Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

Bild:
<< vorherige Seite



Fig. 217.
des trojanischen Krieges und wirklich historische Person dar. Man nannte ihn einen Sohn des Tithonus und der Aurora, und erzählte, dass er entweder von dem südlich von Aegypten gelegenen Aethiopien, oder von Susa in Persien aus, wo sein Vater Tithonus Statthalter und Günstling des assyrischen Königs Teutamus gewesen sein sollte, seinem Oheim Priamus mit 20,000 Mann zu Hülfe gezogen sei, den Antilochus im Kampfe erlegt habe, selbst aber von Achilles besiegt und getödtet worden sei. Susa nannten wirklich glaubwürdige Geschichtschreiber die memnonische Stadt, und die Burg daselbst das Memnonium: welchen persischen Heros sie dabei mit dem griechischen vermengt haben, ist unbekannt. Ueber seinen Leichnam und sein Grab gab es die manchfaltigsten Sagen. Jenen sollten seine Freunde an den Fluss Aesepus in Mysien, in einen Hain der Nymphen gebracht haben, welche ihm einen mächtigen Grabhügel aufwarfen; oder die Aethiopier bestatteten ihn unter grossem Wehklagen und wurden dafür in Vögel, Memnoniden genannt, verwandelt; oder Aurora entführte ihn durch die Lüfte nach Susa und bestattete ihn dort nach Würden. Ausserdem wurden an manchen andern Orten, z. B. am Flusse Belus bei Ptolemais. Gräber des M. gezeigt, und besonders in Aegypten mehrere Memnonien als seine Grabstätten bezeichnet. In Aegypten ist aber sicher eine Verwechselung des griechischen M. mit dem ägyptischen König Amenophis III., mit dem Beinamen Meiamoun, d. h. der von Ammon Geliebte, vorgegangen, und diess ist der Grund, warum das colossale sitzende Steinbild dieses Königs in der Nähe des ägyptischen Thebens, noch jetzt am linken Ufer des Nil zu sehen, bei Griechen und Römern den Namen der M.s-Säule bekam. So lange die obere Hälfte desselben, durch ein Erdbeben abgeworfen, am Boden lag, gab das Bild Morgens bei Sonnen-Aufgang einen klingenden Ton von sich, der sich durch einen Luftzug, welcher im Augenblick des grössten Temperatur - Unterschieds zwischen der äussern und der in den Poren des Steins eingeschlossenen Luft durch die letzteren hindurchstrich, natürlich erklärt, von den Alten aber in's Gebiet des Wunderbaren gezogen und namentlich als ein wehmüthiger Gruss, den der gefallene Sohn seiner Muttern Aurora darbringe, gedeutet wurde. Nachdem der Kaiser Septimius Severus das Bild wieder zusammengefügt hatte, verstummte der Ton, wiewohl noch Reisende der neuesten Zeit eine Spur davon vernommen haben wollen. Erst die Verwechselung M.s mit Amenophis gab die Veranlassung, dass man jenen in das oberhalb Aegyptens gelegene Aethiopien versetzte und folgerichtig theilweise zum Neger machte, während bei den älteren Griechen Aethiopien bloss ein Land am äussersten Ostrand der Erde bedeutete. Eine Abbildung des M.-Colosses s. Fig. 217.


Memphis (Gr. M.), Tochter des Nilus und Gattin des ägyptischen Königs Epaphus. Die Tochter Beider hiess Libya, nach ihr ward das Land, nach der Mutter eine Stadt benannt.


Mena (Gr. M.), die Mondgöttin.


Menaka (Ind. M.), eine junge Göttin des niedern Himmels, den Braminen an Heiligkeit nicht nachstehend; sie ist die einzige, von welcher bekannt ist, dass sie sich in Liebe vergessen und Jemandem unter ihrem Stande ihre Gunst geschenkt hat. Der M. Tochter, Sakontala, lebte auf der Erde und war des Kaisers Duschmanta Gattin, dieses auch keine Missheirath, da Jene ja nur die Tochter einer Göttin und eines Kriegers war; mit der Tochter eines Braminen hätte die Vermählung unter keinen Umständen stattfinden dürfen.


Mendes (Aegypt. M.), eine der acht grossen Gottheiten, das Symbol der zeugenden Naturkraft, häufig mir dem Pan der Griechen verglichen, und selbst von den Griechen dafür genommen. Herodot sagt: "Warum jene Aegypter ihre Ziegen und Böcke nicht opfern, das ist, weil die Mendesier den Pan unter die acht Götter rechnen; ihn zeichnen und bilden die Künstler bocksfüssig und ziegenköpfig, wie die Hellenen den Pan. Es halten die Mendesier die Ziegen überhaupt heilig, noch mehr als die weiblichen aber die männlichen, worunter besonders ein Bock ist, dessen Tod den ganzen Kreis von M. in grosse Trauer setzt." Der Bock heisst auf Aegyptisch M.


Menelaus, (Gr. M.), einer der berühmtesten Helden der Ilias, derjenige, um dessenwillen der ganze trojanische Krieg geführt wurde. Er war ein Sohn des Plisthenes und der Aerope, ein Enkel des Atreus; doch, da Plisthenes frühe starb, und Atreus beide Knaben, ihn und seinen Bruder Agamemnon, bei sich erziehen liess, wird er immer der Atride, oder der Sohn des Atreus genannt. Mit Helena, des Tyndareus Tochter, vermählt, erzeugte er eine Tochter, Hermione, welche mit Orest verlobt und dann mit Pyrrhus vermählt wurde, wofür Ersterer den Letztern ermordete und Hermione hinwegführte. Helena, welche durch Paris dem M. geraubt wurde, war die Ursache des langen Haders, der auf M.' Anstiften zwischen den Griechen und Trojanern ausbrach. Er zog als Heerführer der Lacedämonier mit 60 Schiffen nach Ilium, nahm einen Zweikampf mit Paris an, besiegte denselben, konnte jedoch, da Minerva Streit haben wollte und den Pandarus zum Bundbruch verleitete, seine Gattin nicht wieder bekommen. Ausserordentlich tapfer, befleckte er seinen Ruhm doch durch seine Grausamkeit gegen Priamus' heldenhaften Sohn Deiphobus, den er auf das Schändlichste verstümmelte und langsam zu Tode marterte. Er nahm seine Gattin Helena wieder mit nach Sparta, wo ihn später Telemachos besuchte, mit dessen Vater Ulysses er stets in gutem Vernehmen stand. Ueber seinen Tod ist nichts bekannt, auch seine Nachkommen sind, ausser Hermione, ungewiss: man gibt bald einen, bald mehrere Söhne an; diese sollen Helena vertrieben haben, worauf sie nach Rhodos entfloh und dort ermordet wurde. - M., Helena verfolgend, aber durch ihre Schönheit entwaffnet, ist auf unserm Bilde nach einem alten Vasengemälde dargestellt.


Menestheus (Gr. M.), Usurpator des attischen Reichs zur Zeit des Theseus, welchen er vom Throne verdrängte. Homer nennt ihn einen Sohn des Peteos, hoch erfahren in der Kunst, Rosse und Männer zur Schlacht zu ordnen, worin nur Nestor ihn übertraf. Er führte die Athener in 50 Schiffen nach Troja.


Menesthius (Gr. M.), 1) Sohn des Keulenschwingers Areithous und der Philomedusa, zu Arne geboren, von Paris vor Troja erlegt. - 2) M., Sohn der Polydora, der Gattin des Borus. Sie hatte den M. vom Flussgott Sperchius empfangen; er war nach Homer einer der fünf Feldherren der Myrmidonen.




Fig. 217.
des trojanischen Krieges und wirklich historische Person dar. Man nannte ihn einen Sohn des Tithonus und der Aurora, und erzählte, dass er entweder von dem südlich von Aegypten gelegenen Aethiopien, oder von Susa in Persien aus, wo sein Vater Tithonus Statthalter und Günstling des assyrischen Königs Teutamus gewesen sein sollte, seinem Oheim Priamus mit 20,000 Mann zu Hülfe gezogen sei, den Antilochus im Kampfe erlegt habe, selbst aber von Achilles besiegt und getödtet worden sei. Susa nannten wirklich glaubwürdige Geschichtschreiber die memnonische Stadt, und die Burg daselbst das Memnonium: welchen persischen Heros sie dabei mit dem griechischen vermengt haben, ist unbekannt. Ueber seinen Leichnam und sein Grab gab es die manchfaltigsten Sagen. Jenen sollten seine Freunde an den Fluss Aesepus in Mysien, in einen Hain der Nymphen gebracht haben, welche ihm einen mächtigen Grabhügel aufwarfen; oder die Aethiopier bestatteten ihn unter grossem Wehklagen und wurden dafür in Vögel, Memnoniden genannt, verwandelt; oder Aurora entführte ihn durch die Lüfte nach Susa und bestattete ihn dort nach Würden. Ausserdem wurden an manchen andern Orten, z. B. am Flusse Belus bei Ptolemaïs. Gräber des M. gezeigt, und besonders in Aegypten mehrere Memnonien als seine Grabstätten bezeichnet. In Aegypten ist aber sicher eine Verwechselung des griechischen M. mit dem ägyptischen König Amenophis III., mit dem Beinamen Meiamoun, d. h. der von Ammon Geliebte, vorgegangen, und diess ist der Grund, warum das colossale sitzende Steinbild dieses Königs in der Nähe des ägyptischen Thebens, noch jetzt am linken Ufer des Nil zu sehen, bei Griechen und Römern den Namen der M.s-Säule bekam. So lange die obere Hälfte desselben, durch ein Erdbeben abgeworfen, am Boden lag, gab das Bild Morgens bei Sonnen-Aufgang einen klingenden Ton von sich, der sich durch einen Luftzug, welcher im Augenblick des grössten Temperatur – Unterschieds zwischen der äussern und der in den Poren des Steins eingeschlossenen Luft durch die letzteren hindurchstrich, natürlich erklärt, von den Alten aber in's Gebiet des Wunderbaren gezogen und namentlich als ein wehmüthiger Gruss, den der gefallene Sohn seiner Muttern Aurora darbringe, gedeutet wurde. Nachdem der Kaiser Septimius Severus das Bild wieder zusammengefügt hatte, verstummte der Ton, wiewohl noch Reisende der neuesten Zeit eine Spur davon vernommen haben wollen. Erst die Verwechselung M.s mit Amenophis gab die Veranlassung, dass man jenen in das oberhalb Aegyptens gelegene Aethiopien versetzte und folgerichtig theilweise zum Neger machte, während bei den älteren Griechen Aethiopien bloss ein Land am äussersten Ostrand der Erde bedeutete. Eine Abbildung des M.-Colosses s. Fig. 217.


Memphis (Gr. M.), Tochter des Nilus und Gattin des ägyptischen Königs Epaphus. Die Tochter Beider hiess Libya, nach ihr ward das Land, nach der Mutter eine Stadt benannt.


Mena (Gr. M.), die Mondgöttin.


Menaka (Ind. M.), eine junge Göttin des niedern Himmels, den Braminen an Heiligkeit nicht nachstehend; sie ist die einzige, von welcher bekannt ist, dass sie sich in Liebe vergessen und Jemandem unter ihrem Stande ihre Gunst geschenkt hat. Der M. Tochter, Sakontala, lebte auf der Erde und war des Kaisers Duschmanta Gattin, dieses auch keine Missheirath, da Jene ja nur die Tochter einer Göttin und eines Kriegers war; mit der Tochter eines Braminen hätte die Vermählung unter keinen Umständen stattfinden dürfen.


Mendes (Aegypt. M.), eine der acht grossen Gottheiten, das Symbol der zeugenden Naturkraft, häufig mir dem Pan der Griechen verglichen, und selbst von den Griechen dafür genommen. Herodot sagt: »Warum jene Aegypter ihre Ziegen und Böcke nicht opfern, das ist, weil die Mendesier den Pan unter die acht Götter rechnen; ihn zeichnen und bilden die Künstler bocksfüssig und ziegenköpfig, wie die Hellenen den Pan. Es halten die Mendesier die Ziegen überhaupt heilig, noch mehr als die weiblichen aber die männlichen, worunter besonders ein Bock ist, dessen Tod den ganzen Kreis von M. in grosse Trauer setzt.« Der Bock heisst auf Aegyptisch M.


Menelaus, (Gr. M.), einer der berühmtesten Helden der Ilias, derjenige, um dessenwillen der ganze trojanische Krieg geführt wurde. Er war ein Sohn des Plisthenes und der Aërope, ein Enkel des Atreus; doch, da Plisthenes frühe starb, und Atreus beide Knaben, ihn und seinen Bruder Agamemnon, bei sich erziehen liess, wird er immer der Atride, oder der Sohn des Atreus genannt. Mit Helena, des Tyndareus Tochter, vermählt, erzeugte er eine Tochter, Hermione, welche mit Orest verlobt und dann mit Pyrrhus vermählt wurde, wofür Ersterer den Letztern ermordete und Hermione hinwegführte. Helena, welche durch Paris dem M. geraubt wurde, war die Ursache des langen Haders, der auf M.' Anstiften zwischen den Griechen und Trojanern ausbrach. Er zog als Heerführer der Lacedämonier mit 60 Schiffen nach Ilium, nahm einen Zweikampf mit Paris an, besiegte denselben, konnte jedoch, da Minerva Streit haben wollte und den Pandarus zum Bundbruch verleitete, seine Gattin nicht wieder bekommen. Ausserordentlich tapfer, befleckte er seinen Ruhm doch durch seine Grausamkeit gegen Priamus' heldenhaften Sohn Deïphobus, den er auf das Schändlichste verstümmelte und langsam zu Tode marterte. Er nahm seine Gattin Helena wieder mit nach Sparta, wo ihn später Telemachos besuchte, mit dessen Vater Ulysses er stets in gutem Vernehmen stand. Ueber seinen Tod ist nichts bekannt, auch seine Nachkommen sind, ausser Hermione, ungewiss: man gibt bald einen, bald mehrere Söhne an; diese sollen Helena vertrieben haben, worauf sie nach Rhodos entfloh und dort ermordet wurde. – M., Helena verfolgend, aber durch ihre Schönheit entwaffnet, ist auf unserm Bilde nach einem alten Vasengemälde dargestellt.


Menestheus (Gr. M.), Usurpator des attischen Reichs zur Zeit des Theseus, welchen er vom Throne verdrängte. Homer nennt ihn einen Sohn des Peteos, hoch erfahren in der Kunst, Rosse und Männer zur Schlacht zu ordnen, worin nur Nestor ihn übertraf. Er führte die Athener in 50 Schiffen nach Troja.


Menesthius (Gr. M.), 1) Sohn des Keulenschwingers Areïthous und der Philomedusa, zu Arne geboren, von Paris vor Troja erlegt. – 2) M., Sohn der Polydora, der Gattin des Borus. Sie hatte den M. vom Flussgott Sperchius empfangen; er war nach Homer einer der fünf Feldherren der Myrmidonen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><pb facs="#f0400" n="330"/><lb/><figure facs="https://media.dwds.de/dta/images/vollmer_mythologie_1874/figures/vollmer_mythologie_1874_figure-0217.jpg" rendition="#c"><head>Fig. 217.</head><lb/></figure><lb/>
des trojanischen Krieges und wirklich historische Person dar. Man nannte ihn einen Sohn des Tithonus und der Aurora, und erzählte, dass er entweder von dem südlich von Aegypten gelegenen Aethiopien, oder von Susa in Persien aus, wo sein Vater Tithonus Statthalter und Günstling des assyrischen Königs Teutamus gewesen sein sollte, seinem Oheim Priamus mit 20,000 Mann zu Hülfe gezogen sei, den Antilochus im Kampfe erlegt habe, selbst aber von Achilles besiegt und getödtet worden sei. Susa nannten wirklich glaubwürdige Geschichtschreiber die memnonische Stadt, und die Burg daselbst das Memnonium: welchen persischen Heros sie dabei mit dem griechischen vermengt haben, ist unbekannt. Ueber seinen Leichnam und sein Grab gab es die manchfaltigsten Sagen. Jenen sollten seine Freunde an den Fluss Aesepus in Mysien, in einen Hain der Nymphen gebracht haben, welche ihm einen mächtigen Grabhügel aufwarfen; oder die Aethiopier bestatteten ihn unter grossem Wehklagen und wurden dafür in Vögel, Memnoniden genannt, verwandelt; oder Aurora entführte ihn durch die Lüfte nach Susa und bestattete ihn dort nach Würden. Ausserdem wurden an manchen andern Orten, z. B. am Flusse Belus bei Ptolemaïs. Gräber des M. gezeigt, und besonders in Aegypten mehrere Memnonien als seine Grabstätten bezeichnet. In Aegypten ist aber sicher eine Verwechselung des griechischen M. mit dem ägyptischen König Amenophis III., mit dem Beinamen Meiamoun, d. h. der von Ammon Geliebte, vorgegangen, und diess ist der Grund, warum das colossale sitzende Steinbild dieses Königs in der Nähe des ägyptischen Thebens, noch jetzt am linken Ufer des Nil zu sehen, bei Griechen und Römern den Namen der M.s-Säule bekam. So lange die obere Hälfte desselben, durch ein Erdbeben abgeworfen, am Boden lag, gab das Bild Morgens bei Sonnen-Aufgang einen klingenden Ton von sich, der sich durch einen Luftzug, welcher im Augenblick des grössten Temperatur &#x2013; Unterschieds zwischen der äussern und der in den Poren des Steins eingeschlossenen Luft durch die letzteren hindurchstrich, natürlich erklärt, von den Alten aber in's Gebiet des Wunderbaren gezogen und namentlich als ein wehmüthiger Gruss, den der gefallene Sohn seiner Muttern Aurora darbringe, gedeutet wurde. Nachdem der Kaiser Septimius Severus das Bild wieder zusammengefügt hatte, verstummte der Ton, wiewohl noch Reisende der neuesten Zeit eine Spur davon vernommen haben wollen. Erst die Verwechselung M.s mit Amenophis gab die Veranlassung, dass man jenen in das oberhalb Aegyptens gelegene Aethiopien versetzte und folgerichtig theilweise zum Neger machte, während bei den älteren Griechen Aethiopien bloss ein Land am äussersten Ostrand der Erde bedeutete. Eine Abbildung des M.-Colosses s. Fig. 217.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Memphis</hi> (Gr. M.), Tochter des Nilus und Gattin des ägyptischen Königs Epaphus. Die Tochter Beider hiess Libya, nach ihr ward <hi rendition="#g">das</hi> Land, nach der Mutter eine Stadt benannt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Mena</hi> (Gr. M.), die Mondgöttin.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menaka</hi> (Ind. M.), eine junge Göttin des niedern Himmels, den Braminen an Heiligkeit nicht nachstehend; sie ist die einzige, von welcher bekannt ist, dass sie sich in Liebe vergessen und Jemandem unter ihrem Stande ihre Gunst geschenkt hat. Der M. Tochter, Sakontala, lebte auf der Erde und war des Kaisers Duschmanta Gattin, dieses auch keine Missheirath, da Jene ja nur die Tochter einer Göttin und eines Kriegers war; mit der Tochter eines Braminen hätte die Vermählung unter keinen Umständen stattfinden dürfen.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Mendes</hi> (Aegypt. M.), eine der acht grossen Gottheiten, das Symbol der zeugenden Naturkraft, häufig mir dem Pan der Griechen verglichen, und selbst von den Griechen dafür genommen. Herodot sagt: »Warum jene Aegypter ihre Ziegen und Böcke nicht opfern, das ist, weil die Mendesier den Pan unter die acht Götter rechnen; ihn zeichnen und bilden die Künstler bocksfüssig und ziegenköpfig, wie die Hellenen den Pan. Es halten die Mendesier die Ziegen überhaupt heilig, noch mehr als die weiblichen aber die männlichen, worunter besonders ein Bock ist, dessen Tod den ganzen Kreis von M. in grosse Trauer setzt.« Der Bock heisst auf Aegyptisch M.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menelaus</hi>, (Gr. M.), einer der berühmtesten Helden der Ilias, derjenige, um dessenwillen der ganze trojanische Krieg geführt wurde. Er war ein Sohn des Plisthenes und der Aërope, ein Enkel des Atreus; doch, da Plisthenes frühe starb, und Atreus beide Knaben, ihn und seinen Bruder Agamemnon, bei sich erziehen liess, wird er immer der Atride, oder der Sohn des Atreus genannt. Mit Helena, des Tyndareus Tochter, vermählt, erzeugte er eine Tochter, Hermione, welche mit Orest verlobt und dann mit Pyrrhus vermählt wurde, wofür Ersterer den Letztern ermordete und Hermione hinwegführte. Helena, welche durch Paris dem M. geraubt wurde, war die Ursache des langen Haders, der auf M.' Anstiften zwischen den Griechen und Trojanern ausbrach. Er zog als Heerführer der Lacedämonier mit 60 Schiffen nach Ilium, nahm einen Zweikampf mit Paris an, besiegte denselben, konnte jedoch, da Minerva Streit haben wollte und den Pandarus zum Bundbruch verleitete, seine Gattin nicht wieder bekommen. Ausserordentlich tapfer, befleckte er seinen Ruhm doch durch seine Grausamkeit gegen Priamus' heldenhaften Sohn Deïphobus, den er auf das Schändlichste verstümmelte und langsam zu Tode marterte. Er nahm seine Gattin Helena wieder mit nach Sparta, wo ihn später Telemachos besuchte, mit dessen Vater Ulysses er stets in gutem Vernehmen stand. Ueber seinen Tod ist nichts bekannt, auch seine Nachkommen sind, ausser Hermione, ungewiss: man gibt bald einen, bald mehrere Söhne an; diese sollen Helena vertrieben haben, worauf sie nach Rhodos entfloh und dort ermordet wurde. &#x2013; M., Helena verfolgend, aber durch ihre Schönheit entwaffnet, ist auf unserm Bilde nach einem alten Vasengemälde dargestellt.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menestheus</hi> (Gr. M.), Usurpator des attischen Reichs zur Zeit des Theseus, welchen er vom Throne verdrängte. Homer nennt ihn einen Sohn des Peteos, hoch erfahren in der Kunst, Rosse und Männer zur Schlacht zu ordnen, worin nur Nestor ihn übertraf. Er führte die Athener in 50 Schiffen nach Troja.</p><lb/>
        </div>
        <div type="lexiconEntry" n="2">
          <p><hi rendition="#b">Menesthius</hi> (Gr. M.), 1) Sohn des Keulenschwingers Areïthous und der Philomedusa, zu Arne geboren, von Paris vor Troja erlegt. &#x2013; 2) M., Sohn der Polydora, der Gattin des Borus. Sie hatte den M. vom Flussgott Sperchius empfangen; er war nach Homer einer der fünf Feldherren der Myrmidonen.</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[330/0400] [Abbildung Fig. 217. ] des trojanischen Krieges und wirklich historische Person dar. Man nannte ihn einen Sohn des Tithonus und der Aurora, und erzählte, dass er entweder von dem südlich von Aegypten gelegenen Aethiopien, oder von Susa in Persien aus, wo sein Vater Tithonus Statthalter und Günstling des assyrischen Königs Teutamus gewesen sein sollte, seinem Oheim Priamus mit 20,000 Mann zu Hülfe gezogen sei, den Antilochus im Kampfe erlegt habe, selbst aber von Achilles besiegt und getödtet worden sei. Susa nannten wirklich glaubwürdige Geschichtschreiber die memnonische Stadt, und die Burg daselbst das Memnonium: welchen persischen Heros sie dabei mit dem griechischen vermengt haben, ist unbekannt. Ueber seinen Leichnam und sein Grab gab es die manchfaltigsten Sagen. Jenen sollten seine Freunde an den Fluss Aesepus in Mysien, in einen Hain der Nymphen gebracht haben, welche ihm einen mächtigen Grabhügel aufwarfen; oder die Aethiopier bestatteten ihn unter grossem Wehklagen und wurden dafür in Vögel, Memnoniden genannt, verwandelt; oder Aurora entführte ihn durch die Lüfte nach Susa und bestattete ihn dort nach Würden. Ausserdem wurden an manchen andern Orten, z. B. am Flusse Belus bei Ptolemaïs. Gräber des M. gezeigt, und besonders in Aegypten mehrere Memnonien als seine Grabstätten bezeichnet. In Aegypten ist aber sicher eine Verwechselung des griechischen M. mit dem ägyptischen König Amenophis III., mit dem Beinamen Meiamoun, d. h. der von Ammon Geliebte, vorgegangen, und diess ist der Grund, warum das colossale sitzende Steinbild dieses Königs in der Nähe des ägyptischen Thebens, noch jetzt am linken Ufer des Nil zu sehen, bei Griechen und Römern den Namen der M.s-Säule bekam. So lange die obere Hälfte desselben, durch ein Erdbeben abgeworfen, am Boden lag, gab das Bild Morgens bei Sonnen-Aufgang einen klingenden Ton von sich, der sich durch einen Luftzug, welcher im Augenblick des grössten Temperatur – Unterschieds zwischen der äussern und der in den Poren des Steins eingeschlossenen Luft durch die letzteren hindurchstrich, natürlich erklärt, von den Alten aber in's Gebiet des Wunderbaren gezogen und namentlich als ein wehmüthiger Gruss, den der gefallene Sohn seiner Muttern Aurora darbringe, gedeutet wurde. Nachdem der Kaiser Septimius Severus das Bild wieder zusammengefügt hatte, verstummte der Ton, wiewohl noch Reisende der neuesten Zeit eine Spur davon vernommen haben wollen. Erst die Verwechselung M.s mit Amenophis gab die Veranlassung, dass man jenen in das oberhalb Aegyptens gelegene Aethiopien versetzte und folgerichtig theilweise zum Neger machte, während bei den älteren Griechen Aethiopien bloss ein Land am äussersten Ostrand der Erde bedeutete. Eine Abbildung des M.-Colosses s. Fig. 217. Memphis (Gr. M.), Tochter des Nilus und Gattin des ägyptischen Königs Epaphus. Die Tochter Beider hiess Libya, nach ihr ward das Land, nach der Mutter eine Stadt benannt. Mena (Gr. M.), die Mondgöttin. Menaka (Ind. M.), eine junge Göttin des niedern Himmels, den Braminen an Heiligkeit nicht nachstehend; sie ist die einzige, von welcher bekannt ist, dass sie sich in Liebe vergessen und Jemandem unter ihrem Stande ihre Gunst geschenkt hat. Der M. Tochter, Sakontala, lebte auf der Erde und war des Kaisers Duschmanta Gattin, dieses auch keine Missheirath, da Jene ja nur die Tochter einer Göttin und eines Kriegers war; mit der Tochter eines Braminen hätte die Vermählung unter keinen Umständen stattfinden dürfen. Mendes (Aegypt. M.), eine der acht grossen Gottheiten, das Symbol der zeugenden Naturkraft, häufig mir dem Pan der Griechen verglichen, und selbst von den Griechen dafür genommen. Herodot sagt: »Warum jene Aegypter ihre Ziegen und Böcke nicht opfern, das ist, weil die Mendesier den Pan unter die acht Götter rechnen; ihn zeichnen und bilden die Künstler bocksfüssig und ziegenköpfig, wie die Hellenen den Pan. Es halten die Mendesier die Ziegen überhaupt heilig, noch mehr als die weiblichen aber die männlichen, worunter besonders ein Bock ist, dessen Tod den ganzen Kreis von M. in grosse Trauer setzt.« Der Bock heisst auf Aegyptisch M. Menelaus, (Gr. M.), einer der berühmtesten Helden der Ilias, derjenige, um dessenwillen der ganze trojanische Krieg geführt wurde. Er war ein Sohn des Plisthenes und der Aërope, ein Enkel des Atreus; doch, da Plisthenes frühe starb, und Atreus beide Knaben, ihn und seinen Bruder Agamemnon, bei sich erziehen liess, wird er immer der Atride, oder der Sohn des Atreus genannt. Mit Helena, des Tyndareus Tochter, vermählt, erzeugte er eine Tochter, Hermione, welche mit Orest verlobt und dann mit Pyrrhus vermählt wurde, wofür Ersterer den Letztern ermordete und Hermione hinwegführte. Helena, welche durch Paris dem M. geraubt wurde, war die Ursache des langen Haders, der auf M.' Anstiften zwischen den Griechen und Trojanern ausbrach. Er zog als Heerführer der Lacedämonier mit 60 Schiffen nach Ilium, nahm einen Zweikampf mit Paris an, besiegte denselben, konnte jedoch, da Minerva Streit haben wollte und den Pandarus zum Bundbruch verleitete, seine Gattin nicht wieder bekommen. Ausserordentlich tapfer, befleckte er seinen Ruhm doch durch seine Grausamkeit gegen Priamus' heldenhaften Sohn Deïphobus, den er auf das Schändlichste verstümmelte und langsam zu Tode marterte. Er nahm seine Gattin Helena wieder mit nach Sparta, wo ihn später Telemachos besuchte, mit dessen Vater Ulysses er stets in gutem Vernehmen stand. Ueber seinen Tod ist nichts bekannt, auch seine Nachkommen sind, ausser Hermione, ungewiss: man gibt bald einen, bald mehrere Söhne an; diese sollen Helena vertrieben haben, worauf sie nach Rhodos entfloh und dort ermordet wurde. – M., Helena verfolgend, aber durch ihre Schönheit entwaffnet, ist auf unserm Bilde nach einem alten Vasengemälde dargestellt. Menestheus (Gr. M.), Usurpator des attischen Reichs zur Zeit des Theseus, welchen er vom Throne verdrängte. Homer nennt ihn einen Sohn des Peteos, hoch erfahren in der Kunst, Rosse und Männer zur Schlacht zu ordnen, worin nur Nestor ihn übertraf. Er führte die Athener in 50 Schiffen nach Troja. Menesthius (Gr. M.), 1) Sohn des Keulenschwingers Areïthous und der Philomedusa, zu Arne geboren, von Paris vor Troja erlegt. – 2) M., Sohn der Polydora, der Gattin des Borus. Sie hatte den M. vom Flussgott Sperchius empfangen; er war nach Homer einer der fünf Feldherren der Myrmidonen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

zeno.org – Contumax GmbH & Co. KG: Bereitstellung der Texttranskription. (2020-09-11T12:20:05Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Andreas Nolda: Bearbeitung der digitalen Edition. (2020-09-11T12:20:05Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht übernommen; Druckfehler: keine Angabe; fremdsprachliches Material: keine Angabe; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): gekennzeichnet; Hervorhebungen I/J in Fraktur: keine Angabe; i/j in Fraktur: keine Angabe; Kolumnentitel: nicht übernommen; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): keine Angabe; Normalisierungen: keine Angabe; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: keine Angabe; Zeichensetzung: keine Angabe; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/400
Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/400>, abgerufen am 22.11.2024.