Gewißheit verfahren wurde, daß ein davon be¬ reiteter Zünder, jedesmal die Explosion in dem Augenblicke vollzog, den der Konstabler wünschte, (eine Fertigkeit, welche man Ehedem nicht er¬ rang), so ward, indem man nach einer feind¬ lichen Stadt warf, die Entzündung gemeinhin bewirkt, wenn die Bombe in der Höhe von ei¬ nigen hundert Schuhen über den Dächern an¬ gekommen war. Nun breiteten sich die größeren Granaten der Füllung, deren Explosion nach Maaßgabe der Größe des Orts erfolgte, so aus, daß dieser mit den letzten Kugeln und den Trüm¬ mern der schon gesprungenen, überdeckt wurde, wobei das nach allen Richtungen sprühende Feuer die Verwüstung vollendete.
Der nahe Ruin jeder belagerten Festung war unter diesen Umständen unvermeidlich. Allein die Festungen wurden dermalen auf Höhen an¬ gelegt, wo, ohne Wasser zu finden, tief zu gra¬ ben war. Man wölbte dann hundert Schuh un¬ ter der Erde Straßen aus, die durch Zuglöcher von oben Luft empfingen, und beständig durch Laternen erleuchtet wurden. Von diesen waren höhlenartige, doch gut gemauerte und mit Be¬ quemlichkeit versehene, Wohnungen seitwärts ein¬
Gewißheit verfahren wurde, daß ein davon be¬ reiteter Zuͤnder, jedesmal die Exploſion in dem Augenblicke vollzog, den der Konſtabler wuͤnſchte, (eine Fertigkeit, welche man Ehedem nicht er¬ rang), ſo ward, indem man nach einer feind¬ lichen Stadt warf, die Entzuͤndung gemeinhin bewirkt, wenn die Bombe in der Hoͤhe von ei¬ nigen hundert Schuhen uͤber den Daͤchern an¬ gekommen war. Nun breiteten ſich die groͤßeren Granaten der Fuͤllung, deren Exploſion nach Maaßgabe der Groͤße des Orts erfolgte, ſo aus, daß dieſer mit den letzten Kugeln und den Truͤm¬ mern der ſchon geſprungenen, uͤberdeckt wurde, wobei das nach allen Richtungen ſpruͤhende Feuer die Verwuͤſtung vollendete.
Der nahe Ruin jeder belagerten Feſtung war unter dieſen Umſtaͤnden unvermeidlich. Allein die Feſtungen wurden dermalen auf Hoͤhen an¬ gelegt, wo, ohne Waſſer zu finden, tief zu gra¬ ben war. Man woͤlbte dann hundert Schuh un¬ ter der Erde Straßen aus, die durch Zugloͤcher von oben Luft empfingen, und beſtaͤndig durch Laternen erleuchtet wurden. Von dieſen waren hoͤhlenartige, doch gut gemauerte und mit Be¬ quemlichkeit verſehene, Wohnungen ſeitwaͤrts ein¬
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0084"n="72"/>
Gewißheit verfahren wurde, daß ein davon be¬<lb/>
reiteter Zuͤnder, jedesmal die Exploſion in dem<lb/>
Augenblicke vollzog, den der Konſtabler wuͤnſchte,<lb/>
(eine Fertigkeit, welche man Ehedem nicht er¬<lb/>
rang), ſo ward, indem man nach einer feind¬<lb/>
lichen Stadt warf, die Entzuͤndung gemeinhin<lb/>
bewirkt, wenn die Bombe in der Hoͤhe von ei¬<lb/>
nigen hundert Schuhen uͤber den Daͤchern an¬<lb/>
gekommen war. Nun breiteten ſich die groͤßeren<lb/>
Granaten der Fuͤllung, deren Exploſion nach<lb/>
Maaßgabe der Groͤße des Orts erfolgte, ſo aus,<lb/>
daß dieſer mit den letzten Kugeln und den Truͤm¬<lb/>
mern der ſchon geſprungenen, uͤberdeckt wurde,<lb/>
wobei das nach allen Richtungen ſpruͤhende Feuer<lb/>
die Verwuͤſtung vollendete.</p><lb/><p>Der nahe Ruin jeder belagerten Feſtung war<lb/>
unter dieſen Umſtaͤnden unvermeidlich. Allein<lb/>
die Feſtungen wurden dermalen auf Hoͤhen an¬<lb/>
gelegt, wo, ohne Waſſer zu finden, tief zu gra¬<lb/>
ben war. Man woͤlbte dann hundert Schuh un¬<lb/>
ter der Erde Straßen aus, die durch Zugloͤcher<lb/>
von oben Luft empfingen, und beſtaͤndig durch<lb/>
Laternen erleuchtet wurden. Von dieſen waren<lb/>
hoͤhlenartige, doch gut gemauerte und mit Be¬<lb/>
quemlichkeit verſehene, Wohnungen ſeitwaͤrts ein¬<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[72/0084]
Gewißheit verfahren wurde, daß ein davon be¬
reiteter Zuͤnder, jedesmal die Exploſion in dem
Augenblicke vollzog, den der Konſtabler wuͤnſchte,
(eine Fertigkeit, welche man Ehedem nicht er¬
rang), ſo ward, indem man nach einer feind¬
lichen Stadt warf, die Entzuͤndung gemeinhin
bewirkt, wenn die Bombe in der Hoͤhe von ei¬
nigen hundert Schuhen uͤber den Daͤchern an¬
gekommen war. Nun breiteten ſich die groͤßeren
Granaten der Fuͤllung, deren Exploſion nach
Maaßgabe der Groͤße des Orts erfolgte, ſo aus,
daß dieſer mit den letzten Kugeln und den Truͤm¬
mern der ſchon geſprungenen, uͤberdeckt wurde,
wobei das nach allen Richtungen ſpruͤhende Feuer
die Verwuͤſtung vollendete.
Der nahe Ruin jeder belagerten Feſtung war
unter dieſen Umſtaͤnden unvermeidlich. Allein
die Feſtungen wurden dermalen auf Hoͤhen an¬
gelegt, wo, ohne Waſſer zu finden, tief zu gra¬
ben war. Man woͤlbte dann hundert Schuh un¬
ter der Erde Straßen aus, die durch Zugloͤcher
von oben Luft empfingen, und beſtaͤndig durch
Laternen erleuchtet wurden. Von dieſen waren
hoͤhlenartige, doch gut gemauerte und mit Be¬
quemlichkeit verſehene, Wohnungen ſeitwaͤrts ein¬
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/84>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.