liche und dennoch unschädliche Einmengungen ver¬ besserten den Geschmack.
Die Anstalten, Fleischwerk durch Rauch dauer¬ haft zu machen, hatten Thurmhöhe. Der Rauch ward durch lang empor gewundene Röhren ge¬ leitet, und zog sich so feiner in die Massen. Durch fette Weiden wohl genährt, lieferten die Schlachtthiere schon ein ungemein nahrungge¬ haltiges Fleisch, und überaus zart war der Geschmack der hier geräucherten Gänsebrüste, Schinken u. s. w. Leckermäuler gaben ihnen den Rang vor allen übrigen in Europa.
Es läßt sich deuten, wie das Volk in diesen Gegenden, ohnehin so wohlhabend, auch durch diese Ursachen stark an Knochenbau und Muskeln gewesen sein müsse. --
Man langte endlich in der weitläuftigen und freundlich gebauten Vorstadt Praga vor Warschau an. Hier ereignete sich, sagte Gelino, um das Ende des achtzehnten Jahrhunderts ein schau¬ derhafter Auftritt, indem bei einem Sturm fast alle Einwohner hingemetzelt wurden. Heil uns! daß wir Blutßenen in Europa gar nicht mehr, und an den Gränzen nur selten und nothgedrun¬ gen erblicken; daß auch, wenn ja Krieg besteht,
liche und dennoch unſchaͤdliche Einmengungen ver¬ beſſerten den Geſchmack.
Die Anſtalten, Fleiſchwerk durch Rauch dauer¬ haft zu machen, hatten Thurmhoͤhe. Der Rauch ward durch lang empor gewundene Roͤhren ge¬ leitet, und zog ſich ſo feiner in die Maſſen. Durch fette Weiden wohl genaͤhrt, lieferten die Schlachtthiere ſchon ein ungemein nahrungge¬ haltiges Fleiſch, und uͤberaus zart war der Geſchmack der hier geraͤucherten Gaͤnſebruͤſte, Schinken u. ſ. w. Leckermaͤuler gaben ihnen den Rang vor allen uͤbrigen in Europa.
Es laͤßt ſich deuten, wie das Volk in dieſen Gegenden, ohnehin ſo wohlhabend, auch durch dieſe Urſachen ſtark an Knochenbau und Muskeln geweſen ſein muͤſſe. —
Man langte endlich in der weitlaͤuftigen und freundlich gebauten Vorſtadt Praga vor Warſchau an. Hier ereignete ſich, ſagte Gelino, um das Ende des achtzehnten Jahrhunderts ein ſchau¬ derhafter Auftritt, indem bei einem Sturm faſt alle Einwohner hingemetzelt wurden. Heil uns! daß wir Blutſzenen in Europa gar nicht mehr, und an den Graͤnzen nur ſelten und nothgedrun¬ gen erblicken; daß auch, wenn ja Krieg beſteht,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0160"n="148"/>
liche und dennoch unſchaͤdliche Einmengungen ver¬<lb/>
beſſerten den Geſchmack.</p><lb/><p>Die Anſtalten, Fleiſchwerk durch Rauch dauer¬<lb/>
haft zu machen, hatten Thurmhoͤhe. Der Rauch<lb/>
ward durch lang empor gewundene Roͤhren ge¬<lb/>
leitet, und zog ſich ſo feiner in die Maſſen.<lb/>
Durch fette Weiden wohl genaͤhrt, lieferten die<lb/>
Schlachtthiere ſchon ein ungemein nahrungge¬<lb/>
haltiges Fleiſch, und uͤberaus zart war der<lb/>
Geſchmack der hier geraͤucherten Gaͤnſebruͤſte,<lb/>
Schinken u. ſ. w. Leckermaͤuler gaben ihnen den<lb/>
Rang vor allen uͤbrigen in Europa.</p><lb/><p>Es laͤßt ſich deuten, wie das Volk in dieſen<lb/>
Gegenden, ohnehin ſo wohlhabend, auch durch<lb/>
dieſe Urſachen ſtark an Knochenbau und Muskeln<lb/>
geweſen ſein muͤſſe. —</p><lb/><p>Man langte endlich in der weitlaͤuftigen und<lb/>
freundlich gebauten Vorſtadt Praga vor Warſchau<lb/>
an. Hier ereignete ſich, ſagte Gelino, um das<lb/>
Ende des achtzehnten Jahrhunderts ein ſchau¬<lb/>
derhafter Auftritt, indem bei einem Sturm faſt<lb/>
alle Einwohner hingemetzelt wurden. Heil uns!<lb/>
daß wir Blutſzenen in Europa gar nicht mehr,<lb/>
und an den Graͤnzen nur ſelten und nothgedrun¬<lb/>
gen erblicken; daß auch, wenn ja Krieg beſteht,<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[148/0160]
liche und dennoch unſchaͤdliche Einmengungen ver¬
beſſerten den Geſchmack.
Die Anſtalten, Fleiſchwerk durch Rauch dauer¬
haft zu machen, hatten Thurmhoͤhe. Der Rauch
ward durch lang empor gewundene Roͤhren ge¬
leitet, und zog ſich ſo feiner in die Maſſen.
Durch fette Weiden wohl genaͤhrt, lieferten die
Schlachtthiere ſchon ein ungemein nahrungge¬
haltiges Fleiſch, und uͤberaus zart war der
Geſchmack der hier geraͤucherten Gaͤnſebruͤſte,
Schinken u. ſ. w. Leckermaͤuler gaben ihnen den
Rang vor allen uͤbrigen in Europa.
Es laͤßt ſich deuten, wie das Volk in dieſen
Gegenden, ohnehin ſo wohlhabend, auch durch
dieſe Urſachen ſtark an Knochenbau und Muskeln
geweſen ſein muͤſſe. —
Man langte endlich in der weitlaͤuftigen und
freundlich gebauten Vorſtadt Praga vor Warſchau
an. Hier ereignete ſich, ſagte Gelino, um das
Ende des achtzehnten Jahrhunderts ein ſchau¬
derhafter Auftritt, indem bei einem Sturm faſt
alle Einwohner hingemetzelt wurden. Heil uns!
daß wir Blutſzenen in Europa gar nicht mehr,
und an den Graͤnzen nur ſelten und nothgedrun¬
gen erblicken; daß auch, wenn ja Krieg beſteht,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/160>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.