Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.LUISE Hastiger dreht' er den Wender, und re-dete, laut ausrufend: Herzensfrau, was sagt sie? Getraut ist das Jüngferchen wirklich? Jezt in der Stube getraut? Das hätt' ich nimmer vermutet! 440 Als sie vorher mit der Braut hinschäker- ten: Spielt nur, ihr Leutlein! Dacht ich bei mir einfältig; es kälbert sich wohl in der Jugend! Hüpft doch das Lamm auf der Weid', und stampft das Füllen, und walzet! Aber wie steht der Jungfer das Hochzeit- kleid und der Brautkranz? Also Hans; und lächelnd zu Hedewig sagte die Mutter: 445 Wie sie da gast, und die Augen vor gro- sser Verwunderung aufsperrt! LUISE Haſtiger dreht’ er den Wender, und re-dete, laut ausrufend: Herzensfrau, was ſagt ſie? Getraut iſt das Jüngferchen wirklich? Jezt in der Stube getraut? Das hätt’ ich nimmer vermutet! 440 Als ſie vorher mit der Braut hinſchäker- ten: Spielt nur, ihr Leutlein! Dacht ich bei mir einfältig; es kälbert ſich wohl in der Jugend! Hüpft doch das Lamm auf der Weid’, und ſtampft das Füllen, und walzet! Aber wie ſteht der Jungfer das Hochzeit- kleid und der Brautkranz? Alſo Hans; und lächelnd zu Hedewig ſagte die Mutter: 445 Wie ſie da gaſt, und die Augen vor gro- ſser Verwunderung aufſperrt! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0182" n="168"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">LUISE</hi></fw><lb/> Haſtiger dreht’ er den Wender, und re-<lb/> dete, laut ausrufend:<lb/> Herzensfrau, was ſagt ſie? Getraut iſt<lb/> das Jüngferchen wirklich?<lb/> Jezt in der Stube getraut? Das hätt’ ich<lb/> nimmer vermutet! <lb n="440"/> Als ſie vorher mit der Braut hinſchäker-<lb/> ten: Spielt nur, ihr Leutlein!<lb/> Dacht ich bei mir einfältig; es kälbert<lb/> ſich wohl in der Jugend!<lb/> Hüpft doch das Lamm auf der Weid’, und<lb/> ſtampft das Füllen, und walzet!<lb/> Aber wie ſteht der Jungfer das Hochzeit-<lb/> kleid und der Brautkranz?<lb/> Alſo Hans; und lächelnd zu Hedewig<lb/> ſagte die Mutter: <lb n="445"/> Wie ſie da gaſt, und die Augen vor gro-<lb/> ſser Verwunderung aufſperrt!<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0182]
LUISE
Haſtiger dreht’ er den Wender, und re-
dete, laut ausrufend:
Herzensfrau, was ſagt ſie? Getraut iſt
das Jüngferchen wirklich?
Jezt in der Stube getraut? Das hätt’ ich
nimmer vermutet! 440
Als ſie vorher mit der Braut hinſchäker-
ten: Spielt nur, ihr Leutlein!
Dacht ich bei mir einfältig; es kälbert
ſich wohl in der Jugend!
Hüpft doch das Lamm auf der Weid’, und
ſtampft das Füllen, und walzet!
Aber wie ſteht der Jungfer das Hochzeit-
kleid und der Brautkranz?
Alſo Hans; und lächelnd zu Hedewig
ſagte die Mutter: 445
Wie ſie da gaſt, und die Augen vor gro-
ſser Verwunderung aufſperrt!
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Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/182>, abgerufen am 16.02.2025. |