Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Drohend erwiederte drauf die freund-liche schöne Luise: Spötterin, nicht so getrozt! Dir glühn die schelmischen Äuglein 115 Nicht umsonst; und ich fühle, wie mäch- tig es hier in dem warmen Wallenden Busen dir pocht. Ein Jüng- ferchen streubet sich minder, Und ein anderes mehr; doch folgen sie alle nicht ungern. Warum hülfe man doch so ämsiglich, um der Gespielin Ihr hochzeitlich Gewand zu fertigen, oder den Brautkranz 120 Froh, mit leisem Gesang' und Seufzerchen, und mit Gelächter? Aber du musst doch sehen, wie unsere schöne Besezung LUISE Drohend erwiederte drauf die freund-liche ſchöne Luiſe: Spötterin, nicht ſo getrozt! Dir glühn die ſchelmiſchen Äuglein 115 Nicht umſonſt; und ich fühle, wie mäch- tig es hier in dem warmen Wallenden Buſen dir pocht. Ein Jüng- ferchen ſtreubet ſich minder, Und ein anderes mehr; doch folgen ſie alle nicht ungern. Warum hülfe man doch ſo ämſiglich, um der Geſpielin Ihr hochzeitlich Gewand zu fertigen, oder den Brautkranz 120 Froh, mit leiſem Geſang’ und Seufzerchen, und mit Gelächter? Aber du muſst doch ſehen, wie unſere ſchöne Beſezung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0146" n="132"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Drohend erwiederte drauf die freund-<lb/> liche ſchöne Luiſe:<lb/> Spötterin, nicht ſo getrozt! Dir glühn<lb/> die ſchelmiſchen Äuglein <lb n="115"/> Nicht umſonſt; und ich fühle, wie mäch-<lb/> tig es hier in dem warmen<lb/> Wallenden Buſen dir pocht. Ein Jüng-<lb/> ferchen ſtreubet ſich minder,<lb/> Und ein anderes mehr; doch folgen ſie<lb/> alle nicht ungern.<lb/> Warum hülfe man doch ſo ämſiglich, um<lb/> der Geſpielin<lb/> Ihr hochzeitlich Gewand zu fertigen, oder<lb/> den Brautkranz <lb n="120"/> Froh, mit leiſem Geſang’ und Seufzerchen,<lb/> und mit Gelächter?<lb/> Aber du muſst doch ſehen, wie unſere<lb/> ſchöne Beſezung<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [132/0146]
LUISE
Drohend erwiederte drauf die freund-
liche ſchöne Luiſe:
Spötterin, nicht ſo getrozt! Dir glühn
die ſchelmiſchen Äuglein 115
Nicht umſonſt; und ich fühle, wie mäch-
tig es hier in dem warmen
Wallenden Buſen dir pocht. Ein Jüng-
ferchen ſtreubet ſich minder,
Und ein anderes mehr; doch folgen ſie
alle nicht ungern.
Warum hülfe man doch ſo ämſiglich, um
der Geſpielin
Ihr hochzeitlich Gewand zu fertigen, oder
den Brautkranz 120
Froh, mit leiſem Geſang’ und Seufzerchen,
und mit Gelächter?
Aber du muſst doch ſehen, wie unſere
ſchöne Beſezung
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