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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Amphitruo den Iphicles; den erstern setzte Alcmene in grosser Furcht vor Juno aus, Minerva aber führte diese in die Gegend, wo das Kind lag, zeigte es ihr und beredete die Göttin, dasselbe an die Brust zu legen; sie that es, und der Knabe sog so heftig, dass es ihr Schmerzen verursachte, und sie ihn losriss: die dabei verspritzende Milch vertheilte sich am Himmel und bildete die Milchstrasse; mit dem einen Zuge aber, den H. gethan, hatte er Götterstärke und Unsterblichkeit gewonnen. Acht Monate alt, begannen schon seine Prüfungen und Verfolgungen: Juno schickte ein Paar gewaltige Schlangen ab, um ihn in der Wiege zu tödten; der mächtige Knabe ergriff aber mit jeder Hand eine, und erwürgte sie. Schon früher hatte Juno ihren Einfluss auf sein Schicksal geübt. An dem Tage, an welchem Alcmene den H. gebären sollte, lockte sie dem Jupiter den Eid ab, dass derjenige Nachkömmling des Perseus, der an diesem Tage geboren werde, Herrscher über alle seine Verwandten werden solle, eilte nach Argos und liess nun den Eurystheus bereits im siebenten Monat geboren werden, während sie des H. Geburt um zehn Tage verzögerte, so dass jener der Persiden König, H. aber sein Untergebener ward. An jener Probe der Stärke und des Muthes hatte aber Amphitruo den Sohn eines Gottes erkannt, und wendete nun allen Fleiss auf seine Erziehung zum Helden; er sah, dass eine zarte Beschäftigung für dessen starke Hände nicht taugte, und sandte ihn desshalb zu seinen Rinderheerden; dort erwuchs H. zu riesiger Grösse, und bekundete durch den Glanz seiner Augen, durch übermenschliche Stärke und einen Alles besiegenden Muth seine göttliche Abkunft. Achtzehn Jahre war er alt, als der furchtbare cithäronische Löwe unter des Amphitruo und des Thestius oder Thespius Heerden schreckliche Verwüstungen anrichtete; er suchte das Ungeheuer auf, tödtete es, nahm dessen undurchdringliche Haut als Panzer, dessen Kopfhaut als Helm, und führte beides von da an beständig. Thespius, erfreut über die Heldenhaftigkeit des Jünglings, wünschte seinen Töchtern Nachkommen von ihm, und führte ihm selbst, während zweier Monate, die dieser bei ihm zubrachte, alle fünfzig Töchter zu, die dann 52 Söhne gebaren, indem zwei derselben mit Zwillingen niederkamen. Jetzt ging H. nach Theben zurück und begegnete den Herolden des Erginus, Königs von Orchomenus, welche den Tribut von hundert Rindern zu holen kamen, den die Thebaner diesem Könige für den Mord seines Vaters zahlen mussten. H. schnitt den Herolden Nasen und Ohren ab, band ihnen die Hände mit Stricken an den Hals, und schickte sie mit diesem Tribut heim. Hieraus entstand ein neuer Krieg, in welchem H., durch Minerva mit Waffen versehen, den Oberbefehl über das Thebanerheer führte, den Erginus tödtete, das feindliche Heer der Minyer in die Flucht schlug und ihnen doppelt so viel an Tribut auflegte, als sie bisher von Theben erhalten hatten. Nun vermählte sich H. mit Megara, der Tochter des Creon, von welcher er drei Söhne bekam: Therimachus, Creontiades und Deicoon, die er jedoch in einem Anfall von Wahnsinn, den Juno über ihn verhängte, mit seinen Pfeilen erschoss. Zur Besinnung gekommen, verbannte er sich desshalb selbst aus Theben, ward von Thestius gereinigt, und ging dann nach Delphi, um den Gott zu fragen, wohin er sich wenden solle. Die Pythia sagte ihm, er solle jetzt zum Könige Eurystheus gehen, dem er zu dienen, und für den er zehn Arbeiten zu verrichten habe, worauf ihm die Aufnahme unter die Götter zu Theil werden würde. Darauf schenkte Mercur ihm ein Schwert, Apollo nie fehlende Pfeile, Vulcan einen goldenen Köcher, Minerva aber einen Panzer; seine Keule schnitt er sich von einem Oelbaum bei Nemea (Andere nennen Trözen, und man zeigte noch zu Cäsars Zeiten dort den Oelbaum). So ausgerüstet trat er seine Reise an, kam zu Eurystheus und unterzog sich willig allen Mühen, die dieser ihm auflegte. Zuerst sollte er den nemeischen Löwen tödten; diess war ein Ungeheuer, von Typhon erzeugt und unverwundbar. Zu Cleonä fand H. einen Tagelöhner, Namens Molorchus, im Begriff, dem Jupiter ein Opfer zu schlachten; der Held ward gastfrei aufgenommen, und bat seinen Wirth, das Thier noch dreissig Tage zu bewahren, käme er bis dahin zurück, so wollten Beide es Jupiter dem Retter opfern; käme er nicht zurück, so solle er es ihm, dem H., als einem zu den Göttern Eingegangenen, zum Opfer bringen. Nun unternahm H. seine Jagd: den Pfeilen widerstand das Fell, und der Keule die Stirne des Löwen; doch flüchtete


Fig. 146.
dieser in seine Höhle, die durch den Berg von Nemea ging, und zwei Ausgänge hatte. Sogleich verrammelte

Amphitruo den Iphicles; den erstern setzte Alcmene in grosser Furcht vor Juno aus, Minerva aber führte diese in die Gegend, wo das Kind lag, zeigte es ihr und beredete die Göttin, dasselbe an die Brust zu legen; sie that es, und der Knabe sog so heftig, dass es ihr Schmerzen verursachte, und sie ihn losriss: die dabei verspritzende Milch vertheilte sich am Himmel und bildete die Milchstrasse; mit dem einen Zuge aber, den H. gethan, hatte er Götterstärke und Unsterblichkeit gewonnen. Acht Monate alt, begannen schon seine Prüfungen und Verfolgungen: Juno schickte ein Paar gewaltige Schlangen ab, um ihn in der Wiege zu tödten; der mächtige Knabe ergriff aber mit jeder Hand eine, und erwürgte sie. Schon früher hatte Juno ihren Einfluss auf sein Schicksal geübt. An dem Tage, an welchem Alcmene den H. gebären sollte, lockte sie dem Jupiter den Eid ab, dass derjenige Nachkömmling des Perseus, der an diesem Tage geboren werde, Herrscher über alle seine Verwandten werden solle, eilte nach Argos und liess nun den Eurystheus bereits im siebenten Monat geboren werden, während sie des H. Geburt um zehn Tage verzögerte, so dass jener der Persiden König, H. aber sein Untergebener ward. An jener Probe der Stärke und des Muthes hatte aber Amphitruo den Sohn eines Gottes erkannt, und wendete nun allen Fleiss auf seine Erziehung zum Helden; er sah, dass eine zarte Beschäftigung für dessen starke Hände nicht taugte, und sandte ihn desshalb zu seinen Rinderheerden; dort erwuchs H. zu riesiger Grösse, und bekundete durch den Glanz seiner Augen, durch übermenschliche Stärke und einen Alles besiegenden Muth seine göttliche Abkunft. Achtzehn Jahre war er alt, als der furchtbare cithäronische Löwe unter des Amphitruo und des Thestius oder Thespius Heerden schreckliche Verwüstungen anrichtete; er suchte das Ungeheuer auf, tödtete es, nahm dessen undurchdringliche Haut als Panzer, dessen Kopfhaut als Helm, und führte beides von da an beständig. Thespius, erfreut über die Heldenhaftigkeit des Jünglings, wünschte seinen Töchtern Nachkommen von ihm, und führte ihm selbst, während zweier Monate, die dieser bei ihm zubrachte, alle fünfzig Töchter zu, die dann 52 Söhne gebaren, indem zwei derselben mit Zwillingen niederkamen. Jetzt ging H. nach Theben zurück und begegnete den Herolden des Erginus, Königs von Orchomenus, welche den Tribut von hundert Rindern zu holen kamen, den die Thebaner diesem Könige für den Mord seines Vaters zahlen mussten. H. schnitt den Herolden Nasen und Ohren ab, band ihnen die Hände mit Stricken an den Hals, und schickte sie mit diesem Tribut heim. Hieraus entstand ein neuer Krieg, in welchem H., durch Minerva mit Waffen versehen, den Oberbefehl über das Thebanerheer führte, den Erginus tödtete, das feindliche Heer der Minyer in die Flucht schlug und ihnen doppelt so viel an Tribut auflegte, als sie bisher von Theben erhalten hatten. Nun vermählte sich H. mit Megara, der Tochter des Creon, von welcher er drei Söhne bekam: Therimachus, Creontiades und Deïcoon, die er jedoch in einem Anfall von Wahnsinn, den Juno über ihn verhängte, mit seinen Pfeilen erschoss. Zur Besinnung gekommen, verbannte er sich desshalb selbst aus Theben, ward von Thestius gereinigt, und ging dann nach Delphi, um den Gott zu fragen, wohin er sich wenden solle. Die Pythia sagte ihm, er solle jetzt zum Könige Eurystheus gehen, dem er zu dienen, und für den er zehn Arbeiten zu verrichten habe, worauf ihm die Aufnahme unter die Götter zu Theil werden würde. Darauf schenkte Mercur ihm ein Schwert, Apollo nie fehlende Pfeile, Vulcan einen goldenen Köcher, Minerva aber einen Panzer; seine Keule schnitt er sich von einem Oelbaum bei Nemea (Andere nennen Trözen, und man zeigte noch zu Cäsars Zeiten dort den Oelbaum). So ausgerüstet trat er seine Reise an, kam zu Eurystheus und unterzog sich willig allen Mühen, die dieser ihm auflegte. Zuerst sollte er den nemeïschen Löwen tödten; diess war ein Ungeheuer, von Typhon erzeugt und unverwundbar. Zu Cleonä fand H. einen Tagelöhner, Namens Molorchus, im Begriff, dem Jupiter ein Opfer zu schlachten; der Held ward gastfrei aufgenommen, und bat seinen Wirth, das Thier noch dreissig Tage zu bewahren, käme er bis dahin zurück, so wollten Beide es Jupiter dem Retter opfern; käme er nicht zurück, so solle er es ihm, dem H., als einem zu den Göttern Eingegangenen, zum Opfer bringen. Nun unternahm H. seine Jagd: den Pfeilen widerstand das Fell, und der Keule die Stirne des Löwen; doch flüchtete


Fig. 146.
dieser in seine Höhle, die durch den Berg von Nemea ging, und zwei Ausgänge hatte. Sogleich verrammelte

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Amphitruo den Iphicles; den erstern setzte Alcmene in grosser Furcht vor Juno aus, Minerva aber führte diese in die Gegend, wo das Kind lag, zeigte es ihr und beredete die Göttin, dasselbe an die Brust zu legen; sie that es, und der Knabe sog so heftig, dass es ihr Schmerzen verursachte, und sie ihn losriss: die dabei verspritzende Milch vertheilte sich am Himmel und bildete die Milchstrasse; mit dem einen Zuge aber, den H. gethan, hatte er Götterstärke und Unsterblichkeit gewonnen. Acht Monate alt, begannen schon seine Prüfungen und Verfolgungen: Juno schickte ein Paar gewaltige Schlangen ab, um ihn in der Wiege zu tödten; der mächtige Knabe ergriff aber mit jeder Hand eine, und erwürgte sie. Schon früher hatte Juno ihren Einfluss auf sein Schicksal geübt. An dem Tage, an welchem Alcmene den H. gebären sollte, lockte sie dem Jupiter den Eid ab, dass derjenige Nachkömmling des Perseus, der an diesem Tage geboren werde, Herrscher über alle seine Verwandten werden solle, eilte nach Argos und liess nun den Eurystheus bereits im siebenten Monat geboren werden, während sie des H. Geburt um zehn Tage verzögerte, so dass jener der Persiden König, H. aber sein Untergebener ward. An jener Probe der Stärke und des Muthes hatte aber Amphitruo den Sohn eines Gottes erkannt, und wendete nun allen Fleiss auf seine Erziehung zum Helden; er sah, dass eine zarte Beschäftigung für dessen starke Hände nicht taugte, und sandte ihn desshalb zu seinen Rinderheerden; dort erwuchs H. zu riesiger Grösse, und bekundete durch den Glanz seiner Augen, durch übermenschliche Stärke und einen Alles besiegenden Muth seine göttliche Abkunft. Achtzehn Jahre war er alt, als der furchtbare cithäronische Löwe unter des Amphitruo und des Thestius oder Thespius Heerden schreckliche Verwüstungen anrichtete; er suchte das Ungeheuer auf, tödtete es, nahm dessen undurchdringliche Haut als Panzer, dessen Kopfhaut als Helm, und führte beides von da an beständig. Thespius, erfreut über die Heldenhaftigkeit des Jünglings, wünschte seinen Töchtern Nachkommen von ihm, und führte ihm selbst, während zweier Monate, die dieser bei ihm zubrachte, alle fünfzig Töchter zu, die dann 52 Söhne gebaren, indem zwei derselben mit Zwillingen niederkamen. Jetzt ging H. nach Theben zurück und begegnete den Herolden des Erginus, Königs von Orchomenus, welche den Tribut von hundert Rindern zu holen kamen, den die Thebaner diesem Könige für den Mord seines Vaters zahlen mussten. H. schnitt den Herolden Nasen und Ohren ab, band ihnen die Hände mit Stricken an den Hals, und schickte sie mit diesem Tribut heim. Hieraus entstand ein neuer Krieg, in welchem H., durch Minerva mit Waffen versehen, den Oberbefehl über das Thebanerheer führte, den Erginus tödtete, das feindliche Heer der Minyer in die Flucht schlug und ihnen doppelt so viel an Tribut auflegte, als sie bisher von Theben erhalten hatten. Nun vermählte sich H. mit Megara, der Tochter des Creon, von welcher er drei Söhne bekam: Therimachus, Creontiades und Deïcoon, die er jedoch in einem Anfall von Wahnsinn, den Juno über ihn verhängte, mit seinen Pfeilen erschoss. Zur Besinnung gekommen, verbannte er sich desshalb selbst aus Theben, ward von Thestius gereinigt, und ging dann nach Delphi, um den Gott zu fragen, wohin er sich wenden solle. Die Pythia sagte ihm, er solle jetzt zum Könige Eurystheus gehen, dem er zu dienen, und für den er zehn Arbeiten zu verrichten habe, worauf ihm die Aufnahme unter die Götter zu Theil werden würde. Darauf schenkte Mercur ihm ein Schwert, Apollo nie fehlende Pfeile, Vulcan einen goldenen Köcher, Minerva aber einen Panzer; seine Keule schnitt er sich von einem Oelbaum bei Nemea (Andere nennen Trözen, und man zeigte noch zu Cäsars Zeiten dort den Oelbaum). So ausgerüstet trat er seine Reise an, kam zu Eurystheus und unterzog sich willig allen Mühen, die dieser ihm auflegte. <hi rendition="#g">Zuerst</hi> sollte er den nemeïschen Löwen tödten; diess war ein Ungeheuer, von Typhon erzeugt und unverwundbar. Zu Cleonä fand H. einen Tagelöhner, Namens Molorchus, im Begriff, dem Jupiter ein Opfer zu schlachten; der Held ward gastfrei aufgenommen, und bat seinen Wirth, das Thier noch dreissig Tage zu bewahren, käme er bis dahin zurück, so wollten Beide es Jupiter dem <hi rendition="#g">Retter</hi> opfern; käme er nicht zurück, so solle er es ihm, dem H., als einem zu den Göttern Eingegangenen, zum Opfer bringen. Nun unternahm H. seine Jagd: den Pfeilen widerstand das Fell, und der Keule die Stirne des Löwen; doch flüchtete<lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0146.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 146.</head><lb/></figure><lb/>
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[237/0307] Amphitruo den Iphicles; den erstern setzte Alcmene in grosser Furcht vor Juno aus, Minerva aber führte diese in die Gegend, wo das Kind lag, zeigte es ihr und beredete die Göttin, dasselbe an die Brust zu legen; sie that es, und der Knabe sog so heftig, dass es ihr Schmerzen verursachte, und sie ihn losriss: die dabei verspritzende Milch vertheilte sich am Himmel und bildete die Milchstrasse; mit dem einen Zuge aber, den H. gethan, hatte er Götterstärke und Unsterblichkeit gewonnen. Acht Monate alt, begannen schon seine Prüfungen und Verfolgungen: Juno schickte ein Paar gewaltige Schlangen ab, um ihn in der Wiege zu tödten; der mächtige Knabe ergriff aber mit jeder Hand eine, und erwürgte sie. Schon früher hatte Juno ihren Einfluss auf sein Schicksal geübt. An dem Tage, an welchem Alcmene den H. gebären sollte, lockte sie dem Jupiter den Eid ab, dass derjenige Nachkömmling des Perseus, der an diesem Tage geboren werde, Herrscher über alle seine Verwandten werden solle, eilte nach Argos und liess nun den Eurystheus bereits im siebenten Monat geboren werden, während sie des H. Geburt um zehn Tage verzögerte, so dass jener der Persiden König, H. aber sein Untergebener ward. An jener Probe der Stärke und des Muthes hatte aber Amphitruo den Sohn eines Gottes erkannt, und wendete nun allen Fleiss auf seine Erziehung zum Helden; er sah, dass eine zarte Beschäftigung für dessen starke Hände nicht taugte, und sandte ihn desshalb zu seinen Rinderheerden; dort erwuchs H. zu riesiger Grösse, und bekundete durch den Glanz seiner Augen, durch übermenschliche Stärke und einen Alles besiegenden Muth seine göttliche Abkunft. Achtzehn Jahre war er alt, als der furchtbare cithäronische Löwe unter des Amphitruo und des Thestius oder Thespius Heerden schreckliche Verwüstungen anrichtete; er suchte das Ungeheuer auf, tödtete es, nahm dessen undurchdringliche Haut als Panzer, dessen Kopfhaut als Helm, und führte beides von da an beständig. Thespius, erfreut über die Heldenhaftigkeit des Jünglings, wünschte seinen Töchtern Nachkommen von ihm, und führte ihm selbst, während zweier Monate, die dieser bei ihm zubrachte, alle fünfzig Töchter zu, die dann 52 Söhne gebaren, indem zwei derselben mit Zwillingen niederkamen. Jetzt ging H. nach Theben zurück und begegnete den Herolden des Erginus, Königs von Orchomenus, welche den Tribut von hundert Rindern zu holen kamen, den die Thebaner diesem Könige für den Mord seines Vaters zahlen mussten. H. schnitt den Herolden Nasen und Ohren ab, band ihnen die Hände mit Stricken an den Hals, und schickte sie mit diesem Tribut heim. Hieraus entstand ein neuer Krieg, in welchem H., durch Minerva mit Waffen versehen, den Oberbefehl über das Thebanerheer führte, den Erginus tödtete, das feindliche Heer der Minyer in die Flucht schlug und ihnen doppelt so viel an Tribut auflegte, als sie bisher von Theben erhalten hatten. Nun vermählte sich H. mit Megara, der Tochter des Creon, von welcher er drei Söhne bekam: Therimachus, Creontiades und Deïcoon, die er jedoch in einem Anfall von Wahnsinn, den Juno über ihn verhängte, mit seinen Pfeilen erschoss. Zur Besinnung gekommen, verbannte er sich desshalb selbst aus Theben, ward von Thestius gereinigt, und ging dann nach Delphi, um den Gott zu fragen, wohin er sich wenden solle. Die Pythia sagte ihm, er solle jetzt zum Könige Eurystheus gehen, dem er zu dienen, und für den er zehn Arbeiten zu verrichten habe, worauf ihm die Aufnahme unter die Götter zu Theil werden würde. Darauf schenkte Mercur ihm ein Schwert, Apollo nie fehlende Pfeile, Vulcan einen goldenen Köcher, Minerva aber einen Panzer; seine Keule schnitt er sich von einem Oelbaum bei Nemea (Andere nennen Trözen, und man zeigte noch zu Cäsars Zeiten dort den Oelbaum). So ausgerüstet trat er seine Reise an, kam zu Eurystheus und unterzog sich willig allen Mühen, die dieser ihm auflegte. Zuerst sollte er den nemeïschen Löwen tödten; diess war ein Ungeheuer, von Typhon erzeugt und unverwundbar. Zu Cleonä fand H. einen Tagelöhner, Namens Molorchus, im Begriff, dem Jupiter ein Opfer zu schlachten; der Held ward gastfrei aufgenommen, und bat seinen Wirth, das Thier noch dreissig Tage zu bewahren, käme er bis dahin zurück, so wollten Beide es Jupiter dem Retter opfern; käme er nicht zurück, so solle er es ihm, dem H., als einem zu den Göttern Eingegangenen, zum Opfer bringen. Nun unternahm H. seine Jagd: den Pfeilen widerstand das Fell, und der Keule die Stirne des Löwen; doch flüchtete [Abbildung Fig. 146. ] dieser in seine Höhle, die durch den Berg von Nemea ging, und zwei Ausgänge hatte. Sogleich verrammelte

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/307>, abgerufen am 24.11.2024.