her, jeder Witterung blos gegeben, durch keine warme Stallung, kein regelmäßiges Füttern, ver¬ wöhnt. Schwer ward es dann sie zu bändigen, doch gelang es endlich durch Güte und Strenge. Im schnellen Laufen übte man sie täglich, dann mußten sie auch verschiedene, vor ihnen in Ge¬ stalt von Soldaten zu Fuß und zu Pferde, zur Höhe gerichtete Gegenstände, über den Haufen rennen, in Stickfeuer und Schwefeldunst gehen, von Furcht befreit, vertraut mit Schmerzen. Dabei mußten sie sich auf des Reuters Verlan¬ gen schnell zur Erde werfen, denn auch hier war es im Gebrauch, wenn es die Umstände wollten und erlaubten, sich mit Erdaufwürfen zu sichern.
In früheren Zeiten galt es erschöpfende An¬ strengung, wenn Reuterei etwa eine Viertelmeile im vollen Rennen zurücklegte. Jetzt hatten die wild aufgewachsenen, durch Uebung immer mehr gekräftigten Kampfrosse, Athem genug, dies mehrere Meilen zu vollbringen, obschon sie sowohl als der Reuter gepanzert waren, und oft noch ein Schütz hinten auf saß, der denn im vollen Laufe, entweder über des Reuters Schul¬ tern, oder rechts und links, feuerte.
her, jeder Witterung blos gegeben, durch keine warme Stallung, kein regelmaͤßiges Fuͤttern, ver¬ woͤhnt. Schwer ward es dann ſie zu baͤndigen, doch gelang es endlich durch Guͤte und Strenge. Im ſchnellen Laufen uͤbte man ſie taͤglich, dann mußten ſie auch verſchiedene, vor ihnen in Ge¬ ſtalt von Soldaten zu Fuß und zu Pferde, zur Hoͤhe gerichtete Gegenſtaͤnde, uͤber den Haufen rennen, in Stickfeuer und Schwefeldunſt gehen, von Furcht befreit, vertraut mit Schmerzen. Dabei mußten ſie ſich auf des Reuters Verlan¬ gen ſchnell zur Erde werfen, denn auch hier war es im Gebrauch, wenn es die Umſtaͤnde wollten und erlaubten, ſich mit Erdaufwuͤrfen zu ſichern.
In fruͤheren Zeiten galt es erſchoͤpfende An¬ ſtrengung, wenn Reuterei etwa eine Viertelmeile im vollen Rennen zuruͤcklegte. Jetzt hatten die wild aufgewachſenen, durch Uebung immer mehr gekraͤftigten Kampfroſſe, Athem genug, dies mehrere Meilen zu vollbringen, obſchon ſie ſowohl als der Reuter gepanzert waren, und oft noch ein Schuͤtz hinten auf ſaß, der denn im vollen Laufe, entweder uͤber des Reuters Schul¬ tern, oder rechts und links, feuerte.
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her, jeder Witterung blos gegeben, durch keine
warme Stallung, kein regelmaͤßiges Fuͤttern, ver¬
woͤhnt. Schwer ward es dann ſie zu baͤndigen,
doch gelang es endlich durch Guͤte und Strenge.
Im ſchnellen Laufen uͤbte man ſie taͤglich, dann
mußten ſie auch verſchiedene, vor ihnen in Ge¬
ſtalt von Soldaten zu Fuß und zu Pferde, zur
Hoͤhe gerichtete Gegenſtaͤnde, uͤber den Haufen
rennen, in Stickfeuer und Schwefeldunſt gehen,
von Furcht befreit, vertraut mit Schmerzen.
Dabei mußten ſie ſich auf des Reuters Verlan¬
gen ſchnell zur Erde werfen, denn auch hier
war es im Gebrauch, wenn es die Umſtaͤnde
wollten und erlaubten, ſich mit Erdaufwuͤrfen zu
ſichern.
In fruͤheren Zeiten galt es erſchoͤpfende An¬
ſtrengung, wenn Reuterei etwa eine Viertelmeile
im vollen Rennen zuruͤcklegte. Jetzt hatten
die wild aufgewachſenen, durch Uebung immer
mehr gekraͤftigten Kampfroſſe, Athem genug,
dies mehrere Meilen zu vollbringen, obſchon ſie
ſowohl als der Reuter gepanzert waren, und oft
noch ein Schuͤtz hinten auf ſaß, der denn im
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/102>, abgerufen am 22.11.2024.
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