Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Das ist Segen vom Herrn! Fürwahr, wiedie Bienen und Vögel, Möchte man schwelgen im Duft: Herr Gott, dich loben wir! singend! Aber die Braut, wo bleibt sie? die sonst mit dem Hahne mir aufsteht, Und mir am Pult den Kaffe besorgt! Nichts hört' ich noch trippeln Über mir! Ganz gewiss, sie verschläft des Bräutigams Ankunft! 100 Ihm antwortete drauf die alte verstän- dige Hausfrau: Mann, wie du reden kannst! Sie verschläft des Bräutigams Ankunft? Unsere rasche Luise? Gewiss, sie steht vor dem Spiegel, Kleidet sich, ordnet ihr Haar in schlau erkünstelter Einfalt, LUISE Das iſt Segen vom Herrn! Fürwahr, wiedie Bienen und Vögel, Möchte man ſchwelgen im Duft: Herr Gott, dich loben wir! ſingend! Aber die Braut, wo bleibt ſie? die ſonſt mit dem Hahne mir aufſteht, Und mir am Pult den Kaffe beſorgt! Nichts hört’ ich noch trippeln Über mir! Ganz gewiſs, ſie verſchläft des Bräutigams Ankunft! 100 Ihm antwortete drauf die alte verſtän- dige Hausfrau: Mann, wie du reden kannſt! Sie verſchläft des Bräutigams Ankunft? Unſere raſche Luiſe? Gewiſs, ſie ſteht vor dem Spiegel, Kleidet ſich, ordnet ihr Haar in ſchlau erkünſtelter Einfalt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0100" n="88"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Das iſt Segen vom Herrn! Fürwahr, wie<lb/> die Bienen und Vögel,<lb/> Möchte man ſchwelgen im Duft: Herr<lb/> Gott, dich loben wir! ſingend!<lb/> Aber die Braut, wo bleibt ſie? die ſonſt<lb/> mit dem Hahne mir aufſteht,<lb/> Und mir am Pult den Kaffe beſorgt! Nichts<lb/> hört’ ich noch trippeln<lb/> Über mir! Ganz gewiſs, ſie verſchläft des<lb/> Bräutigams Ankunft! <lb n="100"/> Ihm antwortete drauf die alte verſtän-<lb/> dige Hausfrau:<lb/> Mann, wie du reden kannſt! Sie verſchläft<lb/> des Bräutigams Ankunft?<lb/> Unſere raſche Luiſe? Gewiſs, ſie ſteht<lb/> vor dem Spiegel,<lb/> Kleidet ſich, ordnet ihr Haar in ſchlau<lb/> erkünſtelter Einfalt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0100]
LUISE
Das iſt Segen vom Herrn! Fürwahr, wie
die Bienen und Vögel,
Möchte man ſchwelgen im Duft: Herr
Gott, dich loben wir! ſingend!
Aber die Braut, wo bleibt ſie? die ſonſt
mit dem Hahne mir aufſteht,
Und mir am Pult den Kaffe beſorgt! Nichts
hört’ ich noch trippeln
Über mir! Ganz gewiſs, ſie verſchläft des
Bräutigams Ankunft! 100
Ihm antwortete drauf die alte verſtän-
dige Hausfrau:
Mann, wie du reden kannſt! Sie verſchläft
des Bräutigams Ankunft?
Unſere raſche Luiſe? Gewiſs, ſie ſteht
vor dem Spiegel,
Kleidet ſich, ordnet ihr Haar in ſchlau
erkünſtelter Einfalt,
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