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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810.

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nieren von Archangel, sehr von leckeren Gaumen
beliebt, aus einer Surinamschen Schnecke, de¬
ren gewundenes gesprenkeltes Haus einen Kürbis
an Größe übertraf, und aus Vogelnesten, wohl¬
erhalten von Tunkin gebracht. Wein von Cipern
und Buenos Aires, Sorbet in Ispahan verfer¬
tigt, perlten in Kristallflaschen. -- Warum gebt
ihr uns Speise und Getränk aus ferner Zone?
fragte Gelino einen Diener, ob ihr gleich in
eurem gesegneten Lande köstlichen Ueberfluß er¬
zieht. Wird es uns doch wohlfeil in den Hafen
gebracht, und gegen unsere Erzeugnisse vertauscht,
war die Antwort.

Sie gingen noch auf einen Ball, wo sehr
schöne, doch an Betragen überaus sittsam züch¬
tige, Mädchen tanzten. Gelino sagte: Ihre For¬
men sind zart und athmen Harmonie, doch die
frisch lebendige Fülle, welche wir an den Gra¬
zien in Polen sahn, mangelt ihnen dennoch.
Allein der Abkunft ist dies zuzuschreiben, ihre
Vorältern lebten einst in argem Sittenverderb.
Jetzt dagegen giebt es nirgend auf der Erde keu¬
schere Frauen, wie zu Berlin, und zwar sind sie
das aus lauter Geschmack. Die Feinsinnigen
wissen, daß man nur durch Keuschheit sich die

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nieren von Archangel, ſehr von leckeren Gaumen
beliebt, aus einer Surinamſchen Schnecke, de¬
ren gewundenes geſprenkeltes Haus einen Kuͤrbis
an Groͤße uͤbertraf, und aus Vogelneſten, wohl¬
erhalten von Tunkin gebracht. Wein von Cipern
und Buenos Aires, Sorbet in Iſpahan verfer¬
tigt, perlten in Kriſtallflaſchen. — Warum gebt
ihr uns Speiſe und Getraͤnk aus ferner Zone?
fragte Gelino einen Diener, ob ihr gleich in
eurem geſegneten Lande koͤſtlichen Ueberfluß er¬
zieht. Wird es uns doch wohlfeil in den Hafen
gebracht, und gegen unſere Erzeugniſſe vertauſcht,
war die Antwort.

Sie gingen noch auf einen Ball, wo ſehr
ſchoͤne, doch an Betragen uͤberaus ſittſam zuͤch¬
tige, Maͤdchen tanzten. Gelino ſagte: Ihre For¬
men ſind zart und athmen Harmonie, doch die
friſch lebendige Fuͤlle, welche wir an den Gra¬
zien in Polen ſahn, mangelt ihnen dennoch.
Allein der Abkunft iſt dies zuzuſchreiben, ihre
Voraͤltern lebten einſt in argem Sittenverderb.
Jetzt dagegen giebt es nirgend auf der Erde keu¬
ſchere Frauen, wie zu Berlin, und zwar ſind ſie
das aus lauter Geſchmack. Die Feinſinnigen
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[179/0191] nieren von Archangel, ſehr von leckeren Gaumen beliebt, aus einer Surinamſchen Schnecke, de¬ ren gewundenes geſprenkeltes Haus einen Kuͤrbis an Groͤße uͤbertraf, und aus Vogelneſten, wohl¬ erhalten von Tunkin gebracht. Wein von Cipern und Buenos Aires, Sorbet in Iſpahan verfer¬ tigt, perlten in Kriſtallflaſchen. — Warum gebt ihr uns Speiſe und Getraͤnk aus ferner Zone? fragte Gelino einen Diener, ob ihr gleich in eurem geſegneten Lande koͤſtlichen Ueberfluß er¬ zieht. Wird es uns doch wohlfeil in den Hafen gebracht, und gegen unſere Erzeugniſſe vertauſcht, war die Antwort. Sie gingen noch auf einen Ball, wo ſehr ſchoͤne, doch an Betragen uͤberaus ſittſam zuͤch¬ tige, Maͤdchen tanzten. Gelino ſagte: Ihre For¬ men ſind zart und athmen Harmonie, doch die friſch lebendige Fuͤlle, welche wir an den Gra¬ zien in Polen ſahn, mangelt ihnen dennoch. Allein der Abkunft iſt dies zuzuſchreiben, ihre Voraͤltern lebten einſt in argem Sittenverderb. Jetzt dagegen giebt es nirgend auf der Erde keu¬ ſchere Frauen, wie zu Berlin, und zwar ſind ſie das aus lauter Geſchmack. Die Feinſinnigen wiſſen, daß man nur durch Keuſchheit ſich die M 2

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Zitationshilfe: Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/191>, abgerufen am 21.11.2024.