Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

chen hätte schon um Jahrhunderte früher vor¬
handen sein können, wenn damals nicht eine
so große Geistesträgheit unter den Kriegern zu
finden gewesen wäre, wenn nicht manche Völker
es vorgezogen hätten, dem Verderben zuzueilen,
als das Genie über die Maasregeln ihrer Ret¬
tung zu hören. Das war nun freilich späterhin
anders. Niemanden traf Verfolgung, weil er
klüger war, als der Haufe, der Verstand war
kein Monopol sondern Allmende. Pulverkraft
schaffte diese Wandelthürme, diese Wandelschanzen
fort, und es ist gar so schwer nicht, die Mög¬
lichkeit zu ahnen.

Die Artillerie zu Pferde hatte ihre Stücke
nicht auf Wagen, sondern bei sich an den Sätteln,
in kleine Theile zerlegt, die man in etlichen Se¬
kunden zum Ganzen vereinte. Sie bewegte sich
noch schneller als die gewöhnliche Reuterei, in¬
dem sie die vorzüglichsten Pferde empfing, und
jener im Ansprung voraus eilen mußte, durch
einige schnell angebrachte Lagen die Bahnen
aufzuhellen.

Das Laboratorium setzte in Erstaunen. Hier
wurden unter andern die Feuermaterien gemengt,
deren Flammen sich überall vertilgend anhingen.

chen haͤtte ſchon um Jahrhunderte fruͤher vor¬
handen ſein koͤnnen, wenn damals nicht eine
ſo große Geiſtestraͤgheit unter den Kriegern zu
finden geweſen waͤre, wenn nicht manche Voͤlker
es vorgezogen haͤtten, dem Verderben zuzueilen,
als das Genie uͤber die Maasregeln ihrer Ret¬
tung zu hoͤren. Das war nun freilich ſpaͤterhin
anders. Niemanden traf Verfolgung, weil er
kluͤger war, als der Haufe, der Verſtand war
kein Monopol ſondern Allmende. Pulverkraft
ſchaffte dieſe Wandelthuͤrme, dieſe Wandelſchanzen
fort, und es iſt gar ſo ſchwer nicht, die Moͤg¬
lichkeit zu ahnen.

Die Artillerie zu Pferde hatte ihre Stuͤcke
nicht auf Wagen, ſondern bei ſich an den Saͤtteln,
in kleine Theile zerlegt, die man in etlichen Se¬
kunden zum Ganzen vereinte. Sie bewegte ſich
noch ſchneller als die gewoͤhnliche Reuterei, in¬
dem ſie die vorzuͤglichſten Pferde empfing, und
jener im Anſprung voraus eilen mußte, durch
einige ſchnell angebrachte Lagen die Bahnen
aufzuhellen.

Das Laboratorium ſetzte in Erſtaunen. Hier
wurden unter andern die Feuermaterien gemengt,
deren Flammen ſich uͤberall vertilgend anhingen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0105" n="93"/>
chen ha&#x0364;tte &#x017F;chon um Jahrhunderte fru&#x0364;her vor¬<lb/>
handen &#x017F;ein ko&#x0364;nnen, wenn damals nicht eine<lb/>
&#x017F;o große Gei&#x017F;testra&#x0364;gheit unter den Kriegern zu<lb/>
finden gewe&#x017F;en wa&#x0364;re, wenn nicht manche Vo&#x0364;lker<lb/>
es vorgezogen ha&#x0364;tten, dem Verderben zuzueilen,<lb/>
als das Genie u&#x0364;ber die Maasregeln ihrer Ret¬<lb/>
tung zu ho&#x0364;ren. Das war nun freilich &#x017F;pa&#x0364;terhin<lb/>
anders. Niemanden traf Verfolgung, weil er<lb/>
klu&#x0364;ger war, als der Haufe, der Ver&#x017F;tand war<lb/>
kein Monopol &#x017F;ondern Allmende. Pulverkraft<lb/>
&#x017F;chaffte die&#x017F;e Wandelthu&#x0364;rme, die&#x017F;e Wandel&#x017F;chanzen<lb/>
fort, und es i&#x017F;t gar &#x017F;o &#x017F;chwer nicht, die Mo&#x0364;<lb/>
lichkeit zu ahnen.</p><lb/>
          <p>Die Artillerie zu Pferde hatte ihre Stu&#x0364;cke<lb/>
nicht auf Wagen, &#x017F;ondern bei &#x017F;ich an den Sa&#x0364;tteln,<lb/>
in kleine Theile zerlegt, die man in etlichen Se¬<lb/>
kunden zum Ganzen vereinte. Sie bewegte &#x017F;ich<lb/>
noch &#x017F;chneller als die gewo&#x0364;hnliche Reuterei, in¬<lb/>
dem &#x017F;ie die vorzu&#x0364;glich&#x017F;ten Pferde empfing, und<lb/>
jener im An&#x017F;prung voraus eilen mußte, durch<lb/>
einige &#x017F;chnell angebrachte Lagen die Bahnen<lb/>
aufzuhellen.</p><lb/>
          <p>Das Laboratorium &#x017F;etzte in Er&#x017F;taunen. Hier<lb/>
wurden unter andern die Feuermaterien gemengt,<lb/>
deren Flammen &#x017F;ich u&#x0364;berall vertilgend anhingen.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0105] chen haͤtte ſchon um Jahrhunderte fruͤher vor¬ handen ſein koͤnnen, wenn damals nicht eine ſo große Geiſtestraͤgheit unter den Kriegern zu finden geweſen waͤre, wenn nicht manche Voͤlker es vorgezogen haͤtten, dem Verderben zuzueilen, als das Genie uͤber die Maasregeln ihrer Ret¬ tung zu hoͤren. Das war nun freilich ſpaͤterhin anders. Niemanden traf Verfolgung, weil er kluͤger war, als der Haufe, der Verſtand war kein Monopol ſondern Allmende. Pulverkraft ſchaffte dieſe Wandelthuͤrme, dieſe Wandelſchanzen fort, und es iſt gar ſo ſchwer nicht, die Moͤg¬ lichkeit zu ahnen. Die Artillerie zu Pferde hatte ihre Stuͤcke nicht auf Wagen, ſondern bei ſich an den Saͤtteln, in kleine Theile zerlegt, die man in etlichen Se¬ kunden zum Ganzen vereinte. Sie bewegte ſich noch ſchneller als die gewoͤhnliche Reuterei, in¬ dem ſie die vorzuͤglichſten Pferde empfing, und jener im Anſprung voraus eilen mußte, durch einige ſchnell angebrachte Lagen die Bahnen aufzuhellen. Das Laboratorium ſetzte in Erſtaunen. Hier wurden unter andern die Feuermaterien gemengt, deren Flammen ſich uͤberall vertilgend anhingen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/105
Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/105>, abgerufen am 22.11.2024.