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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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III. Die vergleichende Mythologie. Uebersicht einzelner Hauptmythologien. Nachwirkung oder Fortbestand der Mythologie bis in die neuesten Zeiten. Das Christenthum. Bleibender Werth der Mythologie.

Die Trilogien der Götter. Die ägyptische Mythologie und der Thierdienst derselben. Die indische Götterlehre, die persische, die deutsch-nordische, die griechisch-römische. Wichtigkeit der vergleichenden Mythologie und die Aufgabe derselben. Die Ausartung des Christenthums. Hinweisung auf den bleibenden Werth der Mythologie und den Nutzen derselben.

Wenn wir in der Betrachtung, welche der zweite Abschnitt enthält, sogleich fortfahren wollten, so würden wir zur vergleichenden Mythologie gelangen, auf die wir jedoch erst nach einigen Zwischenschritten eingehen können. Zunächst sei vorauszubemerken gestattet, dass wir hier und da eine Dreiheit von Göttern antreffen, nämlich ausser dem Hauptgott noch zwei, deren Preis so hoch angesetzt wurde, dass man sie dem Hauptgott entweder gleichstellte oder sie doch in häufiger Verbindung mit demselben verehrte, als ob sie nicht minder einflussreich und mächtig wären, als jener, und dass es desshalb wohlgethan sein möchte, sie gemeinschaftlich anzurufen, sei's zur Hülfe, sei's zum Danke. Die Dreiheit der Inder indessen gehört nicht eigentlich hieher. Denn die drei Obergötter Brahma, Wischnu und Schiwa standen nicht gleichzeitig nebeneinander, sondern sie wechselten in ihrer Oberherrschaft ab, da einer dem andern, hier früher, dort später folgte, während Brahma, von manchen Stämmen zurückgedrängt, seine Hoheit bei andern Stämmen fort und fort behauptete. Dagegen bei den Hellenen gab es eine Dreiheit, die oft aus der Zahl der übrigen Götter herausgenommen und gemeinschaftlich angebetet wurde, ohne dass man die eine Gottheit der andern nachsetzte. Zeus natürlich, als der Oberherr Aller, durfte in der Dreizahl nicht fehlen, die man für die mächtigste und heiligste schätzte; zu ihm gesellte man seinen Sohn Phoibos Apollon und die seinem Haupt entsprossene Tochter Pallas Athene. Bei den Römern, welche die griechische Mythologie im Wesentlichen reproduzirt haben, wiederholte sich diese Stellung, nur mit der Abänderung, dass Hera für Apollon eingesetzt wurde; daher bestand die römische Dreiheit in Jupiter, Juno und Minerva. Die deutsch-nordische Mythologie stellt mehrfache Trilogien auf; Odin als oberster Gott war bei jeder, auch bei der ältesten, welche die drei Urgötter Odin, Wili und We umfasste. Uebrigens versteht es sich von selbst, dass manche Stämme eines Volks sich aus der Götterzahl eine besondere Lieblingsgottheit aussuchten, und dass in mehreren Mythologien die obersten Rollen vertauscht wurden.

Abgesehen von den schon erwähnten Gestalten des eigentlichen Sterndienstes, möchte es jetzt angemessen sein, in einer kurzen Uebersicht die vorzüglichsten Götter aufzuzählen, welche in den verschiedenen Systemen der Mythologie vorgefunden werden. Wir dürfen uns dabei an Schelling anschliessen, ohne dass wir uns an seine philosophischen Deutungen kehren, deren Berücksichtigung zu weit führen würde. Mit der in sehr vielen Punkten noch dunkeln ägyptischen Mythologie beginnen


III. Die vergleichende Mythologie. Uebersicht einzelner Hauptmythologien. Nachwirkung oder Fortbestand der Mythologie bis in die neuesten Zeiten. Das Christenthum. Bleibender Werth der Mythologie.

Die Trilogien der Götter. Die ägyptische Mythologie und der Thierdienst derselben. Die indische Götterlehre, die persische, die deutsch-nordische, die griechisch-römische. Wichtigkeit der vergleichenden Mythologie und die Aufgabe derselben. Die Ausartung des Christenthums. Hinweisung auf den bleibenden Werth der Mythologie und den Nutzen derselben.

Wenn wir in der Betrachtung, welche der zweite Abschnitt enthält, sogleich fortfahren wollten, so würden wir zur vergleichenden Mythologie gelangen, auf die wir jedoch erst nach einigen Zwischenschritten eingehen können. Zunächst sei vorauszubemerken gestattet, dass wir hier und da eine Dreiheit von Göttern antreffen, nämlich ausser dem Hauptgott noch zwei, deren Preis so hoch angesetzt wurde, dass man sie dem Hauptgott entweder gleichstellte oder sie doch in häufiger Verbindung mit demselben verehrte, als ob sie nicht minder einflussreich und mächtig wären, als jener, und dass es desshalb wohlgethan sein möchte, sie gemeinschaftlich anzurufen, sei's zur Hülfe, sei's zum Danke. Die Dreiheit der Inder indessen gehört nicht eigentlich hieher. Denn die drei Obergötter Brahma, Wischnu und Schiwa standen nicht gleichzeitig nebeneinander, sondern sie wechselten in ihrer Oberherrschaft ab, da einer dem andern, hier früher, dort später folgte, während Brahma, von manchen Stämmen zurückgedrängt, seine Hoheit bei andern Stämmen fort und fort behauptete. Dagegen bei den Hellenen gab es eine Dreiheit, die oft aus der Zahl der übrigen Götter herausgenommen und gemeinschaftlich angebetet wurde, ohne dass man die eine Gottheit der andern nachsetzte. Zeus natürlich, als der Oberherr Aller, durfte in der Dreizahl nicht fehlen, die man für die mächtigste und heiligste schätzte; zu ihm gesellte man seinen Sohn Phoibos Apollon und die seinem Haupt entsprossene Tochter Pallas Athene. Bei den Römern, welche die griechische Mythologie im Wesentlichen reproduzirt haben, wiederholte sich diese Stellung, nur mit der Abänderung, dass Hera für Apollon eingesetzt wurde; daher bestand die römische Dreiheit in Jupiter, Juno und Minerva. Die deutsch-nordische Mythologie stellt mehrfache Trilogien auf; Odin als oberster Gott war bei jeder, auch bei der ältesten, welche die drei Urgötter Odin, Wili und We umfasste. Uebrigens versteht es sich von selbst, dass manche Stämme eines Volks sich aus der Götterzahl eine besondere Lieblingsgottheit aussuchten, und dass in mehreren Mythologien die obersten Rollen vertauscht wurden.

Abgesehen von den schon erwähnten Gestalten des eigentlichen Sterndienstes, möchte es jetzt angemessen sein, in einer kurzen Uebersicht die vorzüglichsten Götter aufzuzählen, welche in den verschiedenen Systemen der Mythologie vorgefunden werden. Wir dürfen uns dabei an Schelling anschliessen, ohne dass wir uns an seine philosophischen Deutungen kehren, deren Berücksichtigung zu weit führen würde. Mit der in sehr vielen Punkten noch dunkeln ägyptischen Mythologie beginnen

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. XL. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/40>, abgerufen am 21.11.2024.