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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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Dies gefiel freilich dem flammenden Jüng¬
ling nicht ganz. Lob, warmes Lob, hätte er
von dem Mädchen gehoft, das begeisternd mit
Kraft weihte, und es tönte nun so sparsam, so
bedungen. Doch räumte er ihrem feinen Geist
den höheren Ausspruch ein, und antwortete nur,
indem er diesem seine Ehrfurcht darbrachte.

Er blieb noch einige Zeit in Petersburg, sich
von dem Handel und dem Zustande der Wissen¬
schaften im Norden zu unterrichten.

Jener war sehr ausgebreitet, und wurde mit
einer der Lage des Landes angemessenen Klug¬
heit geleitet. Die Bevölkerung war seit zwei
Jahrhunderten in den Gegenden an der finnischen
Bai, am Ladoga und weißen Meere bedeutend
angewachsen, aber doch nicht in dem Maaße,
daß die großen Waldungen dadurch so verdrängt
worden wären, daß das Holz, kein Gegenstand
der Ausfuhr bleiben konnte, wie es in vielen,
noch dichter bewohnten Ländern, schon lange der
Fall war. Man blickte also auf diese Waldun¬
gen, als einen vorzüglichen Handelsvorwurf.
Doch roh ihn zu verkaufen, war man zu weise.
Es wurden Schiffe in Menge gebaut, wodurch
sich denn die dabei thätigen Handwerker in gro¬

Dies gefiel freilich dem flammenden Juͤng¬
ling nicht ganz. Lob, warmes Lob, haͤtte er
von dem Maͤdchen gehoft, das begeiſternd mit
Kraft weihte, und es toͤnte nun ſo ſparſam, ſo
bedungen. Doch raͤumte er ihrem feinen Geiſt
den hoͤheren Ausſpruch ein, und antwortete nur,
indem er dieſem ſeine Ehrfurcht darbrachte.

Er blieb noch einige Zeit in Petersburg, ſich
von dem Handel und dem Zuſtande der Wiſſen¬
ſchaften im Norden zu unterrichten.

Jener war ſehr ausgebreitet, und wurde mit
einer der Lage des Landes angemeſſenen Klug¬
heit geleitet. Die Bevoͤlkerung war ſeit zwei
Jahrhunderten in den Gegenden an der finniſchen
Bai, am Ladoga und weißen Meere bedeutend
angewachſen, aber doch nicht in dem Maaße,
daß die großen Waldungen dadurch ſo verdraͤngt
worden waͤren, daß das Holz, kein Gegenſtand
der Ausfuhr bleiben konnte, wie es in vielen,
noch dichter bewohnten Laͤndern, ſchon lange der
Fall war. Man blickte alſo auf dieſe Waldun¬
gen, als einen vorzuͤglichen Handelsvorwurf.
Doch roh ihn zu verkaufen, war man zu weiſe.
Es wurden Schiffe in Menge gebaut, wodurch
ſich denn die dabei thaͤtigen Handwerker in gro¬

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[139/0151] Dies gefiel freilich dem flammenden Juͤng¬ ling nicht ganz. Lob, warmes Lob, haͤtte er von dem Maͤdchen gehoft, das begeiſternd mit Kraft weihte, und es toͤnte nun ſo ſparſam, ſo bedungen. Doch raͤumte er ihrem feinen Geiſt den hoͤheren Ausſpruch ein, und antwortete nur, indem er dieſem ſeine Ehrfurcht darbrachte. Er blieb noch einige Zeit in Petersburg, ſich von dem Handel und dem Zuſtande der Wiſſen¬ ſchaften im Norden zu unterrichten. Jener war ſehr ausgebreitet, und wurde mit einer der Lage des Landes angemeſſenen Klug¬ heit geleitet. Die Bevoͤlkerung war ſeit zwei Jahrhunderten in den Gegenden an der finniſchen Bai, am Ladoga und weißen Meere bedeutend angewachſen, aber doch nicht in dem Maaße, daß die großen Waldungen dadurch ſo verdraͤngt worden waͤren, daß das Holz, kein Gegenſtand der Ausfuhr bleiben konnte, wie es in vielen, noch dichter bewohnten Laͤndern, ſchon lange der Fall war. Man blickte alſo auf dieſe Waldun¬ gen, als einen vorzuͤglichen Handelsvorwurf. Doch roh ihn zu verkaufen, war man zu weiſe. Es wurden Schiffe in Menge gebaut, wodurch ſich denn die dabei thaͤtigen Handwerker in gro¬

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/151>, abgerufen am 03.05.2024.