Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.DRITTE IDYLLE Stünden ein feineres Hemd und seideneStrümpfe nicht unrecht. Nickend erwiederte drauf das rosen- wangige Mägdlein: 160 Grossen Dank! ich trage mein Hemd, wie es wackeren Jungfraun Ziemt, beständig von feiner und selbstge- sponnener Leinwand! Schaue nur hier am Halse! Wozu denn das saubere Spinnrad, Welches Papa mir geschenkt, die zarte- sten Flocken zu spinnen, Während er liest im Gesurr am heimlichen Winterabend, 165 Oder Geschichten erzählt! Dein Scherz mit den seidenen Strümpfen Ginge noch wohl, wenn dirs, Brautjüng- ferchen, also gelüstet. DRITTE IDYLLE Stünden ein feineres Hemd und ſeideneStrümpfe nicht unrecht. Nickend erwiederte drauf das roſen- wangige Mägdlein: 160 Groſsen Dank! ich trage mein Hemd, wie es wackeren Jungfraun Ziemt, beſtändig von feiner und ſelbſtge- ſponnener Leinwand! Schaue nur hier am Halſe! Wozu denn das ſaubere Spinnrad, Welches Papa mir geſchenkt, die zarte- ſten Flocken zu ſpinnen, Während er lieſt im Geſurr am heimlichen Winterabend, 165 Oder Geſchichten erzählt! Dein Scherz mit den ſeidenen Strümpfen Ginge noch wohl, wenn dirs, Brautjüng- ferchen, alſo gelüſtet. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0151" n="137"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">DRITTE IDYLLE</hi></fw><lb/> Stünden ein feineres Hemd und ſeidene<lb/> Strümpfe nicht unrecht.<lb/> Nickend erwiederte drauf das roſen-<lb/> wangige Mägdlein: <lb n="160"/> Groſsen Dank! ich trage mein Hemd, wie<lb/> es wackeren Jungfraun<lb/> Ziemt, beſtändig von feiner und ſelbſtge-<lb/> ſponnener Leinwand!<lb/> Schaue nur hier am Halſe! Wozu denn<lb/> das ſaubere Spinnrad,<lb/> Welches Papa mir geſchenkt, die zarte-<lb/> ſten Flocken zu ſpinnen,<lb/> Während er lieſt im Geſurr am heimlichen<lb/> Winterabend, <lb n="165"/> Oder Geſchichten erzählt! Dein Scherz<lb/> mit den ſeidenen Strümpfen<lb/> Ginge noch wohl, wenn dirs, Brautjüng-<lb/> ferchen, alſo gelüſtet.<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [137/0151]
DRITTE IDYLLE
Stünden ein feineres Hemd und ſeidene
Strümpfe nicht unrecht.
Nickend erwiederte drauf das roſen-
wangige Mägdlein: 160
Groſsen Dank! ich trage mein Hemd, wie
es wackeren Jungfraun
Ziemt, beſtändig von feiner und ſelbſtge-
ſponnener Leinwand!
Schaue nur hier am Halſe! Wozu denn
das ſaubere Spinnrad,
Welches Papa mir geſchenkt, die zarte-
ſten Flocken zu ſpinnen,
Während er lieſt im Geſurr am heimlichen
Winterabend, 165
Oder Geſchichten erzählt! Dein Scherz
mit den ſeidenen Strümpfen
Ginge noch wohl, wenn dirs, Brautjüng-
ferchen, alſo gelüſtet.
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