Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.DRITTE IDYLLE Schön sind die Trauben dies Jahr und diePfirsiche, gross und balsamisch! Aber wischen Sie, Karl, den blauen Duft von den Pflaumen; Fühlen Sie solche heraus, die vom Steine los und am Stengel 35 Runzelich sind: frisch hat sie mein Hans von dem Baume geschüttelt. Töchterchen, schaff' auch Licht, und den grünen Schirm für die Gräfin. Denn ich darf doch hoffen, sie gönnen uns ihre Gesellschaft Heute bei Butterbrot; wir gebens so gut wir es haben. Jene sprachs; ihr erwiederte drauf die gesellige Gräfin: 40 Selber uns einzuladen, gedachten wir. Aber kein Aufwand! DRITTE IDYLLE Schön ſind die Trauben dies Jahr und diePfirſiche, groſs und balſamiſch! Aber wiſchen Sie, Karl, den blauen Duft von den Pflaumen; Fühlen Sie ſolche heraus, die vom Steine los und am Stengel 35 Runzelich sind: friſch hat ſie mein Hans von dem Baume geſchüttelt. Töchterchen, ſchaff’ auch Licht, und den grünen Schirm für die Gräfin. Denn ich darf doch hoffen, ſie gönnen uns ihre Geſellſchaft Heute bei Butterbrot; wir gebens ſo gut wir es haben. Jene ſprachs; ihr erwiederte drauf die geſellige Gräfin: 40 Selber uns einzuladen, gedachten wir. Aber kein Aufwand! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0137" n="123"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">DRITTE IDYLLE</hi></fw><lb/> Schön ſind die Trauben dies Jahr und die<lb/> Pfirſiche, groſs und balſamiſch!<lb/> Aber wiſchen Sie, Karl, den blauen Duft<lb/> von den Pflaumen;<lb/> Fühlen Sie ſolche heraus, die vom Steine<lb/> los und am Stengel <lb n="35"/> Runzelich sind: friſch hat ſie mein Hans<lb/> von dem Baume geſchüttelt.<lb/> Töchterchen, ſchaff’ auch Licht, und den<lb/> grünen Schirm für die Gräfin.<lb/> Denn ich darf doch hoffen, ſie gönnen<lb/> uns ihre Geſellſchaft<lb/> Heute bei Butterbrot; wir gebens ſo gut<lb/> wir es haben.<lb/> Jene ſprachs; ihr erwiederte drauf die<lb/> geſellige Gräfin: <lb n="40"/> Selber uns einzuladen, gedachten wir.<lb/> Aber kein Aufwand!<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [123/0137]
DRITTE IDYLLE
Schön ſind die Trauben dies Jahr und die
Pfirſiche, groſs und balſamiſch!
Aber wiſchen Sie, Karl, den blauen Duft
von den Pflaumen;
Fühlen Sie ſolche heraus, die vom Steine
los und am Stengel 35
Runzelich sind: friſch hat ſie mein Hans
von dem Baume geſchüttelt.
Töchterchen, ſchaff’ auch Licht, und den
grünen Schirm für die Gräfin.
Denn ich darf doch hoffen, ſie gönnen
uns ihre Geſellſchaft
Heute bei Butterbrot; wir gebens ſo gut
wir es haben.
Jene ſprachs; ihr erwiederte drauf die
geſellige Gräfin: 40
Selber uns einzuladen, gedachten wir.
Aber kein Aufwand!
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