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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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wie unter den Argonauten, und von dort an der beständige Gefährte und Wagenlenker des Hercules, welcher ihm auch seine ehemalige Gattin, Megära, zur Frau gab. Mit des Hercules Pferden erhielt er den Preis im Wettrennen bei den Spielen, welche der Erstere in Olympia einsetzte; die Köpfe der lernäischen Schlange brannte er aus, so dass nicht mehr nach jedem abgehauenen zwei neue wuchsen, half dem Alciden bei der Entführung von Geryons Rindern, ging dann auf des Orakels Befehl mit zwei und vierzig Söhnen der fünfzig Thespiaden nach Sardinien, welches er grossentheils entwilderte, kehrte zu Hercules zurück und erbaute dem kranken Helden den Scheiterhaufen, welchen anzuzünden er sich jedoch weigerte. Nach der Verbrennung die Knochen suchend, fand er keine, und nun opferte er ihm als einem Halbgott. Die Sarden nannten sich, nach dem J., Jolaer, und die Thespiaden ehrten ihn als Vater. - Schon alt geworden, wünschte er an dem Kampf, den die Heracliden zu bestehen hatten, Theil zu nehmen, und bat seinen verstorbenen Freund, ihn zu verjüngen; da erschienen über seinem Wagen zwei Sterne, Hercules und Hebe; eine Wolke hüllte ihn ein, und rüstig und jung stürmte er dahin, auf des Eurystheus Wagen zu, den er gefangen nahm und so das Treffen entschied. - Er ward zu Theben als Heros verehrt.


Iole (Gr. M.), Tochter des Könige Eurytus zu Oechalia. Dieser hatte die Hand der reizenden I. demjenigen versprochen, welcher ihn und seine Söhne im Bogenschiessen übertreffen würde: Hercules gewann den Sieg, allein der Vater weigerte sich, Wort zu halten, wesshalb H. diesen mit Krieg überzog und tödtete, und I. als Gefangene fortführte. Deianira, Hercules' Gattin, sandte an I. das vom Centaur Nessus empfangene vergiftete Gewand, unter dem Vorgeben, dass es ihr des Geliebten Treue bewahren würde, in der That aber unter der Voraussetzung, dass dadurch Hercules' Neigung zu ihr selbst wieder erwachen werde, eine Versicherung, welche ihr der von Hercules tödtlich verwundete Nessus sterbend gegeben, um sich für seinen Tod an Hercules zu rächen. Kaum hatte I. das Gewand dem neuen Gatten gereicht, als dieser von dem Gifte durchdrungen ward und vor Schmerz in Raserei gerieth, worauf er sich durch Selbstverbrennung tödtete. I., die unschuldige Ursache an dem Tode des Heros, ward von ihm dem Hyllus übergeben, welcher sie auf seines Vaters Befehl heirathete. Er zeugte mit ihr den Cleodäus.


Ion (Gr. M.), 1) s. Creusa. - 2) I., Sohn des Gargettus, welcher, aus Kleinasien kommend, sich in Attica niedergelassen und dem Flecken Gargettus seinen Namen gegeben hatte. I. ging von Athen nach Elis und baute sich bei dem Flusse Cytherus an, mit dessen Nymphe oder Tochter er vier Kinder erzeugte, welche den gemeinschaftlichen Namen Ioniden erhielten; sie hiessen: Calliphaea, Synaleaxis, Pegäa und Jasis.


Jonakur (Nord. M.) s. Hreidmar, am Ende.


Jophossa (Gr. M.), Tochter des Äetes, einerlei mit Chalciope.


Joerd (Nord. M.), Gemahlin des Odin und durch diesen Mutter des Thor; eigentlich die sommerliche, fruchtbare Erde.


Jormungand (Nord. M.), die Midgardsschlange, Tochter des Loke und der Riesin Angerbode, von welcher der böse Ase noch den Wolf Fenris und die blaue Hela zu Kindern hatte. Die Götter wussten, was ihnen von dieser Brut bevorstand, liessen daher den Fenriswolf bei den Asen erziehen, schleuderten die Hela in den Abgrund und die J. in das Weltmeer; hier wuchs aber die letztere so ungeheuer, dass sie die ganze Erde umschlingt, indem sie sich in den Schwanz beisst. Wenn sie trinkt, entsteht Ebbe, und wenn sie das Wasser wieder von sich gibt, Fluth. So wird sie liegen bis Ragnarokr (Weltuntergang), dann aber schiesst sie aus dem Abgrund empor, treibt das Meer aus seinen Ufern, und löst so das verhängnissvolle Schiff Nagelfar von seiner Kette. Luft und Meer verpestet ihre Ausdünstung, sie greift Thor an, welcher sie zwar mit seinem Miölner erschlägt, aber auch neun Schritte zurückprallt und dennoch in den Giftströmen, die das Unthier ausspeit, ertrinken muss.


Jormunrekur, s. Hreidmar.


Jornwall (Nord. M.), ein Land, welches nur dadurch bekannt ist, dass zehn Zwerge von Swains-Haugi nach Orwanga in dem Lande J. zogen.


Jorots hata Nime (Japan. M.), eine Gottheit, welcher in dem ältesten Kamitempel zu Ise eine Capelle geweiht ist; man kennt ihre Funktionen nicht.


Jorun (Nord. M.), eine berühmte Seherin und Zaubrerin aus Odins Zeit.


Josimit (Japan. M.), ein berühmter, göttlicher Held des zwölften Jahrhunderts, in der Sintoo-Religion hoch verehrt, wiewohl nicht als Kami, zu welcher Würde nur die Kaiser selbst gelangten. In der alterthümlichen, prachtvollen und sonderbar geformten Rüstung, welche die Sjogun, d. h. die Feldherren und unmittelbaren Beschützer des Mikado, noch heutiges Tages tragen, erscheint er auf mehreren japanischen Gemälden, und wird hoch verehrt.


Joten (Nord. M.). Es scheint, als seien diese Gestaltungen der Götterlehre des skandinavischen Alterthums nicht blosse Phantasiegebilde gewesen, sondern als haben die Erzählungen von ihnen einen historischen Grund gehabt. Nach dieser Voraussetzung muss man sie für die Urbewohner des höchsten Nordens von Europa halten, welche durch die Begleiter Odins aus ihren Sitzen vertrieben wurden, daher die ununterbrochene Feindschaft zwischen J. und Asen. - Die Fabel macht die J. zu ungeheuern Riesen und Zauberern, denen die meisten Kräfte der Natur untergeben waren, zu Bewohnern finsterer Felsschluchten und Höhlen, macht reissende Bergströme zu ihren Söhnen, klare, sanft fortrieselnde Bäche zu ihren Töchtern, welche so schön waren, dass nicht selten die erhabenen Asen um ihre Gunst warben, und sich mit ihnen vermählten, doch blieb die angestammte Feindschaft darum gleich gross, wenn auch Einzelne sich mit einander verschwägerten. Sie und die Thussen oder Thursen scheinen Eines Geschlechtes gewesen zu sein, und der ehemals weit verbreiteten zahlreichen und mächtigen Nation der Finnen angehört zu haben.


Jotunheim (Nord. M.), das Reich der Joten (s. d.). Aus des Weltriesen Ymer Augenbrauen baueten die Letzteren Verschanzungen gegen die mächtigen Erdensöhne.


Joulouka (M. der Antillenvölker), der ungeheure Geist, dessen federngeschmücktes Haupt man allein im Regenbogen sieht, bei den Karaiben verehrt, welche glauben, dass der ganze übrige Körper vom Meere bedeckt sei, und man denselben nur dann und wann neugierig aus den Wellen schauen sehe. Auf dem Meere schadet er ihnen nicht, sind sie jedoch auf dem Lande, so verbergen sie sich furchtsam.


Joxus (Gr. M.), Sohn des Melanippus, Enkel des Theseus und der Perigune, einer Tochter des Räubers Sinnis, den der Held getödtet hatte. Perigune verbarg sich, ward jedoch von Theseus gefunden und leichter besiegt, als ihr Vater. Sie ward später von ihm dem Deioneus, einem Sohne des Eurytus von Oechalia, zur Gemahlin gegeben. J. führte mit Ornytus eine Colonie nach Carien.


Ipabog (Slav. M.), ein Götzenbild der Wenden, durch die obotritischen Alterthümer von Rhetra bekannt geworden, wahrscheinlich auf Rügen als Jagdgott verehrt. Das Bild hat ein unverhältnissmässig grosses, abscheuliches Gesicht, mit starkem Knebelbart und darunter hervorquellendem langem, ungekräuseltem Bart, die starken Augenknochen, die hervortretenden Backen sind beschattet durch eine runde Sturmhaube, welche an ihrem Rande rundum Zacken, auf einer Seite aber ein starkes Horn hat; ein Ansatz auf der andern Seite lässt vermuthen, dass dort ein ähnliches gesessen habe. Das unförmliche Gewand reicht etwa bis an die Kniee der Figur, die höchstens drei ihrer Köpfe hoch ist. Am Rande des Kleides angebrachte Jagdgeräthe lassen schliessen, dass dieser Götze der Jagd vorgestanden habe.


Iphianassa (Gr. M.), 1) ein anderer Name der Iphigenia, Tochter des Agamemnon. - 2) I. (Andere nennen sie Neis), eine Nymphe, Geliebte des Endymion und von ihm Mutter des Aetolus.


Iphicles (Gr. M.), 1) Halbbruder des Hercules, einen Tag jünger als dieser. Da seine Mutter, Alcmene, zwei Knaben geboren hatte, Amphitruo aber gern wissen wollte, wer sein und wer Jupiters Sohn sei, so warf er zwei Schlangen in die Wiege der Kinder, welche Hercules erdrückte, während I. schreiend entfloh; nach Anderen sandte Juno diese Thiere, um den jungen Halbgott zu verderben. I. ward des Bruders steter Begleiter, vermählte sich mit der jüngsten Tochter des Creon, und

wie unter den Argonauten, und von dort an der beständige Gefährte und Wagenlenker des Hercules, welcher ihm auch seine ehemalige Gattin, Megära, zur Frau gab. Mit des Hercules Pferden erhielt er den Preis im Wettrennen bei den Spielen, welche der Erstere in Olympia einsetzte; die Köpfe der lernäischen Schlange brannte er aus, so dass nicht mehr nach jedem abgehauenen zwei neue wuchsen, half dem Alciden bei der Entführung von Geryons Rindern, ging dann auf des Orakels Befehl mit zwei und vierzig Söhnen der fünfzig Thespiaden nach Sardinien, welches er grossentheils entwilderte, kehrte zu Hercules zurück und erbaute dem kranken Helden den Scheiterhaufen, welchen anzuzünden er sich jedoch weigerte. Nach der Verbrennung die Knochen suchend, fand er keine, und nun opferte er ihm als einem Halbgott. Die Sarden nannten sich, nach dem J., Jolaer, und die Thespiaden ehrten ihn als Vater. – Schon alt geworden, wünschte er an dem Kampf, den die Heracliden zu bestehen hatten, Theil zu nehmen, und bat seinen verstorbenen Freund, ihn zu verjüngen; da erschienen über seinem Wagen zwei Sterne, Hercules und Hebe; eine Wolke hüllte ihn ein, und rüstig und jung stürmte er dahin, auf des Eurystheus Wagen zu, den er gefangen nahm und so das Treffen entschied. – Er ward zu Theben als Heros verehrt.


Iole (Gr. M.), Tochter des Könige Eurytus zu Oechalia. Dieser hatte die Hand der reizenden I. demjenigen versprochen, welcher ihn und seine Söhne im Bogenschiessen übertreffen würde: Hercules gewann den Sieg, allein der Vater weigerte sich, Wort zu halten, wesshalb H. diesen mit Krieg überzog und tödtete, und I. als Gefangene fortführte. Deïanira, Hercules' Gattin, sandte an I. das vom Centaur Nessus empfangene vergiftete Gewand, unter dem Vorgeben, dass es ihr des Geliebten Treue bewahren würde, in der That aber unter der Voraussetzung, dass dadurch Hercules' Neigung zu ihr selbst wieder erwachen werde, eine Versicherung, welche ihr der von Hercules tödtlich verwundete Nessus sterbend gegeben, um sich für seinen Tod an Hercules zu rächen. Kaum hatte I. das Gewand dem neuen Gatten gereicht, als dieser von dem Gifte durchdrungen ward und vor Schmerz in Raserei gerieth, worauf er sich durch Selbstverbrennung tödtete. I., die unschuldige Ursache an dem Tode des Heros, ward von ihm dem Hyllus übergeben, welcher sie auf seines Vaters Befehl heirathete. Er zeugte mit ihr den Cleodäus.


Ion (Gr. M.), 1) s. Creusa. – 2) I., Sohn des Gargettus, welcher, aus Kleinasien kommend, sich in Attica niedergelassen und dem Flecken Gargettus seinen Namen gegeben hatte. I. ging von Athen nach Elis und baute sich bei dem Flusse Cytherus an, mit dessen Nymphe oder Tochter er vier Kinder erzeugte, welche den gemeinschaftlichen Namen Ioniden erhielten; sie hiessen: Calliphaea, Synaleaxis, Pegäa und Jasis.


Jonakur (Nord. M.) s. Hreidmar, am Ende.


Jophossa (Gr. M.), Tochter des Äetes, einerlei mit Chalciope.


Joerd (Nord. M.), Gemahlin des Odin und durch diesen Mutter des Thor; eigentlich die sommerliche, fruchtbare Erde.


Jormungand (Nord. M.), die Midgardsschlange, Tochter des Loke und der Riesin Angerbode, von welcher der böse Ase noch den Wolf Fenris und die blaue Hela zu Kindern hatte. Die Götter wussten, was ihnen von dieser Brut bevorstand, liessen daher den Fenriswolf bei den Asen erziehen, schleuderten die Hela in den Abgrund und die J. in das Weltmeer; hier wuchs aber die letztere so ungeheuer, dass sie die ganze Erde umschlingt, indem sie sich in den Schwanz beisst. Wenn sie trinkt, entsteht Ebbe, und wenn sie das Wasser wieder von sich gibt, Fluth. So wird sie liegen bis Ragnarokr (Weltuntergang), dann aber schiesst sie aus dem Abgrund empor, treibt das Meer aus seinen Ufern, und löst so das verhängnissvolle Schiff Nagelfar von seiner Kette. Luft und Meer verpestet ihre Ausdünstung, sie greift Thor an, welcher sie zwar mit seinem Miölner erschlägt, aber auch neun Schritte zurückprallt und dennoch in den Giftströmen, die das Unthier ausspeit, ertrinken muss.


Jormunrekur, s. Hreidmar.


Jornwall (Nord. M.), ein Land, welches nur dadurch bekannt ist, dass zehn Zwerge von Swains-Haugi nach Orwanga in dem Lande J. zogen.


Jorots hata Nime (Japan. M.), eine Gottheit, welcher in dem ältesten Kamitempel zu Ise eine Capelle geweiht ist; man kennt ihre Funktionen nicht.


Jorun (Nord. M.), eine berühmte Seherin und Zaubrerin aus Odins Zeit.


Josimit (Japan. M.), ein berühmter, göttlicher Held des zwölften Jahrhunderts, in der Sintoo-Religion hoch verehrt, wiewohl nicht als Kami, zu welcher Würde nur die Kaiser selbst gelangten. In der alterthümlichen, prachtvollen und sonderbar geformten Rüstung, welche die Sjogun, d. h. die Feldherren und unmittelbaren Beschützer des Mikado, noch heutiges Tages tragen, erscheint er auf mehreren japanischen Gemälden, und wird hoch verehrt.


Joten (Nord. M.). Es scheint, als seien diese Gestaltungen der Götterlehre des skandinavischen Alterthums nicht blosse Phantasiegebilde gewesen, sondern als haben die Erzählungen von ihnen einen historischen Grund gehabt. Nach dieser Voraussetzung muss man sie für die Urbewohner des höchsten Nordens von Europa halten, welche durch die Begleiter Odins aus ihren Sitzen vertrieben wurden, daher die ununterbrochene Feindschaft zwischen J. und Asen. – Die Fabel macht die J. zu ungeheuern Riesen und Zauberern, denen die meisten Kräfte der Natur untergeben waren, zu Bewohnern finsterer Felsschluchten und Höhlen, macht reissende Bergströme zu ihren Söhnen, klare, sanft fortrieselnde Bäche zu ihren Töchtern, welche so schön waren, dass nicht selten die erhabenen Asen um ihre Gunst warben, und sich mit ihnen vermählten, doch blieb die angestammte Feindschaft darum gleich gross, wenn auch Einzelne sich mit einander verschwägerten. Sie und die Thussen oder Thursen scheinen Eines Geschlechtes gewesen zu sein, und der ehemals weit verbreiteten zahlreichen und mächtigen Nation der Finnen angehört zu haben.


Jotunheim (Nord. M.), das Reich der Joten (s. d.). Aus des Weltriesen Ymer Augenbrauen baueten die Letzteren Verschanzungen gegen die mächtigen Erdensöhne.


Joulouka (M. der Antillenvölker), der ungeheure Geist, dessen federngeschmücktes Haupt man allein im Regenbogen sieht, bei den Karaiben verehrt, welche glauben, dass der ganze übrige Körper vom Meere bedeckt sei, und man denselben nur dann und wann neugierig aus den Wellen schauen sehe. Auf dem Meere schadet er ihnen nicht, sind sie jedoch auf dem Lande, so verbergen sie sich furchtsam.


Joxus (Gr. M.), Sohn des Melanippus, Enkel des Theseus und der Perigune, einer Tochter des Räubers Sinnis, den der Held getödtet hatte. Perigune verbarg sich, ward jedoch von Theseus gefunden und leichter besiegt, als ihr Vater. Sie ward später von ihm dem Deïoneus, einem Sohne des Eurytus von Oechalia, zur Gemahlin gegeben. J. führte mit Ornytus eine Colonie nach Carien.


Ipabog (Slav. M.), ein Götzenbild der Wenden, durch die obotritischen Alterthümer von Rhetra bekannt geworden, wahrscheinlich auf Rügen als Jagdgott verehrt. Das Bild hat ein unverhältnissmässig grosses, abscheuliches Gesicht, mit starkem Knebelbart und darunter hervorquellendem langem, ungekräuseltem Bart, die starken Augenknochen, die hervortretenden Backen sind beschattet durch eine runde Sturmhaube, welche an ihrem Rande rundum Zacken, auf einer Seite aber ein starkes Horn hat; ein Ansatz auf der andern Seite lässt vermuthen, dass dort ein ähnliches gesessen habe. Das unförmliche Gewand reicht etwa bis an die Kniee der Figur, die höchstens drei ihrer Köpfe hoch ist. Am Rande des Kleides angebrachte Jagdgeräthe lassen schliessen, dass dieser Götze der Jagd vorgestanden habe.


Iphianassa (Gr. M.), 1) ein anderer Name der Iphigenia, Tochter des Agamemnon. – 2) I. (Andere nennen sie Neïs), eine Nymphe, Geliebte des Endymion und von ihm Mutter des Aetolus.


Iphicles (Gr. M.), 1) Halbbruder des Hercules, einen Tag jünger als dieser. Da seine Mutter, Alcmene, zwei Knaben geboren hatte, Amphitruo aber gern wissen wollte, wer sein und wer Jupiters Sohn sei, so warf er zwei Schlangen in die Wiege der Kinder, welche Hercules erdrückte, während I. schreiend entfloh; nach Anderen sandte Juno diese Thiere, um den jungen Halbgott zu verderben. I. ward des Bruders steter Begleiter, vermählte sich mit der jüngsten Tochter des Creon, und

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[279/0349] wie unter den Argonauten, und von dort an der beständige Gefährte und Wagenlenker des Hercules, welcher ihm auch seine ehemalige Gattin, Megära, zur Frau gab. Mit des Hercules Pferden erhielt er den Preis im Wettrennen bei den Spielen, welche der Erstere in Olympia einsetzte; die Köpfe der lernäischen Schlange brannte er aus, so dass nicht mehr nach jedem abgehauenen zwei neue wuchsen, half dem Alciden bei der Entführung von Geryons Rindern, ging dann auf des Orakels Befehl mit zwei und vierzig Söhnen der fünfzig Thespiaden nach Sardinien, welches er grossentheils entwilderte, kehrte zu Hercules zurück und erbaute dem kranken Helden den Scheiterhaufen, welchen anzuzünden er sich jedoch weigerte. Nach der Verbrennung die Knochen suchend, fand er keine, und nun opferte er ihm als einem Halbgott. Die Sarden nannten sich, nach dem J., Jolaer, und die Thespiaden ehrten ihn als Vater. – Schon alt geworden, wünschte er an dem Kampf, den die Heracliden zu bestehen hatten, Theil zu nehmen, und bat seinen verstorbenen Freund, ihn zu verjüngen; da erschienen über seinem Wagen zwei Sterne, Hercules und Hebe; eine Wolke hüllte ihn ein, und rüstig und jung stürmte er dahin, auf des Eurystheus Wagen zu, den er gefangen nahm und so das Treffen entschied. – Er ward zu Theben als Heros verehrt. Iole (Gr. M.), Tochter des Könige Eurytus zu Oechalia. Dieser hatte die Hand der reizenden I. demjenigen versprochen, welcher ihn und seine Söhne im Bogenschiessen übertreffen würde: Hercules gewann den Sieg, allein der Vater weigerte sich, Wort zu halten, wesshalb H. diesen mit Krieg überzog und tödtete, und I. als Gefangene fortführte. Deïanira, Hercules' Gattin, sandte an I. das vom Centaur Nessus empfangene vergiftete Gewand, unter dem Vorgeben, dass es ihr des Geliebten Treue bewahren würde, in der That aber unter der Voraussetzung, dass dadurch Hercules' Neigung zu ihr selbst wieder erwachen werde, eine Versicherung, welche ihr der von Hercules tödtlich verwundete Nessus sterbend gegeben, um sich für seinen Tod an Hercules zu rächen. Kaum hatte I. das Gewand dem neuen Gatten gereicht, als dieser von dem Gifte durchdrungen ward und vor Schmerz in Raserei gerieth, worauf er sich durch Selbstverbrennung tödtete. I., die unschuldige Ursache an dem Tode des Heros, ward von ihm dem Hyllus übergeben, welcher sie auf seines Vaters Befehl heirathete. Er zeugte mit ihr den Cleodäus. Ion (Gr. M.), 1) s. Creusa. – 2) I., Sohn des Gargettus, welcher, aus Kleinasien kommend, sich in Attica niedergelassen und dem Flecken Gargettus seinen Namen gegeben hatte. I. ging von Athen nach Elis und baute sich bei dem Flusse Cytherus an, mit dessen Nymphe oder Tochter er vier Kinder erzeugte, welche den gemeinschaftlichen Namen Ioniden erhielten; sie hiessen: Calliphaea, Synaleaxis, Pegäa und Jasis. Jonakur (Nord. M.) s. Hreidmar, am Ende. Jophossa (Gr. M.), Tochter des Äetes, einerlei mit Chalciope. Joerd (Nord. M.), Gemahlin des Odin und durch diesen Mutter des Thor; eigentlich die sommerliche, fruchtbare Erde. Jormungand (Nord. M.), die Midgardsschlange, Tochter des Loke und der Riesin Angerbode, von welcher der böse Ase noch den Wolf Fenris und die blaue Hela zu Kindern hatte. Die Götter wussten, was ihnen von dieser Brut bevorstand, liessen daher den Fenriswolf bei den Asen erziehen, schleuderten die Hela in den Abgrund und die J. in das Weltmeer; hier wuchs aber die letztere so ungeheuer, dass sie die ganze Erde umschlingt, indem sie sich in den Schwanz beisst. Wenn sie trinkt, entsteht Ebbe, und wenn sie das Wasser wieder von sich gibt, Fluth. So wird sie liegen bis Ragnarokr (Weltuntergang), dann aber schiesst sie aus dem Abgrund empor, treibt das Meer aus seinen Ufern, und löst so das verhängnissvolle Schiff Nagelfar von seiner Kette. Luft und Meer verpestet ihre Ausdünstung, sie greift Thor an, welcher sie zwar mit seinem Miölner erschlägt, aber auch neun Schritte zurückprallt und dennoch in den Giftströmen, die das Unthier ausspeit, ertrinken muss. Jormunrekur, s. Hreidmar. Jornwall (Nord. M.), ein Land, welches nur dadurch bekannt ist, dass zehn Zwerge von Swains-Haugi nach Orwanga in dem Lande J. zogen. Jorots hata Nime (Japan. M.), eine Gottheit, welcher in dem ältesten Kamitempel zu Ise eine Capelle geweiht ist; man kennt ihre Funktionen nicht. Jorun (Nord. M.), eine berühmte Seherin und Zaubrerin aus Odins Zeit. Josimit (Japan. M.), ein berühmter, göttlicher Held des zwölften Jahrhunderts, in der Sintoo-Religion hoch verehrt, wiewohl nicht als Kami, zu welcher Würde nur die Kaiser selbst gelangten. In der alterthümlichen, prachtvollen und sonderbar geformten Rüstung, welche die Sjogun, d. h. die Feldherren und unmittelbaren Beschützer des Mikado, noch heutiges Tages tragen, erscheint er auf mehreren japanischen Gemälden, und wird hoch verehrt. Joten (Nord. M.). Es scheint, als seien diese Gestaltungen der Götterlehre des skandinavischen Alterthums nicht blosse Phantasiegebilde gewesen, sondern als haben die Erzählungen von ihnen einen historischen Grund gehabt. Nach dieser Voraussetzung muss man sie für die Urbewohner des höchsten Nordens von Europa halten, welche durch die Begleiter Odins aus ihren Sitzen vertrieben wurden, daher die ununterbrochene Feindschaft zwischen J. und Asen. – Die Fabel macht die J. zu ungeheuern Riesen und Zauberern, denen die meisten Kräfte der Natur untergeben waren, zu Bewohnern finsterer Felsschluchten und Höhlen, macht reissende Bergströme zu ihren Söhnen, klare, sanft fortrieselnde Bäche zu ihren Töchtern, welche so schön waren, dass nicht selten die erhabenen Asen um ihre Gunst warben, und sich mit ihnen vermählten, doch blieb die angestammte Feindschaft darum gleich gross, wenn auch Einzelne sich mit einander verschwägerten. Sie und die Thussen oder Thursen scheinen Eines Geschlechtes gewesen zu sein, und der ehemals weit verbreiteten zahlreichen und mächtigen Nation der Finnen angehört zu haben. Jotunheim (Nord. M.), das Reich der Joten (s. d.). Aus des Weltriesen Ymer Augenbrauen baueten die Letzteren Verschanzungen gegen die mächtigen Erdensöhne. Joulouka (M. der Antillenvölker), der ungeheure Geist, dessen federngeschmücktes Haupt man allein im Regenbogen sieht, bei den Karaiben verehrt, welche glauben, dass der ganze übrige Körper vom Meere bedeckt sei, und man denselben nur dann und wann neugierig aus den Wellen schauen sehe. Auf dem Meere schadet er ihnen nicht, sind sie jedoch auf dem Lande, so verbergen sie sich furchtsam. Joxus (Gr. M.), Sohn des Melanippus, Enkel des Theseus und der Perigune, einer Tochter des Räubers Sinnis, den der Held getödtet hatte. Perigune verbarg sich, ward jedoch von Theseus gefunden und leichter besiegt, als ihr Vater. Sie ward später von ihm dem Deïoneus, einem Sohne des Eurytus von Oechalia, zur Gemahlin gegeben. J. führte mit Ornytus eine Colonie nach Carien. Ipabog (Slav. M.), ein Götzenbild der Wenden, durch die obotritischen Alterthümer von Rhetra bekannt geworden, wahrscheinlich auf Rügen als Jagdgott verehrt. Das Bild hat ein unverhältnissmässig grosses, abscheuliches Gesicht, mit starkem Knebelbart und darunter hervorquellendem langem, ungekräuseltem Bart, die starken Augenknochen, die hervortretenden Backen sind beschattet durch eine runde Sturmhaube, welche an ihrem Rande rundum Zacken, auf einer Seite aber ein starkes Horn hat; ein Ansatz auf der andern Seite lässt vermuthen, dass dort ein ähnliches gesessen habe. Das unförmliche Gewand reicht etwa bis an die Kniee der Figur, die höchstens drei ihrer Köpfe hoch ist. Am Rande des Kleides angebrachte Jagdgeräthe lassen schliessen, dass dieser Götze der Jagd vorgestanden habe. Iphianassa (Gr. M.), 1) ein anderer Name der Iphigenia, Tochter des Agamemnon. – 2) I. (Andere nennen sie Neïs), eine Nymphe, Geliebte des Endymion und von ihm Mutter des Aetolus. Iphicles (Gr. M.), 1) Halbbruder des Hercules, einen Tag jünger als dieser. Da seine Mutter, Alcmene, zwei Knaben geboren hatte, Amphitruo aber gern wissen wollte, wer sein und wer Jupiters Sohn sei, so warf er zwei Schlangen in die Wiege der Kinder, welche Hercules erdrückte, während I. schreiend entfloh; nach Anderen sandte Juno diese Thiere, um den jungen Halbgott zu verderben. I. ward des Bruders steter Begleiter, vermählte sich mit der jüngsten Tochter des Creon, und

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/349>, abgerufen am 22.11.2024.