eben Bescheidenheit, was die Väter an dem Kö¬ nigsohn straften?
Allerdings, doch seine Geburt, sein Beruf, die Jahre welche er vor dir voraus hat, leiteten des Tribunals Urtheil. Du aber, den kein Purpur erwartet, sollst mehr streben als wähnen erstrebt zu haben.
Ich strebe fort, guter Lehrer, entgegnete der Jüngling, aber ich weiß auch, daß ich schon er¬ strebte.
Dann ward er nachdenkend, und rief, in eini¬ gen Schmerz aufwallend: O es muß göttlich sein, von einem Throne herab zu gebieten!
Beneide die Monarchen nicht, warnte Gelino, schwer ist ihr Amt.
Leicht, leicht! schwärmte Guido. Darf ich die Kräfte zusammenfassen, kann ich auch mäch¬ tig damit walten. Spannt mir nur Sonnen¬ rosse an den Wagen, ich will sie schon durch den Aether lenken!
"Und doch läßt jene Mithe den Verwe¬ genen, der es unternahm, seinen Untergang finden."
Ein Furchtsamer hat sie erdacht. An Phaetons
eben Beſcheidenheit, was die Vaͤter an dem Koͤ¬ nigſohn ſtraften?
Allerdings, doch ſeine Geburt, ſein Beruf, die Jahre welche er vor dir voraus hat, leiteten des Tribunals Urtheil. Du aber, den kein Purpur erwartet, ſollſt mehr ſtreben als waͤhnen erſtrebt zu haben.
Ich ſtrebe fort, guter Lehrer, entgegnete der Juͤngling, aber ich weiß auch, daß ich ſchon er¬ ſtrebte.
Dann ward er nachdenkend, und rief, in eini¬ gen Schmerz aufwallend: O es muß goͤttlich ſein, von einem Throne herab zu gebieten!
Beneide die Monarchen nicht, warnte Gelino, ſchwer iſt ihr Amt.
Leicht, leicht! ſchwaͤrmte Guido. Darf ich die Kraͤfte zuſammenfaſſen, kann ich auch maͤch¬ tig damit walten. Spannt mir nur Sonnen¬ roſſe an den Wagen, ich will ſie ſchon durch den Aether lenken!
„Und doch laͤßt jene Mithe den Verwe¬ genen, der es unternahm, ſeinen Untergang finden.“
Ein Furchtſamer hat ſie erdacht. An Phaetons
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eben Beſcheidenheit, was die Vaͤter an dem Koͤ¬
nigſohn ſtraften?
Allerdings, doch ſeine Geburt, ſein Beruf,
die Jahre welche er vor dir voraus hat, leiteten
des Tribunals Urtheil. Du aber, den kein
Purpur erwartet, ſollſt mehr ſtreben als waͤhnen
erſtrebt zu haben.
Ich ſtrebe fort, guter Lehrer, entgegnete der
Juͤngling, aber ich weiß auch, daß ich ſchon er¬
ſtrebte.
Dann ward er nachdenkend, und rief, in eini¬
gen Schmerz aufwallend: O es muß goͤttlich
ſein, von einem Throne herab zu gebieten!
Beneide die Monarchen nicht, warnte Gelino,
ſchwer iſt ihr Amt.
Leicht, leicht! ſchwaͤrmte Guido. Darf ich
die Kraͤfte zuſammenfaſſen, kann ich auch maͤch¬
tig damit walten. Spannt mir nur Sonnen¬
roſſe an den Wagen, ich will ſie ſchon durch den
Aether lenken!
„Und doch laͤßt jene Mithe den Verwe¬
genen, der es unternahm, ſeinen Untergang
finden.“
Ein Furchtſamer hat ſie erdacht. An Phaetons
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Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/219>, abgerufen am 24.11.2024.
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