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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Kalewa (Nord. M.), einer der Urgötter des höchsten Nordens, lange vor Ankunft der Asen herrschend, ein gewaltiger Riese und Vater des Jägers Hiisi, eines bösen Gottes, dessen schreckensvolle Behausung ein Ort der Verdammniss ist.


Kali (Ind. M.), die eine Hälfte der Bhawani oder Parwati, der Gemahlin des Schiwa, welche andere Mythen zu einer zweiten Gemahlin dieses Gottes machen, obwohl sie Eins mit derselben ist, und sich nur als das böse Princip der Parwati offenbart, während Bhawani das gute Princip der Parwati ist. Sie ist die Rächerin, Bestraferin des Bösen, daher auch auf das Schrecklichste mit allen Attributen der Vernichtung ausgerüstet, schwarz von Farbe, mit Flammen umgeben, mit drei Armen, vier mächtigen Hauern, weit aus dem Munde hervorstehenden Zähnen, mit sechszehn Armen, welche das Symbol ihres Rächeramtes tragen, dargestellt. Sie stirbt nach jedem Götterjahre einmal, dann nimmt Schiwa einen von ihren Knochen, reihet denselben auf eine Schnur und trägt sie um den Hals, auf welche Weise er schon ein Halsband von 21 Knochen hat. Ihr werden viele Tausende von Thieren (Ziegen und Büffelkälber) jährlich geopfert, auch Menschen schlachtet man ihr, doch sind die Umstände, unter denen dieses geschieht, in den heiligen Religionsbüchern der Indier sehr erschwerend angegeben, so dass man nicht undeutlich die Absicht erkennt, der Grausamkeit Einhalt zu thun, wiewohl bei dem Fest des Jagrenat noch immer Tausende von frommen Schwärmern sich unter die bluttriefenden Räder des Wagens dieses Götzen werfen, um sich von denselben zermalmen zu lassen, und die Opferungen der Wittwen, von den heiligen Büchern geboten, doch eigentlich auch zu den Menschenopfern gezählt werden müssen.


Kali (Ind. M.), gemeinschaftlicher Name der Schutzgötter der Städte insgesammt; jede Stadt hat ihren eigenen Schutzgott, dem sie ausserhalb ihrer Mauern einen Tempel errichtet, in welchem noch jetzt viele blutige Opfer fallen, und wo man früher auch Menschen schlachtete. In der Regel führen sie den Namen der Stadt, welche sie schützen, werden als Riesen abgebildet und hoch geehrt, doch nicht für unsterblich gehalten.


Kalidas (Ind. M.), nach der Angabe der Braminen eine Verkörperung des Brama, welche er annahm, um mehrere der heiligen Schriften, welche verloren oder zerstört waren, wieder herzustellen. So ward er ein Bramin und grosser Dichter, geboren im ersten Jahrhundert v. Chr. Von ihm hat man unter Andern für Indien höchst vorzügliche Schauspiele, auch die Sakontala. Er sammelte und ergänzte die heiligen Gedichte des Valmik, und ward besonders dadurch berühmt, dass er, den man in seiner Jugend für kenntniss- und geistlos hielt, die Stelle, auf der das alte und berühmte Ayodhya gestanden, auf's Genaueste nachweisen konnte, so dass der König Vikramaditya die Stadt wieder herstellen liess.


Kalighi (Ind. M.), die zehnte Verkörperung des Wischnu, diejenige, welche noch erwartet wird, denn die neunte, in welcher er als Krischna erschien, war seine letzte. Sobald die jetzige Zeitperiode Kali Dschug so weit vorüber ist, dass nur noch 780 Jahre von derselben bleiben, wird Wischnu erscheinen; bis dahin haben wir jedoch noch einige Zeit zu warten, denn diese vierte oder letzte Periode (Kali Dschug) dauert, nebst der ihr zugehörigen Götterdämmerung, noch 1200 Götterjahre, oder 438,000 unserer gewöhnlichen Jahre. In diesem letzten Zeitraume wird ein König aus der niedern Kaste der Schudras herrschen, welcher alle Gräuel der Anarchie heraufführen wird, indem er die niedere Kaste der höheren gleich machen will, was nun einmal, da sie aus verschiedenen Gliedmassen Brama's entsprungen, gar nicht möglich ist. Dann wird ein frommer Bramin, der diese Herabwürdigung seiner Kaste und die Erhebung der andern nicht dulden will, von ihm zum Tode verurtheilt werden, welches das grösste Verbrechen ist, das ein Tyrann begehen kann: in diesem Augenblick wird die Erde sich öffnen, der Gott Wischnu wird in seiner zehnten Verkörperung aus derselben emporsteigen, als K., auf einem weissen Ross, welches geflügelt ist, und in unbegreiflicher Schnelligkeit ihn von Ort zu Ort trägt. Mit einem flammenden Schwert vernichtet er zuerst den König, dann auch alle anderen bösen Menschen; nun regiert er als König achtzig Jahre, während welcher er überall Tugend und Unschuld wieder einführt. Mehrere seiner Nachfolger machen, wie er, die Erhebung der Religion und der Braminerkaste zu ihrem Hauptzweck, und sind desshalb vortreffliche Regenten, bis am Ende des grossen Weltalters die vollkommen gereinigte Welt in den Himmel aufgenommen wird. Ein anderer Mythus nennt Wischnu als K. selbst ein Pferd, welches schon seit Anbeginn dieses Weltalters im Himmel steht, und zwar auf dreien Füssen, weil drei Weltalter vorüber sind; sobald sich das vierte, Dschug, seinem Ende nahet, senkt das Ross seinen vierten Fuss und tritt mit demselben die Erde in den Abgrund. Untergang der Welt und des Bösen darauf ist die Folge dieses Niedertretens. Wenn die Welt sich wieder erhebt, kommen Sonne, Mond und alle Planeten zusammen in dasselbe Zeichen des Thierkreises, und das Räderwerk der Welt beginnt von vorne zu treiben. Man glaubte übrigens in diesen und den vorigen Jahren die zehnte Avatera des Wischnu bereits erfolgt, indem sich ein Cretin, ein fast stummer, völlig blödsinniger, aber äusserst starker Mensch, mit einem Kopfe, in dem man Aehnlichkeit mit dem eines Pferdes finden wollte, an mehreren Orten Indiens sehen liess. Alle Wahnsinnige werden im Morgenlande für Heilige gehalten, und so widerfuhr auch diesem das merkwürdige Glück, als Wischnu angebetet zu werden, bis sich die Braminen darein mischten und erklärten, dass noch keine Zeit zur Verkörperung des Wischnu als K. sei.


Kalinak (Ind. M.), eine ungeheure, tausendköpfige Schlange. Wischnu wollte sie fangen, und ritt desswegen auf seinem Riesenvogel Garndha zu ihr hin. Da sie diesen ankommen sah, verbarg sie sich in den Fluthen des Flusses Iumna, woselbst sie eine ungeheure Nachkommenschaft erzeugte, welche das Wasser des heiligen Stromes vergiftete. Als Wischnu in der neunten Avatera noch ein Knabe war, beschloss er (damals Krischna), die Welt von dieser Brut zu befreien. Die Schlange umwand ihn mit unzähligen Schlingen, er entzog sich denselben jedoch leicht, schritt auf ihren Köpfen einher und zertrat einen nach dem anderen; noch ehe der letzte zermalmt war, baten Frau und Kinder der Schlange, welche den Gott erkannt hatten, um Gnade für Gatten und Vater, und so ist denn die ganze Familie mit dem einköpfigen Ungeheuer in die Unterwelt verwiesen worden, wo ihr Gift gebraucht wird, die Verdammten zu quälen.


Kalinib hedana (Ind. M.), "der über den heiligen Fluss Kommende", Beiname des Rama (Wischnu in seiner achten Avatera), welcher über den Ciamuna ging, der in der Prakrit-Sprache Kalini heisst.


Kalmuecken (M. der), ist der von Tübet nahe verwandt, indem diese sich von Indien durch China, Tübet, Kaschmir, die Tatarei etc., hoch gegen Norden hinauf erstreckt; doch sind überall nur die Hauptzüge geblieben, alle Nebenbestimmungen sind verwischt oder haben ein eigenthümliches Gewand erhalten, welches sich durch klimatische, sociale und andere Verhältnisse modificirt. - Nach der Sage der zongarischen Kalmücken und Tataren war die Erde Anfangs ganz mit Wasser bedeckt; ein Sturmwind, von allen vier Weltgegenden herkommend, setzte die Wasser so gewaltsam in Bewegung, dass sie bis auf den Grund niederwühlten und aus dem Chaos sich achtzig Berge emporrangen, davon die Hälfte über der Wasserfläche eine zusammenhängende Masse bildete; sieben Götter stiegen vom Himmel herab, um die neue Erde zu besuchen, und Einige derselben entledigten sich eines natürlichen Bedürfnisses: ihre Excremente bestanden aus Honig; unwissend, welchen Ursprung derselbe habe, genossen zwei jener Götter davon, wodurch sie sich der Ehre, wieder mit den Andern zum Himmel zu steigen, beraubten, auf der Erde blieben und so dieselbe bevölkerten. - Der Götter sind überhaupt tausend, und sie regieren nach einander abwechselnd; sechs derselben: Sandgi Namzic (der gute Hüter), Zugdor Tamtgetgob (der Mitleidige), Korwa, Dschigedan (der die Welt entvölkert, indem er die Seelen in's Paradies führt), Sertub (der Goldspender) und Ostrum (der Welthüter), haben bereits ausregiert; der siebente, Schak Dschumeni, regiert gegenwärtig, ihm würde Maidiri (der Prophet) folgen; allein ehe dieser zur Regierung kommt, wird die Welt untergehen, und er sagt das Schreckensereigniss nur der Welt an, dann wird der Verderber erscheinen, umgeben von sieben Sonnen, durch welche die Welt ausgebrannt wird; ein darauf folgender Regen löscht das Feuer, und Maidiri erhebt sich zum Himmel, um von seinem Throne Besitz

Kalewa (Nord. M.), einer der Urgötter des höchsten Nordens, lange vor Ankunft der Asen herrschend, ein gewaltiger Riese und Vater des Jägers Hiisi, eines bösen Gottes, dessen schreckensvolle Behausung ein Ort der Verdammniss ist.


Kali (Ind. M.), die eine Hälfte der Bhawani oder Parwati, der Gemahlin des Schiwa, welche andere Mythen zu einer zweiten Gemahlin dieses Gottes machen, obwohl sie Eins mit derselben ist, und sich nur als das böse Princip der Parwati offenbart, während Bhawani das gute Princip der Parwati ist. Sie ist die Rächerin, Bestraferin des Bösen, daher auch auf das Schrecklichste mit allen Attributen der Vernichtung ausgerüstet, schwarz von Farbe, mit Flammen umgeben, mit drei Armen, vier mächtigen Hauern, weit aus dem Munde hervorstehenden Zähnen, mit sechszehn Armen, welche das Symbol ihres Rächeramtes tragen, dargestellt. Sie stirbt nach jedem Götterjahre einmal, dann nimmt Schiwa einen von ihren Knochen, reihet denselben auf eine Schnur und trägt sie um den Hals, auf welche Weise er schon ein Halsband von 21 Knochen hat. Ihr werden viele Tausende von Thieren (Ziegen und Büffelkälber) jährlich geopfert, auch Menschen schlachtet man ihr, doch sind die Umstände, unter denen dieses geschieht, in den heiligen Religionsbüchern der Indier sehr erschwerend angegeben, so dass man nicht undeutlich die Absicht erkennt, der Grausamkeit Einhalt zu thun, wiewohl bei dem Fest des Jagrenat noch immer Tausende von frommen Schwärmern sich unter die bluttriefenden Räder des Wagens dieses Götzen werfen, um sich von denselben zermalmen zu lassen, und die Opferungen der Wittwen, von den heiligen Büchern geboten, doch eigentlich auch zu den Menschenopfern gezählt werden müssen.


Kali (Ind. M.), gemeinschaftlicher Name der Schutzgötter der Städte insgesammt; jede Stadt hat ihren eigenen Schutzgott, dem sie ausserhalb ihrer Mauern einen Tempel errichtet, in welchem noch jetzt viele blutige Opfer fallen, und wo man früher auch Menschen schlachtete. In der Regel führen sie den Namen der Stadt, welche sie schützen, werden als Riesen abgebildet und hoch geehrt, doch nicht für unsterblich gehalten.


Kalidas (Ind. M.), nach der Angabe der Braminen eine Verkörperung des Brama, welche er annahm, um mehrere der heiligen Schriften, welche verloren oder zerstört waren, wieder herzustellen. So ward er ein Bramin und grosser Dichter, geboren im ersten Jahrhundert v. Chr. Von ihm hat man unter Andern für Indien höchst vorzügliche Schauspiele, auch die Sakontala. Er sammelte und ergänzte die heiligen Gedichte des Valmik, und ward besonders dadurch berühmt, dass er, den man in seiner Jugend für kenntniss- und geistlos hielt, die Stelle, auf der das alte und berühmte Ayodhya gestanden, auf's Genaueste nachweisen konnte, so dass der König Vikramaditya die Stadt wieder herstellen liess.


Kalighi (Ind. M.), die zehnte Verkörperung des Wischnu, diejenige, welche noch erwartet wird, denn die neunte, in welcher er als Krischna erschien, war seine letzte. Sobald die jetzige Zeitperiode Kali Dschug so weit vorüber ist, dass nur noch 780 Jahre von derselben bleiben, wird Wischnu erscheinen; bis dahin haben wir jedoch noch einige Zeit zu warten, denn diese vierte oder letzte Periode (Kali Dschug) dauert, nebst der ihr zugehörigen Götterdämmerung, noch 1200 Götterjahre, oder 438,000 unserer gewöhnlichen Jahre. In diesem letzten Zeitraume wird ein König aus der niedern Kaste der Schudras herrschen, welcher alle Gräuel der Anarchie heraufführen wird, indem er die niedere Kaste der höheren gleich machen will, was nun einmal, da sie aus verschiedenen Gliedmassen Brama's entsprungen, gar nicht möglich ist. Dann wird ein frommer Bramin, der diese Herabwürdigung seiner Kaste und die Erhebung der andern nicht dulden will, von ihm zum Tode verurtheilt werden, welches das grösste Verbrechen ist, das ein Tyrann begehen kann: in diesem Augenblick wird die Erde sich öffnen, der Gott Wischnu wird in seiner zehnten Verkörperung aus derselben emporsteigen, als K., auf einem weissen Ross, welches geflügelt ist, und in unbegreiflicher Schnelligkeit ihn von Ort zu Ort trägt. Mit einem flammenden Schwert vernichtet er zuerst den König, dann auch alle anderen bösen Menschen; nun regiert er als König achtzig Jahre, während welcher er überall Tugend und Unschuld wieder einführt. Mehrere seiner Nachfolger machen, wie er, die Erhebung der Religion und der Braminerkaste zu ihrem Hauptzweck, und sind desshalb vortreffliche Regenten, bis am Ende des grossen Weltalters die vollkommen gereinigte Welt in den Himmel aufgenommen wird. Ein anderer Mythus nennt Wischnu als K. selbst ein Pferd, welches schon seit Anbeginn dieses Weltalters im Himmel steht, und zwar auf dreien Füssen, weil drei Weltalter vorüber sind; sobald sich das vierte, Dschug, seinem Ende nahet, senkt das Ross seinen vierten Fuss und tritt mit demselben die Erde in den Abgrund. Untergang der Welt und des Bösen darauf ist die Folge dieses Niedertretens. Wenn die Welt sich wieder erhebt, kommen Sonne, Mond und alle Planeten zusammen in dasselbe Zeichen des Thierkreises, und das Räderwerk der Welt beginnt von vorne zu treiben. Man glaubte übrigens in diesen und den vorigen Jahren die zehnte Avatera des Wischnu bereits erfolgt, indem sich ein Cretin, ein fast stummer, völlig blödsinniger, aber äusserst starker Mensch, mit einem Kopfe, in dem man Aehnlichkeit mit dem eines Pferdes finden wollte, an mehreren Orten Indiens sehen liess. Alle Wahnsinnige werden im Morgenlande für Heilige gehalten, und so widerfuhr auch diesem das merkwürdige Glück, als Wischnu angebetet zu werden, bis sich die Braminen darein mischten und erklärten, dass noch keine Zeit zur Verkörperung des Wischnu als K. sei.


Kalinak (Ind. M.), eine ungeheure, tausendköpfige Schlange. Wischnu wollte sie fangen, und ritt desswegen auf seinem Riesenvogel Garndha zu ihr hin. Da sie diesen ankommen sah, verbarg sie sich in den Fluthen des Flusses Iumna, woselbst sie eine ungeheure Nachkommenschaft erzeugte, welche das Wasser des heiligen Stromes vergiftete. Als Wischnu in der neunten Avatera noch ein Knabe war, beschloss er (damals Krischna), die Welt von dieser Brut zu befreien. Die Schlange umwand ihn mit unzähligen Schlingen, er entzog sich denselben jedoch leicht, schritt auf ihren Köpfen einher und zertrat einen nach dem anderen; noch ehe der letzte zermalmt war, baten Frau und Kinder der Schlange, welche den Gott erkannt hatten, um Gnade für Gatten und Vater, und so ist denn die ganze Familie mit dem einköpfigen Ungeheuer in die Unterwelt verwiesen worden, wo ihr Gift gebraucht wird, die Verdammten zu quälen.


Kalinib hedana (Ind. M.), »der über den heiligen Fluss Kommende«, Beiname des Rama (Wischnu in seiner achten Avatera), welcher über den Ciamuna ging, der in der Prakrit-Sprache Kalini heisst.


Kalmuecken (M. der), ist der von Tübet nahe verwandt, indem diese sich von Indien durch China, Tübet, Kaschmir, die Tatarei etc., hoch gegen Norden hinauf erstreckt; doch sind überall nur die Hauptzüge geblieben, alle Nebenbestimmungen sind verwischt oder haben ein eigenthümliches Gewand erhalten, welches sich durch klimatische, sociale und andere Verhältnisse modificirt. – Nach der Sage der zongarischen Kalmücken und Tataren war die Erde Anfangs ganz mit Wasser bedeckt; ein Sturmwind, von allen vier Weltgegenden herkommend, setzte die Wasser so gewaltsam in Bewegung, dass sie bis auf den Grund niederwühlten und aus dem Chaos sich achtzig Berge emporrangen, davon die Hälfte über der Wasserfläche eine zusammenhängende Masse bildete; sieben Götter stiegen vom Himmel herab, um die neue Erde zu besuchen, und Einige derselben entledigten sich eines natürlichen Bedürfnisses: ihre Excremente bestanden aus Honig; unwissend, welchen Ursprung derselbe habe, genossen zwei jener Götter davon, wodurch sie sich der Ehre, wieder mit den Andern zum Himmel zu steigen, beraubten, auf der Erde blieben und so dieselbe bevölkerten. – Der Götter sind überhaupt tausend, und sie regieren nach einander abwechselnd; sechs derselben: Sandgi Namzic (der gute Hüter), Zugdor Tamtgetgob (der Mitleidige), Korwa, Dschigedan (der die Welt entvölkert, indem er die Seelen in's Paradies führt), Sertub (der Goldspender) und Ostrum (der Welthüter), haben bereits ausregiert; der siebente, Schak Dschumeni, regiert gegenwärtig, ihm würde Maidiri (der Prophet) folgen; allein ehe dieser zur Regierung kommt, wird die Welt untergehen, und er sagt das Schreckensereigniss nur der Welt an, dann wird der Verderber erscheinen, umgeben von sieben Sonnen, durch welche die Welt ausgebrannt wird; ein darauf folgender Regen löscht das Feuer, und Maidiri erhebt sich zum Himmel, um von seinem Throne Besitz

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[292/0362] Kalewa (Nord. M.), einer der Urgötter des höchsten Nordens, lange vor Ankunft der Asen herrschend, ein gewaltiger Riese und Vater des Jägers Hiisi, eines bösen Gottes, dessen schreckensvolle Behausung ein Ort der Verdammniss ist. Kali (Ind. M.), die eine Hälfte der Bhawani oder Parwati, der Gemahlin des Schiwa, welche andere Mythen zu einer zweiten Gemahlin dieses Gottes machen, obwohl sie Eins mit derselben ist, und sich nur als das böse Princip der Parwati offenbart, während Bhawani das gute Princip der Parwati ist. Sie ist die Rächerin, Bestraferin des Bösen, daher auch auf das Schrecklichste mit allen Attributen der Vernichtung ausgerüstet, schwarz von Farbe, mit Flammen umgeben, mit drei Armen, vier mächtigen Hauern, weit aus dem Munde hervorstehenden Zähnen, mit sechszehn Armen, welche das Symbol ihres Rächeramtes tragen, dargestellt. Sie stirbt nach jedem Götterjahre einmal, dann nimmt Schiwa einen von ihren Knochen, reihet denselben auf eine Schnur und trägt sie um den Hals, auf welche Weise er schon ein Halsband von 21 Knochen hat. Ihr werden viele Tausende von Thieren (Ziegen und Büffelkälber) jährlich geopfert, auch Menschen schlachtet man ihr, doch sind die Umstände, unter denen dieses geschieht, in den heiligen Religionsbüchern der Indier sehr erschwerend angegeben, so dass man nicht undeutlich die Absicht erkennt, der Grausamkeit Einhalt zu thun, wiewohl bei dem Fest des Jagrenat noch immer Tausende von frommen Schwärmern sich unter die bluttriefenden Räder des Wagens dieses Götzen werfen, um sich von denselben zermalmen zu lassen, und die Opferungen der Wittwen, von den heiligen Büchern geboten, doch eigentlich auch zu den Menschenopfern gezählt werden müssen. Kali (Ind. M.), gemeinschaftlicher Name der Schutzgötter der Städte insgesammt; jede Stadt hat ihren eigenen Schutzgott, dem sie ausserhalb ihrer Mauern einen Tempel errichtet, in welchem noch jetzt viele blutige Opfer fallen, und wo man früher auch Menschen schlachtete. In der Regel führen sie den Namen der Stadt, welche sie schützen, werden als Riesen abgebildet und hoch geehrt, doch nicht für unsterblich gehalten. Kalidas (Ind. M.), nach der Angabe der Braminen eine Verkörperung des Brama, welche er annahm, um mehrere der heiligen Schriften, welche verloren oder zerstört waren, wieder herzustellen. So ward er ein Bramin und grosser Dichter, geboren im ersten Jahrhundert v. Chr. Von ihm hat man unter Andern für Indien höchst vorzügliche Schauspiele, auch die Sakontala. Er sammelte und ergänzte die heiligen Gedichte des Valmik, und ward besonders dadurch berühmt, dass er, den man in seiner Jugend für kenntniss- und geistlos hielt, die Stelle, auf der das alte und berühmte Ayodhya gestanden, auf's Genaueste nachweisen konnte, so dass der König Vikramaditya die Stadt wieder herstellen liess. Kalighi (Ind. M.), die zehnte Verkörperung des Wischnu, diejenige, welche noch erwartet wird, denn die neunte, in welcher er als Krischna erschien, war seine letzte. Sobald die jetzige Zeitperiode Kali Dschug so weit vorüber ist, dass nur noch 780 Jahre von derselben bleiben, wird Wischnu erscheinen; bis dahin haben wir jedoch noch einige Zeit zu warten, denn diese vierte oder letzte Periode (Kali Dschug) dauert, nebst der ihr zugehörigen Götterdämmerung, noch 1200 Götterjahre, oder 438,000 unserer gewöhnlichen Jahre. In diesem letzten Zeitraume wird ein König aus der niedern Kaste der Schudras herrschen, welcher alle Gräuel der Anarchie heraufführen wird, indem er die niedere Kaste der höheren gleich machen will, was nun einmal, da sie aus verschiedenen Gliedmassen Brama's entsprungen, gar nicht möglich ist. Dann wird ein frommer Bramin, der diese Herabwürdigung seiner Kaste und die Erhebung der andern nicht dulden will, von ihm zum Tode verurtheilt werden, welches das grösste Verbrechen ist, das ein Tyrann begehen kann: in diesem Augenblick wird die Erde sich öffnen, der Gott Wischnu wird in seiner zehnten Verkörperung aus derselben emporsteigen, als K., auf einem weissen Ross, welches geflügelt ist, und in unbegreiflicher Schnelligkeit ihn von Ort zu Ort trägt. Mit einem flammenden Schwert vernichtet er zuerst den König, dann auch alle anderen bösen Menschen; nun regiert er als König achtzig Jahre, während welcher er überall Tugend und Unschuld wieder einführt. Mehrere seiner Nachfolger machen, wie er, die Erhebung der Religion und der Braminerkaste zu ihrem Hauptzweck, und sind desshalb vortreffliche Regenten, bis am Ende des grossen Weltalters die vollkommen gereinigte Welt in den Himmel aufgenommen wird. Ein anderer Mythus nennt Wischnu als K. selbst ein Pferd, welches schon seit Anbeginn dieses Weltalters im Himmel steht, und zwar auf dreien Füssen, weil drei Weltalter vorüber sind; sobald sich das vierte, Dschug, seinem Ende nahet, senkt das Ross seinen vierten Fuss und tritt mit demselben die Erde in den Abgrund. Untergang der Welt und des Bösen darauf ist die Folge dieses Niedertretens. Wenn die Welt sich wieder erhebt, kommen Sonne, Mond und alle Planeten zusammen in dasselbe Zeichen des Thierkreises, und das Räderwerk der Welt beginnt von vorne zu treiben. Man glaubte übrigens in diesen und den vorigen Jahren die zehnte Avatera des Wischnu bereits erfolgt, indem sich ein Cretin, ein fast stummer, völlig blödsinniger, aber äusserst starker Mensch, mit einem Kopfe, in dem man Aehnlichkeit mit dem eines Pferdes finden wollte, an mehreren Orten Indiens sehen liess. Alle Wahnsinnige werden im Morgenlande für Heilige gehalten, und so widerfuhr auch diesem das merkwürdige Glück, als Wischnu angebetet zu werden, bis sich die Braminen darein mischten und erklärten, dass noch keine Zeit zur Verkörperung des Wischnu als K. sei. Kalinak (Ind. M.), eine ungeheure, tausendköpfige Schlange. Wischnu wollte sie fangen, und ritt desswegen auf seinem Riesenvogel Garndha zu ihr hin. Da sie diesen ankommen sah, verbarg sie sich in den Fluthen des Flusses Iumna, woselbst sie eine ungeheure Nachkommenschaft erzeugte, welche das Wasser des heiligen Stromes vergiftete. Als Wischnu in der neunten Avatera noch ein Knabe war, beschloss er (damals Krischna), die Welt von dieser Brut zu befreien. Die Schlange umwand ihn mit unzähligen Schlingen, er entzog sich denselben jedoch leicht, schritt auf ihren Köpfen einher und zertrat einen nach dem anderen; noch ehe der letzte zermalmt war, baten Frau und Kinder der Schlange, welche den Gott erkannt hatten, um Gnade für Gatten und Vater, und so ist denn die ganze Familie mit dem einköpfigen Ungeheuer in die Unterwelt verwiesen worden, wo ihr Gift gebraucht wird, die Verdammten zu quälen. Kalinib hedana (Ind. M.), »der über den heiligen Fluss Kommende«, Beiname des Rama (Wischnu in seiner achten Avatera), welcher über den Ciamuna ging, der in der Prakrit-Sprache Kalini heisst. Kalmuecken (M. der), ist der von Tübet nahe verwandt, indem diese sich von Indien durch China, Tübet, Kaschmir, die Tatarei etc., hoch gegen Norden hinauf erstreckt; doch sind überall nur die Hauptzüge geblieben, alle Nebenbestimmungen sind verwischt oder haben ein eigenthümliches Gewand erhalten, welches sich durch klimatische, sociale und andere Verhältnisse modificirt. – Nach der Sage der zongarischen Kalmücken und Tataren war die Erde Anfangs ganz mit Wasser bedeckt; ein Sturmwind, von allen vier Weltgegenden herkommend, setzte die Wasser so gewaltsam in Bewegung, dass sie bis auf den Grund niederwühlten und aus dem Chaos sich achtzig Berge emporrangen, davon die Hälfte über der Wasserfläche eine zusammenhängende Masse bildete; sieben Götter stiegen vom Himmel herab, um die neue Erde zu besuchen, und Einige derselben entledigten sich eines natürlichen Bedürfnisses: ihre Excremente bestanden aus Honig; unwissend, welchen Ursprung derselbe habe, genossen zwei jener Götter davon, wodurch sie sich der Ehre, wieder mit den Andern zum Himmel zu steigen, beraubten, auf der Erde blieben und so dieselbe bevölkerten. – Der Götter sind überhaupt tausend, und sie regieren nach einander abwechselnd; sechs derselben: Sandgi Namzic (der gute Hüter), Zugdor Tamtgetgob (der Mitleidige), Korwa, Dschigedan (der die Welt entvölkert, indem er die Seelen in's Paradies führt), Sertub (der Goldspender) und Ostrum (der Welthüter), haben bereits ausregiert; der siebente, Schak Dschumeni, regiert gegenwärtig, ihm würde Maidiri (der Prophet) folgen; allein ehe dieser zur Regierung kommt, wird die Welt untergehen, und er sagt das Schreckensereigniss nur der Welt an, dann wird der Verderber erscheinen, umgeben von sieben Sonnen, durch welche die Welt ausgebrannt wird; ein darauf folgender Regen löscht das Feuer, und Maidiri erhebt sich zum Himmel, um von seinem Throne Besitz

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 292. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/362>, abgerufen am 22.11.2024.