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Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874.

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Die Lacedämonier griffen sie an, da sie aber herzhaft zurückgeschlagen wurden, versuchten sie um ihrer eigenen Ehre willen keinen zweiten Sturm, sondern zogen ab. Nahe dem Theater, bei dem Tempel der Venus, ward von dem dankbaren Volke der edlen T. ein Heroon gebaut; ihre Statue hielt in der Hand einen Helm, den sie, im Begriff ihn aufzusetzen, betrachtete. Bücherrollen, welche ihre Gesänge andeuteten, lagen zu ihren Füssen.


Telesphorus (Gr. M.), "der Vollendende", ein Heildämon, Sohn des Aesculap; manchmal erscheint der Name auch bloss als Beiname des Letztern. T. selbst aber hat wieder den Beinamen Evamerion (s. d.). Er hatte zu Pergamus und zu Smyrna einen Tempel. Mit Hygea und Aesculap verbunden kommt er auf Münzen vor. Er wird als Knabe mit langem Mantel und phrygischer Mütze dargestellt; auch dem Vulcan erscheint er so beigeordnet.


Telestes (Gr. M.), Vater der Ianthe, welche mit der als Knabe erzogenen Iphis vermählt werden sollte. Die Ehe ward vollzogen, indem Iphis auf der Mutter Bitten von Isis in einen Mann verwandelt wurde.


Telestho (Gr. M.), Tochter des Oceanus und der Tethys.


Telete (Gr. M.), Tochter des Bacchus und der Nicäa, einer Flussnymphe, der Tochter des Sangarius in Phrygien. Letztere war überaus schön, aber eine solche Männerfeindin, dass sie den Hymnus, einen Hirten, der sie liebte, erschoss. Amor führte ihr dafür den Bacchus zu, dem sie zwar auch den Tod drohete, der aber sie berauschte, und dann seinen Willen durchsetzte. Voll Zorn suchte Nicäa nun lange den Verführer, doch vergeblich, zuletzt, nachdem sie T. geboren, erhängte sie sich. Bacchus nahm sich seines Kindes an, und baute der Mutter zu Ehren die Stadt Nicäa. T. heisst Weihe, und diese mythische Person ist daher bloss eine Personification der Einweihung in die Mysterien des Bacchus.


Telethusa (Gr. M.), Gattin des armen Ligdus in Creta. S. d.


Teleus (Gr. M.), Beiname des Jupiter zu Tegea. Sein Heiligthum war ein viereckiger, kaum behauener Stein, wie dergleichen in den ältesten Tempeln öfter vorkamen.


Teleutagoras (Gr. M.), Sohn des Hercules von Euryce, einer der fünfzig Thespiaden.


Teleutas oder Teuthras (Gr. M.), König in Phrygien, Vater der Tecmessa, welche Ajax Telamonius als Gefangene und als seine Geliebte fortschleppte, nachdem er ihren Vater im Zweikampf getödtet hatte.


Tellus, lateinischer Name der Gäa. (S. d.)


Telmissus (Gr. M.), Sohn des Apollo und der Themisto, der Tochter des Zabins, Königs der Hyperboreer. Er liess sich in Carien nieder, und erbauete seinem Vater einen Tempel und die Stadt T., wovon Apollo den Beinamen Telmissius erhielt. Es bestand in T. ein hochberühmtes Orakel des Apollo.


Telphusa (Gr. M.), Tochter des Ladon, eine Nymphe, von welcher die Stadt T. in Arcadien ihren Namen hatte.


Telyn (Nord. M.), die heilige Harfe des Gottes Braga, ganz von Gold. Die Harfe der Skalden wurde nach ihr benannt.


Temalakatl (Mex. Rel.), der Fechter-Opferstein zu Tenochtitlan, oder jeder andern mexikanischen Stadt von einiger Grösse. Ein solcher befand sich jedesmal im Mittelpunkt einer Terrasse auf einem freien, viele Zuschauer fassenden Platze in der Nähe der Haupttempel. Der zu Mexiko, welchen wir besonders genau kennen, da er nach mehrhundertjähriger Verborgenheit unter dem Erdboden wieder gefunden und sorgfältig beschrieben wurde, hatte 11/10 Metre (etwas mehr als 3 Fuss) in der Höhe, war vollkommen cylindrisch gestaltet, hatte einen Durchmesser von 3 Metre oder 91/4 Fuss und war ringsumher mit zwanzig Paaren Figuren in erhabener Arbeit geziert, welche einen mexikanischen Krieger darstellten, wie er einem andern, wahrscheinlich überwundenen, feindlichen Krieger die Hand auf das Haupt legt, und dieser ihm zum Zeichen der Unterwürfigkeit Blumen überreicht. Auf der obern geraden Fläche des Steines befand sich ein Ring, in welchen der zu Opfernde mit einem Fuss gefesselt wurde. War in einem Kriege ein Feldherr, ein König, ein überaus tapferer Befehlshaber gefangen worden, so ward er bestimmt, auf diesem Steine sich die Freiheit oder den Tod zu erkämpfen. Mit einem hölzernen Helm, Schilde und Schwert versehen, das jedoch an seiner Schärfe mit lauter dünnen Chalcedonblättchen ausgelegt war und so zu einer furchtbaren schneidenden Waffe wurde, ward er mit dem rechten Fusse an dem Ringe befestigt, doch so, dass er denselben etwas vor- und zurückbewegen konnte. Ein, gleich ihm bewaffneter, mexikanischer Krieger erhob sich nun auf den Fechterstein und begann mit jenem einen Kampf auf Leben und Tod, in welchem nicht selten der Gefesselte als Sieger über mehrere seiner Feinde hervorging; wenn ihn aber das Glück über sechs Gegner triumphiren liess, erhielt er seine Freiheit und ward, mit Ruhm und reichen Geschenken überhäuft, in sein Vaterland entlassen. Der grosse Stein, welcher in Mexiko nahe der Domkirche gefunden ward, scheint zu dem ehemals dort befindlichen grossen Tempel gehört zu haben, und wahrscheinlich verblutete auf ihm der berühmte Tlahnicol, der Heerführer der Tlaskalaner; er ward von den Azteken gefangen: der zweite, Montezuma, wollte ihm aus Achtung und Freundschaft die Freiheit schenken, Tlahuicol sagte jedoch, dass er die Schande, Gefangener gewesen zu sein, nicht tragen wollte, und bat daher, auf dem Opferstein als Fechter sterben zu dürfen. Nach wiederholten Versuchen, ihn von diesem Entschluss abzubringen, gab der König nach; prächtige Feste wurden nun veranstaltet, und als diese acht Tage gedauert, er auf dem T. befestigt; hier verwundete er zwanzig und tödtete acht der mächtigsten Krieger und Feldherren der Azteken, bis er von dem Neunundzwanzigsten durch einen mächtigen Schlag auf den Kopf niedergeschmettert wurde. Es wird erzählt, dass er diesen Opfertod für sein Volk gestorben sei, und, bevor man ihm die Brust aufriss, um, wie üblich, sein Herz dem Kriegsgotte darzubieten, gerufen habe: "jetzt solle Tlaskala sich erheben, denn die Azteken hätten keine Feldherren mehr." Es geschah, und sein Volk erfocht den vollständigsten Sieg. Die Sache an sich ist keineswegs unmöglich, allein bei dem gänzlichen Mangel an genauen Nachrichten aus der frühern Geschichte von Mexiko doch immer zweifelhaft; dass Tlahuicol aber auf die angegebene Weise gestorben, scheint so gewiss, als dass in Mexiko überhaupt jährlich wenigstens zwanzigtausend feindliche Krieger geschlachtet wurden, und dass man in der Regel nur Kriege führte, um Gefangene zu machen, die man opfern konnte.


Tembrius (Gr. M.), Beiname des Apollo von der Stadt Tembrus auf Cyprus.


Temenites (Gr. M.), Beiname des Apollo von der Stadt Temenus bei Syracus. Er verkündete dem Tiberius in Rom im Traume seinen Tod.


Temenus, 1) s. Hercules: die letzte mythologische Person, indem wir die griechische Mythen-Geschichte höchstens bis auf den Krieg der Heracliden gegen den Peloponnes ausdehnen können. - 2) T., Sohn des Pelasgus; er hatte die Juno von ihrer Kindheit auferzogen, und weihete ihr drei Tempel: als Kind, als Jungfrau und als Gattin.


Tempestas (Röm. M.), eine Göttin, welcher L. Cornelius Scipio einen Tempel gelobte, da er im J. 259 v. Chr. bei Corsica einen schweren Sturm zu bestehen hatte; derselbe stand vor der Porta Capena Roms, auf der appischen Strasse. Es wurden der T. schwarze Lämmer geopfert.


Teneates (Gr. M.), Beiname des Apollo von Tenea bei Corinth, wo er ein Heiligthum hatte.


Tenes oder Tennes (Gr. M.), Sohn des Cycnus und der Proclea, einer Tochter des Laomedon. Philonome ward des Cycnus zweite Gattin, und der schöne junge Sohn gefiel ihr besser, als der gealterte Vater, daher sie jenem nachstellte, jedoch mit Verachtung zurückgewiesen wurde; sie klagte desshalb dem Gatten, dass T. ihr Unziemliches zugemuthet. Voll Zorn liess der Vater ihn und seine Schwester Hemithea, welche des Antheils an dem Verbrechen beschuldigt wurde, in einen Kasten stecken und in's Meer werfen, das Beide indessen wohlbehalten nach der Insel Leucophrys brachte, welche T. nun colonisirte und Tenedos benannte. Der Vater, seine Vorschnelligkeit bereuend, zog dem Sohn nach, wurde aber mit ihm von Achilles erschlagen. T. wurde als Stammheld auf Tenedos göttlich verehrt; der Name des Achilles durfte in seinem Tempel nicht ausgesprochen werden, und kein Flötenspieler durfte ihn betreten, weil ein solcher, Namens Molpus, falsches Zeugniss gegen T. abgelegt hatte. Seine schöne Marmorstatue brachte Verres nach Rom.


Die Lacedämonier griffen sie an, da sie aber herzhaft zurückgeschlagen wurden, versuchten sie um ihrer eigenen Ehre willen keinen zweiten Sturm, sondern zogen ab. Nahe dem Theater, bei dem Tempel der Venus, ward von dem dankbaren Volke der edlen T. ein Heroon gebaut; ihre Statue hielt in der Hand einen Helm, den sie, im Begriff ihn aufzusetzen, betrachtete. Bücherrollen, welche ihre Gesänge andeuteten, lagen zu ihren Füssen.


Telesphorus (Gr. M.), »der Vollendende«, ein Heildämon, Sohn des Aesculap; manchmal erscheint der Name auch bloss als Beiname des Letztern. T. selbst aber hat wieder den Beinamen Evamerion (s. d.). Er hatte zu Pergamus und zu Smyrna einen Tempel. Mit Hygea und Aesculap verbunden kommt er auf Münzen vor. Er wird als Knabe mit langem Mantel und phrygischer Mütze dargestellt; auch dem Vulcan erscheint er so beigeordnet.


Telestes (Gr. M.), Vater der Ianthe, welche mit der als Knabe erzogenen Iphis vermählt werden sollte. Die Ehe ward vollzogen, indem Iphis auf der Mutter Bitten von Isis in einen Mann verwandelt wurde.


Telestho (Gr. M.), Tochter des Oceanus und der Tethys.


Telete (Gr. M.), Tochter des Bacchus und der Nicäa, einer Flussnymphe, der Tochter des Sangarius in Phrygien. Letztere war überaus schön, aber eine solche Männerfeindin, dass sie den Hymnus, einen Hirten, der sie liebte, erschoss. Amor führte ihr dafür den Bacchus zu, dem sie zwar auch den Tod drohete, der aber sie berauschte, und dann seinen Willen durchsetzte. Voll Zorn suchte Nicäa nun lange den Verführer, doch vergeblich, zuletzt, nachdem sie T. geboren, erhängte sie sich. Bacchus nahm sich seines Kindes an, und baute der Mutter zu Ehren die Stadt Nicäa. T. heisst Weihe, und diese mythische Person ist daher bloss eine Personification der Einweihung in die Mysterien des Bacchus.


Telethusa (Gr. M.), Gattin des armen Ligdus in Creta. S. d.


Teleus (Gr. M.), Beiname des Jupiter zu Tegea. Sein Heiligthum war ein viereckiger, kaum behauener Stein, wie dergleichen in den ältesten Tempeln öfter vorkamen.


Teleutagoras (Gr. M.), Sohn des Hercules von Euryce, einer der fünfzig Thespiaden.


Teleutas oder Teuthras (Gr. M.), König in Phrygien, Vater der Tecmessa, welche Ajax Telamonius als Gefangene und als seine Geliebte fortschleppte, nachdem er ihren Vater im Zweikampf getödtet hatte.


Tellus, lateinischer Name der Gäa. (S. d.)


Telmissus (Gr. M.), Sohn des Apollo und der Themisto, der Tochter des Zabins, Königs der Hyperboreer. Er liess sich in Carien nieder, und erbauete seinem Vater einen Tempel und die Stadt T., wovon Apollo den Beinamen Telmissius erhielt. Es bestand in T. ein hochberühmtes Orakel des Apollo.


Telphusa (Gr. M.), Tochter des Ladon, eine Nymphe, von welcher die Stadt T. in Arcadien ihren Namen hatte.


Telyn (Nord. M.), die heilige Harfe des Gottes Braga, ganz von Gold. Die Harfe der Skalden wurde nach ihr benannt.


Temalakatl (Mex. Rel.), der Fechter-Opferstein zu Tenochtitlan, oder jeder andern mexikanischen Stadt von einiger Grösse. Ein solcher befand sich jedesmal im Mittelpunkt einer Terrasse auf einem freien, viele Zuschauer fassenden Platze in der Nähe der Haupttempel. Der zu Mexiko, welchen wir besonders genau kennen, da er nach mehrhundertjähriger Verborgenheit unter dem Erdboden wieder gefunden und sorgfältig beschrieben wurde, hatte 11/10 Metre (etwas mehr als 3 Fuss) in der Höhe, war vollkommen cylindrisch gestaltet, hatte einen Durchmesser von 3 Metre oder 91/4 Fuss und war ringsumher mit zwanzig Paaren Figuren in erhabener Arbeit geziert, welche einen mexikanischen Krieger darstellten, wie er einem andern, wahrscheinlich überwundenen, feindlichen Krieger die Hand auf das Haupt legt, und dieser ihm zum Zeichen der Unterwürfigkeit Blumen überreicht. Auf der obern geraden Fläche des Steines befand sich ein Ring, in welchen der zu Opfernde mit einem Fuss gefesselt wurde. War in einem Kriege ein Feldherr, ein König, ein überaus tapferer Befehlshaber gefangen worden, so ward er bestimmt, auf diesem Steine sich die Freiheit oder den Tod zu erkämpfen. Mit einem hölzernen Helm, Schilde und Schwert versehen, das jedoch an seiner Schärfe mit lauter dünnen Chalcedonblättchen ausgelegt war und so zu einer furchtbaren schneidenden Waffe wurde, ward er mit dem rechten Fusse an dem Ringe befestigt, doch so, dass er denselben etwas vor- und zurückbewegen konnte. Ein, gleich ihm bewaffneter, mexikanischer Krieger erhob sich nun auf den Fechterstein und begann mit jenem einen Kampf auf Leben und Tod, in welchem nicht selten der Gefesselte als Sieger über mehrere seiner Feinde hervorging; wenn ihn aber das Glück über sechs Gegner triumphiren liess, erhielt er seine Freiheit und ward, mit Ruhm und reichen Geschenken überhäuft, in sein Vaterland entlassen. Der grosse Stein, welcher in Mexiko nahe der Domkirche gefunden ward, scheint zu dem ehemals dort befindlichen grossen Tempel gehört zu haben, und wahrscheinlich verblutete auf ihm der berühmte Tlahnicol, der Heerführer der Tlaskalaner; er ward von den Azteken gefangen: der zweite, Montezuma, wollte ihm aus Achtung und Freundschaft die Freiheit schenken, Tlahuicol sagte jedoch, dass er die Schande, Gefangener gewesen zu sein, nicht tragen wollte, und bat daher, auf dem Opferstein als Fechter sterben zu dürfen. Nach wiederholten Versuchen, ihn von diesem Entschluss abzubringen, gab der König nach; prächtige Feste wurden nun veranstaltet, und als diese acht Tage gedauert, er auf dem T. befestigt; hier verwundete er zwanzig und tödtete acht der mächtigsten Krieger und Feldherren der Azteken, bis er von dem Neunundzwanzigsten durch einen mächtigen Schlag auf den Kopf niedergeschmettert wurde. Es wird erzählt, dass er diesen Opfertod für sein Volk gestorben sei, und, bevor man ihm die Brust aufriss, um, wie üblich, sein Herz dem Kriegsgotte darzubieten, gerufen habe: »jetzt solle Tlaskala sich erheben, denn die Azteken hätten keine Feldherren mehr.« Es geschah, und sein Volk erfocht den vollständigsten Sieg. Die Sache an sich ist keineswegs unmöglich, allein bei dem gänzlichen Mangel an genauen Nachrichten aus der frühern Geschichte von Mexiko doch immer zweifelhaft; dass Tlahuicol aber auf die angegebene Weise gestorben, scheint so gewiss, als dass in Mexiko überhaupt jährlich wenigstens zwanzigtausend feindliche Krieger geschlachtet wurden, und dass man in der Regel nur Kriege führte, um Gefangene zu machen, die man opfern konnte.


Tembrius (Gr. M.), Beiname des Apollo von der Stadt Tembrus auf Cyprus.


Temenitës (Gr. M.), Beiname des Apollo von der Stadt Temenus bei Syracus. Er verkündete dem Tiberius in Rom im Traume seinen Tod.


Temenus, 1) s. Hercules: die letzte mythologische Person, indem wir die griechische Mythen-Geschichte höchstens bis auf den Krieg der Heracliden gegen den Peloponnes ausdehnen können. – 2) T., Sohn des Pelasgus; er hatte die Juno von ihrer Kindheit auferzogen, und weihete ihr drei Tempel: als Kind, als Jungfrau und als Gattin.


Tempestas (Röm. M.), eine Göttin, welcher L. Cornelius Scipio einen Tempel gelobte, da er im J. 259 v. Chr. bei Corsica einen schweren Sturm zu bestehen hatte; derselbe stand vor der Porta Capena Roms, auf der appischen Strasse. Es wurden der T. schwarze Lämmer geopfert.


Teneates (Gr. M.), Beiname des Apollo von Tenea bei Corinth, wo er ein Heiligthum hatte.


Tenes oder Tennes (Gr. M.), Sohn des Cycnus und der Proclea, einer Tochter des Laomedon. Philonome ward des Cycnus zweite Gattin, und der schöne junge Sohn gefiel ihr besser, als der gealterte Vater, daher sie jenem nachstellte, jedoch mit Verachtung zurückgewiesen wurde; sie klagte desshalb dem Gatten, dass T. ihr Unziemliches zugemuthet. Voll Zorn liess der Vater ihn und seine Schwester Hemithea, welche des Antheils an dem Verbrechen beschuldigt wurde, in einen Kasten stecken und in's Meer werfen, das Beide indessen wohlbehalten nach der Insel Leucophrys brachte, welche T. nun colonisirte und Tenedos benannte. Der Vater, seine Vorschnelligkeit bereuend, zog dem Sohn nach, wurde aber mit ihm von Achilles erschlagen. T. wurde als Stammheld auf Tenedos göttlich verehrt; der Name des Achilles durfte in seinem Tempel nicht ausgesprochen werden, und kein Flötenspieler durfte ihn betreten, weil ein solcher, Namens Molpus, falsches Zeugniss gegen T. abgelegt hatte. Seine schöne Marmorstatue brachte Verres nach Rom.


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[426/0496] Die Lacedämonier griffen sie an, da sie aber herzhaft zurückgeschlagen wurden, versuchten sie um ihrer eigenen Ehre willen keinen zweiten Sturm, sondern zogen ab. Nahe dem Theater, bei dem Tempel der Venus, ward von dem dankbaren Volke der edlen T. ein Heroon gebaut; ihre Statue hielt in der Hand einen Helm, den sie, im Begriff ihn aufzusetzen, betrachtete. Bücherrollen, welche ihre Gesänge andeuteten, lagen zu ihren Füssen. Telesphorus (Gr. M.), »der Vollendende«, ein Heildämon, Sohn des Aesculap; manchmal erscheint der Name auch bloss als Beiname des Letztern. T. selbst aber hat wieder den Beinamen Evamerion (s. d.). Er hatte zu Pergamus und zu Smyrna einen Tempel. Mit Hygea und Aesculap verbunden kommt er auf Münzen vor. Er wird als Knabe mit langem Mantel und phrygischer Mütze dargestellt; auch dem Vulcan erscheint er so beigeordnet. Telestes (Gr. M.), Vater der Ianthe, welche mit der als Knabe erzogenen Iphis vermählt werden sollte. Die Ehe ward vollzogen, indem Iphis auf der Mutter Bitten von Isis in einen Mann verwandelt wurde. Telestho (Gr. M.), Tochter des Oceanus und der Tethys. Telete (Gr. M.), Tochter des Bacchus und der Nicäa, einer Flussnymphe, der Tochter des Sangarius in Phrygien. Letztere war überaus schön, aber eine solche Männerfeindin, dass sie den Hymnus, einen Hirten, der sie liebte, erschoss. Amor führte ihr dafür den Bacchus zu, dem sie zwar auch den Tod drohete, der aber sie berauschte, und dann seinen Willen durchsetzte. Voll Zorn suchte Nicäa nun lange den Verführer, doch vergeblich, zuletzt, nachdem sie T. geboren, erhängte sie sich. Bacchus nahm sich seines Kindes an, und baute der Mutter zu Ehren die Stadt Nicäa. T. heisst Weihe, und diese mythische Person ist daher bloss eine Personification der Einweihung in die Mysterien des Bacchus. Telethusa (Gr. M.), Gattin des armen Ligdus in Creta. S. d. Teleus (Gr. M.), Beiname des Jupiter zu Tegea. Sein Heiligthum war ein viereckiger, kaum behauener Stein, wie dergleichen in den ältesten Tempeln öfter vorkamen. Teleutagoras (Gr. M.), Sohn des Hercules von Euryce, einer der fünfzig Thespiaden. Teleutas oder Teuthras (Gr. M.), König in Phrygien, Vater der Tecmessa, welche Ajax Telamonius als Gefangene und als seine Geliebte fortschleppte, nachdem er ihren Vater im Zweikampf getödtet hatte. Tellus, lateinischer Name der Gäa. (S. d.) Telmissus (Gr. M.), Sohn des Apollo und der Themisto, der Tochter des Zabins, Königs der Hyperboreer. Er liess sich in Carien nieder, und erbauete seinem Vater einen Tempel und die Stadt T., wovon Apollo den Beinamen Telmissius erhielt. Es bestand in T. ein hochberühmtes Orakel des Apollo. Telphusa (Gr. M.), Tochter des Ladon, eine Nymphe, von welcher die Stadt T. in Arcadien ihren Namen hatte. Telyn (Nord. M.), die heilige Harfe des Gottes Braga, ganz von Gold. Die Harfe der Skalden wurde nach ihr benannt. Temalakatl (Mex. Rel.), der Fechter-Opferstein zu Tenochtitlan, oder jeder andern mexikanischen Stadt von einiger Grösse. Ein solcher befand sich jedesmal im Mittelpunkt einer Terrasse auf einem freien, viele Zuschauer fassenden Platze in der Nähe der Haupttempel. Der zu Mexiko, welchen wir besonders genau kennen, da er nach mehrhundertjähriger Verborgenheit unter dem Erdboden wieder gefunden und sorgfältig beschrieben wurde, hatte 11/10 Metre (etwas mehr als 3 Fuss) in der Höhe, war vollkommen cylindrisch gestaltet, hatte einen Durchmesser von 3 Metre oder 91/4 Fuss und war ringsumher mit zwanzig Paaren Figuren in erhabener Arbeit geziert, welche einen mexikanischen Krieger darstellten, wie er einem andern, wahrscheinlich überwundenen, feindlichen Krieger die Hand auf das Haupt legt, und dieser ihm zum Zeichen der Unterwürfigkeit Blumen überreicht. Auf der obern geraden Fläche des Steines befand sich ein Ring, in welchen der zu Opfernde mit einem Fuss gefesselt wurde. War in einem Kriege ein Feldherr, ein König, ein überaus tapferer Befehlshaber gefangen worden, so ward er bestimmt, auf diesem Steine sich die Freiheit oder den Tod zu erkämpfen. Mit einem hölzernen Helm, Schilde und Schwert versehen, das jedoch an seiner Schärfe mit lauter dünnen Chalcedonblättchen ausgelegt war und so zu einer furchtbaren schneidenden Waffe wurde, ward er mit dem rechten Fusse an dem Ringe befestigt, doch so, dass er denselben etwas vor- und zurückbewegen konnte. Ein, gleich ihm bewaffneter, mexikanischer Krieger erhob sich nun auf den Fechterstein und begann mit jenem einen Kampf auf Leben und Tod, in welchem nicht selten der Gefesselte als Sieger über mehrere seiner Feinde hervorging; wenn ihn aber das Glück über sechs Gegner triumphiren liess, erhielt er seine Freiheit und ward, mit Ruhm und reichen Geschenken überhäuft, in sein Vaterland entlassen. Der grosse Stein, welcher in Mexiko nahe der Domkirche gefunden ward, scheint zu dem ehemals dort befindlichen grossen Tempel gehört zu haben, und wahrscheinlich verblutete auf ihm der berühmte Tlahnicol, der Heerführer der Tlaskalaner; er ward von den Azteken gefangen: der zweite, Montezuma, wollte ihm aus Achtung und Freundschaft die Freiheit schenken, Tlahuicol sagte jedoch, dass er die Schande, Gefangener gewesen zu sein, nicht tragen wollte, und bat daher, auf dem Opferstein als Fechter sterben zu dürfen. Nach wiederholten Versuchen, ihn von diesem Entschluss abzubringen, gab der König nach; prächtige Feste wurden nun veranstaltet, und als diese acht Tage gedauert, er auf dem T. befestigt; hier verwundete er zwanzig und tödtete acht der mächtigsten Krieger und Feldherren der Azteken, bis er von dem Neunundzwanzigsten durch einen mächtigen Schlag auf den Kopf niedergeschmettert wurde. Es wird erzählt, dass er diesen Opfertod für sein Volk gestorben sei, und, bevor man ihm die Brust aufriss, um, wie üblich, sein Herz dem Kriegsgotte darzubieten, gerufen habe: »jetzt solle Tlaskala sich erheben, denn die Azteken hätten keine Feldherren mehr.« Es geschah, und sein Volk erfocht den vollständigsten Sieg. Die Sache an sich ist keineswegs unmöglich, allein bei dem gänzlichen Mangel an genauen Nachrichten aus der frühern Geschichte von Mexiko doch immer zweifelhaft; dass Tlahuicol aber auf die angegebene Weise gestorben, scheint so gewiss, als dass in Mexiko überhaupt jährlich wenigstens zwanzigtausend feindliche Krieger geschlachtet wurden, und dass man in der Regel nur Kriege führte, um Gefangene zu machen, die man opfern konnte. Tembrius (Gr. M.), Beiname des Apollo von der Stadt Tembrus auf Cyprus. Temenitës (Gr. M.), Beiname des Apollo von der Stadt Temenus bei Syracus. Er verkündete dem Tiberius in Rom im Traume seinen Tod. Temenus, 1) s. Hercules: die letzte mythologische Person, indem wir die griechische Mythen-Geschichte höchstens bis auf den Krieg der Heracliden gegen den Peloponnes ausdehnen können. – 2) T., Sohn des Pelasgus; er hatte die Juno von ihrer Kindheit auferzogen, und weihete ihr drei Tempel: als Kind, als Jungfrau und als Gattin. Tempestas (Röm. M.), eine Göttin, welcher L. Cornelius Scipio einen Tempel gelobte, da er im J. 259 v. Chr. bei Corsica einen schweren Sturm zu bestehen hatte; derselbe stand vor der Porta Capena Roms, auf der appischen Strasse. Es wurden der T. schwarze Lämmer geopfert. Teneates (Gr. M.), Beiname des Apollo von Tenea bei Corinth, wo er ein Heiligthum hatte. Tenes oder Tennes (Gr. M.), Sohn des Cycnus und der Proclea, einer Tochter des Laomedon. Philonome ward des Cycnus zweite Gattin, und der schöne junge Sohn gefiel ihr besser, als der gealterte Vater, daher sie jenem nachstellte, jedoch mit Verachtung zurückgewiesen wurde; sie klagte desshalb dem Gatten, dass T. ihr Unziemliches zugemuthet. Voll Zorn liess der Vater ihn und seine Schwester Hemithea, welche des Antheils an dem Verbrechen beschuldigt wurde, in einen Kasten stecken und in's Meer werfen, das Beide indessen wohlbehalten nach der Insel Leucophrys brachte, welche T. nun colonisirte und Tenedos benannte. Der Vater, seine Vorschnelligkeit bereuend, zog dem Sohn nach, wurde aber mit ihm von Achilles erschlagen. T. wurde als Stammheld auf Tenedos göttlich verehrt; der Name des Achilles durfte in seinem Tempel nicht ausgesprochen werden, und kein Flötenspieler durfte ihn betreten, weil ein solcher, Namens Molpus, falsches Zeugniss gegen T. abgelegt hatte. Seine schöne Marmorstatue brachte Verres nach Rom.

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Zitationshilfe: Dr. Vollmer’s Wörterbuch der Mythologie aller Völker. 3. Aufl. Stuttgart, 1874, S. 426. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vollmer_mythologie_1874/496>, abgerufen am 22.11.2024.