Guido sah alle diese Anordnungen bewun¬ dernd. Sein Gemüth ward entflammt, der Ruhm eine solche Feste einst glorreich zu vertheidigen, oder glorreich einzunehmen, gewann einen ho¬ hen Reiz für ihn. Sein mathematischer, erfin¬ dungreicher Kopf wußte auch von einer Menge Verbesserungen zu reden, die man am Geschoß, an den Minen und anderen Kriegverrichtungen gültig machen könne. Gelino lobte dies feurige Umfassen eines hohen Gegenstandes, setzte hinzu: ihn könne leicht der Kaiser einst beim Heere be¬ schäftigen, und lobenswerth müsse es dann sein, wenn er sich des hoffenden Vertrauens würdig mache. Bei dem allen sei aber nichts lebhafter zu wünschen, als daß die Völker des gesammten Erdbodens dem Beispiele jener von Europa folg¬ ten, und, ein Welttribunal zum Schlichten aller Streitfälle unter Nationen errichtend, die Kriege für ewig aufhöben.
Dies ist auch einer von Inis Gedanken, ver¬ setzte Guido, aber wodurch soll dann die Kraft Ruhm erwerben? Dann ist keine so hohe Ge¬ stalt mehr auszubilden, wie jene, die das Gemälde von Wallhalla in Athen zeigt. Nur
Guido ſah alle dieſe Anordnungen bewun¬ dernd. Sein Gemuͤth ward entflammt, der Ruhm eine ſolche Feſte einſt glorreich zu vertheidigen, oder glorreich einzunehmen, gewann einen ho¬ hen Reiz fuͤr ihn. Sein mathematiſcher, erfin¬ dungreicher Kopf wußte auch von einer Menge Verbeſſerungen zu reden, die man am Geſchoß, an den Minen und anderen Kriegverrichtungen guͤltig machen koͤnne. Gelino lobte dies feurige Umfaſſen eines hohen Gegenſtandes, ſetzte hinzu: ihn koͤnne leicht der Kaiſer einſt beim Heere be¬ ſchaͤftigen, und lobenswerth muͤſſe es dann ſein, wenn er ſich des hoffenden Vertrauens wuͤrdig mache. Bei dem allen ſei aber nichts lebhafter zu wuͤnſchen, als daß die Voͤlker des geſammten Erdbodens dem Beiſpiele jener von Europa folg¬ ten, und, ein Welttribunal zum Schlichten aller Streitfaͤlle unter Nationen errichtend, die Kriege fuͤr ewig aufhoͤben.
Dies iſt auch einer von Inis Gedanken, ver¬ ſetzte Guido, aber wodurch ſoll dann die Kraft Ruhm erwerben? Dann iſt keine ſo hohe Ge¬ ſtalt mehr auszubilden, wie jene, die das Gemaͤlde von Wallhalla in Athen zeigt. Nur
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0088"n="76"/><p>Guido ſah alle dieſe Anordnungen bewun¬<lb/>
dernd. Sein Gemuͤth ward entflammt, der Ruhm<lb/>
eine ſolche Feſte einſt glorreich zu vertheidigen,<lb/>
oder glorreich einzunehmen, gewann einen ho¬<lb/>
hen Reiz fuͤr ihn. Sein mathematiſcher, erfin¬<lb/>
dungreicher Kopf wußte auch von einer Menge<lb/>
Verbeſſerungen zu reden, die man am Geſchoß,<lb/>
an den Minen und anderen Kriegverrichtungen<lb/>
guͤltig machen koͤnne. Gelino lobte dies feurige<lb/>
Umfaſſen eines hohen Gegenſtandes, ſetzte hinzu:<lb/>
ihn koͤnne leicht der Kaiſer einſt beim Heere be¬<lb/>ſchaͤftigen, und lobenswerth muͤſſe es dann ſein,<lb/>
wenn er ſich des hoffenden Vertrauens wuͤrdig<lb/>
mache. Bei dem allen ſei aber nichts lebhafter<lb/>
zu wuͤnſchen, als daß die Voͤlker des geſammten<lb/>
Erdbodens dem Beiſpiele jener von Europa folg¬<lb/>
ten, und, ein Welttribunal zum Schlichten aller<lb/>
Streitfaͤlle unter Nationen errichtend, die Kriege<lb/>
fuͤr ewig aufhoͤben.</p><lb/><p>Dies iſt auch einer von Inis Gedanken, ver¬<lb/>ſetzte Guido, aber wodurch ſoll dann die Kraft<lb/>
Ruhm erwerben? Dann iſt keine ſo hohe Ge¬<lb/>ſtalt mehr auszubilden, wie jene, die das<lb/>
Gemaͤlde von Wallhalla in Athen zeigt. Nur<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[76/0088]
Guido ſah alle dieſe Anordnungen bewun¬
dernd. Sein Gemuͤth ward entflammt, der Ruhm
eine ſolche Feſte einſt glorreich zu vertheidigen,
oder glorreich einzunehmen, gewann einen ho¬
hen Reiz fuͤr ihn. Sein mathematiſcher, erfin¬
dungreicher Kopf wußte auch von einer Menge
Verbeſſerungen zu reden, die man am Geſchoß,
an den Minen und anderen Kriegverrichtungen
guͤltig machen koͤnne. Gelino lobte dies feurige
Umfaſſen eines hohen Gegenſtandes, ſetzte hinzu:
ihn koͤnne leicht der Kaiſer einſt beim Heere be¬
ſchaͤftigen, und lobenswerth muͤſſe es dann ſein,
wenn er ſich des hoffenden Vertrauens wuͤrdig
mache. Bei dem allen ſei aber nichts lebhafter
zu wuͤnſchen, als daß die Voͤlker des geſammten
Erdbodens dem Beiſpiele jener von Europa folg¬
ten, und, ein Welttribunal zum Schlichten aller
Streitfaͤlle unter Nationen errichtend, die Kriege
fuͤr ewig aufhoͤben.
Dies iſt auch einer von Inis Gedanken, ver¬
ſetzte Guido, aber wodurch ſoll dann die Kraft
Ruhm erwerben? Dann iſt keine ſo hohe Ge¬
ſtalt mehr auszubilden, wie jene, die das
Gemaͤlde von Wallhalla in Athen zeigt. Nur
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend
gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien
von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem
DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
Voß, Julius von: Ini. Ein Roman aus dem ein und zwanzigsten Jahrhundert. Berlin, 1810, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_ini_1810/88>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.