zwerglein voll boshafter Launen und Tücken; eifersüchtig auf die Schätze, welche die Bergleute ihm rauben, sucht es ihnen zu schaden wo es kann, verursacht böse Wetter, lässt sie von herabrollendem Gesteine erschlagen, bläst ihnen das Grubenlicht aus etc. Doch soll es auch gute B. geben, Gnomen, welche besonders einzelnen Menschen, die sie sich zu ihren Lieblingen erwählen, Goldadern zeigen, im Stillen ihre Arbeit fördern etc. Jedes Bergwerk hat in der Regel einen Geist besondern Namens, vor dem die Bergleute tiefen Respect haben.


noch zwei andere berühmte Tempel in den beiden Städten Comana in Pontus und in Cappadocien.


Bellonarii (Röm. Gottesdienst), die Priester der Bellona (s. d.), welche die Göttin mit wilden Geberden verehrten, sich bluthig ritzten, und dann sich und Andere mit dem Blute zu besprengen, es als Opfer darzubringen oder selbst zu trinken pflegten. Diese Feier, die auch mit Weissagungen verbunden war, fand besonders am 24. März Statt, der daher Bluttag hiess.


Bellum (polemos), bei den Griechen und Römern der personificirte Krieg; ein Ungeheuer, das mit hundert eisernen Riegeln verwahrt werden musste, oder auch gefesselt mit auf den Rücken gebundenen Händen gedacht wurde.


Belomantia (Gr. M.), eine eigene Art der Wahrsagung aus geheiligten, mit allerlei Charakteren versehenen Pfeilen. Sie wurden entweder in einem geweihten Köcher gemischt und dann wie ein Loos gezogen, oder es ward ein einzelner in die Luft geworfen und der Richtung der Spitze gefolgt.


Belone (Gr. M.), die Erfinderin der Nähnadeln.


Belus (Orient. M.). Das Wort bedeutet bei den Morgenländern Herr und ist der Beiname von Göttern und Königen. So hiess bei den Babyloniern die Sonne B. S. Baal. Mythische Personen, welche diesen Namen führten, sind uns drei bekannt: 1) B., der erste König von Assyrien, welcher die Cultur dieses Landes begründet hat; er trocknete die Sümpfe aus, leitete stehende Gewässer ab, grub Canäle und machte dadurch das Land bewohnbar und fruchtbar; er bestimmte die Zeitrechnung und liess seine Beobachtungen, in gebrannte Thontafeln eingegraben, in dem sogenannten babylonischen Thurme aufbewahren. Dieser scheint häufig mit dem Gott Baal identificirt oder verwechselt zu sein. – 2) B., der bekannte ägyptische, nach der griechischen Sage Sohn des Neptun und der Libya, Vater des Danaus und des Aegyptus, nach Einigen auch des Cepheus und des Phineus. Dieser B. führte nach Diodor eine Colonie nach Babylon, und könnte daher wohl eins sein mit dem vorher angeführten. – 3) B., der Vater der Dido und der Anna, so wie des Pygmalion.


Bemilucius (Celt. M.), wird von Einigen als gallische Nationalgottheit, von Andern als örtlicher Beiname Jupiters aufgeführt. Es ist bei Flamigny in Burgund eine Statue gefunden worden welche diesen Namen eingegraben trug.


Ben (Nord. M.), der Meeresgott der alten Angeln und Sachsen.


Benan Hascha (Orient. M.), »die Gesellschaft Gottes«; die Araber verstehen darunter alle die Götter, welche sie vor der Stiftung des Islam durch Mahomet anbeteten.


Bendis (Gr. M.), eine Mondgöttin in Thracien, bald mit Diana, bald mit Proserpina zusammengestellt. Sie führte den Beinamen Dilonchos, »die Göttin mit dem doppelten Speere«, weil sie im Laufe mit zwei Speeren in der Hand abgebildet war. Ihr Dienst verbreitete sich von Thracien aus über Lemnos nach dem übrigen Griechenland; im Piräus bei Athen feierte man ihr jährlich am 4. Junius ein Fest, Bendidea genannt.


Benseiten (Jap. M.), Göttin der Blumen und Früchte, der zu Ehren man die Pfirsichfeste feiert, deren eines bei der Blüthe dieses Baumes, das andere aber bei Reife der Früchte beginnt, und mit heiteren Spielen, Festgelagen und Tänzen mehrere Tage dauert.


Benthesicyme (Gr. M.), Tochter Neptuns und der Amphitrite, ward die Erzieherin des Eumolpus, eines Sohnes des Neptun von Chione, der Tochter des Boreas, welche das Kind, um der Schande zu entgehen, ins Meer warf, aus dem es aber durch den Vater gerettet und der B. zur Erziehung übergeben ward. Sie hatte sich mit einem Libyer vermählt und hatte zwei Töchter von demselben, deren eine Eumolpus zur Gattin erhielt und den Ismarus mit ihr erzeugte.


Bentis (Slav. M.), eine Gottheit der Polen, der sich die Reisenden durch Opfer und Gelübde empfahlen.


Berecynthia (Gr. M.), gewöhnlicher Beiname der Cybele, von dem Gebirge Berecynthus in Phrygien, wo sie hauptsächlich verehrt wurde.


Beren (Jura) (Ind. M.), der Jäger, welcher Krischna, ohne es zu wissen, tödtete, indem der Gott, unter einem Baume schlafend, vergessen hatte, die leuchtenden Zeichen seiner Göttlichkeit unter den Fusssohlen durch Sandalen zu verbergen, und Jura, nach diesem Scheine zielend, so Wischnu, in seiner höchsten Verkörperung, des Lebens beraubte.


Berenice (Gr. M.). Tochter des Königs Ptolemäus Philadelphus von Aegypten und der Arsinoë, ward mit ihrem Bruder Ptolemäus Euergetes vermählt. Als dieser nach Syrien in den Krieg zog, gelobte B., welche ihn innig liebte, der Venus ihr Haupthaar, wenn er glücklich wiederkehren würde, und als diess erfolgte, schnitt sie dasselbe wirklich ab, und legte es im Tempel der Aphrodite Zephyritis nieder. Folgenden Tags ward dasselbe vermisst, und der samische Astronom Conon sagte, es sei unter die Sterne versetzt. Dort findet man unter dem Namen »Haupthaar der B.« eine Sterngruppe nahe am Schweife des Löwen, am nördlichen Himmel von 176° bis zu 203° gerader Aufsteigung und von 16° zu 33° nördlicher Abweichung; es hat nur Sterne von vierter Grösse an abwärts, und viele Nebelflecken.


Berezeseng (Pers. M.), eine der fünf Arten von Feuer, das in allen Geschöpfen Ormuzds sowohl, als in der Erde, den Bergen, den Naphtaquellen etc. verbreitet ist. Dieses Feuer war es vorzüglich, dessen Cultus sich über einen grossen Theil von Asien ausschliesslich verbreitet hatte, und wovon Strahlen bis nach Indien, Tübet, der Mongolei und der Türkei drangen. Baku mit seinen Naphtaquellen scheint der Hauptsitz der Feueranbeter gewesen zu sein.


Berge. Der Glaube, dass man auf Bergen dem Himmel näher stände, machte sie schon frühe bei vielen Völkern zum Gegenstande der Verehrung. So verehrten die Indier den Meru, die Perser den Albordi; so wurde Baal auf Höhen verehrt, so war bei den Griechen der Olymp Wohnsitz der Götter, so war bei den Juden der Ararat hochheilig, und wird noch jetzt von den Armeniern und Türken verehrt; so ist der Ramaberg (Adamspic) auf Ceylon, der Himalaja und der Caucasus noch verehrt, ja selbst in Deutschland wird der Brocken noch mit scheuer Ehrfurcht, wenigstens von dem Volke, betrachtet. Aus dieser alten, tiefgewurzelten Sitte entstand auch die Gewohnheit, Tempel und Kirchen auf erhöhten Plätzen anzulegen.


Bergelmer (Nord. M.). Sohn Aurgelmers, ein gewaltiger Rhimthusse, Bergriese. Lange vor Erschaffung der Welt lebte schon dieser mächtige vornjotnische Gott, bis die Erde durch Ymers Blut überschwemmt war, und das ganze Rhimthussengeschlecht unterging. Er war der Einzige, welcher sich mit seiner Gattin in einem Boot rettete und nachher die Welt wieder bevölkerte.


Berggeist. S. Bergmännchen und Rübezahl.


Bergimus (Celt. M.), ein nur aus einigen Inschriften bekannter Gott der Cenomanen, einer celtischen oder gallischen Völkerschaft. Weil jene Inschriften in der Nähe von Bergamo gefunden wurden, so schliesst man, dass diese Stadt von demselben ihren Namen erhalten hat.


Bergion (Gr. M.), Anführer der Ligurer, die er mit seinem Bruder Alebion gegen Hercules bei dessen Rückkehr mit den geraubten Rindern des Geryon mit so grosser Kühnheit führte, dass dieser zu seiner Vertheidigung sich von Jupiter Hülfe erbat, worauf neben ihm mächtige Steine niederfielen, mit denen er die Feinde zurücktrieb. Ein Feld bei Marseille, mit Steinen übersäet, wird für den Kampfplatz gehalten.


Bergmännchen oder Berggeister. An ihr Dasein glauben die Bergleute allenthalben: ein Aberglaube, worin sie sich nicht stören lassen, ja den sie für ächt christlich halten, so dass sie denjenigen, welcher nicht daran glaubt, für einen Unchristen ansehen, und ihm nicht gestatten, ihr Bergwerk zu befahren, indem der Teufel ihm dasselbe über dem Haupte zusammenstürzen würde. Das B. ist ein altes graues Zwerglein voll boshafter Launen und Tücken; eifersüchtig auf die Schätze, welche die Bergleute ihm rauben, sucht es ihnen zu schaden wo es kann, verursacht böse Wetter, lässt sie von herabrollendem Gesteine erschlagen, bläst ihnen das Grubenlicht aus etc. Doch soll es auch gute B. geben, Gnomen, welche besonders einzelnen Menschen, die sie sich zu ihren Lieblingen erwählen, Goldadern zeigen, im Stillen ihre Arbeit fördern etc. Jedes Bergwerk hat in der Regel einen Geist besondern Namens, vor dem die Bergleute tiefen Respect haben.


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[102/0172] noch zwei andere berühmte Tempel in den beiden Städten Comana in Pontus und in Cappadocien. Bellonarii (Röm. Gottesdienst), die Priester der Bellona (s. d.), welche die Göttin mit wilden Geberden verehrten, sich bluthig ritzten, und dann sich und Andere mit dem Blute zu besprengen, es als Opfer darzubringen oder selbst zu trinken pflegten. Diese Feier, die auch mit Weissagungen verbunden war, fand besonders am 24. März Statt, der daher Bluttag hiess. Bellum (polemos), bei den Griechen und Römern der personificirte Krieg; ein Ungeheuer, das mit hundert eisernen Riegeln verwahrt werden musste, oder auch gefesselt mit auf den Rücken gebundenen Händen gedacht wurde. Belomantia (Gr. M.), eine eigene Art der Wahrsagung aus geheiligten, mit allerlei Charakteren versehenen Pfeilen. Sie wurden entweder in einem geweihten Köcher gemischt und dann wie ein Loos gezogen, oder es ward ein einzelner in die Luft geworfen und der Richtung der Spitze gefolgt. Belone (Gr. M.), die Erfinderin der Nähnadeln. Belus (Orient. M.). Das Wort bedeutet bei den Morgenländern Herr und ist der Beiname von Göttern und Königen. So hiess bei den Babyloniern die Sonne B. S. Baal. Mythische Personen, welche diesen Namen führten, sind uns drei bekannt: 1) B., der erste König von Assyrien, welcher die Cultur dieses Landes begründet hat; er trocknete die Sümpfe aus, leitete stehende Gewässer ab, grub Canäle und machte dadurch das Land bewohnbar und fruchtbar; er bestimmte die Zeitrechnung und liess seine Beobachtungen, in gebrannte Thontafeln eingegraben, in dem sogenannten babylonischen Thurme aufbewahren. Dieser scheint häufig mit dem Gott Baal identificirt oder verwechselt zu sein. – 2) B., der bekannte ägyptische, nach der griechischen Sage Sohn des Neptun und der Libya, Vater des Danaus und des Aegyptus, nach Einigen auch des Cepheus und des Phineus. Dieser B. führte nach Diodor eine Colonie nach Babylon, und könnte daher wohl eins sein mit dem vorher angeführten. – 3) B., der Vater der Dido und der Anna, so wie des Pygmalion. Bemilucius (Celt. M.), wird von Einigen als gallische Nationalgottheit, von Andern als örtlicher Beiname Jupiters aufgeführt. Es ist bei Flamigny in Burgund eine Statue gefunden worden welche diesen Namen eingegraben trug. Ben (Nord. M.), der Meeresgott der alten Angeln und Sachsen. Benan Hascha (Orient. M.), »die Gesellschaft Gottes«; die Araber verstehen darunter alle die Götter, welche sie vor der Stiftung des Islam durch Mahomet anbeteten. Bendis (Gr. M.), eine Mondgöttin in Thracien, bald mit Diana, bald mit Proserpina zusammengestellt. Sie führte den Beinamen Dilonchos, »die Göttin mit dem doppelten Speere«, weil sie im Laufe mit zwei Speeren in der Hand abgebildet war. Ihr Dienst verbreitete sich von Thracien aus über Lemnos nach dem übrigen Griechenland; im Piräus bei Athen feierte man ihr jährlich am 4. Junius ein Fest, Bendidea genannt. Benseiten (Jap. M.), Göttin der Blumen und Früchte, der zu Ehren man die Pfirsichfeste feiert, deren eines bei der Blüthe dieses Baumes, das andere aber bei Reife der Früchte beginnt, und mit heiteren Spielen, Festgelagen und Tänzen mehrere Tage dauert. Benthesicyme (Gr. M.), Tochter Neptuns und der Amphitrite, ward die Erzieherin des Eumolpus, eines Sohnes des Neptun von Chione, der Tochter des Boreas, welche das Kind, um der Schande zu entgehen, ins Meer warf, aus dem es aber durch den Vater gerettet und der B. zur Erziehung übergeben ward. Sie hatte sich mit einem Libyer vermählt und hatte zwei Töchter von demselben, deren eine Eumolpus zur Gattin erhielt und den Ismarus mit ihr erzeugte. Bentis (Slav. M.), eine Gottheit der Polen, der sich die Reisenden durch Opfer und Gelübde empfahlen. Berecynthia (Gr. M.), gewöhnlicher Beiname der Cybele, von dem Gebirge Berecynthus in Phrygien, wo sie hauptsächlich verehrt wurde. Beren (Jura) (Ind. M.), der Jäger, welcher Krischna, ohne es zu wissen, tödtete, indem der Gott, unter einem Baume schlafend, vergessen hatte, die leuchtenden Zeichen seiner Göttlichkeit unter den Fusssohlen durch Sandalen zu verbergen, und Jura, nach diesem Scheine zielend, so Wischnu, in seiner höchsten Verkörperung, des Lebens beraubte. Berenice (Gr. M.). Tochter des Königs Ptolemäus Philadelphus von Aegypten und der Arsinoë, ward mit ihrem Bruder Ptolemäus Euergetes vermählt. Als dieser nach Syrien in den Krieg zog, gelobte B., welche ihn innig liebte, der Venus ihr Haupthaar, wenn er glücklich wiederkehren würde, und als diess erfolgte, schnitt sie dasselbe wirklich ab, und legte es im Tempel der Aphrodite Zephyritis nieder. Folgenden Tags ward dasselbe vermisst, und der samische Astronom Conon sagte, es sei unter die Sterne versetzt. Dort findet man unter dem Namen »Haupthaar der B.« eine Sterngruppe nahe am Schweife des Löwen, am nördlichen Himmel von 176° bis zu 203° gerader Aufsteigung und von 16° zu 33° nördlicher Abweichung; es hat nur Sterne von vierter Grösse an abwärts, und viele Nebelflecken. Berezeseng (Pers. M.), eine der fünf Arten von Feuer, das in allen Geschöpfen Ormuzds sowohl, als in der Erde, den Bergen, den Naphtaquellen etc. verbreitet ist. Dieses Feuer war es vorzüglich, dessen Cultus sich über einen grossen Theil von Asien ausschliesslich verbreitet hatte, und wovon Strahlen bis nach Indien, Tübet, der Mongolei und der Türkei drangen. Baku mit seinen Naphtaquellen scheint der Hauptsitz der Feueranbeter gewesen zu sein. Berge. Der Glaube, dass man auf Bergen dem Himmel näher stände, machte sie schon frühe bei vielen Völkern zum Gegenstande der Verehrung. So verehrten die Indier den Meru, die Perser den Albordi; so wurde Baal auf Höhen verehrt, so war bei den Griechen der Olymp Wohnsitz der Götter, so war bei den Juden der Ararat hochheilig, und wird noch jetzt von den Armeniern und Türken verehrt; so ist der Ramaberg (Adamspic) auf Ceylon, der Himalaja und der Caucasus noch verehrt, ja selbst in Deutschland wird der Brocken noch mit scheuer Ehrfurcht, wenigstens von dem Volke, betrachtet. Aus dieser alten, tiefgewurzelten Sitte entstand auch die Gewohnheit, Tempel und Kirchen auf erhöhten Plätzen anzulegen. Bergelmer (Nord. M.). Sohn Aurgelmers, ein gewaltiger Rhimthusse, Bergriese. Lange vor Erschaffung der Welt lebte schon dieser mächtige vornjotnische Gott, bis die Erde durch Ymers Blut überschwemmt war, und das ganze Rhimthussengeschlecht unterging. Er war der Einzige, welcher sich mit seiner Gattin in einem Boot rettete und nachher die Welt wieder bevölkerte. Berggeist. S. Bergmännchen und Rübezahl. Bergimus (Celt. M.), ein nur aus einigen Inschriften bekannter Gott der Cenomanen, einer celtischen oder gallischen Völkerschaft. Weil jene Inschriften in der Nähe von Bergamo gefunden wurden, so schliesst man, dass diese Stadt von demselben ihren Namen erhalten hat. Bergion (Gr. M.), Anführer der Ligurer, die er mit seinem Bruder Alebion gegen Hercules bei dessen Rückkehr mit den geraubten Rindern des Geryon mit so grosser Kühnheit führte, dass dieser zu seiner Vertheidigung sich von Jupiter Hülfe erbat, worauf neben ihm mächtige Steine niederfielen, mit denen er die Feinde zurücktrieb. Ein Feld bei Marseille, mit Steinen übersäet, wird für den Kampfplatz gehalten. Bergmännchen oder Berggeister. An ihr Dasein glauben die Bergleute allenthalben: ein Aberglaube, worin sie sich nicht stören lassen, ja den sie für ächt christlich halten, so dass sie denjenigen, welcher nicht daran glaubt, für einen Unchristen ansehen, und ihm nicht gestatten, ihr Bergwerk zu befahren, indem der Teufel ihm dasselbe über dem Haupte zusammenstürzen würde. Das B. ist ein altes graues Zwerglein voll boshafter Launen und Tücken; eifersüchtig auf die Schätze, welche die Bergleute ihm rauben, sucht es ihnen zu schaden wo es kann, verursacht böse Wetter, lässt sie von herabrollendem Gesteine erschlagen, bläst ihnen das Grubenlicht aus etc. Doch soll es auch gute B. geben, Gnomen, welche besonders einzelnen Menschen, die sie sich zu ihren Lieblingen erwählen, Goldadern zeigen, im Stillen ihre Arbeit fördern etc. Jedes Bergwerk hat in der Regel einen Geist besondern Namens, vor dem die Bergleute tiefen Respect haben.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/172>, abgerufen am 24.11.2024.