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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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mächtige Band Gleipner ihn nicht mehr halten; sein Körper ist so gewachsen, dass beim Aufsperren des Rachens er Himmel und Erde zugleich berührt; er macht sich los, er reinigt sich mit seiner Schwester, der Midgardsschlange, und den Söhnen Surturs zum Kriege wider die Asen, verschlingt die Sonne, verschlingt selbst den Gott Odin, aber nun reisst der Urgott Allvadur ihm den Rachen dergestalt von einander, dass er getödtet wird. Odin geht aus seinem Grabe hervor, und die Welt wird neu und anders gestaltet. F. hatte mit der Riesin Güge zwei Söhne, Skoll und Hate, erzeugt. Skoll verfolgt beim Ragnarokr die Sonne, Hate verschlingt den Mond.


Fensaler (Nord. M.), ein überaus schöner, von Gold und Edelsteinen glänzender Saal, welcher der Göttin Frigga gehört.


Feralia (Röm. Religionsbrauch), ein Familienfest, das Frieden und Liebe bezweckte. Es ward den 21. Februar den Manen zu Ehren gefeiert, welchen man Opfer brachte, um die denselben etwa zugefügten Beleidigungen zu sühnen. Ein allgemeines Liebesmahl beschloss dasselbe; bei diesem wurden alle Familienzwistigkeiten und jeder Streit geschlichtet.


Ferat (Muhamedanismus), die Absonderung von Gott, die grösste und schwerste Strafe für alle Verdammten.


Ferentina (Röm. M.), Göttin des latinischen Bundes; in ihrem am Fusse des Albanerberges gelegenen Haine mit der Quelle Ferentina hielt man die Bundesversammlungen.


Feretrius (Röm. M.), Beiname des Jupiter, dem die Feldherrn die den feindlichen Heerführern abgenommenen Rüstungen weihten. Er hatte einen von Romulus geweihten, von Augustus wieder hergestellten Tempel.


Fergus (Brit. M.), einer der ältesten mythischen Könige von Schottland, vielleicht sogar der erste. Er soll von den Albionschotten um seiner Klugheit und Tapferkeit willen zum Könige gewählt worden sein, und das Reich zum grossen Vortheile derselben über 25 Jahre regiert haben, bis er in einem heftigen Sturme, im Begriff, nach Irland überzuschiffen, auf dem Meere umkam. Ihm folgte sein Bruder.


Feritharis (Brit. M.), als Vormund seiner Söhne. Fünfzehn Jahre führte er das Scepter, welches er in dieser Zeit schon widerrechtlich besass, indem sein Neffe Ferlegus unterdessen längst mündig geworden; dieser ermordete ihn, und setzte sich so in den Besitz des angestammten Reiches.


Feronia (Röm. M.), die von den Sabinern verehrte Göttin der Unterwelt, welche schon lange vor Roms Erbauung als mächtige Herrscherin verehrt wurde; sie hatte einen Sohn, Herilus, welchem sie drei Seelen mitgab, so dass Evander ihn drei Mal besiegen und tödten musste. Ihr Hauptheiligthum stand am Berge Soracte, unweit der sabinischen und latinischen Gränze, in Verbindung mit dem des Gottes Soranus. (S. d.) Bei Terracina hatte sie ein Heiligthum, in welchem Sklaven freigesprochen wurden.


Feruer (Ferver) (Pers. M.), Gedankenbilder, Idealbilder zu schaffender Wesen. Die persische Religion lehrt, Gott habe zu jedem Geschöpf ein Vorbild sich gedacht, nach welchem das dereinst auf der Erde zum Leben bestimmte geformt werden sollte. Diese Gedanken der Gottheit gingen in eine geistige Wirklichkeit über, und so entstand eine Classe von Genien, welche auf der dritten Rangstufe der guten Wesen steht, und eine geistige Welt bildet, die das Ideal der unter ihr existirenden wirklichen ist. Jeder Mensch, jedes Thier hat daher seinen F., der dessen reines Idealbild ist, welchem das irdische Geschöpf völlig gleich wäre, wenn nicht Leidenschaften, Laster, Untugenden, irdische Bedürfnisse demselben den Stempel der niedrigern Natur aufdrückten und die Aehnlichkeit zerstörten; diese letztere wird um so grösser, je edler und tugendhafter die Nachbilder sind: darum hat Zoroaster die allergrösste Aehnlichkeit mit seinem Feruer, darum sind die sieben Amschaspands mit Ormuzd an ihrer Spitze demselben völlig gleich; sie alle haben ihre F.s, nur Gott allein nicht, Zeruane Akherene hat keinen solchen, er war vom Uranfang da, und konnte also nicht nach einem Vorbild geschaffen sein. Die F.s wohnen in der reinen Lichtwelt der Seligen, im Himmel des Ormuzd; dort befinden sich die F.s des Urstiers, des Urmenschen, des Feuers, des Wassers, der Erde, der ganzen Thier- und Pflanzen-Welt, und jede neue Geburt eines Thieres, eines Menschen, ist nichts, als eine neue Offenbarung eines F.; da aber diese nicht sterben, so bevölkert sich der Himmel der Seligen immer mehr, denn alle Ideale aller seit der Schöpfung erstem Tage hervorgebrachten Wesen sind dort, und er würde bald übervölkert sein, wenn der Himmel sich nicht ausdehnte und erweiterte nach jedem Bedürfniss. Da die F.s schon vor der sichtbaren Schöpfung da waren, kämpften sie auch schon mit den Urbildern von Ahrimans grauenvollen Dews, und werden Ormuzd in allen Kriegen bis zu der letzten furchtbaren Entscheidungs-Schlacht beistehen; darum sind sie auch verehrte und angebetete Wesen, und man fleht zu ihnen um Schutz, Rath und Beistand, wie man zu Ormuzd betet. Man muss sie übrigens nicht mit der Seele verwechseln, diese ist etwas durchaus von ihnen Verschiedenes, denn die letztere wohnt im Menschen, sein F. aber schwebt nur zu seinem Schutz und seiner Hülfe herbei, wenn er seiner bedarf und zu den Gerechten gehört, kehrt aber auch alsbald nach seinem Wohnsitz zurück.


Fessonia (Röm. M.), "Göttin der Stärkung", sie wurde von Ermatteten, Verschmachtenden, um Hülfe und Erquickung angerufen.


Fetisch, nicht, wie man fälschlich dieses, dem Portugiesischen entlehnte, Wort (Fetisso, ein Zauberblock, und Fetisseira, eine Hexe, Zauberin) zu deuten pflegt, eine angebetete Schlange, sondern überhaupt jeder, von den Heiden verehrte, als Gott betrachtete Gegenstand. Der Fetischismus ist die gröbste, roheste Art von Vielgötterei: er betet Berge, Affen, Steine, Pflanzen, Schlangen, Crocodile, Pfeile, kurz Alles, was die Natur oder der Mensch geschaffen hat, nach zufälligem Gutdünken an; dem Bewohner des Niger ist das Flusspferd ein F., wie dem Asshante sein Bogen, mit welchem er sich Beute erjagt; dem Aegypter war das furchtbare Crocodil und der wohlthätige Ichneumon, die giftige Schlange und der ihre Brut vertilgende Ibis, der Stier Apis und der Bock Mendes ein F., welcher Tempel und Altardienst hatte. Die Negerrassen von Africa und Australien pflegt man des allerrohesten Fetischismus zu zeihen, obschon er nicht eben roher ist, als der vieler amerikanischen, europäischen und asiatischen wilden Völkerschaften.


Feuer. Auf den rohen, ungebildeten Menschen machte schwerlich irgend eine Naturerscheinung grössern, gewaltsamern Eindruck, als der Blitz und der darauf folgende Donner. Was war natürlicher, als dass er den brennenden Baum, den der Blitz entzündete, als ein höheres Wesen anbetete, eine Verehrung, welche sich noch steigern musste, wenn er neben der Furchtbarkeit dieses Elements auch noch dessen Wohlthätigkeit kennen lernte. So ward es uncultivirten Völkern ein Gott, civilisirten dagegen das reinste Symbol der Gottheit. In dieser Art stellt es als F.dienst Zoroaster in der durch ihn gereinigten persischen Religion auf. Er lehrte seine Anhänger nicht nur heim Anlegen des Holzes an das Küchenfeuer ein Gebet, Atesch-Beram, sprechen, das heilige F. Atesch in dem Metallgefäss Ateschdan, innerhalb der F.capelle Ateschgah, unterhalten, und im F.tempel Ateschkaneh zu demselben beten; er lehrte sie auch den Unterschied in den Arten des F.s (vergl. Adar), und dass sie nur einen Ausfluss der Gottheit, nicht die Gottheit selbst, darin zu suchen hätten. So auch betrachten die Indier und mehrere der asiatischen Völker das F.; so ward höchst wahrscheinlich bei dem Volke Israel Gott in Verbindung mit dem F. gedacht, wie wir in seiner Erscheinung im feurigen Busch, im Donner und Blitz auf dem Sinai, in der F.säule, welche vor dem Heere herging, bemerken können; so ward das heilige F. im Tempel der Vesta, so ward im Blitze Jupiter, in der Flammensäule, welche dem Aetna entstieg, Vulcan verehrt; so beteten die mexicanischen Völkerstämme das F. als wohlthätige Gottheit an; so sehen wir durch ganz Hochasien und Africa denselben F.dienst, wenn auch unter andern Modificationen, wandern; und der Ansicht, dass das F. alles Materielle verzehre, so wie der, dass ein mächtiger Weltenbrand einst die Welt zerstören werde, liegt wesentlich die gleiche Vorstellung zu Grunde. Die römische, griechische und ägyptische Mythologie ist untergegangen, die Religion der Parsen bis auf wenige Mitglieder, die der Mexikaner und Scandinavier ganz vertilgt; in Asien aber besteht, namentlich in Indien und am caspischen Meere, die Heiligkeit

mächtige Band Gleipner ihn nicht mehr halten; sein Körper ist so gewachsen, dass beim Aufsperren des Rachens er Himmel und Erde zugleich berührt; er macht sich los, er reinigt sich mit seiner Schwester, der Midgardsschlange, und den Söhnen Surturs zum Kriege wider die Asen, verschlingt die Sonne, verschlingt selbst den Gott Odin, aber nun reisst der Urgott Allvadur ihm den Rachen dergestalt von einander, dass er getödtet wird. Odin geht aus seinem Grabe hervor, und die Welt wird neu und anders gestaltet. F. hatte mit der Riesin Güge zwei Söhne, Skoll und Hate, erzeugt. Skoll verfolgt beim Ragnarokr die Sonne, Hate verschlingt den Mond.


Fensaler (Nord. M.), ein überaus schöner, von Gold und Edelsteinen glänzender Saal, welcher der Göttin Frigga gehört.


Feralia (Röm. Religionsbrauch), ein Familienfest, das Frieden und Liebe bezweckte. Es ward den 21. Februar den Manen zu Ehren gefeiert, welchen man Opfer brachte, um die denselben etwa zugefügten Beleidigungen zu sühnen. Ein allgemeines Liebesmahl beschloss dasselbe; bei diesem wurden alle Familienzwistigkeiten und jeder Streit geschlichtet.


Ferat (Muhamedanismus), die Absonderung von Gott, die grösste und schwerste Strafe für alle Verdammten.


Ferentina (Röm. M.), Göttin des latinischen Bundes; in ihrem am Fusse des Albanerberges gelegenen Haine mit der Quelle Ferentina hielt man die Bundesversammlungen.


Feretrius (Röm. M.), Beiname des Jupiter, dem die Feldherrn die den feindlichen Heerführern abgenommenen Rüstungen weihten. Er hatte einen von Romulus geweihten, von Augustus wieder hergestellten Tempel.


Fergus (Brit. M.), einer der ältesten mythischen Könige von Schottland, vielleicht sogar der erste. Er soll von den Albionschotten um seiner Klugheit und Tapferkeit willen zum Könige gewählt worden sein, und das Reich zum grossen Vortheile derselben über 25 Jahre regiert haben, bis er in einem heftigen Sturme, im Begriff, nach Irland überzuschiffen, auf dem Meere umkam. Ihm folgte sein Bruder.


Feritharis (Brit. M.), als Vormund seiner Söhne. Fünfzehn Jahre führte er das Scepter, welches er in dieser Zeit schon widerrechtlich besass, indem sein Neffe Ferlegus unterdessen längst mündig geworden; dieser ermordete ihn, und setzte sich so in den Besitz des angestammten Reiches.


Feronia (Röm. M.), die von den Sabinern verehrte Göttin der Unterwelt, welche schon lange vor Roms Erbauung als mächtige Herrscherin verehrt wurde; sie hatte einen Sohn, Herilus, welchem sie drei Seelen mitgab, so dass Evander ihn drei Mal besiegen und tödten musste. Ihr Hauptheiligthum stand am Berge Soracte, unweit der sabinischen und latinischen Gränze, in Verbindung mit dem des Gottes Soranus. (S. d.) Bei Terracina hatte sie ein Heiligthum, in welchem Sklaven freigesprochen wurden.


Feruer (Ferver) (Pers. M.), Gedankenbilder, Idealbilder zu schaffender Wesen. Die persische Religion lehrt, Gott habe zu jedem Geschöpf ein Vorbild sich gedacht, nach welchem das dereinst auf der Erde zum Leben bestimmte geformt werden sollte. Diese Gedanken der Gottheit gingen in eine geistige Wirklichkeit über, und so entstand eine Classe von Genien, welche auf der dritten Rangstufe der guten Wesen steht, und eine geistige Welt bildet, die das Ideal der unter ihr existirenden wirklichen ist. Jeder Mensch, jedes Thier hat daher seinen F., der dessen reines Idealbild ist, welchem das irdische Geschöpf völlig gleich wäre, wenn nicht Leidenschaften, Laster, Untugenden, irdische Bedürfnisse demselben den Stempel der niedrigern Natur aufdrückten und die Aehnlichkeit zerstörten; diese letztere wird um so grösser, je edler und tugendhafter die Nachbilder sind: darum hat Zoroaster die allergrösste Aehnlichkeit mit seinem Feruer, darum sind die sieben Amschaspands mit Ormuzd an ihrer Spitze demselben völlig gleich; sie alle haben ihre F.s, nur Gott allein nicht, Zeruane Akherene hat keinen solchen, er war vom Uranfang da, und konnte also nicht nach einem Vorbild geschaffen sein. Die F.s wohnen in der reinen Lichtwelt der Seligen, im Himmel des Ormuzd; dort befinden sich die F.s des Urstiers, des Urmenschen, des Feuers, des Wassers, der Erde, der ganzen Thier- und Pflanzen-Welt, und jede neue Geburt eines Thieres, eines Menschen, ist nichts, als eine neue Offenbarung eines F.; da aber diese nicht sterben, so bevölkert sich der Himmel der Seligen immer mehr, denn alle Ideale aller seit der Schöpfung erstem Tage hervorgebrachten Wesen sind dort, und er würde bald übervölkert sein, wenn der Himmel sich nicht ausdehnte und erweiterte nach jedem Bedürfniss. Da die F.s schon vor der sichtbaren Schöpfung da waren, kämpften sie auch schon mit den Urbildern von Ahrimans grauenvollen Dews, und werden Ormuzd in allen Kriegen bis zu der letzten furchtbaren Entscheidungs-Schlacht beistehen; darum sind sie auch verehrte und angebetete Wesen, und man fleht zu ihnen um Schutz, Rath und Beistand, wie man zu Ormuzd betet. Man muss sie übrigens nicht mit der Seele verwechseln, diese ist etwas durchaus von ihnen Verschiedenes, denn die letztere wohnt im Menschen, sein F. aber schwebt nur zu seinem Schutz und seiner Hülfe herbei, wenn er seiner bedarf und zu den Gerechten gehört, kehrt aber auch alsbald nach seinem Wohnsitz zurück.


Fessonia (Röm. M.), »Göttin der Stärkung«, sie wurde von Ermatteten, Verschmachtenden, um Hülfe und Erquickung angerufen.


Fetisch, nicht, wie man fälschlich dieses, dem Portugiesischen entlehnte, Wort (Fetisso, ein Zauberblock, und Fetisseira, eine Hexe, Zauberin) zu deuten pflegt, eine angebetete Schlange, sondern überhaupt jeder, von den Heiden verehrte, als Gott betrachtete Gegenstand. Der Fetischismus ist die gröbste, roheste Art von Vielgötterei: er betet Berge, Affen, Steine, Pflanzen, Schlangen, Crocodile, Pfeile, kurz Alles, was die Natur oder der Mensch geschaffen hat, nach zufälligem Gutdünken an; dem Bewohner des Niger ist das Flusspferd ein F., wie dem Asshante sein Bogen, mit welchem er sich Beute erjagt; dem Aegypter war das furchtbare Crocodil und der wohlthätige Ichneumon, die giftige Schlange und der ihre Brut vertilgende Ibis, der Stier Apis und der Bock Mendes ein F., welcher Tempel und Altardienst hatte. Die Negerrassen von Africa und Australien pflegt man des allerrohesten Fetischismus zu zeihen, obschon er nicht eben roher ist, als der vieler amerikanischen, europäischen und asiatischen wilden Völkerschaften.


Feuer. Auf den rohen, ungebildeten Menschen machte schwerlich irgend eine Naturerscheinung grössern, gewaltsamern Eindruck, als der Blitz und der darauf folgende Donner. Was war natürlicher, als dass er den brennenden Baum, den der Blitz entzündete, als ein höheres Wesen anbetete, eine Verehrung, welche sich noch steigern musste, wenn er neben der Furchtbarkeit dieses Elements auch noch dessen Wohlthätigkeit kennen lernte. So ward es uncultivirten Völkern ein Gott, civilisirten dagegen das reinste Symbol der Gottheit. In dieser Art stellt es als F.dienst Zoroaster in der durch ihn gereinigten persischen Religion auf. Er lehrte seine Anhänger nicht nur heim Anlegen des Holzes an das Küchenfeuer ein Gebet, Atesch-Beram, sprechen, das heilige F. Atesch in dem Metallgefäss Ateschdan, innerhalb der F.capelle Ateschgah, unterhalten, und im F.tempel Ateschkaneh zu demselben beten; er lehrte sie auch den Unterschied in den Arten des F.s (vergl. Adar), und dass sie nur einen Ausfluss der Gottheit, nicht die Gottheit selbst, darin zu suchen hätten. So auch betrachten die Indier und mehrere der asiatischen Völker das F.; so ward höchst wahrscheinlich bei dem Volke Israel Gott in Verbindung mit dem F. gedacht, wie wir in seiner Erscheinung im feurigen Busch, im Donner und Blitz auf dem Sinai, in der F.säule, welche vor dem Heere herging, bemerken können; so ward das heilige F. im Tempel der Vesta, so ward im Blitze Jupiter, in der Flammensäule, welche dem Aetna entstieg, Vulcan verehrt; so beteten die mexicanischen Völkerstämme das F. als wohlthätige Gottheit an; so sehen wir durch ganz Hochasien und Africa denselben F.dienst, wenn auch unter andern Modificationen, wandern; und der Ansicht, dass das F. alles Materielle verzehre, so wie der, dass ein mächtiger Weltenbrand einst die Welt zerstören werde, liegt wesentlich die gleiche Vorstellung zu Grunde. Die römische, griechische und ägyptische Mythologie ist untergegangen, die Religion der Parsen bis auf wenige Mitglieder, die der Mexikaner und Scandinavier ganz vertilgt; in Asien aber besteht, namentlich in Indien und am caspischen Meere, die Heiligkeit

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Ein allgemeines Liebesmahl beschloss dasselbe; bei diesem wurden alle Familienzwistigkeiten und jeder Streit geschlichtet. Ferat (Muhamedanismus), die Absonderung von Gott, die grösste und schwerste Strafe für alle Verdammten. Ferentina (Röm. M.), Göttin des latinischen Bundes; in ihrem am Fusse des Albanerberges gelegenen Haine mit der Quelle Ferentina hielt man die Bundesversammlungen. Feretrius (Röm. M.), Beiname des Jupiter, dem die Feldherrn die den feindlichen Heerführern abgenommenen Rüstungen weihten. Er hatte einen von Romulus geweihten, von Augustus wieder hergestellten Tempel. Fergus (Brit. M.), einer der ältesten mythischen Könige von Schottland, vielleicht sogar der erste. Er soll von den Albionschotten um seiner Klugheit und Tapferkeit willen zum Könige gewählt worden sein, und das Reich zum grossen Vortheile derselben über 25 Jahre regiert haben, bis er in einem heftigen Sturme, im Begriff, nach Irland überzuschiffen, auf dem Meere umkam. Ihm folgte sein Bruder. Feritharis (Brit. M.), als Vormund seiner Söhne. Fünfzehn Jahre führte er das Scepter, welches er in dieser Zeit schon widerrechtlich besass, indem sein Neffe Ferlegus unterdessen längst mündig geworden; dieser ermordete ihn, und setzte sich so in den Besitz des angestammten Reiches. Feronia (Röm. M.), die von den Sabinern verehrte Göttin der Unterwelt, welche schon lange vor Roms Erbauung als mächtige Herrscherin verehrt wurde; sie hatte einen Sohn, Herilus, welchem sie drei Seelen mitgab, so dass Evander ihn drei Mal besiegen und tödten musste. Ihr Hauptheiligthum stand am Berge Soracte, unweit der sabinischen und latinischen Gränze, in Verbindung mit dem des Gottes Soranus. (S. d.) Bei Terracina hatte sie ein Heiligthum, in welchem Sklaven freigesprochen wurden. Feruer (Ferver) (Pers. M.), Gedankenbilder, Idealbilder zu schaffender Wesen. Die persische Religion lehrt, Gott habe zu jedem Geschöpf ein Vorbild sich gedacht, nach welchem das dereinst auf der Erde zum Leben bestimmte geformt werden sollte. Diese Gedanken der Gottheit gingen in eine geistige Wirklichkeit über, und so entstand eine Classe von Genien, welche auf der dritten Rangstufe der guten Wesen steht, und eine geistige Welt bildet, die das Ideal der unter ihr existirenden wirklichen ist. Jeder Mensch, jedes Thier hat daher seinen F., der dessen reines Idealbild ist, welchem das irdische Geschöpf völlig gleich wäre, wenn nicht Leidenschaften, Laster, Untugenden, irdische Bedürfnisse demselben den Stempel der niedrigern Natur aufdrückten und die Aehnlichkeit zerstörten; diese letztere wird um so grösser, je edler und tugendhafter die Nachbilder sind: darum hat Zoroaster die allergrösste Aehnlichkeit mit seinem Feruer, darum sind die sieben Amschaspands mit Ormuzd an ihrer Spitze demselben völlig gleich; sie alle haben ihre F.s, nur Gott allein nicht, Zeruane Akherene hat keinen solchen, er war vom Uranfang da, und konnte also nicht nach einem Vorbild geschaffen sein. Die F.s wohnen in der reinen Lichtwelt der Seligen, im Himmel des Ormuzd; dort befinden sich die F.s des Urstiers, des Urmenschen, des Feuers, des Wassers, der Erde, der ganzen Thier- und Pflanzen-Welt, und jede neue Geburt eines Thieres, eines Menschen, ist nichts, als eine neue Offenbarung eines F.; da aber diese nicht sterben, so bevölkert sich der Himmel der Seligen immer mehr, denn alle Ideale aller seit der Schöpfung erstem Tage hervorgebrachten Wesen sind dort, und er würde bald übervölkert sein, wenn der Himmel sich nicht ausdehnte und erweiterte nach jedem Bedürfniss. Da die F.s schon vor der sichtbaren Schöpfung da waren, kämpften sie auch schon mit den Urbildern von Ahrimans grauenvollen Dews, und werden Ormuzd in allen Kriegen bis zu der letzten furchtbaren Entscheidungs-Schlacht beistehen; darum sind sie auch verehrte und angebetete Wesen, und man fleht zu ihnen um Schutz, Rath und Beistand, wie man zu Ormuzd betet. Man muss sie übrigens nicht mit der Seele verwechseln, diese ist etwas durchaus von ihnen Verschiedenes, denn die letztere wohnt im Menschen, sein F. aber schwebt nur zu seinem Schutz und seiner Hülfe herbei, wenn er seiner bedarf und zu den Gerechten gehört, kehrt aber auch alsbald nach seinem Wohnsitz zurück. Fessonia (Röm. M.), »Göttin der Stärkung«, sie wurde von Ermatteten, Verschmachtenden, um Hülfe und Erquickung angerufen. Fetisch, nicht, wie man fälschlich dieses, dem Portugiesischen entlehnte, Wort (Fetisso, ein Zauberblock, und Fetisseira, eine Hexe, Zauberin) zu deuten pflegt, eine angebetete Schlange, sondern überhaupt jeder, von den Heiden verehrte, als Gott betrachtete Gegenstand. Der Fetischismus ist die gröbste, roheste Art von Vielgötterei: er betet Berge, Affen, Steine, Pflanzen, Schlangen, Crocodile, Pfeile, kurz Alles, was die Natur oder der Mensch geschaffen hat, nach zufälligem Gutdünken an; dem Bewohner des Niger ist das Flusspferd ein F., wie dem Asshante sein Bogen, mit welchem er sich Beute erjagt; dem Aegypter war das furchtbare Crocodil und der wohlthätige Ichneumon, die giftige Schlange und der ihre Brut vertilgende Ibis, der Stier Apis und der Bock Mendes ein F., welcher Tempel und Altardienst hatte. Die Negerrassen von Africa und Australien pflegt man des allerrohesten Fetischismus zu zeihen, obschon er nicht eben roher ist, als der vieler amerikanischen, europäischen und asiatischen wilden Völkerschaften. Feuer. Auf den rohen, ungebildeten Menschen machte schwerlich irgend eine Naturerscheinung grössern, gewaltsamern Eindruck, als der Blitz und der darauf folgende Donner. Was war natürlicher, als dass er den brennenden Baum, den der Blitz entzündete, als ein höheres Wesen anbetete, eine Verehrung, welche sich noch steigern musste, wenn er neben der Furchtbarkeit dieses Elements auch noch dessen Wohlthätigkeit kennen lernte. So ward es uncultivirten Völkern ein Gott, civilisirten dagegen das reinste Symbol der Gottheit. In dieser Art stellt es als F.dienst Zoroaster in der durch ihn gereinigten persischen Religion auf. Er lehrte seine Anhänger nicht nur heim Anlegen des Holzes an das Küchenfeuer ein Gebet, Atesch-Beram, sprechen, das heilige F. Atesch in dem Metallgefäss Ateschdan, innerhalb der F.capelle Ateschgah, unterhalten, und im F.tempel Ateschkaneh zu demselben beten; er lehrte sie auch den Unterschied in den Arten des F.s (vergl. Adar), und dass sie nur einen Ausfluss der Gottheit, nicht die Gottheit selbst, darin zu suchen hätten. So auch betrachten die Indier und mehrere der asiatischen Völker das F.; so ward höchst wahrscheinlich bei dem Volke Israel Gott in Verbindung mit dem F. gedacht, wie wir in seiner Erscheinung im feurigen Busch, im Donner und Blitz auf dem Sinai, in der F.säule, welche vor dem Heere herging, bemerken können; so ward das heilige F. im Tempel der Vesta, so ward im Blitze Jupiter, in der Flammensäule, welche dem Aetna entstieg, Vulcan verehrt; so beteten die mexicanischen Völkerstämme das F. als wohlthätige Gottheit an; so sehen wir durch ganz Hochasien und Africa denselben F.dienst, wenn auch unter andern Modificationen, wandern; und der Ansicht, dass das F. alles Materielle verzehre, so wie der, dass ein mächtiger Weltenbrand einst die Welt zerstören werde, liegt wesentlich die gleiche Vorstellung zu Grunde. Die römische, griechische und ägyptische Mythologie ist untergegangen, die Religion der Parsen bis auf wenige Mitglieder, die der Mexikaner und Scandinavier ganz vertilgt; in Asien aber besteht, namentlich in Indien und am caspischen Meere, die Heiligkeit

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/274>, abgerufen am 22.11.2024.