Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.unendlicher Weisheit das Erhabenste hinzu, was je eines Menschen Griffel auf Pergament gezeichnet. Diese Werke, an deren Existenz selbst grosse Gelehrte der Gegenwart glauben, gaben zu einer Masse Schriften Anlass, welche von den Mystikern als heilige Reliquien einer fernen Urzeit verschlungen und der Born der Weisheit genannt wurden; besonders lebten sie in den Köpfen der Adepten, der Leute, welche den Stein der Weisen linden wollten. - 3) H., soll mit dem Horus der Aegypter identisch sein; er oder der vorige hat seine Weisheit von Gott selbst erhalten, der ihm ein aus sich geborenes Buch übergab, in welchem Alles stand, was gelernt werden kann. - 4) H., s. Tautes. Hermion (Gr. M.), Sohn des Europs, Enkel des Phoroneus, Gründer der Stadt Hermione im Peloponnes. Hermione (Gr. M.), Tochter der Helena von Menelaus, zu Sparta geboren, noch ehe Paris die Mutter entführte. Als der König mit seinem Bruder dieses Raubes wegen nach Troja zog, blieb H. bei ihrem Grossvater Tyndareus, der sie dem Orestes vermählte; solches nicht wissend, versprach Menelaus sie dem Sohne des Achilles, Pyrrhus, welcher desshalb die Andromache (Hectors Gattin, ihm bei Theilung der Beute zugefallen) entliess, dem Helenus vermählte und ihm auch seinen Sohn von Andromache, Molossus, anvertraute. Pyrrhus entführte mit Tyndareus' Erlaubniss H., weil diese des Muttermordes wegen den Orestes verabscheute; Letzterer aber eilte dem Entführer nach, raubte ihm vor dem Altar seines Vaters, des Heros Achilles, das Leben, und führte die schöne Beute wieder mit sich hinweg. Hermippe (Gr. M.), Tochter des Böotus, vermählt mit Orchomenus, einem Sohne des Jupiter und der Danaide Hesione. Ihr Sohn hiess Minyas. Hermochares (Gr. M.), Erbauer des Tempels der Ctesylla zu Julis auf der Insel Ceos. Hermod, Fig. 159 (Nord. M.), Sohn des Odin, welcher in der Asenlehre ungefähr die Rolle des Mercur Fig. 159. Hermotimus (Gr. M.), ein Liebling der Götter aus Clazomenä in Jonien, welcher im Stande war, seine Seele willkürlich von seinem Körper zu trennen: halb lebend, in schweren Schlaf versenkt, blieb dieser letztere zurück, während die Seele ferne Regionen durchstreifte. Sie kehrte gewöhnlich bald zurück, um den Körper wieder zu beleben; dann erzählte H. die wunderbarsten Dinge, welche er gesehen zu haben vorgab, und oft Begebenheiten, an fremden Orten vorgefallen, so eben erst geschehen, welche er nicht wissen konnte, ohne dabei gewesen zu sein. Diess machte sein Ansehen immer höher steigen, bis zur göttlichen Verehrung; als endlich seine Feinde den von der Seele verlassenen Körper verbrannt, und dadurch der Seele die Rückkehr abgeschnitten hatten, baute ihm seine Vaterstadt einen Tempel, doch durfte kein Weib denselben betreten. Hero (Gr. M.), s. Leander. Herophile (Gr. M.), eine der Sibyllen, Tochter des Jupiter und der Lamia, einer Tochter des Neptun, lebte noch vor dem trojanischen Kriege. Sie soll vorher verkündet haben, dass zum Verderben von Asien und Europa Helena in Sparta erzogen werde, und dass Ilium um ihretwillen durch die Hellenen untergehen würde. Die Delphier zeigten einen Felsen, auf dessen Gipfel stehend sie ihre Sprüche gesungen haben sollte. Ueber ihre Abkunft ist man zweifelhaft; nach Einigen gilt ein Hirte Theodorus für ihren Vater; Andere geben sie für Apollo's Gattin, für seine Schwester, ja für seine Tochter aus, Sie muss grosse Wanderungen gemacht haben, denn an vielen Orten findet man Erinnerungen an sie, in Troas aber lag sie begraben; im Haine des Apollo Smintheus hatte ein Denkmal. Heros, griechische Benennung für das, was wir unter Halbgott verstehen: Sohn eines Gottes und einer Sterblichen, oder eines Sterblichen und einer Göttin, oder auch ein vergötterter Mensch, ein Held, durch grosse Thaten ausgezeichnet, nach seinem Tode unter die Zahl der Götter aufgenommen, und durch einen Altar oder einen Tempel geehrt. Herse (Gr. M.), Geliebte des Mercur und von ihm Mutter des Cephalus. (Das Uebrige, sie Betreffende, s. unter Erichthonius) Hersilia (Röm. M.), eine schöne Sabinerin, Tochter des Hostus Hostilius aus Medullia, erbeutet, als Romulus im Circus die anwesenden Gäste überfallen und alle Mädchen und Frauen rauben liess; sie war die schönste und edelste und fiel dem Beherrscher des Raubstaates zu. Nach ihrem Tode ward sie als Göttin Horta verehrt, und mit dem vergötterten Romulus (Quirinus) in seinem Tempel angebetet. Herteiter (Nord. M.), Beiname des Gottes Odin. Hertha, falsche, obwohl früher allgemein angenommene Lesart bei Tacitus, statt Nerthus (s. d.). Hesione (Gr. M.), war mit Telamon vermählt und gebar ihm den Teucer, nach anderen Nachrichten auch einen Sohn Trambelus, doch erst, als sie, mit ihrem Manne unzufrieden, nach Milet geflohen war. Dort wurde der König Arion ihr Gatte und des Sohnes Pflegevater, den er jedoch nicht vor der Hand des Achilles schützen konnte, welcher ihn erschlug. Da er hörte, dass es Telamons tapferer Sohn sei, betrauerte er ihn und weihte ihm ein Denkmal. Ihre weitere Geschichte s. unter Hercules. Hesperiden (Gr. M.), Töchter des Atlas und der Hesperis, deren drei bis sieben genannt werden. Als Juno sich mit Jupiter vermählte, brachten alle Götter Geschenke dar; die Erde liess zu diesem Behuf einen Baum aus ihrem Schooss emporsprossen, der goldene Aepfel trug. Diesen zu bewachen, befahl sie den Schwestern, welche nach ihrer Mutter H. hiessen; bald aber fand sie diesen Schutz um so weniger hinreichend, als die Mädchen selbst dem schönen Apfelbaum fleissig zusprachen; sie sandte daher einen Sohn des Typhon und der Echidna, den furchtbaren, nie schlafenden, hundertköpfigen Drachen Ladon zu dem Baume, welcher durch sein furchtbares Gebrüll und seine scheussliche Gestalt Alles hinwegscheuchte, was sich den kostbaren Aepfeln nahen wollte. Zu ihnen ward Hercules geschickt, um unendlicher Weisheit das Erhabenste hinzu, was je eines Menschen Griffel auf Pergament gezeichnet. Diese Werke, an deren Existenz selbst grosse Gelehrte der Gegenwart glauben, gaben zu einer Masse Schriften Anlass, welche von den Mystikern als heilige Reliquien einer fernen Urzeit verschlungen und der Born der Weisheit genannt wurden; besonders lebten sie in den Köpfen der Adepten, der Leute, welche den Stein der Weisen linden wollten. – 3) H., soll mit dem Horus der Aegypter identisch sein; er oder der vorige hat seine Weisheit von Gott selbst erhalten, der ihm ein aus sich geborenes Buch übergab, in welchem Alles stand, was gelernt werden kann. – 4) H., s. Tautes. Hermion (Gr. M.), Sohn des Europs, Enkel des Phoroneus, Gründer der Stadt Hermione im Peloponnes. Hermione (Gr. M.), Tochter der Helena von Menelaus, zu Sparta geboren, noch ehe Paris die Mutter entführte. 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M.), Sohn des Odin, welcher in der Asenlehre ungefähr die Rolle des Mercur Fig. 159. Hermotimus (Gr. M.), ein Liebling der Götter aus Clazomenä in Jonien, welcher im Stande war, seine Seele willkürlich von seinem Körper zu trennen: halb lebend, in schweren Schlaf versenkt, blieb dieser letztere zurück, während die Seele ferne Regionen durchstreifte. Sie kehrte gewöhnlich bald zurück, um den Körper wieder zu beleben; dann erzählte H. die wunderbarsten Dinge, welche er gesehen zu haben vorgab, und oft Begebenheiten, an fremden Orten vorgefallen, so eben erst geschehen, welche er nicht wissen konnte, ohne dabei gewesen zu sein. Diess machte sein Ansehen immer höher steigen, bis zur göttlichen Verehrung; als endlich seine Feinde den von der Seele verlassenen Körper verbrannt, und dadurch der Seele die Rückkehr abgeschnitten hatten, baute ihm seine Vaterstadt einen Tempel, doch durfte kein Weib denselben betreten. Hero (Gr. M.), s. Leander. Herophile (Gr. M.), eine der Sibyllen, Tochter des Jupiter und der Lamia, einer Tochter des Neptun, lebte noch vor dem trojanischen Kriege. Sie soll vorher verkündet haben, dass zum Verderben von Asien und Europa Helena in Sparta erzogen werde, und dass Ilium um ihretwillen durch die Hellenen untergehen würde. Die Delphier zeigten einen Felsen, auf dessen Gipfel stehend sie ihre Sprüche gesungen haben sollte. Ueber ihre Abkunft ist man zweifelhaft; nach Einigen gilt ein Hirte Theodorus für ihren Vater; Andere geben sie für Apollo's Gattin, für seine Schwester, ja für seine Tochter aus, Sie muss grosse Wanderungen gemacht haben, denn an vielen Orten findet man Erinnerungen an sie, in Troas aber lag sie begraben; im Haine des Apollo Smintheus hatte ein Denkmal. Heros, griechische Benennung für das, was wir unter Halbgott verstehen: Sohn eines Gottes und einer Sterblichen, oder eines Sterblichen und einer Göttin, oder auch ein vergötterter Mensch, ein Held, durch grosse Thaten ausgezeichnet, nach seinem Tode unter die Zahl der Götter aufgenommen, und durch einen Altar oder einen Tempel geehrt. Herse (Gr. M.), Geliebte des Mercur und von ihm Mutter des Cephalus. (Das Uebrige, sie Betreffende, s. unter Erichthonius) Hersilia (Röm. M.), eine schöne Sabinerin, Tochter des Hostus Hostilius aus Medullia, erbeutet, als Romulus im Circus die anwesenden Gäste überfallen und alle Mädchen und Frauen rauben liess; sie war die schönste und edelste und fiel dem Beherrscher des Raubstaates zu. Nach ihrem Tode ward sie als Göttin Horta verehrt, und mit dem vergötterten Romulus (Quirinus) in seinem Tempel angebetet. Herteiter (Nord. M.), Beiname des Gottes Odin. Hertha, falsche, obwohl früher allgemein angenommene Lesart bei Tacitus, statt Nerthus (s. d.). Hesione (Gr. M.), war mit Telamon vermählt und gebar ihm den Teucer, nach anderen Nachrichten auch einen Sohn Trambelus, doch erst, als sie, mit ihrem Manne unzufrieden, nach Milet geflohen war. Dort wurde der König Arion ihr Gatte und des Sohnes Pflegevater, den er jedoch nicht vor der Hand des Achilles schützen konnte, welcher ihn erschlug. Da er hörte, dass es Telamons tapferer Sohn sei, betrauerte er ihn und weihte ihm ein Denkmal. Ihre weitere Geschichte s. unter Hercules. Hesperiden (Gr. M.), Töchter des Atlas und der Hesperis, deren drei bis sieben genannt werden. Als Juno sich mit Jupiter vermählte, brachten alle Götter Geschenke dar; die Erde liess zu diesem Behuf einen Baum aus ihrem Schooss emporsprossen, der goldene Aepfel trug. Diesen zu bewachen, befahl sie den Schwestern, welche nach ihrer Mutter H. hiessen; bald aber fand sie diesen Schutz um so weniger hinreichend, als die Mädchen selbst dem schönen Apfelbaum fleissig zusprachen; sie sandte daher einen Sohn des Typhon und der Echidna, den furchtbaren, nie schlafenden, hundertköpfigen Drachen Ladon zu dem Baume, welcher durch sein furchtbares Gebrüll und seine scheussliche Gestalt Alles hinwegscheuchte, was sich den kostbaren Aepfeln nahen wollte. Zu ihnen ward Hercules geschickt, um <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><pb facs="#f0317" n="247"/> unendlicher Weisheit das Erhabenste hinzu, was je eines Menschen Griffel auf Pergament gezeichnet. 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Diess that nun allerdings Alles, selbst Pflanzen und Steine vergossen Thränen; nur ein altes Weib (man glaubt, Loke war es, der diese Gestalt angenommen hatte) verweigerte diesen Tribut, und Baldur musste in Niflheim bleiben.</p><lb/> </div> <div type="lexiconEntry" n="2"> <p><hi rendition="#b">Hermotimus</hi> (Gr. M.), ein Liebling der Götter aus Clazomenä in Jonien, welcher im Stande war, seine Seele willkürlich von seinem Körper zu trennen: halb lebend, in schweren Schlaf versenkt, blieb dieser letztere zurück, während die Seele ferne Regionen durchstreifte. Sie kehrte gewöhnlich bald zurück, um den Körper wieder zu beleben; dann erzählte H. die wunderbarsten Dinge, welche er gesehen zu haben vorgab, und oft Begebenheiten, an fremden Orten vorgefallen, so eben erst geschehen, welche er nicht wissen konnte, ohne dabei gewesen zu sein. 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unendlicher Weisheit das Erhabenste hinzu, was je eines Menschen Griffel auf Pergament gezeichnet. Diese Werke, an deren Existenz selbst grosse Gelehrte der Gegenwart glauben, gaben zu einer Masse Schriften Anlass, welche von den Mystikern als heilige Reliquien einer fernen Urzeit verschlungen und der Born der Weisheit genannt wurden; besonders lebten sie in den Köpfen der Adepten, der Leute, welche den Stein der Weisen linden wollten. – 3) H., soll mit dem Horus der Aegypter identisch sein; er oder der vorige hat seine Weisheit von Gott selbst erhalten, der ihm ein aus sich geborenes Buch übergab, in welchem Alles stand, was gelernt werden kann. – 4) H., s. Tautes.
Hermion (Gr. M.), Sohn des Europs, Enkel des Phoroneus, Gründer der Stadt Hermione im Peloponnes.
Hermione (Gr. M.), Tochter der Helena von Menelaus, zu Sparta geboren, noch ehe Paris die Mutter entführte. Als der König mit seinem Bruder dieses Raubes wegen nach Troja zog, blieb H. bei ihrem Grossvater Tyndareus, der sie dem Orestes vermählte; solches nicht wissend, versprach Menelaus sie dem Sohne des Achilles, Pyrrhus, welcher desshalb die Andromache (Hectors Gattin, ihm bei Theilung der Beute zugefallen) entliess, dem Helenus vermählte und ihm auch seinen Sohn von Andromache, Molossus, anvertraute. Pyrrhus entführte mit Tyndareus' Erlaubniss H., weil diese des Muttermordes wegen den Orestes verabscheute; Letzterer aber eilte dem Entführer nach, raubte ihm vor dem Altar seines Vaters, des Heros Achilles, das Leben, und führte die schöne Beute wieder mit sich hinweg.
Hermippe (Gr. M.), Tochter des Böotus, vermählt mit Orchomenus, einem Sohne des Jupiter und der Danaïde Hesione. Ihr Sohn hiess Minyas.
Hermochares (Gr. M.), Erbauer des Tempels der Ctesylla zu Julis auf der Insel Ceos.
Hermod, Fig. 159 (Nord. M.), Sohn des Odin, welcher in der Asenlehre ungefähr die Rolle des Mercur
[Abbildung Fig. 159.
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spielt; er ist, wie dieser, ein Bote der Götter, durch seine Schnelligkeit und Gewandtheit ausgezeichnet, führt auch die Todten in die andere Welt, nur, wie begreiflich, mit einigen Modificationen; so begleitet er von den Gestorbenen nur die Helden nach Walhalla u. dgl. Auf der Reise zur Hel, von welcher er Baldurs Befreiung auswirken wollte, reitet er Odins achtfüssiges Ross und setzt über das Gitter um Helheim; die Todesgöttin will Balder loslassen, wenn Alles in der Welt um ihn weine. Diess that nun allerdings Alles, selbst Pflanzen und Steine vergossen Thränen; nur ein altes Weib (man glaubt, Loke war es, der diese Gestalt angenommen hatte) verweigerte diesen Tribut, und Baldur musste in Niflheim bleiben.
Hermotimus (Gr. M.), ein Liebling der Götter aus Clazomenä in Jonien, welcher im Stande war, seine Seele willkürlich von seinem Körper zu trennen: halb lebend, in schweren Schlaf versenkt, blieb dieser letztere zurück, während die Seele ferne Regionen durchstreifte. Sie kehrte gewöhnlich bald zurück, um den Körper wieder zu beleben; dann erzählte H. die wunderbarsten Dinge, welche er gesehen zu haben vorgab, und oft Begebenheiten, an fremden Orten vorgefallen, so eben erst geschehen, welche er nicht wissen konnte, ohne dabei gewesen zu sein. Diess machte sein Ansehen immer höher steigen, bis zur göttlichen Verehrung; als endlich seine Feinde den von der Seele verlassenen Körper verbrannt, und dadurch der Seele die Rückkehr abgeschnitten hatten, baute ihm seine Vaterstadt einen Tempel, doch durfte kein Weib denselben betreten.
Hero (Gr. M.), s. Leander.
Herophile (Gr. M.), eine der Sibyllen, Tochter des Jupiter und der Lamia, einer Tochter des Neptun, lebte noch vor dem trojanischen Kriege. Sie soll vorher verkündet haben, dass zum Verderben von Asien und Europa Helena in Sparta erzogen werde, und dass Ilium um ihretwillen durch die Hellenen untergehen würde. Die Delphier zeigten einen Felsen, auf dessen Gipfel stehend sie ihre Sprüche gesungen haben sollte. Ueber ihre Abkunft ist man zweifelhaft; nach Einigen gilt ein Hirte Theodorus für ihren Vater; Andere geben sie für Apollo's Gattin, für seine Schwester, ja für seine Tochter aus, Sie muss grosse Wanderungen gemacht haben, denn an vielen Orten findet man Erinnerungen an sie, in Troas aber lag sie begraben; im Haine des Apollo Smintheus hatte ein Denkmal.
Heros, griechische Benennung für das, was wir unter Halbgott verstehen: Sohn eines Gottes und einer Sterblichen, oder eines Sterblichen und einer Göttin, oder auch ein vergötterter Mensch, ein Held, durch grosse Thaten ausgezeichnet, nach seinem Tode unter die Zahl der Götter aufgenommen, und durch einen Altar oder einen Tempel geehrt.
Herse (Gr. M.), Geliebte des Mercur und von ihm Mutter des Cephalus. (Das Uebrige, sie Betreffende, s. unter Erichthonius)
Hersilia (Röm. M.), eine schöne Sabinerin, Tochter des Hostus Hostilius aus Medullia, erbeutet, als Romulus im Circus die anwesenden Gäste überfallen und alle Mädchen und Frauen rauben liess; sie war die schönste und edelste und fiel dem Beherrscher des Raubstaates zu. Nach ihrem Tode ward sie als Göttin Horta verehrt, und mit dem vergötterten Romulus (Quirinus) in seinem Tempel angebetet.
Herteiter (Nord. M.), Beiname des Gottes Odin.
Hertha, falsche, obwohl früher allgemein angenommene Lesart bei Tacitus, statt Nerthus (s. d.).
Hesione (Gr. M.), war mit Telamon vermählt und gebar ihm den Teucer, nach anderen Nachrichten auch einen Sohn Trambelus, doch erst, als sie, mit ihrem Manne unzufrieden, nach Milet geflohen war. Dort wurde der König Arion ihr Gatte und des Sohnes Pflegevater, den er jedoch nicht vor der Hand des Achilles schützen konnte, welcher ihn erschlug. Da er hörte, dass es Telamons tapferer Sohn sei, betrauerte er ihn und weihte ihm ein Denkmal. Ihre weitere Geschichte s. unter Hercules.
Hesperiden (Gr. M.), Töchter des Atlas und der Hesperis, deren drei bis sieben genannt werden. Als Juno sich mit Jupiter vermählte, brachten alle Götter Geschenke dar; die Erde liess zu diesem Behuf einen Baum aus ihrem Schooss emporsprossen, der goldene Aepfel trug. Diesen zu bewachen, befahl sie den Schwestern, welche nach ihrer Mutter H. hiessen; bald aber fand sie diesen Schutz um so weniger hinreichend, als die Mädchen selbst dem schönen Apfelbaum fleissig zusprachen; sie sandte daher einen Sohn des Typhon und der Echidna, den furchtbaren, nie schlafenden, hundertköpfigen Drachen Ladon zu dem Baume, welcher durch sein furchtbares Gebrüll und seine scheussliche Gestalt Alles hinwegscheuchte, was sich den kostbaren Aepfeln nahen wollte. Zu ihnen ward Hercules geschickt, um
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