Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795.DRITTE IDYLLE Von unruhiger Freude das Herz; und erkonnte nicht essen. Rasch nun verliess er den Stuhl, und be- deckte das Haupt mit der Müze, Warm, von streifichter Woll', und hob aus dem Winkel die Leuchte Von durchsichtigem Horn, bei deren Schein er des Abends 540 Drosch, und Häckerling schnitt, und den Pferden die Raufe voll Heu trug: Diese hob er vom Nagel herab; in die Tülle dann stellt' er Einen brennenden Stumpf, und verschloss die Thüre des Hornes. Gegen ihn wandte sich jezt die gefällige treue Susanna: Hans, warum so geeilt? Du siehst ja so wild aus den Augen! 545 DRITTE IDYLLE Von unruhiger Freude das Herz; und erkonnte nicht eſſen. Raſch nun verlieſs er den Stuhl, und be- deckte das Haupt mit der Müze, Warm, von ſtreifichter Woll’, und hob aus dem Winkel die Leuchte Von durchſichtigem Horn, bei deren Schein er des Abends 540 Droſch, und Häckerling ſchnitt, und den Pferden die Raufe voll Heu trug: Dieſe hob er vom Nagel herab; in die Tülle dann ſtellt’ er Einen brennenden Stumpf, und verſchloſs die Thüre des Hornes. Gegen ihn wandte ſich jezt die gefällige treue Suſanna: Hans, warum ſo geeilt? Du ſiehſt ja ſo wild aus den Augen! 545 <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0193" n="179"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">DRITTE IDYLLE</hi></fw><lb/> Von unruhiger Freude das Herz; und er<lb/> konnte nicht eſſen.<lb/> Raſch nun verlieſs er den Stuhl, und be-<lb/> deckte das Haupt mit der Müze,<lb/> Warm, von ſtreifichter Woll’, und hob<lb/> aus dem Winkel die Leuchte<lb/> Von durchſichtigem Horn, bei deren Schein<lb/> er des Abends <lb n="540"/> Droſch, und Häckerling ſchnitt, und den<lb/> Pferden die Raufe voll Heu trug:<lb/> Dieſe hob er vom Nagel herab; in die<lb/> Tülle dann ſtellt’ er<lb/> Einen brennenden Stumpf, und verſchloſs<lb/> die Thüre des Hornes.<lb/> Gegen ihn wandte ſich jezt die gefällige<lb/> treue Suſanna:<lb/> Hans, warum ſo geeilt? Du ſiehſt ja<lb/> ſo wild aus den Augen! <lb n="545"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [179/0193]
DRITTE IDYLLE
Von unruhiger Freude das Herz; und er
konnte nicht eſſen.
Raſch nun verlieſs er den Stuhl, und be-
deckte das Haupt mit der Müze,
Warm, von ſtreifichter Woll’, und hob
aus dem Winkel die Leuchte
Von durchſichtigem Horn, bei deren Schein
er des Abends 540
Droſch, und Häckerling ſchnitt, und den
Pferden die Raufe voll Heu trug:
Dieſe hob er vom Nagel herab; in die
Tülle dann ſtellt’ er
Einen brennenden Stumpf, und verſchloſs
die Thüre des Hornes.
Gegen ihn wandte ſich jezt die gefällige
treue Suſanna:
Hans, warum ſo geeilt? Du ſiehſt ja
ſo wild aus den Augen! 545
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Zitationshilfe: | Voß, Johann Heinrich: Luise. Ein ländliches Gedicht in 3 Idyllen. Königsberg, 1795, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/voss_luise_1795/193>, abgerufen am 16.02.2025. |